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- Jagdhörner bei Gesellschaftsjagd unverzichtbar
Die Zeit der Treib- und Drückjagden hat begonnen und damit auch in Wald und Feld der Klang der Jagdhörner. Die Tonfolgen sind weit mehr als Brauchtumspflege. Mit den Signalen verständigen sich die Jagdteilnehmer untereinander Foto: Frank Liebig, Jäger in Mecklenburg , CC BY-SA 3.0 DE Den größten Teil des Jahres gehen die Jäger alleine auf die Pirsch. Doch von Mitte Oktober bis in den Januar stellen sie gemeinsam dem Wild nach. Das reicht vom kleinen „Drückerchen“ im Revier mit einer guten Hand voll Freunden bis zu den großen Gesellschaftsjagden mit 100 oder mehr Teilnehmern. Wenn die Einladung zur Jagd schon Grund zur Freude ist, so sind die Jagdhornsignale am Tag der Jagd die Würze für ein erlebnisreiches Geschehen. Jagdgegner mögen sie für überkommene Rituale oder sentimentales Gedöns halten. Sie belegen mit dieser Einschätzung nur ihre Unkenntnis. Die allgemeinen Signale wie „Begrüßung“, „Jagd vorbei“ und „Halali“ oder das Verblasen der Strecke mit den Totsignalen, mit denen dem erlegten Wild die letzte Ehre erwiesen wird, könnten vielleicht noch als reine folkloristische Tradition abgetan werden. Spätestens aber bei den Jagdleitsignalen wird deutlich, dass der Klang der Hörner mehr als Brauchtumspflege und auch heute unverzichtbar ist. Er ist weithin hörbar und dient bei Gesellschaftsjagden zur Verständigung der Teilnehmer untereinander in unübersichtlichem Gelände und dort, wo Mobiltelefone keinen Empfang haben. Wie in einer Stafette werden die Kommandos teils über weite Entfernungen weitergegeben, bis sie auch beim Letzten angekommen sind und er sein Verhalten danach ausrichtet. Es geht um die Abstimmung der Jäger untereinander und der Jäger mit den Treibern. Damit wird der Jagdablauf gelenkt. Das Jagdhorn hat also hohen praktischen Wert. Jagdsignale sind lebenswichtig Die Signale haben aber auch lebenswichtige Bedeutung. Denn „Das Ganze – Anblasen des Treibens“ heißt nichts anderes, als dass die Jäger ihre Waffen laden und freigegebenes Wild beschießen dürfen. Die Treiber beginnen mit ihrer Arbeit. Und spätestens wenn „Hahn in Ruh“ erklingt, darf nicht mehr geschossen werden. Die Waffen sind sofort zu entladen. Zwischendurch gibt es Anweisungen zu klar definierten Aufgaben sowie Warnsignale und Hilferufe bei Gefahren und Unfällen. Die Bedeutung der Jagdsignale ist also nicht umsonst auch heute noch Ausbildungs- und Prüfungsinhalt für Jagdscheinanwärter. Der deutsche Barockkomponist Johann Valentin Görner hat die vielfältige Funktion des Jagdhorns 1744 in einem kleinen Gedicht beschrieben: Gefesselt hängt's mir an der Hüfte des Waidmanns Schmuck und blanke Zier, früh weckt es durch die Morgenlüfte, bläst an die Jagd: auf ins Revier! Es mahnet die Hunde, es gellt in der Not, es lockt in der Runde, es schmettert „Hirschtot“! Bereits in vorgeschichtlicher Zeit trug das Jagdhorn zum lebensnotwendigen Erfolg der Jagd bei. Im Mittelalter kam der Olifant zum Einsatz, eine aus Elfenbein gefertigte Trompete. In Frankreich wurde im 13. Jahrhundert im Jagdbuch „La chace dou cerf“ (Die Hirschjagd) der rege Gebrauch von Jagdsignalen beschrieben. Deutsche Jagdsignale hat erstmals der kursächsische Oberforst- und Wildmeister sowie Jagd- und Militärschriftsteller Johann Friedrich von Flemming Anfang des 18. Jahrhunderts in seinem Werk „Der vollkommene teutsche Jäger“ schriftlich fixiert. Heute werden im Alltag meist Fürst-Pless-Hörner verwendet. Selten findet man auf der Jagd mal ein Ventilhorn oder ein Taschenhorn, die beide anspruchsvoller zu spielen sind. Den Sauerländer Halbmond sieht man fast nur bei festlichen Anlässen. Häufiger finden sich Parforcehörner. Sie erklangen schon zu Zeiten der Parforcejagden mit den Fanfaren der „ chasse à courre “ aus Frankreich. In Deutschland wurden nach der napoleonischen Besatzungszeit neben den Reitjagden auch die Schleppjagden populär. Für sie gab es ebenfalls Jagdsignale und Fanfaren. Dieses ehemalige reiterliche Notenmaterial, das auf Reit- und Schleppjagden im 19. Jahrhundert geblasen wurde, ist größtenteils in den Weltkriegsjahren des 20. Jahrhunderts verloren gegangen. Einzig in der Heeres-Druckschrift 32 vom 1. September 1936 befinden sich einige alte Jagdsignale für Es-Parforcehörner. Heute werden wieder Jagdsignale und Fanfaren für Reit- und Schleppjagden angeboten. Richtlinien für Bläser-Wettbewerbe Für Wettbewerbe im Jagdhornblasen existiert eine Richtlinie des Deutschen Jagdverbandes (DJV). Darin sind verbindlich Vorgaben für Gruppengröße, Kleidung und die Verwendung des Fürst-Pless-Hornes, in der „Gemischten Gruppe“ auch die des Parforcehorns in B formuliert. Die Signale sind oft zweistimmig, mitunter einstimmig oder selten vierstimmig, in der „Gemischten Gruppe“ mitunter auch sechsstimmig. Ein Großteil der heutigen Jagdsignale jedoch stammt direkt aus der preußischen Militärzeit des 19. Jahrhunderts bzw. lässt sich mit kleinen Änderungen von ihnen ableiten. Allerdings hatten sie beim Militär eine andere Bedeutung. Diese Herkunft verdeutlicht bereits, dass Jagdsignale ursprünglich weder erbauliche „Musikstücke“ waren, noch einen künstlerischen Anspruch verfolgten. Die Anfänge der Jagdmusik reichen zwar bis in die Altsteinzeit zurück. Erst im 17. Jahrhundert aber wurden die Instrumente so verbessert, dass mehrstimmige Stücke gespielt möglich werden konnten. Die Weiterentwicklung der Hörner mündete in der Kunstmusik, etwa das „Glückwünschende Jagd-Ballett“ zum Geburtstag von Johann Friedrich von Brandenburg oder Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ und Johann Sebastian Bachs Kantate „Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“. Instrumentale Jagdmusik haben viele namhafte Komponisten geschrieben – von Vivaldi, Haydn und Mozart bis zu Anton Bruckner, Gustav Mahler und Felix Mendelssohn Bartholdy. Und nicht zuletzt die Hubertusmessen, die in den nächsten Tagen vielerorts erklingen, zählen zur Jagdmusik.
- Nur wenige Frauen haben auf den Höfen das Sagen
Studie zur Lebenssituation von Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben: Lediglich jeder zehnte Hof unter weiblicher Führung Foto: Sora Von wegen Frauen-Power. Davon ist auf den Bauernhöfen in Deutschland nur wenig zu spüren. Nur elf Prozent der Höfe werden von Frauen geleitet. Das geht aus einer Studie des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor. Im europäischen Vergleich liegt der Schnitt dagegen bei rund 30 Prozent. Damit ist Deutschland eines der Länder mit dem geringsten Anteil von Frauen in führenden Positionen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Die Studie beschäftigt sich mit der „Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in ländlichen Regionen Deutschlands“. Danach reichten die Gründe von „verfestigten traditionellen Rollenbildern über veraltete Vererbungspraxen bis hin zu praktischen Hindernissen, die Frauen in der Landwirtschaft eine Existenzgründung fast unmöglich machen“, sagt die Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Ute Volquardsen. Wo auf den Höfen alles Frauen dahinter stehen… Die Kammerpräsidentin dort ist die einzige Frau in dieser Position in Deutschland. Sie selbst hat vor vielen Jahren in einen bäuerlichen Betrieb in Nordfriesland eingeheiratet. „Wo Landwirtschaft über die Ur-Produktion hinausgeht, stecken meist Frauen dahinter – sei es in der Bauernhof-Pädagogik, bei Hofcafés oder Urlaubsmöglichkeiten auf den Höfen“, sagt die Präsidentin. Volquardsens Wunsch ist es, „dass die Frauen auf den Höfen selbstbewusster werden und auch selbstverständlicher nach der Betriebsführung greifen“. In diesem Zusammenhang bietet die Kammer im nördlichsten Bundesland an ihrer Fachhochschule in Rendsburg ein neues Coaching-Programm für Landwirtinnen an. Einen Tag im Monat über ein Vierteljahr besuchen die Teilnehmerinnen das Seminar. Da geht es um die Grundzüge der Betriebsführung, der Vereinbarkeit von Familie und Betrieb mit sozialer Absicherung. Das sei ein gutes Angebot für unsere Bäuerinnen, meint Volquardsen. Die Vereinten Nationen haben indes 2026 als „Jahr der Landwirtin“ ausgerufen, um die zentrale Rolle der Frauen in der Land- und Ernährungswirtschaft hervorzuheben und strukturelle Ungleichheiten abzubauen. Währenddessen hält die Landfrauen-Organisation in Deutschland an ihrer starken Position fest. Der Bundesverband deutscher Landfrauen zählt über 450.000 weibliche Mitglieder. Hier kann von Frauen-Power durchaus die Rede sein.
- „Kommen mit dem Töten gar nicht nach“
Die grassierende Vogelgrippe ist in ihrem Ausmaß aktuell nicht abzusehen. Geflügelhalter und Helfer kommen an ihre Grenzen und fordern ein bundesweites Aufstallungsgebot Foto: Sora Jeden Tag kommen neue Schreckensmeldungen hinzu: In Nordrhein-Westfalen breitet sich die Vogelgrippe fast ungebremst vom Niederrhein über das Münsterland bis nach Ostwestfalen aus. Das gleiche Bild auch in anderen Bundesländern, wobei sich die Lage laut Behörden als „äußerst volatil“ darstellt. Besonders hart trifft es offenbar die nördlichen und östlichen Bundesländer. In Brandenburg stoßen Helfer an ihre emotionalen und physischen Grenzen bei der Bergung der Tierkadaver oder Keulung der Tiere. Beispiel Brandenburg: Rund 130.000 Tiere mussten allein am Wochenende im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg getötet werden. Zunächst hatte man noch auf leichte Entwarnung gehofft, doch die Ergebnisse der Laboranalysen lassen keine andere Wahl zu: In einem großen Betrieb mussten 80.000 Enten allein an einem Vormittag gekeult werden. Die zuständigen Mitarbeiter können dies aber nicht umsetzen. „Das ist heute nicht alles zu schaffen. Wir kommen mit dem Töten gar nicht nach“, sagte eine Sprecherin der zuständigen Kreisverwaltung. In einem Masthähnchen-Betrieb im nicht weit entfernten Neutrebbin mussten weitere 50.000 Tiere getötet werden. Woher und wie das hoch ansteckende Virus H5N1 in die Region genau eintragen wurde, ist laut Veterinäramt des Landkreises Märkisch-Oderland bislang unklar. Auch Nachbarländer wie Polen und Tschechien melden bereits Vogelgrippe-Fälle. Mit großer Sorge blickt das für Tierseuchen mitzuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf die weitere zeitliche Entwicklung. Schon jetzt hat die Vogelgrippe unter Kranichen inzwischen ein für Deutschland bislang unbekanntes Ausmaß angenommen. Dabei steht der Höhepunkt des Kranichzuges noch bevor. Dieser gilt als größtes Risikoereignis für die Ausbreitung des Virus. Geflügelhalter fordern Aufstallungsgebot Während sich Großstadt-Medien in der Frage ergehen, ob und in welchem Ausmaß die Weihnachtsgänse zum Fest denn teurer werden, schlagen die deutschen Geflügelhalter Alarm. Georg Heitlinger vom baden-württembergischen Landesverband der Geflügelwirtschaft forderte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa einen besseren Schutz der noch gesunden Geflügelbestände in Deutschland: „Es muss oberste Priorität haben, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, Tiere zu schützen und Schäden abzuwenden. Wir brauchen ein bundesweites Aufstallungsgebot. Nutztiere wie Geflügel aus Freilandhaltung müssen auf eine solche behördliche Anordnung in geschlossenen Ställen gehalten werden.“ Deutschland will höhere Entschädigungspreise durchsetzen Schon jetzt stehen den geschädigten Geflügelhaltern Entschädigungszahlungen aus der Tierseuchenkasse zu. Die Höhe der Ausgleichszahlungen richtet sich dabei nach dem Marktpreis für die Tiere. Laut aktueller Gesetzeslage darf die Entschädigung für jedes getötete Tier den Höchstsatz von 50 Euro nicht übersteigen. Das dürfte nicht genügen, um den Betrieben die Schäden gerade für gekeulte Gänse und Puten zu ersetzen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin hat vergangene Woche deshalb bei der EU beantragt, auch mit Blick auf den Wert der Zuchttiere die Obergrenze von Entschädigungszahlungen auf bis zu 110 Euro hochzusetzen. Dies könnte für Enten- und Gänsebetriebe relevant werden. Die Einzelbestimmungen für Kompensationsleistungen sind je nach Bundesland unterschiedlich. Erstattet werden unter Umständen auch Ausgaben für zusätzliche Hygienemaßnahmen. Dies kann auch von Ort zu Ort und Bundesland variieren. Zurück nach Brandenburg: Dort ist die Situation vor allem im Linumer Teichland besonders angespannt: Nach dem massenhaften Kranich-Sterben im Nordwesten des Landes sind Helfer dort unermüdlich im Einsatz: „Ein Ende ist hier noch lange nicht in Sicht“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Fehrbellin, Mathias Perschall (SPD). Beseitigung der toten Kraniche belastet die Helfer Seit rund einer Woche sammeln Helfer Kadaver ein. „Wir werden jeden Tag rausgehen.“ Das Naturschutzgebiet dort gilt als einer der größten Rastplätze für Kraniche in Europa. Die Beseitigung der toten Kraniche belaste die Helfer – genau wie die natürliche Beschaffenheit des Linumer Teichlandes. Die Einsatzkräfte müssen durch tiefes Wasser waten. Nach Einschleppung der Vogelgrippe haben dem Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) zufolge bislang mehr als 30 kommerzielle Geflügelhalter in Deutschland ihre Tiere töten müssen. Um die weitere Ausbreitung der Tierseuche möglichst einzudämmen, seien ersten Erhebungen zufolge etwa 400.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten gekeult und anschließend entsorgt worden.
- Schlagwörter oder Inhalte – Wer mehr Wild isst und was für gefährdete Arten getan wird
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserin, lieber Leser, wie immer blicken wir zunächst auf das, was sich in Berlin tut. Das war unter anderem eine Klausur der CDU, in der es eigentlich nicht um Schlagworte, sondern mehr um Inhalte gehen sollte. Die politische Mitte ringt mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen um konservative Positionen. Daneben nehmen wir eine Meldung über ein Stadt-Land-Gefälle auf, das auch mit Wildfleisch und unterschiedlichen Essgewohnheiten zu tun hat. In den Niederwildrevieren hat die Zeit der Treibjagden begonnen. Das ist die eine Seite der Jagd. Die andere ist die Hege, die vielerorts langsam messbare Wirkung zeigt. Letztlich wird am Wochenende unsere Zeit mit Nebenwirkungen auf Menschen und Tiere umgestellt. Man kann sich aufregen oder auch nicht. Den „Paschas“ folgen nun das „Stadtbild“ und „…fragen Sie mal Ihre Töchter…“ als politische Reizworte aus dem Mund des CDU-Vorsitzenden. Sie werden offensichtlich nach bekanntem Strickmuster in unserer Gesellschaft zu einer polarisierenden Wirkung gebracht. Nach meinem Eindruck erlebe ich erneut gespielte Empörung, gepaart mit vermeintlichen Zufallsumfragen in den Medien und inszenierten Demonstrationen vor Geschäftsstellen der CDU. Jedenfalls ging es dem Präsidium bei der Klausur in Grunewald weniger um zuspitzende Begrifflichkeiten als um inhaltliche Positionen mit dem Ziel einer sichtbaren Abgrenzung zur AfD. Und das, ohne ständig über Brandmauern zu reden. Merz wollte und will seine Partei darauf einschwören, die AfD als Hauptgegner zu fixieren – wirksam auf allen Ebenen, wo Wahlen in den Kalendern stehen. Im März in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie in knapp einem Jahr nacheinander folgend Sachsen-Anhalt, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Ausgangspunkt bleibt im Bund und den genannten Ländern der ständig debattierte Umgang mit der AfD in den Parlamenten. Sie soll insbesondere dort gestellt werden, wo gelebte Grundsätze wie die Bindung an den Euro, die EU oder die Nato von rechts mit zweifelhaften Argumenten und Begrifflichkeiten infrage gestellt werden. Wer blickt wie auf die strukturell schwachen Regionen? Wir wollen uns in diese gerade aufgeregt geführten Debatten nicht weiter einreihen. In unseren Beiträgen und Wochenkommentaren konzentrieren wir uns ständig auf Aussagen und Wirkungen der Politik bezüglich unserer ländlichen Räume . Dazu gehört der Blick auf die strukturell schwachen Regionen. Dort entfaltet sich nach unserer Beobachtung in den örtlichen und ländlichen Strukturen die AfD mit ihrer wachsenden Vernetzung immer weiter. Das belegen regional runtergebrochene Umfragen. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt bieten gerade vor den absehbaren Wahlen herausragende Beispiele. Dort werden in Programmatik und Umfragen andere Weltbilder gepflegt. Das ist oft die Verbindung von heimatlichen Gedanken mit der Betonung gewachsener Strukturen in einem traditionellen Denken. In ihrem Programm zur letzten Bundestagswahl ist die AfD mit ihren Positionen offensichtlich wirkungsvoll tiefer in den konservativen Wettbewerb eingestiegen. Darin verwendet sie systematisch Formulierungen, die sich an viele Aussagen der Verbände des ländlichen Raumes anlehnen. Dass das nicht nur eine Herausforderung für die Union ist, zeigt sich auch in Zahlen. So etwa in Mecklenburg-Vorpommern, wo die SPD bisher führend ist, aber in der jüngsten Sonntagsfrage mit 19 Prozent zusammen mit der CDU (13) abgeschlagen hinter der AfD mit 38 Prozent liegt. Wie in Sachsen-Anhalt rangieren die Werte für die Rechts-außen-Partei knapp unterhalb der Grenze zur absoluten Mehrheit. Weit über die Hälfte der Menschen leben dort im ländlich-dörflichen Milieu. Ihnen werden sich die Parteien der Mitte gerade auch in Inhalten stärker zuwenden müssen, wenn sie in Berlin stabil bleiben wollen. Stadt-Land-Gefälle auch auf den Speisezetteln Immer wieder ist für uns das Stadt-Land-Gefälle eine Betrachtung wert. Gerade aktuell weist der Deutsche Jagdverband (DJV) auf entsprechende Unterschiede hin, die es auch auf unseren Speisezetteln gibt. Er hat jetzt die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht , wonach 70 Prozent der Deutschen Wildbret für ein gesundes, natürliches Fleisch halten. Die Hälfte der im Auftrag des DJV vom Marktforschungsinstitut Civey befragten Menschen gibt an, mindestens einmal im Jahr Wildfleisch zu verzehren. In ländlichen Regionen essen sogar 63 Prozent regelmäßig dieses hochwertige Lebensmittel. Es gibt offensichtlich eine stärkere Bindung, wenn die Jagd sichtbar wird. Gerade in dieser Zeit der Treibjagden wird dieses Thema durch persönliches Erleben präsent. Dabei geht es den Waidleuten nicht nur um Beute, sondern auch um die Regulierung von ausgewogenen Wildbeständen und darum, Schäden auf den Feldern und in den Wäldern zu vermeiden. Hege- und Biotopmaßnahmen für das Rebhuhn zeigen Wirkung Dass es unseren Jägerinnen und Jägern nicht nur um die aktive Jagd geht, sondern gleichzeitig um vielfältige Maßnahmen zum Erhalt unseres artenreichen Wildbestandes, belegen andere Zahlen, die wir ebenfalls aus Statistiken ziehen. Das gilt insbesondere für Hege- und Biotopmaßnahmen in den Niederwildrevieren. Hier sind Rebhühner seit Generationen traditioneller Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Sie gehören zur Familie der Fasanenvögel und sind in Deutschland im Laufe der Jahre eher zur Seltenheit geworden. Die Bestände sind in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Viele Ursachen liegen in den Veränderungen der Lebensräume. Dort, wo Rebhühner vorkommen, werden sie bevorzugte Beute von Fressfeinden wie Fuchs, Dachs, Marder und Greifvögeln; zunehmend auch von Waschbären. Umso erfreulicher ist, dass aus der Jägerschaft heraus vielfach zusammen mit Landwirten gerade auch für Rebhühner entsprechende Biotope entwickelt, gepflegt und im Rahmen der Zulässigkeit vor Raubwild möglichst geschützt werden. Vielfach gibt es örtliche Initiativen, wie etwa in der Kreisjägerschaft Unna . Das Motto auf der Homepage: „Unsere Natur ruft um Hilfe, wir hören hin“ . Da sind Ergebnisse beispielhafter Maßnahmen zu sehen, wie Äcker zu „blühenden Inseln der Artenvielfalt“ entwickelt werden – „mit Blühstreifen und Hecken und dem Ziel, den Kreis wieder dorthin zu führen, wo durch gezielte Maßnahmen mehr Lebensräume für Insekten, Schmetterlinge und Vögel entstehen.“ Zum Spendenformular Bei Maßnahmen dieser Art geht es wesentlich auch um den Bestand der Rebhühner. Er zeigt in Deutschland nach Jahren des Rückgangs erstmals wieder eine leichte Erholung . Das geht – wie geschildert – auch auf vielfältige Bemühungen in den Kreisjägerschaften und den Landesjagdverbänden zurück. Die stärksten Bestandszahlen werden aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gemeldet. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein hat in dieser Woche in den sozialen Medien verbreitet, dass sich der Rebhuhn-Bestand auch dort nach zehn Jahren Rückgang wieder leicht erholt habe. Bei der letzten Erfassung des Wildtierkatasters wurden so für 2023 aus 903 Jagdbezirken im nördlichsten Bundesland 3.200 Brutpaare an Rebhühnern gemeldet. Insgesamt aber bleibe aber die Art stark gefährdet. Das gilt überall für die offenen Flächen in Deutschland. Kurz nachdem ich diese Meldung zum Erhaltungszustand unserer Rebhühner gelesen habe, ist mir ein Leserbrief in meiner Heimatzeitung im Münsterland unter die Augen gekommen. Darin bezieht sich ein aufmerksamer Naturbeobachter auf die Meldung des Nabu, der das Rebhuhn zum Vogel des Jahres 2026 gekürt hat. Und der Leser weist darauf hin, dass gerade das Rebhuhn einer „ riesigen Übermacht an Krähen, Dohlen und Greifvögel“ gegenüberstehe. Da hätten diese Vögel keine Chance zu überleben. Der Naturschutzbund beschreibt diesen „kleinen Feldbewohner mit großer Botschaft“ im Detail und einer für mich geradezu auffälligen Betonung, dass sich der Vogel des Jahres „überwiegend vegetarisch“ ernähre. Das Rebhuhn stehe heute symbolisch für viele Feldvogelarten, die durch die moderne Landwirtschaft zunehmend unter Druck geraten seien. Seit 1980 sei der Bestand in Deutschland um 87 Prozent zurückgegangen. Alles richtig, nur einseitig. Von der Gefährdung durch die streng geschützten Fressfeinde habe ich in der Nabu-Meldung jedenfalls nichts gelesen. Nur am Rande sei bemerkt, dass die Jäger in Deutschland seit Jahrzehnten die Rebhühner weitgehend schonen. Und, wie im geschilderten Beispiel aus Unna, in unzähligen Revieren alles unternehmen, um die wenigen Ketten dort zu erhalten. Hintergrund sind eben aufwendige Schutzprojekte und Hegemaßnahmen, die wie selbstverständlich zum Naturschutz, aber auch zur Jagd gehören. Die Zeitumstellung und das Wild An diesem Samstagabend rätseln viele: Wie werden die Uhren heute Nacht nun umgestellt – eine Stunde vor oder zurück? Wenn sie auf drei stehen, ist es in der Wirklichkeit unserer neuen Winterzeit zwei Uhr. Also: Zeiger und Zahlen zurück . Über Sinn oder Unsinn streiten nicht nur viele Menschen im eigenen Kreis, sondern bekanntermaßen sogar EU-weit ergebnislos. Nach der neuen Zeit wird es nun also zum Morgenspaziergang früher hell und dafür setzt die Dunkelheit entgegen der Sommer-Gewohnheit abends vorzeitig ein. Die meisten unter uns Menschen können sich von einem Herbsttag zum anderen daran gewöhnen. Nur die Tiere nicht. So weisen viele Medien gerade mit den Quellen ADAC oder DJV immer wieder darauf hin, dass jetzt wieder mit der Zeitumstellung die Gefahr von Wildunfällen steigt, weil in der Natur die inneren Uhren unverändert weiterlaufen. Wenn Feierabend ist und der Berufsverkehr stärker in die Dämmerung fällt, ist für das Wild gerade Futterzeit. Angesagt sind angepasste Geschwindigkeiten, die nicht nur zum Wohle des Wildes, sondern zur eigenen Sicherheit entsprechendes Reagieren zulassen. Und es gilt oft: Ein Tier ist nicht allein. So verbleibe ich mit diesem Wochenkommentar mit besten Grüßen und einem kräftigen Waidmannsheil Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination
- Schweinehaltung unter Druck
Beim Veredelungstag des Deutschen Bauernverbandes wird klar: Ohne Förderung und Reformen droht das Ende vieler Familienbetriebe Foto: PaulAndersonUK Die deutsche Schweinehaltung steht an einem Wendepunkt. Das wurde jetzt auf dem diesjährigen Veredelungstag des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im nordrhein-westfälischen Coesfeld deutlich. Die Stimmung unter den rund 250 Teilnehmenden war ernst: Der Wegfall des Bundesprogramms zum Umbau der Tierhaltung trifft die Branche hart – gerade jetzt, da viele Betriebe ohnehin unter massiven wirtschaftlichen und bürokratischen Belastungen leiden. „Schweinehaltung braucht Zukunft“, sagte der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes WLV, Hubertus Beringmeier. Er ist gleichzeitig im Deutschen Bauernverband Vorsitzender des Fachausschusses Schweinefleisch. Sein Appell: Ohne verlässliche und langfristige Finanzierung drohe eine Entwicklung, die viele Tierhalterinnen und Tierhalter zum Aufgeben zwinge. Investitionen in moderne Ställe und höhere Haltungsstandards seien politisch gewollt, würden aber durch komplizierte Genehmigungsverfahren und fehlende Förderinstrumente ausgebremst. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit Kaum ein Bereich der Landwirtschaft steht derzeit stärker unter Druck als die Schweinehaltung. Nationale Sonderwege bei Haltungsanforderungen, die Afrikanische Schweinepest und ein intensiver innereuropäischer Wettbewerb setzen die deutschen Betriebe unter Zugzwang. Während Verbraucher und Politik mehr Tierwohl fordern, fehlt es an der Unterstützung, um diese Forderungen auch umzusetzen. Fehlende Planungssicherheit gefährdet Tierwohl und Regionen Der DBV warnt vor einem Strukturbruch, der weitreichende Folgen hätte – nicht nur für die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern für ganze Regionen. Mit dem Rückgang der Tierhaltung droht der Verlust regionaler Wertschöpfung. Schlachthöfe, Futtermittelbetriebe und handwerkliche Verarbeiter geraten unter Druck. Gleichzeitig verlagert sich die Produktion zunehmend ins Ausland – in Länder mit niedrigeren Standards und weniger Umweltauflagen. Dabei sind es gerade die heimischen Betriebe, die mit hohen Tierschutz- und Umweltauflagen für glaubwürdige Qualität und regionale Sicherheit in der Lebensmittelproduktion stehen. Politik gefordert Die Streichung des Bundesprogramms zum Umbau der Tierhaltung bezeichnet der DBV als „herben Schlag“. Eine Förderung über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) könne das weggefallene Programm nicht ersetzen. Gefordert werden daher neue, klare Weichenstellungen: ein eigenständiges Bundesförderprogramm, praxistaugliche Genehmigungsverfahren und ein transparentes Tierhaltungskennzeichnungsgesetz. Nur wenn Politik und Gesellschaft bereit sind, diese Rahmenbedingungen zu schaffen, lässt sich die Schweinehaltung in Deutschland auf eine zukunftsfähige Basis stellen – im Sinne der Tiere, der Betriebe und der ländlichen Regionen. Tierhaltung nimmt zentrale Rolle in der Agrarwirtschaft ein Die Tierhaltung ist ein integraler Bestandteil der deutschen Landwirtschaft und hat einen signifikanten Anteil am Produktionswert der Branche. Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ist in der Nutztierhaltung tätig, was sich in der wirtschaftlichen Gesamtleistung widerspiegelt. Deutschland nimmt mit hohen Beständen an Rindern und Schweinen eine führende Position innerhalb der Europäischen Union ein, wodurch die zentrale Rolle der Nutztierhaltung in der nationalen Agrarwirtschaft verdeutlicht wird. Quellen: DBV, WLV
- Streit ums Geld für die EU-Agrarpolitik
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will weniger Gelder für die Bauern im nächsten „Mehrjährigen Finanzrahmen“ locker machen und den Europaabgeordneten die Mitsprache bei der Verteilung der Mittel wegnehmen © Europäische Union, 2025, CC BY 4.0 Wenn es nach dem Willen von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geht, müssen die Bauern künftiger mit weniger Geld aus EU-Töpfen auskommen. Der Vorschlag der Kommission für den nächsten „Mehrjährigen Finanzrahmen“ der EU für die Jahre 2028 bis 2034 (MFR) sieht vor, dass (nur) noch 300 Milliarden Euro für Europas Bauern reserviert werden. Und das bei einem insgesamt größeren Budgetvorschlag von fast zwei Billionen Euro. In der laufenden Finanzperiode für die Jahre 2021 bis 2027 waren es noch 387 Milliarden Euro für die Landwirtschaft. Um genau zu sein, schlägt die Kommission für 2028 bis 2034 295 Milliarden Euro für die Landwirtschaft vor. Hinzu kommen fünf Milliarden Euro als Puffer für Krisen. Die 295 Milliarden werden aufgeteilt: Jeder der 27 Mitgliedstaaten bekommt einen „Umschlag“, wie es im EU-Jargon heißt, mit Geld für die Landwirtschaft. Im Fall von Deutschland sollen es 33,7 Milliarden Euro für die Jahre 2028 bis 2034 werden. Dies wäre ein Fünftel weniger für die deutschen Bauern als im laufenden Finanzrahmen. Verständlicher Ärger bei den Parteifreunden der Präsidentin Weniger Geld für die Landwirtschaft – diese Aussicht verärgert die Christdemokraten im Europäischen Parlament. Ihr Ärger ist verständlich, weil an dem Vorschlag ausgerechnet drei Kommissionsvertreter an zentraler Stelle mitgewirkt haben, die aus der christdemokratischen Parteienfamilie EVP kommen: Kommissionspräsidentin von der Leyen, Agrarkommissar Christophe Hansen und Haushaltskommissar Piotr Serafin. Partei- und Fraktionschef Manfred Weber nennt die EVP gern „Bauernpartei“. Der Anspruch entspricht nicht den Kürzungsplänen. Die Abgeordneten haben noch einen Grund, weswegen sie hart mit den EVP-Kommissaren wegen des Budgetvorschlags ins Gericht gehen. Agrarpolitiker Norbert Lins aus Pfullendorf im Südwesten Deutschlands formuliert es so: „Der Budget-Vorschlag der Kommission zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) balanciert hart am Bruch der Europäischen Verträge.“ Lins, Vize im Agrarausschuss und Verhandler der nächsten GAP, moniert, dass die Kommission Schritte unternimmt, die Vergemeinschaftung der Agrar- und Regionalpolitik, die in den Europäischen Verträgen festgeschrieben ist, aufzulösen. So soll nämlich das Parlament außen vor gelassen werden, wenn die Kommission künftig mit den Mitgliedstaaten verhandelt, wie viel Geld des EU-Steuerzahlers von dem einzelnen Mitgliedstaat etwa für die unterschiedlichen Inhalte der Agrarpolitik wie Klima-, Umwelt- und Tierwohlmaßnahmen ausgegeben wird. Kommission will das Parlament weitgehend raushalten Bislang hatte die Kommission, wie es sich für eine Gemeinschaftsaufgabe gehört, Verordnungsvorschläge für die GAP- und Regionalförderung vorgelegt. Sie wurden dann von den Co-Gesetzgebern – Europäisches Parlament und Agrarminister der 27 Mitgliedstaaten – verhandelt und beschlossen. Künftig will die Kommission das Parlament weitgehend raushalten und mit den Mitgliedstaaten die Inhalte festlegen. Die Christdemokraten im Parlament sind so verärgert, dass sie den Vorschlag der Kommission als unzureichend zurückweisen könnten. Das wäre ein Affront nicht zuletzt gegen die drei EVP-Kommissare. Ursula von der Leyen weiß, was auf dem Spiel steht. Sie nannte die mögliche Zurückweisung des Parlaments bereits die „Atombombe“. Noch wird verhandelt. EVP-Chef Weber will bis zum 13. November entscheiden. Es steht viel auf dem Spiel: das Geld für die Bauern sowie der Familiensegen bei den Christdemokraten. Beides unter einen Hut zu bringen, dürfte schwierig werden.
- Abschied von der Gießkanne
Der ländliche Raum braucht mehr öffentliche Förderung. Das Bundesland Thüringen schaut jetzt genau hin, wie es gehen kann Foto: ChatGPT Das Geld wird knapp, auf kommunaler Ebene und auf Landesebene. Auch Förderprogramme aus staatlichen Töpfen des Bundes und der Länder werden aus diesem Grund vielerorts auf den Prüfstand gestellt. Der ländliche Raum, mit seinem starken Gewicht und schwachen Strukturen ohnehin eher unterbelichtet in der politischen und medialen Öffentlichkeit, dürfte davon nicht unberührt bleiben. Vorbei sind die Zeiten der immer weiter steigenden Steuereinnahmen, durch die Projekte für zahlreiche Initiativen oder Interessengruppen gefördert werden, egal wie hoch die bürokratischen Kosten sind und welcher sinnvolle Effekt sich am Ende damit erzielen lässt. Das Bundesland Thüringen will jetzt gezielter fördern. Die Ausgangslage: In dem östlichen Bundesland können Agrarbetriebe und Kommunen in ländlichen Regionen im kommenden Jahr mit rund 73 Millionen Euro aus einem Fördertopf rechnen, der von Bund und Land gefüllt wird. „Der Betrag bewegt sich damit auf dem Niveau dieses Jahres mit 74 Millionen Euro“, sagte Landwirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU) vor der Presse in Erfurt. Und sie fügte diese gute Nachricht dazu: Für Vorhaben in den kommenden Jahren liege der Finanzspielraum für Thüringen bei rund 100 Millionen Euro und damit höher als in diesem Jahr. „Das Geld ist auskömmlich.“ Thüringen investiert in seine ländlichen Räume Wer zahlt ein? Wie in anderen Bundesländern auch teilen sich Bund und Länder auch für das Bundesland Thüringen die Einzahlungen in den Topf „Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur“. In Thüringen liegt der Schlüssel für die Agrarstruktur bei 60 Prozent, die vom Bund kommen, und bei 40 Prozent, die aus dem Landesetat in die Förderung des ländlichen Raums fließen. Was soll bewirkt werden? Als gesetzliche Vorgabe gilt, dass die Gelder gezielt „einen wesentlichen Beitrag zur Förderung von Landwirtschaft und ländlichem Raum leisten müssten“. Konkret geht es auch in Erfurt um die Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft. Dies umfasst – je nach Couleur der amtierenden Landwirtschaftsminister – Projekte für die Entwicklung ländlicher Gebiete im Lichte des Strukturwandels bzw. des demografischen Wandels. Etwas anders ist die Stoßrichtung in den anderen östlichen Ländern: In Sachsen und Brandenburg – dort ereigneten sich in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche Hochwasserkatastrophen – wird der Fokus mehr auf Maßnahmen für den Schutz vor Überflutungen gesetzt. In Brandenburg ist ein weiterer Schwerpunkt der „Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur“ die Wiederaufforstung und der Waldumbau. In diesen Bundesländern hat die Trockenheit in Verbindung mit dem Borkenkäferbefall für erhebliche Schäden an Wald und Forst angerichtet. Sachsen dagegen investiert mehr in den Weinanbau, um die Absatzkrise des heimischen Weinanbaus und die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern. Was soll sich in Thüringen ändern? Grundsätzlich sind aktuell alle Bundesländer aufgerufen, nach dem Ende des Gießkannenprinzips durch den Bund ihre Förderprogramme neu auszurichten, sich zu fokussieren. Thüringen geht einen Schritt weiter. Nach Angaben aus der Staatskanzlei will man in dem Bundesland die Zahl seiner Förderprogramme verringern, ohne die positive Wirkung zu gefährden. Möglich machen sollen es eine Straffung der Maßnahmen, eine Evaluierung der Programme und ein besseres Genehmigungsverfahren. Zu großer bürokratischer Aufwand für Mini-Programme Nach Angaben der Staatskanzlei in Erfurt existierten allein in dem Bundesland mit 2,17 Millionen Einwohnern noch 172 verschiedene Programme. Über diese unübersichtlichen Programme werden aus dem Landesetat jährlich rund 1,2 Milliarden Euro investiert. Keine Kleinigkeit bei einem Haushalt mit einem Volumen von 10,2 Milliarden Euro. Doch nicht nur die Ausgabenhöhe und die hohe Zahl der Programme lassen den Handlungsbedarf erkennen: Insgesamt wachen 19 verschiedene staatliche Stellen darüber, ob und dass alle Genehmigungen für die konkreten Fördermaßnahmen rechtlich einwandfrei erteilt worden sind. 19 Stellen – ein riesiger bürokratischer Aufwand und Apparat, den sich das Bundesland nicht mehr leisten kann. Die Landesregierung will das jetzt grundlegend ändern. Zunächst nimmt man den bürokratischen Aufwand für 71 Mini-Programme ins Visier, die jeweils Beträge von unter einer Million Euro enthalten. Oft frisst hier der bürokratische Aufwand einen großen Teil der Fördersumme auf, die am Ende nur sehr geringe Wirkung erzielt, um die Lebensqualität im ländlichen Raum oder den Schutz der Natur zu verbessern.
- Konflikte um EU-Gelder für die ländlichen Regionen, zwischen Forst und Jagd sowie um den Wolf
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserin, lieber Leser, in dieser Rückbetrachtung auf die Woche streifen wir neben ein paar Bemerkungen über die Bundestagswoche und die großen Vorhaben in Berlin weitere Konfliktthemen. Sie betreffen die Landwirtschaftsförderung in der EU. Kommissionspräsidentin und Parlament streiten sich um die Zuständigkeit bzw. die Gestaltung der Fördertöpfe für die Regionalförderung. Weiter kommen wir auf die überfällige aktive Bestandsregelung beim Konfliktthema Wolf zurück. Die Bundesregierung hat dazu die nächste Hürde in Richtung Jagdgesetz genommen. Derweil macht ein sogenannter „auffälliger Wolf“ Schlagzeilen in Niedersachsen. Weiter geht es um den offensichtlich schwindenden Ausgleich zwischen Forst- und Jagdinteressen in Folge eines umstrittenen Gesetzes in Rheinland-Pfalz. Zum Schluss blicken wir noch auf die lebendige Tradition der Hubertusmessen. Im Brennpunkt der politischen Woche standen wieder die bekannten großen Themen in Berlin. Ziel der vom Kabinett in dieser Woche beschlossenen Aktivrente ist es, dass das Erwerbspotenzial älterer Menschen besser genutzt und Erfahrungswissen länger in den Betrieben gehalten wird. Auf dem Lande und unter Selbstständigen wäre es gleichzeitig berechtigt, an dieser Stelle einmal darauf hinzuweisen, dass die Weiterarbeit älterer Selbstständiger, im Handwerk und auf den Höfen bisher ohne steuerliche Vorteile gang und gäbe war. Und das wird damit wohl auch so bleiben. In den weiteren produzierten Schlagzeilen dieser Woche ging es mehr um schwelende Kontroversen. Sie sorgen zunächst um weiter absehbar sinkende Zustimmungswerte, die die Demoskopen messen. Zwei zentrale Gesetzesvorhaben der schwarz-roten Koalition bleiben nach all den Debatten in den Reihen der Regierungsfraktionen umstritten: Das sind die Finanzierung der Renten auf dem in der Koalition vereinbarten Niveau und die Regelung zur Einführung eines neuen Wehrdienstes. Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung abseits dieser Debatten im Bundestag insbesondere auf den für die nächste Woche geplanten EU-Gipfel eingestimmt. Dort werden das Spannungsfeld Ukraine und eine europäische Vorbeugung gegen russische Bedrohungen im Mittelpunkt stehen. Hier will er die EU stärken, auf einer anderen Seite wohl schwächer und damit attraktiver machen. Das ist die Brüsseler Regelungsdichte, gegen die der Kanzler mehr Druck aufbauen will. Jedenfalls hat er damit etwas angesprochen, was gerade im ländlichen Raum im Blick auf die Europäische Union vielen auf den Nägeln brennt und in ganz Europa die Nationalisten stärkt. Mal sehen, wie weit er da kommt. Erst einmal ist in der EU weiter auch Selbstbeschäftigung angesagt. Zwischen den Christdemokraten im Europäischen Parlament und der Kommission schwelt ein Konflikt um die Gelder für die Landwirtschaft . Die Präsidentin will, dass die Gelder für die Regionalförderung und die Landwirtschaft künftig aus einem großen Topf kommen. Dabei befürchten die Agrarpolitiker im Parlament, dass dann weniger Geld in der Landwirtschaft landet. Die Stimmung zwischen den christdemokratischen Abgeordneten und Ursula von der Leyen, die aus der gleichen Parteienfamilie kommt, ist damit auf dem Tiefpunkt. Die Volksvertreter überlegen, ihren Vorschlag zurückzuweisen. Von der Leyen ist empört. Wir werden uns im Blog natur+mensch in der kommenden Woche mit dieser Richtungsdebatte über Fördertöpfe näher befassen. Günstig für den Wolf, noch ungünstig für Weide- und Wildtiere Der in der gesamten EU unter strengem Schutz stehende Wolf hat sich in den vergangenen Jahren innerhalb Deutschlands stark ausgebreitet. Das ist nun einmal unzweifelhaft. Eine Hürde zu einer Bestandsregelung blieb die nun erfolgte formelle Feststellung , dass der Erhaltungszustand des Wolfes nicht nur in Teilen, sondern im ganzen Land als „günstig“ eingestuft wird. Bisher galt der „günstige Erhaltungszustand“ nur für einzelne Bundesländer. Dass wir fast überall nicht mehr von einer gefährdeten Art sprechen können, belegt die nachweisbar starke Population mit ansteigenden Rudelbildungen. Das Ausmaß und die Folgen spüren betroffene Weidetierhalter unter anderem mit ihren Schafen, Ziegen, Pferden – von den Deichen im Norden bis zu den Almen im Süden. Derweil hat am Donnerstag das niedersächsische (grün geführte) Umweltministerium bekannt gegeben, dass ein „auffälliger Wolf“ im Raum Cuxhaven abgeschossen werden kann. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) werde die Ausnahmegenehmigung „ auf Bitten und mit Unterstützung des Landkreises und der Stadt Cuxhaven“ anordnen. Mal sehen, wie lange es dauert, bis dagegen geklagt wird. Der bisherige Ausgang juristischer Verfahren wird den Geschädigten wenig Hoffnung machen. Dazu gehören auch Revierinhaber. Natürlich sind Wolfsangriffe auch in der Jagd insbesondere bei Muffel-, Rot- und Rehwild ebenso beängstigend, nur in Publikumsmedien offensichtlich kein größeres Thema – allenfalls am Rande: Jägerinnen und Jäger spüren unverändert ein eher nachrangiges politisches und öffentliches Interesse , wenn es um dieses Thema geht. Sie erleben aber in ihren Revieren wachsende Risszahlen, sinkende Bestände und vielfach ein gravierend verändertes Verhalten unter den bedrohten Wildarten – etwa bei den Rotwildrudeln. Zum Spendenformular Der von der Bundesregierung in dieser Woche der EU gemeldete „ günstige Erhaltungszustand“ der Wölfe in Deutschland gilt nun nicht mehr für die bisher eingegrenzten Bereiche der „atlantischen Regionen“ im Nordwesten der Bundesrepublik, sondern auch für die „kontinentalen Teile des Landes“. Nicht nur wir haben in diesem Blog und unseren kommentierenden Newslettern darüber berichtet, wie stark sich das Wolfsproblem bis hoch hinauf in die Almwirtschaft ausgebreitet hat. So wird aus Bayern auch nach dem aktuellen Bericht weiter zu Recht moniert, dass es keine entsprechenden Angaben für die Alpenregion gibt. DJV mahnt Klärungsbedarf an und fordert ein aktives Bestandsmanagement Es drängt nun mal, dass eine Lösung auf den Tisch kommt. Die Meldung nach Brüssel kommt aus dem Umweltministerium, die Ankündigung der Konsequenz durch eine entsprechende Veränderung des Jagdrechts aus dem Landwirtschaftsministerium. Hoffentlich läuft das nicht auf Reibereien unter Ministern in einem Kabinett hinaus. Wir werden natürlich am Thema bleiben. Der Deutsche Jagdverband (DJV) begrüßt die Wolfs-Zustands-Meldung aus Berlin, mahnt aber noch deutlichen Klärungsbedarf an. „ Der heutige Schritt markiert einen Wendepunkt: Die Art und Weise, wie wir mit dem Wolf künftig umgehen wollen, fällt jetzt einzig und allein in die nationale Zuständigkeit“, sagte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke laut einer Mitteilung des DJV . Der Verband drängt auf ein aktives Bestandsmanagement, das über ein reines Reaktionsmanagement nach Nutztierrissen hinausgeht. Besonders wichtig sei dies in Regionen mit Zielkonflikten, in denen die Akzeptanz für den Wolf weiter schwinde. Kürzlich hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass die Regierung ein nationales Aktionsprogramm zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat erstellen muss. Die Frage, wie das Programm dann am Ende formuliert wird, wird wohl zwangsläufig zu heftigen Diskussionen zwischen Betroffenen führen. Dazu gehören Landwirte, auch Jägerinnen und Jäger und die Organisationen, die als öffentliche Wächter in Naturschutzangelegenheiten auftreten. Hauptquelle der Verunreinigung seien „Wirtschaftsgüter“, sagen die Verwaltungsrichter. Selbst aus den Landwirtschaftsverbänden ist zu hören, das sei ein „positives Signal hin zu mehr kooperativen Maßnahmen und weniger pauschalen Verboten“. Ihnen geht es darum, dass landwirtschaftliche Betriebe, die verantwortungsbewusst und gewässerschonend arbeiten, nicht unter pauschalen Auflagen leiden sollten. Belastungen müssen strikt nach dem Verursacherprinzip angegangen werden. Manchmal sind wir zu schnell, bei diesem Problem allein auf die Bauern zu zeigen. Wald und Wild zwischen Anordnungen und Interessenausgleich Um weitere Konflikte bei gemeinsamen Zielen geht es immer wieder und gerade zu dieser Zeit, wenn wir über den Wald in seiner Funktion als Lebensraum unseres Wildes diskutieren. Bei der Balance zwischen Wildpopulation und Nutzungsinteressen von Waldbesitzern und denen, die in den Revieren die Jagd ausüben, wird zunehmend politische Einseitigkeit kritisiert. Das verschärft sich beispielsweise gerade in Rheinland-Pfalz, ausgelöst durch das neue Jagdgesetz. So etwa, wenn in Bezug auf die neuen jagdgesetzlichen Grundlagen die Wilddichte zum rechtlichen Problem wird. Wie hoch darf sie sein und ab wann kann von nicht mehr hinzunehmenden Schäden gesprochen werden? Da gibt es Interpretationsspielräume, die dem Jagdinteresse nach der veränderten Gesetzgebung wenig Raum lassen. Etwa, wenn es in der Bewertung bei Verbissgutachten statt der Übereinkunft zwischen Interessenträgern um einseitig verordnete Maßstäbe geht. Verwaltungsvorschriften auf Landesebene lassen den Forstbehörden offensichtlich selbst definierte Spielräume. Kann man bei der Begutachtung schon beim Verbiss weniger einzelner Pflanzen von „Schaden“ reden? Wir hören jedenfalls aus Rheinland-Pfalz vielerorts in den Revieren von einem verschärften Vorgehen der Forstbehörden. Zu den Kritikpunkten gehört, dass begutachtende Forstbehörden sich selbst kontrollieren. Offensichtlich fehlen im System unabhängige Beschwerdeinstanzen, wenn Revierinhaber Bestände anmahnen, die dem Prinzip „Wald und Wild“ statt „Wald vor Wild“ unterliegen. Wie steht es da um das in anderen Bereichen selbstverständliche „Selbstprüfungsverbot“ ? Wir von natur+mensch haben schon im Gesetzgebungsverfahren angemahnt, dass es auch andere Wege zum Interessenausgleich von Forst und Jagd gibt. So etwa diese schon mehrfach von unserer Stiftung zitierte Haltung: „Zum Wald gehört von je her die Jagd als fester Bestandteil in der Naturnutzung.“ Die Jagd hat den Kompetenzanspruch, im Einklang mit wirtschaftlichen Eigentumsinteressen ihren Beitrag zu leisten. Unterschiedliche Forstwirtschaftsformen geben dem Wild angemessen Raum oder verfolgen das Konzept Wirtschaftswald mit bis auf Null zu reduzierenden Wildbeständen – insbesondere Rot- und Rehwild. Da halten wir von natur+mensch nun einmal gegen. Es kommt die Zeit der Hubertusmessen Vielleicht findet die Anregung Anklang, wieder einmal in Ihrer Region an einer Hubertusmesse teilzunehmen. In guter Erinnerung ist die bewegende Messfeier im vergangenen Juni am Rande des Bundesjägertages im Kölner Dom. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren insbesondere ergriffen vom Zusammenspiel der Hörner mit der Domorgel. Das war ein Höhepunkt außerhalb der üblichen Zeit für diese Messen, die jetzt anbricht. Im Netz finden wir bereits Ankündigungen, dass diese Tradition regional fortgesetzt wird. So etwa am 15. November mit der Landeshubertusmesse in Schleswig-Holstein . Nach Angaben des dortigen Landesjagdverbandes kehrt dann diese traditionsreiche Veranstaltung zurück in die St. Nikolai-Kirche in Kiel. Erwartet werden unter anderem Parforcehornbläser nicht nur aus Schleswig-Holstein, sondern auch aus anderen Bundesländern. Das ist für die Liebhaber dieser jagdlichen Tradition sicher ein Termin, den man neben den Jagden zu dieser Zeit in den Kalender schreiben kann. Mit dieser Anregung verbleibe ich mit besten Grüßen und einem kräftigen Waidmannsheil Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination
- Damit auch auf dem Lande der Zweitwagen überflüssig wird
Ein Auto, das nur hin und wieder genutzt wird, ist teuer. Daher bietet der Landkreis Emsland Familien und kleinen Unternehmen eine Alternative an. Das Projekt kann Vorbild sein Symbolbild: ChatGPT Der Fahrzeugbestand in Deutschland wächst stetig: Zum Stichtag 1. Januar 2025 notierte das Kraftfahrtbundesamt mehr als 61 Millionen Fahrzeuge, darunter fast 50 Millionen Pkw. Gerade im ländlichen Raum jenseits der Metropolen sind Menschen auf Autos angewiesen, denn ihre Wege sind weiter als in der Großstadt und Busse und Bahnen fahren viel seltener. Etliche Familien besitzen daher einen Zweitwagen, oft sogar einen Drittwagen. Sie brauchen die Pkws für die Fahrt zur Arbeit, für den Einkauf, den Arzttermin, den Vereinsausflug oder für den spontanen Wochenend-Trip. Vor allem, wenn man dort zu Hause ist oder arbeitet, wo der öffentliche Verkehr kaum oder nicht mehr stattfindet. Was aber, wenn man das Auto nicht täglich benötigt, sondern lediglich ab und zu, etwa in der kalten und nassen Jahreszeit? Auch wenn der Wagen meistens nur herumsteht, nimmt er Platz weg. Und es bleiben die Fixkosten für die Versicherung, die Kfz-Steuer und die Wartung. Hier setzt der Landkreis Emsland an: Im Dezember startet dort das Mobilitätsprojekt „ Nachbarschaft bewegt – Unser Auto. “ Die pragmatisch eingestellte Kommune im Westen Niedersachsens, eine der flächengrößten in Deutschland, begrüßt Besucher am Straßenrand unter anderem mit Schildern „Willkommen bei den Machern“. Nun macht der Landkreis Emsland Nachbarn ein Angebot: Für drei Monate können sie ein Elektroauto testen. Mit Nachbarschaft sind mindestens zwei und maximal fünf Teams gemeint, also Familien, Haushalte und kleine Unternehmen. Jedem einzelnen Team können fünf Fahrberechtigte angehören. Der Eigenanteil beträgt nur 200 Euro und jedes Team bekommt 100 Freikilometer im Monat. Die Fahrerinnen und Fahrer können den Wagen, falls möglich, zu Hause laden oder an öffentlichen Ladesäulen. Über eine App lässt sich das Auto buchen und öffnen. Diese App dient als Schlüssel und gibt den Nutzern Schritt für Schritt Anleitungen, wie sie das Fahrzeug starten und wie sie die Buchung beim Verlassen des Fahrzeugs beenden. Ein unkompliziertes Verfahren erleichtert die Akzeptanz Zugegeben: Ein Auto mit seinen Nachbarn teilen, daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Wenn aber das Verfahren unkompliziert und zugleich noch gut für den Geldbeutel ist, wenn die Fahrzeuge gut erreichbar sind, steigern diese Rahmenbedingungen die Akzeptanz. Dann kann es funktionieren. Im Bocholter Ortsteil Lowick im Westmünsterland hat Carsharing von Nachbarn offenbar funktioniert: Das „Bocholter Borkener Volksblatt“ berichtete im Sommer 2024 von einem Projekt, gefördert vom Leader-Netzwerk, bei dem von sieben Familien nach einem Jahr noch fünf dabei waren und ein Haushalt hinzukam. Der Landkreis Emsland unterstützt das Carsharing mit Elektroautos generell bereits seit zwei Jahren, in Kooperation mit dem Unternehmen „mobileeee“. Die Fahrzeuge sind im gesamten Kreisgebiet verteilt und festen Stationen zugeordnet, sodass Nutzer ihre Fahrten im Voraus planen und reservieren können. Zur Verfügung stehen mehr als 30 Elektro-Fahrzeuge an 30 Standorten im gesamten Landkreis, von Rhede bis Salzbergen. Die Kommune denkt bei ihrem klimafreundlichen Vorhaben nicht allein an Familien, sondern auch an kleinere Betriebe. Für die Unternehmen könne Carsharing eine sinnvolle Ergänzung zum eigenen Fuhrpark sein. Mitarbeitende könnten Dienstfahrten in der Nähe des Homeoffice starten und müssten nicht erst zum Firmensitz fahren. Noch kein riesiger Ansturm Bisher verzeichnet die Statistik im Emsland mit monatlich 350 Nutzern noch keinen riesigen Ansturm. Daher sieht der Landkreis seine Rolle darin, weitere Menschen zum Carsharing zu ermutigen, damit es wirtschaftlicher wird. Nach Angaben von Kreis-Pressesprecherin Anja Rohde sind im Schnitt etwa bis zu 50 Buchungen pro Monat erforderlich, damit ein Fahrzeug eigenwirtschaftlich betrieben werden kann. Elektro-Carsharing im ländlichen Raum wird auch andernorts öffentlich unterstützt: So sieht das baden-württembergische Verkehrsministerium darin einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende. Die Förderung richtet sich vor allem an bislang unerschlossene Gebiete. Diese Modelle können Vorbild für weitere Kommunen und Landesregierungen sein, mit einer Anschubfinanzierung unterstützend tätig zu werden.
- Unsere Hunde und Kynologen von besonderem Rang (II)
Bei den großen Kynologen, nach denen Zuchtverbände von deutschen Jagdhunderassen ihre renommierten Prüfungen benannt haben, geht es heute um weitere Namen, an die wir im zweiten Teil dieses Beitrages für natur+mensch erinnern Foto: ChatGPT Teil I dieses Beitrages lesen Nach dem Verein Deutsch Drahthaar ist der Deutsch-Kurzhaar-Verband im deutschen Vorsteher-Lager der mit den zweitmeisten Startern bei Zuchtauslese-Prüfungen. Mit einer eigenen Namensgebung beginnt der Verband aber bereits beim Derby, das ansonsten gemeinhin Verbandsjugendprüfung (VJP) heißt. Kurzhaar-Freunde erklären das gerne damit, dass die grundlegenden Erkenntnisse der Reinzucht von den Engländern übernommen worden sind. Deshalb habe man die Bezeichnung „Derby“ von der englischen Vollblutzucht bzw. vom Vollblut-Rennsport übernommen. Dort stiftete 1780 Edward Graf Derby das nach ihm benannte berühmte Zuchtrennen in Epsom. Der DK-Verband übernahm einfach die Bezeichnung, auch wenn es keinen direkten kynologischen Zusammenhang gibt. Die HZP heißt bei jhm Solms, nach Prinz Albrecht zu Solms-Braunsfels (1841-1901). Er formulierte Rassekennzeichen, Kriterien für die Beurteilung der Körperform und einfache Prüfungsregeln. Als wesentlicher Motor der kynologischen Bewegung besuchte er viele Hundeschauen und bereiste in diesem Zusammenhang auch Großbritannien. Die dabei gewonnene Erkenntnis „Durch Leistung zum Typ“ gilt noch heute. Auf die notwendige Empfehlung hin wurde Prinz Albrecht ein Jahr nach dessen Gründung Mitglied im Kennel Club England. Außerdem war er 1876 Mitgründer der Kynologischen Gesellschaft Wien und einige Jahre der Präsident des Deutschen Jagd-Clubs. Noch mehr als die „Solms“ haben DK-Liebhaber die nach Dr. Paul Kleemann benannte Zuchtausleseprüfung im Blick. Der Namensgeber selbst hat diese Prüfung entwickelt. Sie wird seit 1939 ausgerichtet. Von den Zulassungsvoraussetzungen her gilt die „Kleemann“ als weltweit schwerste und anspruchsvollste Hundeprüfung. Nur etwa die Hälfte der Teilnehmer erreichen den begehrten Titel „KS – Kurzhaarsieger“. Den gleichen Rang nimmt bei den Führern Großer Münsterländer (GM) das Kürzel „vW“ ein. Hunde, die das 1992 beschlossene Leistungszeichen vor ihrem Namen führen, waren auf der jährlich am zweiten Oktober-Wochenende ausgerichteten internationalen vorm Walde-HZP erfolgreich. Sie haben herausragende Leistungen unter besonderen Bedingungen gezeigt. Um den Großen Münsterländer verdient gemacht Benannt ist diese Zuchtauslese-Prüfung nach der Familie vorm Walde, die sich um die Großen Münsterländer sehr verdient gemacht hat. Die Brüder Karl und Johann vorm Walde aus Essen gehörten zu den Gründungsmitgliedern des Verbandes, waren Züchter und Förderer der Rasse. Die Familie vorm Walde stiftete auch den Wanderpokal für den Sieger, den sogenannten „Hüttemann“. Die Skulptur war ein Symbol für die Eisen verarbeitende Industrie des Ruhrgebietes. Sie ging 1960 nach fünfmaligem Gewinn in den endgültigen Besitz des Zwingers vom Westmünsterland. Das Besondere der Prüfung ist, dass neben der kompletten HZP als Zusatz das Fach „Stöbern ohne Ente" geprüft wird. Es ist eigentlich Bestandteil der Verbandsgebrauchsprüfung (VGP), die oft als Meisterprüfung bezeichnet wird. Die dabei erreichten Punkte werden zum HZP-Ergebnis addiert, wobei die Leistung im vW-Fach mindestens im guten Bereich liegen muss, um den begehrten Namenszusatz vW zu erhalten. Hintergrund ist der spezielle Wert, den der Verband bei der Zucht auf die Eignung zur Wasserarbeit legt, weil dabei der Durchhaltewillen und die Leistungsbereitschaft eines Jagdgebrauchshundes besonders sichtbar sind. Wie mancher andere Rassezuchtverband hat auch der Weimaraner Klub immer wieder um seine Eigenständigkeit kämpfen müssen. Bereits 1896 waren für die grauen Vorstehhunde Rassenkennzeichen formuliert worden. Trotz der Vereinsgründung ein Jahr später versuchte man, der Rasse die Eigenständigkeit zu nehmen und den Weimaraner zuchtbuchmäßig bei Deutsch Kurzhaar einzuordnen. Dass solche Bestrebungen erfolglos blieben, ist besonders ein Verdienst des „Weimaraner-Vaters“ Major a.D. Robert Herber (1867-1946). Als er mit Jahresbeginn 1922 den Vereinsvorsitz übernahm, gab es 21 registrierte Mitglieder. In den 25 Jahren zuvor waren gerade einmal 14 Weimaraner in das Gebrauchshund-Stammbuch eingetragen worden. Die Angst vor dem Aussterben der Rasse ging um. Hinzu kamen hundeverbandspolitische Bestrebungen, die vielen Rassen letztlich unter den drei Rassen Kurzhaar, Langhaar und Drahthaar zusammenzuführen. Das kulminierte in der Zeit des Nationalsozialismus, in der den Weimaranern die Rasse-Eigenständigkeit abgesprochen wurde und sie als graue Deutsch Kurzhaar betrachtet wurden. Major Herber gelang es aber, die Eigenständigkeit zumindest in Form einer „Fachschaft Weimaraner“ zu bewahren. Weimaraner vor dem Aussterben bewahrt Er führte konsequent ein eigenes Weimaraner-Stammbuch und später ein Zuchtbuch, indem ab 1935 auch die langhaarige Rassevariante geführt wird. Herber begründete eine aktive zentrale Zuchtorganisation, -steuerung und -dokumentation, betrieb eine engagierte Öffentlichkeitsarbeit und förderte das Zusammengehörigkeitsgefühl der Klubmitglieder durch einen intensiven Briefwechsel mit ihnen. Heute ist unstrittig, dass Major Herber in den 24 Jahren seines Wirkens den Weimaraner vor dem Aussterben bewahrt hat. Seit 1951, fünf Jahre nach seinem Tod, würdigt der Weimaraner Klub mit der Major-Herber-Gedächtnis-HZP. Erst seit zwei Jahren gibt es bei den Kleinen Münsterländern (KlM) die Lönssuche als internationale Bundesprüfung. Sie erinnert an Edmund Löns , der 1906 öffentlich aufgerufen hatte, ihm Reste der Hannoverschen Bracke anzuzeigen. Seine Brüder Edmund und Rudolf, von denen zumindest ersterer mindestens so viel Verdienste um die Rasse hat wie der bekannte „Heidedichter“, fanden auf den niedersächsischen Bauernhöfen jedoch einen vorstehenden Wachtelhund, den sie „Heidewachtel“ nannten. Unermüdlich suchten sie eine tragfähige Zuchtbasis zusammen. So kam es am 17. März 1912 in Osnabrück zur Gründung des „Vereins für Kleine Münsterländer (Heidewachtel)“. Ein Problem des Vereins war das Fehlen definierter Rassestandards. Deshalb veröffentliche der Mediziner Dr. med. et phil. Friedrich Jungklaus 1921 im Auftrag des Verbandes ein wissenschaftliches Werk über den Kleinen Münsterländer und dessen Rassemerkmale. In Grundzügen gilt dies noch heute. Der Verband vergibt zu Ehren dieser Leistung die Leistungszeichen JKI (Jungklaussuche International) für besondere Leistungen auf Internationalen Prüfungen des Weltverbandes KlM-I und JKN (Jungklaussuche Bundesprüfung) für besondere Leistungen auf Internationalen Bundesprüfungen (Lönssuchen) des Verbandes für Kleine Münsterländer e.V. Deutschlands. Nach großen Kynologen benannte Prüfungen gibt es aber nicht nur bei den Vollgebrauchshunden, sondern auch beim Deutsche Jagdterrier-Club mit der regelmäßig ausgerichteten „Dr. Lackner-Gedächtnisprüfung“. Diese Hauptprüfung erinnert an den ehemaligen Präsidenten Dr. Herbert Lackner, der kurz nach dem Ersten Weltkrieg zu jener Gruppe aktiver Jäger stieß, die sich vom Foxterrier-Club trennten, um eine ausschließlich an der jagdlichen Leistung orientiere Zucht aufzubauen. Es sollte ein schwarz-roter Jagdhund für die Arbeit unter der Erde sein. Ihnen half ein Zufall. Zoodirektor Lutz Heck/Hagenbeck schenkte einem der Aktiven vier schwarz-rote Terrier, die aus reingezüchteten Foxterrierstämmen stammen sollten. Mit diesen Hunden wurde die Zucht des Deutschen Jagdterriers begründet. Nachdem sich Lackner eingeschaltet hatte, erfolgten Einkreuzungen mit ganz alten, rauhaarigen Terriern aus England und einigen Welsh Terriern. Das Zuchtprojekt nahm stetig überzeugendere Formen an, sodass 1926 der Deutsche Jagdterrier-Club e. V. ins Leben gerufen werden konnte.
- Erdkabel: Landwirtschaft und Netzbetreiber finden zusammen
Seit längerem gibt es viel Ärger unter den Grundstückseigentümern, die von den Erdkabelprojekten der Netzbetreiber direkt betroffen sind. Amprion und gleich drei regionale Landwirtschaftsverbände haben nun eine Rahmenregelung Foto: Amprion GmbH / Frank Peterschröder Es war schon mehrfach ein Thema in unserem Blog , wie sehr insbesondere Landwirte in ihrer Nutzung von den großen Nord-Süd-Trassenplanungen für den Transport des Stroms aus überwiegend erneuerbaren Energien aus dem Norden in die Wirtschaftszentren im Westen und Süden betroffen sind. Insbesondere die Flächeneingriffe für die Erdkabel sind so gravierend, dass bereits das Bundesverwaltungsgericht darüber entschieden hat. Allerdings gegen die Eigentümer landwirtschaftlich genutzter Flächen im Bereich des Teutoburger Waldes an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die Klage gegen einen Planfeststellungsbeschluss für einen Abschnitt einer 380-kV-Höchstspannungsleitung, um mit Blick auf Belastungen eines benachbarten Wohngebietes die Freileitung durch ein Erdkabel zu ersetzen, wurde abgewiesen . Die Richter damals: Mögliche Unsicherheiten seien den Klägern zuzumuten. Schon in diesem Verfahren ist deutlich geworden, wie sehr durch die Eingriffe in Grund und Boden und damit auch in Eigentumsrechte unter betroffenen Landwirten Unmut entstanden ist. In dem konkreten Fall aus Sicht der Kläger hieße das: Nicht nur, dass der obere Boden ihrer Äcker breitflächig abgetragen wird und dadurch ein rund vier Kilometer langer und etwa 50 Meter breiter Graben entsteht. Auch nach Abschluss der Bauarbeiten erholen sich die Felder nicht, bemängelten die klagenden Landwirte und verwiesen auf eine Bodenverdichtung und eine zerstörte Wasserführung. Das haben die Richter anders bewertet: Nach Abschluss der Baumaßnahmen könnten die Flächen wieder bewirtschaftet werden; ausgeschlossen sei nur Vegetation, die tiefer als 1,10 m wurzelt. Unzweifelhaft sind auch die Auswirkungen auf die Jagd in diesen Revieren. Nun Rahmenvereinbarung von Amprion mit Landwirtschaftsverbänden Für künftige Fälle gibt es nun die gestern unterzeichnete Vereinbarung zwischen rund 40 Vertretern und Vertreter innen der Landwirtschaftsverbände aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen sowie des Netzbetreibers Amprion. Sie trafen sich gestern im Dreiländereck Bad Karlshafen zur feierlichen Unterschrift der übergeordneten Vereinbarung, die für die Verhandlung von Leitungsrechten Anwendung finden soll. „Die Eigentümer und Bewirtschafter von landwirtschaftlichen Flächen bilden eine der wichtigsten Interessengruppen für die Umsetzung unserer Erdkabelprojekte, da sie in der Bauausführung und im späteren Betrieb unmittelbar betroffen sind. Diese zukunftsgerichtete Vereinbarung erkennt einerseits die Interessen der Landwirtschaft an und trägt andererseits dem wichtigen Ziel einer bezahlbaren Energiewende Rechnung. Ich bin sehr dankbar für diese Partnerschaft.“, sagte Amprion CEO Dr. Christoph Müller bei der Veranstaltung in Bad Karlshafen. Stimmen aus den Landesverbänden der Bauern Bei der feierlichen Unterzeichnung der privatrechtlichen Vereinbarung hob Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, hervor: „Bei einem Großprojekt wie diesem gilt es, die Interessen von Grundstückseigentümern, Leitungsbetreibern, Stromanbietern und Endkunden überein zu bringen. Eine solche Regelung, wie sie heute geschlossen wird, ist ein Musterbeispiel für konsensuale Vorgehensweise und der Beweis dafür, dass auch bei derart großen Projekten gemeinsame Lösungen gefunden werden können. Wir sind zuversichtlich, heute den Grundstein für die weitere sehr gute Zusammenarbeit zu legen.“ Die Rahmenregelung würdige den erforderlichen Netzausbau zum Erreichen der deutschen Klimaneutralitätsziele gleichermaßen wie die Bedeutung und Rolle der Landwirtschaft sowie die schonende Inanspruchnahme der Böden. Besonderes Augenmerk sei dabei auf den Schutz der Böden sowie die Angemessenheit der Entschädigungen für die Inanspruchnahme der Grundstücke gelegt. Ein wesentlicher Inhalt ist ein gemeinschaftlich erarbeitetes Muster einer Projektrahmenregelung. Dabei sei es jedem Grundstückseigentümer selbst überlassen, von den Musterregelungen Gebrauch zu machen oder auch nicht. Dr. Holger Hennies stellt für „Landvolk Niedersachsen Landesbauernverband“ fest: „Niedersachsen ist vom Leitungsausbau mehr als alle anderen Bundesländer betroffen – allein 27 Landvolk-Kreisverbände sind es bei diesen fünf Amprion-Vorhaben.“ Mit dieser Regelung sei für die hiervon betroffenen Mitglieder ein akzeptabler Rahmen gefunden worden. Der Rheinische Landwirtschaftsverband weist durch Erich Gussen darauf hin, dass gerade dort, wo auf kleiner Fläche eine hohe Wertschöpfung erzielt wird, es entscheidend sei und dazu Bodenschutz und Rekultivierung verbindlich geregelt seien. Karsten Schmal vom Hessischen Bauernverband betont „eine tragfähige Lösung für die Landwirtschaft in Hessen.“ Quellen: WLV / Landvolk Niedersachsen / BVG
- Was Buchsbaum und Mais verbindet: Ein Zünsler greift an
Den Buchsbaumzünsler kennen und erleiden viele Gartenbesitzer. Im Maisanbau breitet sich eine verwandte Art auf den Feldern weiter von Süden nach Norden aus. Manchmal führt kein Weg an richtig dosierten Pflanzenschutzmitteln vorbei Foto: © entomart „Noch ein Zünsler: Nach der Maisernte müssen die Stoppeln weg“. Mit dieser Überschrift hat vor kurzem eine Tageszeitung im Norden auf ein weiteres Schädlingsproblem aufmerksam gemacht. Diese Meldung reiht sich in verschiedene Beiträge in unserem Blog ein. Über die Schadenswirkung der Glasflügelzikade und über den Japankäfer sowie die dadurch ausgelösten Schwierigkeiten in der Land-, Obst- und Gemüsewirtschaft haben wir bereits mehrfach berichtet. Inzwischen hat der Zünsler, den wir aus den Gärten mit seinem Vernichtungsfeldzug gegen die winterharten Buchsbaumsträucher in Hecken und grünen Kugeln kennen, einen sich ausbreitenden Verwandten, der Maisfelder in Mitleidenschaft zieht. Der Artverwandte hat sich mit seiner Schadenswirkung auf den Feldern unserer Bauern weiter ausgebreitet. Der Maiszünsler wandere von Süden nach Norden, sagte unlängst Ludger Lüders vom Fachbereich Pflanzenschutz der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein dem Pinneberger Tageblatt. In der Region, die in der Nachbarschaft Hamburgs liegt, seien inzwischen Larven auch entdeckt worden. Sie fressen sich bei Maispflanzen durch Stängel und Kolben. Das führt dazu, dass die Pflanzen reihenweise abknicken. Zudem könne es durch die Bohrlöcher auch noch zum Pilzbefall kommen. Dabei treten unter anderem Schimmelpilze auf, die durch ihre toxische Wirkung den Mais als Nahrungsmittel bzw. Futter unbrauchbar machen. Er lässt sich dann nur noch zur Biogasherstellung nutzen. Larven nicht in der Stoppel überwintern lassen Das Problem bilden die Larven. Sie kommen aus den Eiern, die der adulte Zünsler, ein Falter, im Mai/Juni in den Maispflanzen ablegt. Nach zehn Tagen schlüpfen die Larven. „Sie minieren den Stängel von oben nach unten“, sagte Lüders der Zeitung weiter. Er erklärt, dass die Schädlinge in der Pflanze Gänge anlegen, sich auch aus dem Stängel wieder rausbohren und an anderer Stelle erneut eindringen. Unten im Maisstängel angekommen, verpuppen die Schädlinge und überwintern im Stoppel nach der Ernte. Es sei denn, es werden Gegenmaßnahmen ergriffen: Die Bekämpfung setzt dann mechanisch durch eine konsequente Stoppelbearbeitung an. Die Überwinterungsmöglichkeit dort könnte somit dem Schädling genommen werden. Mit einem Schlägelmulcher sollten die Stoppel zerhäckselt und untergepflügt werden. So könne man verhindern, dass es wieder Larven gibt, die im Frühjahr schlüpfen. Auf Standorten, die eine saubere Pflugfurche ohne Stoppelreste nicht zulassen, lässt sich die direkte Bekämpfung mit Insektiziden oder Nützlingen bisher nicht vermeiden. Darauf weist die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zu diesem Thema hin. Im Süden hat die Verbreitung bereits in einem Ausmaß so zugenommen, dass der Maiszünsler dort flächendeckend zu größeren Schäden geführt hat. Übrigens nicht nur im Mais, sondern auch in Hopfenkulturen. Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, weist im Zusammenhang mit dem Befall landwirtschaftlicher Anbauflächen mit verschiedenen Schädlingen auf die zunehmenden Einschränkungen beim Pflanzenschutz hin. Sie verschärften nach seiner Einschätzung die ohnehin bestehenden Herausforderungen im Ackerbau. Der starke Schädlings- und Infektionsdruck in diesem Jahr insgesamt zeige deutlich, wie wichtig es sei, Pflanzen ausreichend schützen zu können, betont Rukwied. „Effektiver Pflanzenschutz ist eine zwingende Voraussetzung für sichere und gesunde Lebensmittel“, so der Bauernverbandspräsident weiter.











