top of page

529 Ergebnisse gefunden mit einer leeren Suche

  • Vom Rehkitz bis zum Goldschakal: Herausforderungen im Wildtiermanagement

    Das war das Jahr 2025 im Blog natur+mensch (Teil 2) Auch im zweiten Quartal des Jahres 2025 beschäftigten sich die Leser des Blogs natur+mensch intensiv mit aktuellen Entwicklungen im Wildtiermanagement. Während im April die praktische Tierschutzarbeit im Vordergrund stand, dominierten im Mai und Juni Debatten über invasive Arten und neue Raubtiere die Diskussionen. Die meistgelesenen Artikel der Monate April bis Juni zeigen, wie vielfältig die Herausforderungen im Zusammenleben von Mensch und Tier sind. Kitzrettung: Teamarbeit in der Mahdsaison Foto: NCIS Den Auftakt macht ein Beitrag von Christoph Boll zur Kitzrettung während der Frühjahrsmahd . Jedes Jahr im Mai und Juni wird der Großteil des Rehnachwuchses geboren – ausgerechnet dann, wenn Landwirte ihre Wiesen mähen. Die Folge sind verstümmelte oder getötete Jungtiere, wenn nicht rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Moderne Drohnen mit Wärmebildkameras haben die Rettungsarbeit revolutioniert. Das Bundeslandwirtschaftsministerium förderte 2025 die Jungwildrettung mit 1,5 Millionen Euro. Durchschnittlich achtköpfige Teams investieren allein im Hauptmonat Mai drei volle Arbeitswochen ehrenamtlich, um Rehkitze, Junghasen und Bodenbrüter zu retten. Der Artikel macht deutlich, dass effektiver Wildtierschutz eine gemeinsame Aufgabe von Jägern und Landwirten ist. Landwirte haben als Flächenbewirtschafter nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern als Inhaber des Jagdrechts auch eine Hegeverpflichtung. Rechtzeitige Absprachen zwischen Revierpächtern und Bewirtschaftern sind entscheidend für den Erfolg dieser wichtigen Tierschutzmaßnahme. Waschbären: Niedlich, aber problematisch Foto: Michael Woita / pixelio.de Mitte Mai widmete sich Christian Urlage einer invasiven Art, die sich in Deutschland rasant ausbreitet: dem Waschbären . Ursprünglich aus Nordamerika stammend, wurden die Tiere seit den 1920er Jahren wegen ihres Pelzes nach Deutschland gebracht. Nach Ausbrüchen aus Pelzfarmen und gezielten Aussetzungen haben sie sich erfolgreich etabliert. Die Zahlen sprechen für sich: Von 2011 bis 2023 stieg die Zahl der erlegten Waschbären um das Dreifache auf 203.306. Mittlerweile melden 69 Prozent aller Jagdreviere ein Vorkommen. In manchen Bundesländern hat der Waschbär sogar den Rotfuchs in der Statistik überholt. Das Problem: Die possierlichen Tiere mit der schwarzen Gesichtsmaske bedrohen die biologische Vielfalt. Sie plündern Nester von Greif- und Singvögeln, fressen Amphibien während der Paarungszeit und dezimieren Bestände von Rebhühnern und Fasanen. Während der NABU eine Bejagung nur im Einzelfall für sinnvoll und eine friedliche Koexistenz für möglich hält, fordert der Deutsche Jagdverband eine staatlich unterstützte Fangjagd. Es geht den Jägern nicht um Ausrottung, sondern darum, die Population zu verkleinern und heimische Arten zu schützen. Das Insel-Drama: Ein Goldschakal auf Sylt Symbolbild: Вых Пыхманн , Golden jackal , CC BY-SA 3.0 Anfang Juni rückte ein Tier in den Fokus der Öffentlichkeit, von dem die meisten Menschen bis dahin kaum etwas gehört hatten: der Goldschakal. Jürgen Muhl berichtete über dramatische Ereignisse auf Sylt , wo ein Exemplar dieser zwischen Wolf und Fuchs angesiedelten Art innerhalb weniger Wochen über 70 Lämmer und Schafe gerissen hatte. Zunächst in der Keitumer Heide nahe des Hindenburgdamms aktiv, verlagerte das Raubtier seine Beutezüge später an die Nordspitze der Insel nach List. Das schleswig-holsteinische Umweltministerium leitete daraufhin eine Abschussgenehmigung für das eigentlich streng geschützte Tier ein. Goldschakale stammen ursprünglich aus Süd- und Südosteuropa und haben sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend nach Mitteleuropa ausgebreitet. In Schleswig-Holstein wurde der erste Nachweis 2017 im Kreis Dithmarschen dokumentiert. Mit den Vorfällen auf Sylt stieg die Zahl der bestätigten Nachweise im Land auf zehn. Der Landesjagdverband fordert bereits seit Jahren, den Goldschakal ins Jagdrecht aufzunehmen. Die Ereignisse auf der Ferieninsel zeigten, wie schnell die Ausbreitung neuer Arten zu Konflikten führen kann. Ende Juli folgte die Meldung , dass die befristete Abschussgenehmigung für den Goldschakal auf Sylt ausgelaufen war. Das Landesamt für Umwelt hatte die artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung Anfang Juni erteilt, sie galt jedoch nur zeitlich begrenzt. Die Entscheidung löste heftige Reaktionen aus. Landwirte und Jäger äußerten Sorge um ihre Herden und forderten wirksamen Schutz. Sie beklagten die strikten Abschussregeln für streng geschützte Arten und fühlten sich mit den Herausforderungen im Herdenschutz alleingelassen. Eine Naturschutzinitiative aus Hessen zog vor das Oberverwaltungsgericht in Schleswig, um die Abschussgenehmigung anzufechten. Das Gericht traf Mitte Juni eine Entscheidung zum Vollzug der Entnahme, eine Beschwerde dagegen wies es Anfang Juli ab. Ab dem 1. August galt die Zulassung eines Abschusses nicht mehr – unabhängig davon, ob der Goldschakal noch auf der Insel war oder nicht. Neue Sichtungen oder Risse wurden zuletzt nicht gemeldet. In wenigen Tagen melden wir uns mit dem dritten Teil unseres Jahresrückblicks zurück und werfen einen Blick auf die Monate Juli bis September und die Themen, die im dritten Quartal 2025 in unserem Blog natur+mensch im Mittelpunkt standen.

  • Kitzrettung ist eine gemeinsame Aufgabe

    Frühjahrsmahd der Wiesen in der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere: Bundesweit werden jetzt viele Teams mit Drohnen und Infrarotkameras Rehkitze, Junghasen und Gelege von Vögeln vor Verstümmelung und dem Tod durch Mähwerke bewahren Foto: NCIS Im Mai und Juni wird der Großteil des Rehnachwuchses geboren. Leider fällt dies mit der Zeit zusammen, in der die Landwirte ihre Wiesen mähen. Die Ricken nutzen diese Flächen aber vielfach als Kinderstube, in der sie ihre Kitze ablegen. Zeitnot, Gleichgültigkeit, Unwissenheit, aber auch Unfähigkeit und fehlende Absprachen zwischen Landwirten und Revierinhabern sind dann oft die Gründe dafür, dass das junge Wild durch den Kreiselmäher verstümmelt oder getötet wird. Jäger haben das in der Vergangenheit zu verhindern versucht, indem sie die betroffenen Flächen kurz vor der Mahd verstänkert oder mit dem Anbringen von akustischen und visuellen Scheuchen wie Knistertüten oder Flatterbändern sowie akustischer Vergrämung das Wild fernzuhalten oder zu vertreiben. Im zeitigen Frühjahr aber sind die Jungtiere noch ohne Fluchtreflex. Sie bleiben trotz solcher Maßnahmen oft in ihren Verstecken liegen. Deshalb suchen Jäger obendrein die Wiesen mit firmen Hunden ab und bringen gefundenes Jungwild in Sicherheit. Technischer Fortschritt als Segen Inzwischen wird dies vielfach mit Drohnen und Wärmebildgeräten erledigt. Da ist der technische Fortschritt ein wirklicher Segen. Zu der Erkenntnis ist auch das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) gekommen. Es fördert in diesem Jahr erneut die Jungwildrettung während der Frühjahrsmahd mit 1,5 Millionen Euro. Anträge können bis zum 17. Juni gestellt werden. Antragsberechtigt sind Kreisjägerschaften und Vereine, die sich die Pflege und Förderung des Jagdwesens oder die Rettung von Wildtieren bei der Wiesenmahd (sogenannte Kitzrettungsvereine) zur Aufgabe gemacht haben. Der Aufwand, den die durchschnittlich achtköpfigen Rettungsteam investieren, ist enorm. Das belegen Ergebnisse einer gemeinsamen Umfrage von Deutscher Wildtierrettung, Deutscher Wildtier Stiftung und Deutschem Jagdverband (DJV). Allein im Hauptmonat Mai engagierten sich die Helfer drei volle Arbeitswochen ehrenamtlich. Jedes Team fliegt dabei durchschnittlich 4,5 Quadratkilometer Grünland mit der Drohne ab. Es besteht in der Regel zu zwei Dritteln aus Jägern und einem Drittel aus Landwirten. Gerettet werden neben Rehkitzen und Junghasen auch Eier und Küken von Fasanen, Rebhühnern sowie Rohr- und Wiesenweihen. Jagdgegner mit widersinnigen Vorwürfen Von Jagdgegnern wird die Kitzrettung immer wieder verächtlich gemacht mit der Behauptung, der Einsatz der Jäger sei schizophren, weil sie später die Rehe tot schießen. Solche Vorwürfe sind in doppelter Hinsicht widersinnig. Zum einen wird aus dem kleinen Kitz als erlegtem Reh ein wertvolles Lebensmittel. Unter diesem Gesichtspunkt verhält der Jäger sich wie jeder Viehhalter, der seine Tiere vor Krankheiten bewahrt. Zum anderen ist das Vermeiden von Verstümmelungen und dem Mähtod ein Gebot des Tierschutzes, der sogar im Grundgesetz als Staatsziel festgeschrieben ist. Deshalb schreibt das einschlägige Gesetz den Flächenbewirtschaftern, also den Landwirten, vor, Maßnahmen zu ergreifen, wenn mit dem Tod oder der Verletzung von Wirbeltieren zu rechnen ist. Erfolgt dies nicht ausreichend, kann es durchaus zu Strafanzeigen und Gerichtsverfahren kommen. Außerdem haben auch Bauern als Inhaber des Jagdrechts eine Hegeverpflichtung. Denn die Schaffung und Bewahrung eines gesunden, artenreichen Wildbestandes ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb sind nach dem Verursacherprinzip auch in erster Linie der Landwirt und der Traktorfahrer für das Absuchen der zu mähenden Flächen zuständig. Der Jagdausübungsberechtigte, sprich der Revierpächter, aber hat eine Mitwirkungspflicht. Häufig genug wird ihm sogar die Gesamtverantwortung für die Jungwildrettung im Pachtvertrag auferlegt. Auch Landwirte haben eine Hegepflicht Auf ganz dünnes Eis aber begeben sich Jagdgenossen, wenn sie nicht auf eine gute Absprache mit den zuständigen Jägern setzen, sondern Außenstehenden die Jungwildrettung übertragen. Zwar sind Rehkitze süß und Maßnahmen zu ihrem Schutz lassen sich unter Tier- und Naturschutzmaßnahmen gut öffentlichkeitswirksam vermarkten. Das Nachstellen und gezielte Aufsuchen von Wild ist aber qua Definition Jagdausübung, sodass sich dann die Frage der Wilderei stellt. Folgerichtig verweisen die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (BAGJE), der Bundesverband Lohnunternehmen (BLU), der Bundesverband der Maschinenringe (BMR), der Deutsche Bauernverband (DBV) und der DJV darauf, dass effektiver Wildtierschutz bereits vor dem Mähen beginnt. „Entscheidend ist dabei, die anstehenden Termine für den Grünschnitt – für Silage oder Biomasseproduktion – rechtzeitig dem jeweiligen Jagdpächter mitzuteilen und die Mähweise dem Tierverhalten anzupassen“, so die Organisationen. Sie empfehlen generell, das Grünland möglichst von innen nach außen oder von einer Seite zur anderen zu mähen. Das ermögliche den Tieren, während der Mahd in die anliegenden Feldraine zu flüchten, ohne dabei den Schutz des hohen Grases verlassen zu müssen. Zudem verweisen sie auf weitere Techniken, etwa an Schleppern und Mähwerken verbaute Infrarot-Sensortechnik mit Echtzeiterkennung, die zunehmend Eingang in die Praxis finden und ebenfalls ein Mittel der Wahl sein können. Die Organisationen sehen weiterhin einen hohen Bedarf für Forschungs- und Innovationsförderung zum Schutz von Wildtieren und fordern die zukünftige Bundesregierung auf, diesem eine hohe Priorität einzuräumen.

  • Von Tierliebe über Jagddebatten bis zum Wolfsmanagement

    Das war das Jahr 2025 im Blog natur+mensch (Teil 1) Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende entgegen. Traditionell ist dies eine Zeit, in der wir innehalten und auf die vergangenen Monate zurückblicken. Welche Themen haben die Leser des Blogs natur+mensch in diesem Jahr bewegt? Welche Artikel haben besonders viel Resonanz erfahren? Um diese Fragen zu beantworten, präsentieren wir Ihnen in vier Teilen einen Jahresüberblick über die meistgelesenen Beiträge. Beginnen wir mit dem ersten Quartal des Jahres 2025. Die ersten drei Monate des Jahres waren geprägt von einer thematischen Vielfalt: Von wissenschaftlichen Erkenntnissen über gesellschaftspolitische Debatten bis hin zu drängenden Fragen des Wildtiermanagements zeigt sich ein breites Spektrum der Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur. Die meistgelesenen Artikel des ersten Quartals spiegeln wider, welche Themen unsere Leserschaft besonders beschäftigt haben. Warum wir Tierbabys so lieben Foto: Péronne vd Ham / pixelio.de Den Auftakt machte im Januar ein Beitrag über ein Phänomen, das jeder von uns kennt: die unwiderstehliche Anziehungskraft niedlicher Tierbabys. Wolfgang Kleideiter untersuchte in seinem Artikel „Süchtig nach niedlichen Dingen“ , warum Kulleraugen und tapsige Bewegungen uns so faszinieren. Die wissenschaftliche Erklärung dahinter liegt im Kindchenschema, das der österreichische Zoologe Konrad Lorenz bereits vor Jahrzehnten beschrieb. Bestimmte Merkmale wie große Augen, hohe Stirn und kleine Stupsnase lösen bei uns fürsorgliches Verhalten aus. Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass unser Gehirn innerhalb einer Siebtelsekunde auf diese Schlüsselreize reagiert und dabei das Belohnungssystem aktiviert. Vom Eisbären Knut bis zum Zwergflusspferd Moo Deng nutzen Zoos, Tierschutzorganisationen und Werbetreibende diesen Instinkt gezielt. Das große Interesse an diesem Artikel zeigt, dass sich viele Leser für die biologischen Grundlagen menschlichen Verhaltens interessieren. Jagd im Wandel Foto: torstensimon Ende Januar folgte mit „Jagd zwischen Ideologie und Auftrag“ ein Artikel von Christoph Boll, der eine kritische Bestandsaufnahme des Waidwesens in Deutschland vornahm. Zeitgleich zur Großdemonstration der Jäger in Hannover und zur Messe „Jagd und Hund“ in Dortmund beleuchtete der Beitrag das Spannungsfeld, in dem sich die Jagd heute bewegt. Obwohl die Zahl der Jagdscheininhaber auf einen Rekordstand von über 460.000 gestiegen ist, kämpft die Zunft mit sinkendem gesellschaftlichem Vertrauen. Während die Jägerschaft von der Forstseite vorgeworfen bekommt, zu wenig für den Waldumbau zu tun, werfen Tierrechtler ihr vor, Tiere zu töten. Die zunehmende Urbanisierung und das Fremdeln weiter Bevölkerungsteile mit natürlichen Prozessen verschärfen die Situation. Besonders kritisch sieht der Autor die Entwicklung bei der Ausbildung: Private Jagdschulen ermöglichen zwar einen schnellen Jagdschein, tragen aber gleichzeitig zu einer Verflachung des Handwerks bei. Armut auf dem Land Foto: angieconscious / pixelio.de Im Februar rückte Wolfgang Kleideiter mit seinem Beitrag „Wenn man im Dorf festsitzt“ ein oft übersehenes Problem in den Fokus: Armut in ländlichen Regionen. Während Armut in der Stadt vielfach erforscht ist, bleibt sie auf dem Land weitgehend im Verborgenen. Betroffene versuchen aus Scham, mit wenig Geld über die Runden zu kommen, und nutzen Hilfsangebote seltener. Die vom Thünen-Institut durchgeführte Studie zur Armut in Mecklenburg-Vorpommern zeigt einen zentralen Unterschied zur Stadt: Mobilität. Ohne Auto sind Menschen in ländlichen Gebieten praktisch von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Das Problem der Mobilitätsarmut verschärft die ohnehin prekäre Situation zusätzlich. Selbst wer es sich eigentlich nicht leisten kann, muss ein Auto unterhalten, um zur Arbeit zu gelangen oder zum Arzt zu kommen. Dieser Artikel macht deutlich, dass Armut auf dem Land andere, oft strengere Formen annimmt und in der Politik stärker wahrgenommen werden muss. Der Wolf polarisiert Foto: Rudolpho Duba / pixelio.de Das Thema Wolf beschäftigte die Leserschaft gleich zweimal im ersten Quartal. Frank Polke berichtete Mitte Februar über die Situation in Brandenburg , wo über 2000 Wölfe leben sollen – eine Zahl, die weltweit Spitzenrang bedeuten würde. Die zunehmenden Angriffe auf Wild und Weidetiere, selbst auf Rentiere in Tierparks, haben dort zu einem Umdenken geführt. Im März folgte Ludwig Hintjens mit einer europäischen Perspektive : Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, den Schutzstatus des Wolfs von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzusetzen. Der Bestand an Wölfen in der EU hat sich in den letzten zehn Jahren um über 80 Prozent erhöht. Die Änderung des Schutzstatus würde bedeuten, dass Jäger eingreifen können, wenn Populationen zu groß werden – solange der Artbestand nicht gefährdet ist. In wenigen Tagen melden wir uns mit dem zweiten Teil unseres Jahresrückblicks zurück. Dann werfen wir einen Blick auf die Monate April bis Juni und die Themen, die im zweiten Quartal 2025 auf dem Blog natur+mensch im Mittelpunkt standen.

  • Beispiel Niedersachsen: Klimaanpassung als Pflichtaufgabe

    Der Landtag in Hannover hat die Novellierung des Klimagesetzes verabschiedet. Kritik gab es von der Opposition, von kommunalen Spitzenverbänden und Unternehmern. Ein Beispiel aus einem Flächenland Abstimmung im niedersächsischen Landtag (Foto: © Focke Strangmann) Der niedersächsische Landtag hat kürzlich das Klimagesetz geändert und dabei zwei Bundesgesetze ins Landesrecht überführt: das Wärmeplanungsgesetz und das Klimaanpassungsgesetz. Das hat sowohl positive als auch negative Folgen. Teile des Klimagesetzes sind politisch umstritten. Die gute Nachricht: Die niedersächsischen Kommunen werden komplett entlastet. Sie bekommen für ihre Wärmeplanung bis zum Jahr 2040 mehr als 46 Millionen Euro vom Land. Das Wärmeplanungsgesetz des Bundes verpflichtet die Länder, flächendeckend eine Wärmeplanung umzusetzen. Diese Aufgabe überträgt die Landesregierung auf die Einheits- und Samtgemeinden. Niedersachsen fängt nicht bei null an, da 95 Mittel- und Oberzentren bereits im bisherigen Klimagesetz zur Wärmeplanung verpflichtet sind. Laut Umweltminister Christian Meyer (Grüne) müssen daher nur rund 140 Einheits- und Samtgemeinden im Rahmen der Gesetzesnovelle neu verpflichtet werden. Damit geht es jetzt mehr in die Fläche. CDU-Fraktion: Klimaneutralität 2040 ist unerreichbar und unrealistisch Umstrittener ist das Ziel der rot-grünen Landesregierung, Niedersachsen bereits 2040 klimaneutral zu machen. Dann sollen nur noch so viele schädliche Treibhausgase ausgestoßen werden, wie über sogenannte Senken – Wälder, Moore und technische Kohlenstoffsenken – aufgenommen wird. Das ist fünf Jahre früher, als der Bund es plant. Für die CDU-Fraktion im Landtag ist die Umsetzung in 15 Jahren ein zu ehrgeiziges, unerreichbares Vorhaben. Auch kommunale Spitzenverbände und Unternehmer warnen vor wirtschaftlichen Risiken und befürchten Wettbewerbsnachteile. Verena Kämmerling, die umweltpolitische Sprecherin der CDU im Landtag, wirft den Regierungsparteien „Symbolpolitik“ vor und hält 2045 – wie im Bundesklimaschutzgesetz – für ein realistisches Ziel. Die Klimaanpassung soll zur Pflichtaufgabe werden und vom Land finanziert werden. Niedersachsen will auf Hochwasser, Starkregen und Hitzewellen mit höheren Deichen, entsiegelten Flächen und Hitzeschutz durch Begrünung reagieren. Dafür stellt der Umweltminister den Kommunen 90 Millionen Euro für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zur Verfügung. Bis Ende 2028 müssen die Landkreise und kreisfreien Städte, die Region und die Landeshauptstadt Hannover sowie Göttingen ein kommunales Klimaanpassungskonzept erarbeiten. Ein Klimaschutzbeauftragter für jede Landesbehörde in Niedersachsen Jede Landesbehörde soll einen Klimaschutzbeauftragten bekommen, was die CDU-Fraktion im Landtag als Zunahme der Bürokratie kritisiert. Außerdem plant die Landesregierung einen Klimarat, dem auch Vertreter der Landwirtschaft angehören sollen. „Das alles bringt dem Klima nichts. Wir brauchen Umsetzung statt Papiere“, erklärt Umweltpolitikerin Kämmerling. Statt des Klimarates, der 400.000 Euro pro Jahr verschlingt, schlägt sie Dialogformate, Verbandsbeteiligungen oder Gutachten vor. Die Union brachte zur Novellierung des Klimagesetzes einen Änderungsantrag ein, der aber keine Mehrheit fand. Dabei ging es auch um den Torfabbau, den die rot-grüne Landesregierung seit 2023 komplett verboten hat. Der Gesetzentwurf der CDU-Fraktion sah eine Rücknahme vor, was der Industrieverband Garten (IGV) e.V. begrüßte. Industrieverband Garten: Negative Folgen für Klimabilanz und Wettbewerbsfähigkeit Dies sei ein notwendiger Schritt, um die Versorgungssicherung der Substratindustrie und des Gartenbaus zu gewährleisten. Denn seit dem Verbot müssten wichtige Produktionsrohstoffe zunehmend aus dem Ausland importiert werden, „mit allen negativen Folgen für Klimabilanz, Wettbewerbsfähigkeit und regionale Wertschöpfung“, so der IGV. Nach Ansicht des Verbandes stehen ein verantwortungsvoller Torfabbau und wirksamer Moorschutz nicht im Widerspruch. Ähnlich sieht es CDU-Umweltexpertin Kämmerling: „Torf mit einer wesentlich schlechteren Treibhausgasbilanz muss importiert werden. Das ist für den Erwerbsgartenbau eine Katastrophe, vernichtet einen heimischen Wirtschaftszweig, verteuert die heimische Gemüseproduktion und erhöht die Lebensmittelpreise für die Verbraucher.“ Diese Folgen könnten nicht einfach ignoriert werden, meint die Diplom-Agraringenieurin. Deshalb spricht sich die Union dafür aus, den Torfabbau in Niedersachsen unter strengen Bedingungen und unter hohen Naturschutzauflagen weiterhin zuzulassen. Eine Mehrheit dafür fand sie im Landtag jedoch nicht.

  • Wirtschaft warnt: Stimmung ist extrem negativ

    Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserinnen und Leser, in unserem letzten Wochenkommentar für dieses Jahr ziehen wir eine kurze Zwischenbilanz der schwarz-roten Regierungsarbeit, blicken auf die bevorstehenden Herausforderungen insbesondere für den ländlichen Raum und befassen uns mit zwei dort grassierenden Seuchen: der Vogelgrippe und der Afrikanischen Schweinepest. Wichtig bleibt bei alledem aber, sich die Freude an der Natur nicht nehmen zu lassen – ein Thema, mit dem wir uns diese Woche in einem Blogbeitrag schon einmal gesondert befasst haben. Entgegen eigenen Bekundungen verlief das erste Jahr für Schwarz-Rot – freundlich ausgedrückt – recht durchwachsen. Die Regierungsparteien haben entsprechend schlechte Umfragewerte. Auch die Arbeit des Kanzlers wird von einer Mehrheit bislang kritisch gesehen. Umso erfreulicher verlief die vergangene Woche für die Koalition . Dies gilt vor allem für Friedrich Merz. Der Regierungschef organisierte einen Ukrainegipfel in Berlin, auf dem sich Kiew und seine europäischen Unterstützer sowie Washington auf ein gemeinsames Vorgehen zur Beendigung der russischen Aggression einigten. Damit hat Europa und nicht zuletzt Deutschland außenpolitisch Flagge gezeigt. Dies ist kein Selbstzweck, sondern eine Voraussetzung, dass die Ukraine und Staaten der EU nicht durch eine Einigung allein zwischen Moskau und Washington vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Und mindestens ebenso wichtig: Das Bündnis mit den USA bleibt zumindest vorerst halbwegs tragfähig. Ob diese Einigung tatsächlich bald zum Frieden führt, ist ungewiss bis hin zu unwahrscheinlich. Gleichwohl hat der Kanzler auf internationaler Bühne deutlich an Statur gewonnen.  Das sollte in diesen kritischen Zeiten nicht gering geschätzt werden. All dies ändert aber leider nichts daran, dass in der Innenpolitik noch vieles unerledigt ist. Zwar hat das Bundeskabinett jetzt nach langem Hin und Her endlich eine Reform des Bürgergelds beschlossen. Andere Bereiche des Sozialstaates warten jedoch weiterhin dringend auf tiefgreifende Lösungen. Hier muss die Regierung im kommenden Jahr liefern, nicht zuletzt bei einer umfassenden Stabilisierung unseres Rentensystems. Die Erwartungen waren hoch Vor allem in der Wirtschaft muss es endlich wieder rund laufen . Hier waren die Erwartungen zu Beginn von Schwarz-Rot hoch. Doch die Koalition hat den versprochenen Stimmungsumschwung bislang nicht geschafft. Trotz einiger Entlastungen für Betriebe ist die Stimmung schlecht. Dies gilt nicht zuletzt für den Mittelstand, der gerade im ländlichen Raum von besonderer Bedeutung ist. So hatten laut einer aktuellen Umfrage der DZ-Bank 62 Prozent der Mittelständler mit Zuversicht auf den Start der schwarz-roten Koalition geschaut. Dieser Wert ist mittlerweile bei einer Befragung von gut 1000 Geschäftsführern und Entscheidern auf 39 Prozent gefallen. Noch drastischer wird diese Entwicklung in einem Interview der Süddeutschen Zeitung mit dem Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, deutlich. Dort heißt es: „Beim Start der Regierung im Mai war die Lage der Wirtschaft kritisch, die Stimmung aber hoffnungsvoll. Jetzt sind die Probleme immer noch da, viele in den Unternehmen sind aber so maßlos enttäuscht, wie ich es noch nie erlebt habe. Die Stimmung ist extrem negativ, teils regelrecht aggressiv.“ Und an anderer Stelle heißt es in dem Interview: „Wir stecken in der schwersten Wirtschaftskrise seit Gründung der Bundesrepublik – längste Rezession, Produktionsschwund seit 2018, geringes Produktivitätswachstum, Letzter im Wachstum unter den großen Volkswirtschaften. Unser Gesellschaftsmodell droht uns zwischen den Fingern zu zerrinnen.“ Union und SPD sollten diese Warnung des BDI-Präsidenten ernst und als Ansporn nehmen , den Wirtschaftsstandort Deutschland im kommenden Jahr in Rekordtempo wieder auf Vordermann zu bringen. Die politisch eher ruhigen Tage um Weihnachten und den Jahreswechsel bieten die beste Gelegenheit, für diese große Aufgabe neue Kraft und frischen Mut zu tanken. Zum Spendenformular Ungeachtet dieser Turbulenzen in der großen Politik beginnt auch im ländlichen Raum allmählich vorweihnachtliche Ruhe einzukehren. Doch so manche Herausforderung bleibt auch hier aktuell. Man denke etwa neben der weiterhin grassierenden Afrikanischen Schweinepest (ASP) an die Vogelgrippe, die in diesen Tagen Tierhaltern, aber auch Jägern und Naturfreunden große Sorge bereitet. In vielen Familien ist gebratene Gans ein traditionelles Weihnachtsessen. In diesem Jahr muss der Braten manchmal allerdings kleiner ausfallen, weil die Tiere wegen möglicher Infektionsgefahr früher als üblich geschlachtet wurden. Gewiss, es gibt Schlimmeres. Aber das Beispiel zeigt einmal mehr, wie breit gefächert die Folgen der Vogelgrippe  sein können. Wirtschaftliche Schäden beträchtlich Vor allem die wirtschaftlichen Schäden durch die Vogelgrippe sind beträchtlich. Allein in Niedersachsen waren seit Jahresbeginn rund 1,66 Millionen Vögel betroffen. Es gab in verschiedenen Landkreisen über 80 Ausbrüche, insbesondere in Regionen mit intensiver Geflügelwirtschaft. Die Zahl der Ausbrüche und getöteten Tiere in Niedersachsen übersteigt in diesem Jahr die Vorjahreswerte. So waren es 2021 rund 1,17 Millionen Vögel und 2022 etwa 1,25 Millionen Vögel. Auch Jäger stehen wegen der Vogelgrippe vor besonderen Herausforderungen. So sind Wildgänse weiterhin unterwegs und verbreiten das Virus, auch wenn die Tiere mittlerweile etwas resistenter scheinen. Mehr noch: Jüngst wurde im Heidekreis ein toter Waschbär gefunden, bei dem der Influenzavirus nachgewiesen wurden. Es wird vermutet, dass sich das Tier an frischen Vogelkadavern infiziert hat. Nach Angaben der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOHA) wurden alleine im Oktober und November weltweit fast neun Millionen Tiere aus Geflügelbeständen gekeult,  die meisten in den USA, Kanada und Deutschland. Für Menschen dürfte das Risiko einer Infektion weiterhin gering sein , auch wenn im November dieses Jahres ein Mann in den USA an der Vogelgrippe starb und sich immer wieder Menschen mit dem Virus infizieren. Aber auch in Zeiten von Vogelgrippe und Afrikanischer Schweinepest sollten Sie sich die Freude an der Natur nicht nehmen lassen . Gerade an den bevorstehenden Festtagen möchten viele Menschen die Zeit für Erholung an der frischen Luft nutzen. Wichtig ist dabei nur, die gebotene Umsicht – Stichwort Infektionsgefahr – zu üben und vor allem Rücksicht auf Wildtiere zu nehmen. Diese müssen jetzt mit ihren Kräften haushalten, um gut über den Winter zu kommen. Jede unnötige Aufregung kostet Kraft und birgt damit Risiken für das Überleben. Auch Jäger halten sich in diesen Tagen über Weihnachten traditionell eher zurück. Die meisten Treib- und Drückjagden sind absolviert.  In den Revieren kehrt wieder Ruhe ein,  wie unser Autor Christoph Boll gestern in seinem Blogbeitrag „Weihnachtsruhe im Winterwald“ beschrieb. Das eine oder andere Stück mag noch entnommen werden, aber grundsätzlich sollte die Jagd nun dem Schwarzwild und in den Niederwildrevieren den Prädatoren, besonders dem Fuchs, gelten. Es geht darum, innezuhalten und auch jagdlich das vergangene Jahr für sich zu überdenken – eine Zeit der Ruhe und Reflexion über das, was einem persönlich wichtig ist. Rückblick auf vergangenes Jahr Auch unser Team vom Blog natur+mensch legt nun über Weihnachten und den Jahreswechsel eine schöpferische Pause ein. Wir freuen uns über das große Interesse an unseren Beiträgen und hoffen, dass Sie uns auch im kommenden Jahr gewogen bleiben. Denn die Herausforderungen, vor denen der ländliche Raum und die Zukunft der Jagd stehen, bleiben groß. Ab der nächsten Woche können Sie das Jahr mit Blick auf Jagd und ländlichen Raum noch einmal Revue passieren lassen . Wir werden dann in vier Teilen einen Jahresrückblick über die meistgelesenen Beiträge in unserem Blog natur+mensch veröffentlichen. Dabei geht es beispielsweise um neue wissenschaftliche Erkenntnisse, um gesellschaftspolitische Debatten und um drängende Fragen des Wildtiermanagements – alles Themen, die unsere Leserschaft erfahrungsgemäß besonders beschäftigen. Zusammen mit meinem Kollegen Jost Springensguth und den Autoren von natur+mensch wünsche ich Ihnen schöne und besinnliche Weihnachtstage sowie einen guten und gesunden Rutsch ins neue Jahr. Mit besten Grüßen Ihr Jürgen Wermser Koordination/Redaktionsleitung

  • Weihnachtsruhe im Winterwald

    Die meisten Treib- und Drückjagden sind absolviert. In die Reviere kehrt wieder Ruhe ein. Die Weihnachtstage bieten Zeit zur inneren Einkehr. Jagd erfüllt sich nicht im Technikwahn, sondern in der Einstellung zur Natur Foto: cocoparisienne Im Flachland spricht derzeit nichts für eine – sowieso seltener werdende – weiße Weihnacht. Klimawandel eben. In den Mittelgebirgen oder gar Alpen sieht das schnell ganz anders aus. In allen Höhenlagen aber gilt: Je näher das Fest der Geburt Christi rückt, desto mehr sollte der Abschussplan beim wiederkäuenden Schalenwild erfüllt sein. Hier und da fehlt vielleicht noch ein Küchenhase, aber die Gesellschaftsjagden sind weitgehend gelaufen. Reh und Hirsch stellen ihren Stoffwechsel auf einen Sparhaushalt um. In den Winterwald kehrt Ruhe ein, den das Wild auch dringend benötigt. Nicht nur das Kalender-, auch das Jagdjahr neigt sich dem Ende zu. Das eine oder andere Stück mag im Januar noch entnommen werden. Grundsätzlich aber sollte die Jagd nur noch dem Schwarzwild und in den Niederwildrevieren natürlich den Prädatoren gelten, besonders dem Fuchs in der Ranz. Der Gesetzgeber täte gut daran, die Jagdzeit auf wiederkäuendes Schalenwild – besonders auf Rehwild – nicht nur immer früher beginnen zu lassen, sondern sie im gleichen Zuge und in gleichem Umfang auch früher enden zu lassen. Die Hoffnung, auch das letzte Stück möglichst noch auf die Decke zu legen, folgt dem Irrglauben, auf diese Weise den Wald zu retten. Wildbiologische Erkenntnisse werden ausgeblendet beim Wandel auf dem schmalen Grat zum Schießertum. Diese Ignoranz ist weit weg von Waidgerechtigkeit. Es gibt eine Zeit des beherzten Beutemachens und es gibt eine Zeit des Innehaltens und zur Ruhe Kommens. Innere Einkehr – auch das gehört zur Jagd Früher brachten nicht wenige Jäger dem Wild zu den Festtagen Äsung bis kurz vor die Einstände, sei es mit dem Schlitten, auf der Kiepe oder doch wenigstens durch einige Leckereien im Rucksack. Das folgte bei weitem nicht nur der Notwendigkeit, den Futtermangel zu lindern. Das lieb gewordene Ritual hatte vielmehr den durchaus auch eigennützigen Zweck, in Beschaulichkeit an frischer Luft den Gedanken freien Lauf zu lassen. Noch einmal nach dem Rechten sehen und ein wenig innere Einkehr halten – auch das gehört zur Jagd. Heute bringen manche gemeinsam mit Kindern oder Enkeln im Herbst gesammelte Kastanien, Eicheln und Bucheckern aus. Die schöne Tradition dient ebenso sehr der Selbstvergewisserung, wie sie ein wenig dazu beiträgt, folgenden Generationen in kleinen Schritten den Respekt vor der Schöpfung nahezubringen. Bei dieser Form der Entschleunigung mag einem auch ein in diese Zeit passendes Zitat aus Friedrich von Gagerns Buch „Birschen und Böcke“ in den Sinn kommen: „Jagd ist Schauen, Jagd ist Sinnen, Jagd ist Ausruhen, Jagd ist Erwartung, Jagd ist Dankbarkeit, Jagd ist Advent, Jagd ist Vorabend, Jagd ist Bereitung und Hoffnung.“ Der Autor eröffnet einen ganz anderen Blick auf die Schöpfung, weit jenseits aller Funktionalität. Da geht es um die Seele der Jagd, die im Technikwahn des modernen Menschen verloren zu gehen droht. Die kommende Zeit des Innehaltens bietet Raum, über sie nachzudenken. Mindestens ebenso wie sie die herbstlichen Treib- und Drückjagden mit Freunden genossen haben, freuen Jäger sich nun auf Weihnachten im Kreis der Familie. Oft gibt es sicher einen Wildbraten als dampfenden Festschmaus. Danach wird es sich mit einem guten Tropfen bequem gemacht. Wenn es gut kommt, hüllt eine dünne Schneedecke das Revier in weihnachtliche Ruhe und im Schein der Kerzen am geschmückten Baum in der guten Stube glänzt die dankbare Erinnerung an schöne Stunden auf der Jagd. Dann ist stille Nacht, heilige Nacht.

  • Vor der Kulisse des Niedergangs

    Die Länder im Osten kämpften schon immer mit Abwanderung. Doch der demografische Niedergang könnte sich bald noch verschärfen Foto: Jerzy Sawluk / pixelio.de Diese Zahlen bergen weit über den Osten hinaus demografischen Sprengstoff – gerade auch für das Verhältnis zwischen Stadt und Land, zwischen Ost und West. Nach Vorausberechnungen zur Entwicklung der Bevölkerung, die das Statistische Bundesamt ausgewertet hat und die kurz vor Weihnachten in die Öffentlichkeit durchgesickert sind, stehen die östlichen Bundesländer vor einem weiteren erheblichen Bevölkerungsrückgang. Betroffen sind alle Flächenstaaten Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Laut Statistikern sinkt die Zahl der heute 14 Millionen Menschen in den Flächenstaaten des Ostens (herausgerechnet ist Berlin) in allen Berechnungsvarianten bis zum Jahr 2070 um 14 bis 30 Prozent. Dagegen sagen die Forscher für die westdeutschen Flächenländer eine relativ stabile Einwohnerzahl voraus, die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin sollen sogar leicht wachsen. Grund dafür ist die hohe Zuwanderung aus dem Ausland, die in die ostdeutschen Länder überhaupt nicht zu erwarten ist. Beispiel Sachsen-Anhalt: Die dortige Bevölkerung schrumpft laut Prognose in den kommenden Jahrzehnten deutlich. Ab 2031 könnten in Sachsen-Anhalt weniger als zwei Millionen Menschen leben. Langfristig sagen die Statistiker einen Rückgang um bis zu einem Drittel voraus. Bis 2070, dem letzten Jahr der Prognose, sinkt die Einwohnerzahl in Sachsen-Anhalt auf 1,39 bis 1,72 Millionen. Auch in Thüringen – hier schrumpfen sogar die Mittelzentren Erfurt und Gera weiter – geht die Zahl der Einwohner stark zurück, in Sachsen – Ausnahme Leipzig und Dresden – ist eine ähnliche Entwicklung zu erwarten. Leerstand verschärft sich All dies stellt alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens vor erhebliche Herausforderungen. Gerade im ländlichen Raum fehlen Investitionen in privatwirtschaftliche Bereiche wie Land- und Forstwirtschaft, ins Gesundheitswesen oder in attraktive Freizeitangebote. „Wenn keine Nachfrage zu erwarten ist, wird sich jedes Unternehmen doppelt und dreifach überlegen, warum es dann in dieser Region investieren soll. Woher soll die Nachfrage kommen, wenn keiner mehr da ist. Der Staat kann keine Freizeitangebote und Shoppingcenter bauen oder gar unterhalten“, sagt ein Abgeordneter aus Sachsen-Anhalt, der seinen Namen nicht nennen mag. Fehlende Investitionen wirken sich auch auf die gesamte Infrastruktur aus, da Steuereinnahmen fehlen. Konsequenz: Junge und mobile Menschen ziehen gerade aus den Regionen ohne Oberzentren weg, in den Westen oder in wachsende Städte wie Berlin, Leipzig oder Dresden. Ein negativer Kreislauf. Schon heute steigen die Mieten selbst in teuer restaurierten Städten wie Görlitz, Suhl oder Schwerin nicht mehr, da das Wohnangebot die Nachfrage hier deutlich übersteigt. Steht einmal ein Gebäude leer, setzt schon schnell der Verfall ein. Showdown in Magdeburg Schon heute hat genau dieses Gefühl des Auseinanderdriftens zwischen Stadt und Land, zwischen Jung und Alt, zwischen Gut-Ausgebildet und Zurückgeblieben auch eine politische Dimension. In Sachsen-Anhalt, wo im kommenden Jahr ein neuer Landtag gewählt wird, sind noch knapp 1,4 Millionen Stimmberechtigte aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. 1,4 Millionen Menschen, denen im Alltag sehr selten das Gefühl des Aufbruchs begegnet, sondern die vor der Kulisse des demografischen Niedergangs das im Osten gern gepflegte Gefühl der Benachteiligung in ihrer Stimmabgabe ausdrücken. Aktuell liegt die AfD, die kein einziges Rezept gegen den Bevölkerungsschwund hat, sondern auch eine Ursache dafür ist, in aktuellen Umfragen bei knapp 38 Prozent. Vier Prozentpunkte mehr und es könnte unter Umständen für die Mehrheit im Landtag von Magdeburg genügen. Das Erstarken der Rechtspopulisten – es dürfte die Neigung von Firmen und Institutionen, sich zu engagieren oder zu investieren, nicht größer werden lassen. Denn es braucht junge und gut ausgebildete Menschen, die diese Arbeitsplätze ergreifen. Doch genau daran fehlt es schon jetzt.

  • Mehrheit will Jagd auf Wölfe

    Die deutliche Mehrheit der Deutschen plädiert für eine Jagd auf Wölfe – im ländlichen Raum ist die Zustimmung dafür deutlich größer als im urbanen Raum Foto: Doris Opitz / pixelio.de Es ist die erste bundesweite Umfrage – und sie hat ein eindeutiges Meinungsbild als Ergebnis: Zwei Drittel aller Deutschen unterstützen das Vorhaben, den Wolf in absehbarer Zukunft ins geltende Jagdrecht aufzunehmen, um die Bestände zu regulieren. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey, das im Auftrag des Deutschen Jagdverbands (DJV) 5000 Menschen befragt hat. Laut Umfrage, deren Ergebnisse unserem Blog vorliegen, befürworten ebenso viele Menschen in Deutschland explizit die Jagd auf Wölfe. Dies aber nur unter der Voraussetzung, dass die Wölfe auch Haus- und Nutztiere angreifen und töten. Signifikant ist dabei ein Stadt-Land-Gefälle. Während Menschen im ländlichen Raum das Töten von Wölfen mit einer Quote von über 70 Prozent befürworten, liegt sie bei Menschen, deren Lebensmittelpunkt die Stadt ist, bei unter 50 Prozent. Bedrohungsgefühl vor allem auf dem Land Knapp die Hälfte der Deutschen bewertet laut Civey die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland positiv, etwa ein Drittel schätzt die Entwicklung dagegen negativ ein. Mehr als jeder Vierte bundesweit empfindet Wölfe als persönliche Bedrohung, in ländlichen Regionen steigt dieser Anteil auf ein Drittel der Befragten. Beobachter gehen davon aus, dass vor allem Menschen, die im ländlichen Raum leben, schon einmal selbst oder mittelbar mit den Folgen von Wolfsangriffen konfrontiert worden sind. So wurden unlängst vor allem im Osten Schafe von Wölfen angegriffen, Hunderte Tiere wurden getötet oder so schwer verletzt, dass sie getötet werden mussten. Sichtungen von Wölfen sogar in einem Raum, in denen Menschen wohnen, sind bundesweit Alltag. Allein in dieser Woche gingen wohl zwei gerissene Hirschkühe aus einer Gatterhaltung in der Gemeinde Oppenau auf das Konto eines Wolfs. „Ein Wolf mit dem Haplotyp HW02 konnte als Verursacher nachgewiesen werden“, teilte die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Baden-Württemberg mit. Allerdings ist bisher nicht klar, um welchen Wolf es sich genau handelt. Die genetische Bestimmung sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. Ein Haplotyp ist eine Art genetischer Marker. Oppenau liegt beispielsweise in einem Fördergebiet, in dem schon mehrere sichere Wolfsnachweise dokumentiert wurden. Innerhalb eines solchen Gebietes unterstützt das Land Tierhalter dabei, für die Abwehr von Wölfen geeignete Weidezäune und Herdenschutzhunde anzuschaffen. „Jägerschaft übernimmt Verantwortung“ Der Deutsche Jagdverband reagiert auf die aktuelle Umfrage: „Das ist eine überraschend große Mehrheit, die den Wolf im Jagdrecht will. Die Bundesregierung muss jetzt ihre Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zügig umsetzen“, sagte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke. Die Jägerschaft übernehme hier Verantwortung und sei im Dialog mit Politik und Gesellschaft, so Dammann-Tamke weiter. Die Expertise der Jäger mit Blick auf Monitoring, Wildtiermanagement oder Weiterbildung gelte es jetzt zu nutzen. Regierung bringt Paket auf den Weg Die Regierungskoalition hat sich derweil darauf verständigt, den Schutz vor Wölfen zu verbessern. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMLEH) und das Bundesumweltministerium (BMUKN) haben dafür ein umfassendes Paket auf den Weg gebracht. Der Wolf wird, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, in das Bundesjagdgesetz (BJagdG) aufgenommen, der präventive Herdenschutz wird mit seiner besonderen Bedeutung für den Schutz der Weidetiere herausgestellt. Damit haben nun die Bundesländer die Möglichkeit, in Regionen mit hoher Wolfsdichte und einem günstigen Erhaltungszustand ein Bestandsmanagement einzuführen. Wo Wölfe Herdenschutzmaßnahmen überwinden, können sie rechtssicher gejagt werden. Wo Weidegebiete nicht zumutbar mit präventiven Herdenschutzmaßnahmen geschützt werden können, wie in der alpinen Region, kann der Wolf auch zur Vermeidung von Weidetierrissen entnommen werden.

  • Über die Visionen des Kanzlers für das Land und Wolfsspaziergänge durch die Städte

    Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserin, lieber Leser, die Vorweihnachtszeit scheint die Dynamik in der Berliner Politik anzutreiben. Trotz aller außenpolitischen Beschäftigung mit kräftiger Reisetätigkeit machen Kanzler und Koalition Schlagzeilen. Den TV-Ankündigungen von Friedrich Merz folgen entsprechende Beschlüsse des Koalitionsausschusses zur Beschleunigung von Infrastrukturprojekten. Damit geht es auch um eine bessere Verkehrsanbindung in ländlichen Orten und Regionen. Auf die Straßen treibt es derweil wieder die Bauern mit ihren Traktoren. Das von Discountern ausgehende Butterpreisdumping führt zu ersten Protestfahrten auf Treckern. Dabei werden Erinnerungen wach. Einen weiteren Anlass zu Bemerkungen in dieser Wochenkolumne bilden Wolfsspaziergänge durch Städte – festgehalten auf Fotos und Videos. Während Trump die Welt nicht ohne Wirkung auf uns alle umzukrempeln versucht und bis auf Moskau überall Schnappatmung  auslöst, versucht Bundeskanzler Merz, die Ruhe zu bewahren. Hinter den Türen der Regierungszentralen und der Chefetage im Brüsseler Berlaymont-Gebäude geht es ständig wohl um das beherrschende außenpolitische Thema, das nun einmal auch auf unsere Innenpolitik ausstrahlt. Die vom US-Präsidenten angedrohte Nachhilfe in Sachen Demokratie (nach seinem Verständnis) konterte der deutsche Regierungschef so: „Dass die Amerikaner nun die Demokratie in Europa retten wollen, dafür sehe ich keine Notwendigkeit. Wenn sie zu retten wäre, das würden wir schon alleine hinbekommen.“ Mit diesem Zitat im auffällig doppelten Konjunktiv wären wir wieder im politischen Alltag des Kanzlers in Deutschland. Die hektische Diplomatie über den Atlantik wurde bei seinem viel beachteten Auftritt in der ARD-Arena direkt nach seinen Ausflügen in den Nahen Osten, nach Israel und London noch ausgeblendet. Es ging in der viel zitierten Sendung in dieser Woche um die Innenpolitik mit dem in den Medien kaum beachteten erneuten Bekenntnis des Kanzlers zum ländlichen Raum. Daher komme er und das liege ihm am Herzen. So wolle er sich intensiv um Themen wie Erreichbarkeit und Verkehrsstruktur kümmern. Der Ankündigung folgte zwei Tage später der Beschluss im Koalitionsausschuss zur Beschleunigung von Infrastrukturprojekten. Danach soll der Artenschutz bei dringend notwendigen Maßnahmen standardisiert und das Umweltverbandsklagerecht einschränkt werden. Naturschutz bleibe wichtig, könne danach aber nicht mehr durch endlose Verfahren blockieren. Ziel: Ein leistungsfähiges, demokratisches und rechtsstaatliches Land Zurück zu dem Fernsehauftritt. Insgesamt fasste Merz dort auf eine der vielen Detailfragen von Zuschauerinnen und Zuschauern seine Vision eines lebens- und liebenswerten Landes so zusammen: „Wir müssen eine leistungsfähige, demokratische, rechtsstaatliche Gesellschaft sein, wieder werden und bleiben. Das ist für mich sozusagen nach innen betrachtet. Nach außen ein Land, das seine Freiheit und seinen Frieden verteidigt.“  Mit dem, was in sieben Monaten unter seiner Kanzlerschaft erreicht worden sei, gebe er sich allerdings noch nicht zufrieden. Zum Spendenformular Damit greift Merz Kernaussagen der Demoskopen zur Unzufriedenheit vieler auf: Dem einen oder anderen im Lande, der auf ihn gesetzt hat, geht die Geduld aus. So haben wir es bei der Rentendebatte erlebt. Und beim Landesparteitag seiner CDU in Baden-Württemberg, bei dem sich der junge Spitzenkandidat Manuel Hagel für die Landtagswahl im März  warmläuft. Dort war statt des CDU-Vorsitzenden Merz das Pendant von der CSU, also Markus Söder, prominenter Gast. Themen und Inhalte für das Wahlprogramm im Südwesten wurden möglichst auf Distanz zu Berlin formuliert und beschlossen. Und wieder ein Preiskrieg, der die Bauern nervt Damit kann man auch doppeldeutig die Frage stellen: Alles in Butter?  Nicht so richtig – auch bei den Bauern. Zwischen Discountern wie Lidl und Aldi gibt es immer wieder Preissprünge oder Preiskämpfe. Das löst jeweils Freude bei Verbrauchern und Ärger unter den Produzenten aus. Wir schauen auf den Anfang und das Ende der Lieferkette. Da sind diejenigen, die ackern, mästen und melken. Und die anderen, die möglichst preiswert einkaufen wollen. Die Inflation bei Nahrungsmitteln schlägt in den monatlichen Meldungen des Statistischen Bundesamts vor allem bei Gemüse und Fleisch gerade weiter nach oben aus. Aber nicht einheitlich. Bei Backzutaten wie Zucker, Weizenmehl und Butter gibt es dagegen gerade teils drastische Reduzierungen. Am letzten Wochenende haben Discounter und dann auch Supermärkte für Butter den Bruttopreis auf 0,99 € für ein 250-Gramm-Stück herabgesetzt und ihn damit praktisch innerhalb dieses Jahres halbiert. Für ein Päckchen Butter werden fünf Kilo Milch benötigt. Der durchschnittliche Milchpreis für konventionelle Milch (netto, inklusive Zuschläge) lag nach Angaben des Westfälisch-Lippischen Bauernverbandes (WLV) demnach im November bei 45 Cent pro Liter (1,03 kg). Weitere Preisrückgänge würden erwartet. So heißt es in einer Pressemitteilung gestern. Ein Discounter ließ verlauten, dass man bewusst auf eine Marge verzichtet, um höhere Absatzmengen zu erzielen. Darauf fragte der Sprecher des Bundesverbandes der deutschen Milchviehhalter, Hans Foldenauer: „Was bringt wohl für die Milchbauern eine höhere Absatzmenge, wenn bei diesen Preisen mit jedem Kilogramm Butter Absatzverluste ausgelöst werden.“ „ Milch ist kein Ramschprodukt“ Für die Milchviehbetriebe bedeuten solche Preise ein wirtschaftliches Desaster . Sichtbar gemacht wurde das gestern im westfälischen Wolbeck. Landwirte stiegen wieder auf die Trecker und fuhren zum Protest vor eine Lidl-Filiale. Und das fast wie vor genau zwei Jahren bei den großen Traktor-Korsos bis vors Brandenburger Tor. Damals ging es gegen die Ampel, heute gegen die Preisdiktate von Handelsriesen, allen voran den Discountern. Die Proteste gegen sinkende Einkommen, fehlende Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel und eine Gefährdung der regionalen Landwirtschaft flammten punktuell auf. Daraus kann wohl wieder mehr an Protesten werden. „Milch ist kein Ramschprodukt“, so WLV-Präsident Hubertus Beringmeier . Die Preisschlachten des Lebensmitteleinzelhandels für einzelne Milchprodukte führten dazu, dass eine kostendeckende Erzeugung schlichtweg nicht möglich sei. Wer hochwertige Lebensmittel verramscht, gefährdet die Existenz unserer bäuerlichen Familienbetriebe. Preissenkungen bei Milchprodukten rufen Landwirte auf den Plan: Bei einer Aktion vor einer Lidl-Filiale in Münster-Wolbeck forderten sie faire Marktbedingungen. (Foto: WLV) Wenn Wölfe munter durch Städte und Dörfer spazieren... Aufsehen erregten in dieser Woche wieder einmal Bilder und Videos von Wölfen,  die munter durch Städte und Dörfer spazieren. Die Wolfsbegegnungen häufen sich nun einmal, so lange sich die Population ohne Einschränkungen unter höchstem Schutz fortsetzt. Auch wir von der Jägerstiftung natur+mensch haben in den frühen 2000er-Jahren mit Ausbreitung der ersten Wolfsrudel gewarnt. Bei einer damals von Fachleuten erwarteten Zuwachsrate gab es schon frühe Forderungen nach Regulierungsmaßnahmen. Die frühen Prognosen zur Vermehrung haben sich bestätigt. Die Zahl der Wölfe bewegt sich jetzt zwischen 1.500 und 2.000 in Deutschland. Mit dieser Dichte erklären sich die zunehmenden Ausflüge in besiedelte Gebiete. Am Nikolausmorgen ist ein Wolf in Lüdenscheid durch die Innenstadt gelaufen.  Fotos und Videos gingen viral, wie die Polizei versuchte, das Tier aus der Stadt in die freie Flur der sauerländischen Umgebung zu drängen. Welche Wirkung das Blaulicht dabei auf das Tier hatte, bleibt vielleicht auch für das zuständige Landesamt für Natur, Umwelt und Klima in NRW (LANUK) unklar. Es rät, bei solchen Begegnungen nicht wegzurennen, sondern es mit lautem Klatschen oder Winken mit den Armen zu vertreiben. Und 100 Kilometer nördlich gelegen spielte sich Ähnliches gut eine Woche zuvor ab. Der WDR meldete : „Wolf in Greven spaziert an Vorgarten und Kita vorbei.“ Zu dieser Meldung gehört der Hinweis, dass das LANUK nun Bilder und Videos überprüfe, um festzustellen, ob das wirklich ein Wolf war. Nur nebenbei mal die Anmerkung: Von unseren Jägerinnen und Jägern wird erwartet, dass sie jedes Wildtier in Sekundenschnelle nicht nur sicher ansprechen können, sondern auch müssen, um waidgerecht zu entscheiden. Insofern ist es gut, dass endlich der Wolf ins Bundesjagdgesetz aufgenommen wird. Danach sollen den Ländern Möglichkeiten zum regionalen Bestandsmanagement gegeben werden. Angst und Verunsicherung verstärken sich mit zunehmenden Sichtungen in Siedlungsgebieten und damit der Nähe zu Menschen. Die unzähligen Risse von Weide- und Wildtieren sorgen seit Langem für politischen und praktischen Handlungsdruck. Die Weihnachtsfesttage rücken näher. In der nächsten Woche erwartet Sie in unserem Blog unter anderem ein Beitrag von Christoph Boll, der auch aus jagdlicher Sicht auf die Weihnachtsruhe im Winterwald eingeht. Auch wenn es bei uns noch nicht so richtig winterlich ist, gilt auch für unser Wetter das Prinzip Hoffnung. Damit wünsche ich Ihnen ein weiteres schönes Adventswochenende Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination

  • Die Kraft des ländlichen Raums

    Im Sommer hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) bereits deutlich für den ländlichen Raum Position bezogen. Jetzt legt die Kammer nach und startet eine bundesweite Social-Media-Kampagne zum Potenzial der Regionen Foto: Sora Ländliche Räume verdienen mehr politische Aufmerksamkeit. Darauf wies zuletzt im Juli die DIHK hin und widmete den wirtschaftlichen Kraftzentren außerhalb der Städte und Ballungsgebiete eine komplette Themenwoche. Verbunden war dies mit der Veröffentlichung eines viel beachteten Positionspapiers. Ländliche Räume wurden darin als Möglichmacher der demografischen, technologischen, gesellschaftlichen und klimatischen Transformation geadelt. Unser Blog berichtete damals in der Wochenkolumne darüber . Schon damals hieß es vor dem Hintergrund beeindruckender Leistungszahlen, dass die Stärken und Potenziale ländlicher Räume viel sichtbarer gemacht werden müssten. Denn diese seien kein „Ort des Mangels, sondern Räume der Möglichkeiten, geprägt von Tatkraft, Unternehmertum und Mut für neue Wege“. „ Wo sonst – wenn nicht in ländlichen Räumen?“ Gesagt, getan: Wie im Handwerk, das mit dem Slogan „Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan“ bis heute große Aufmerksamkeit erzielt, heißt es nun bei der DIHK „Wo sonst – wenn nicht in ländlichen Räumen?“ Selbstbewusst wird darauf hingewiesen, dass auf dem Land starke, innovative und am Ende unverzichtbare Unternehmen mit ihren Mitarbeitern und Familien zu Hause sind. „Hier trifft Innovation auf Identität, verbinden sich Hightech und Heimat und ergänzen sich Regionalität und Resilienz“, heißt es treffend. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. 70 Prozent aller deutschen Hidden Champions und 50 Prozent aller mittelständischen Unternehmen sind im ländlichen Raum zu Hause. Die Betriebe erzielen 50 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung und 66 Prozent der industriellen Wertschöpfung. 60 Prozent der Ausbildungsplätze werden auf dem Land angeboten. landkann.de lautet die Adresse der Kampagnenseite im Internet. Vor Ort wird gemeinsam angepackt „Ländliche Räume werden dramatisch unterschätzt“, erklärt Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer und Vorsitzender der Triwo AG. „Vor Ort wird gemeinsam angepackt, im Unternehmen und im Feuerwehrhaus. Es besteht eine besondere Gemeinschaft und auch Verantwortung füreinander. Mit dieser Selbstverständlichkeit entwickeln die Menschen großes Engagement.“ Als Beleg werden zum Start der neuen Kampagne drei Erfolgsgeschichten erzählt. So erfährt man, dass in der Gemeinde Ostercapplen im Landkreis Osnabrück Europas größte Eiswaffelfabrik steht. Rund drei Milliarden Waffeln verlassen pro Jahr das in dritter Generation geführte Unternehmen der Familie Meyer zu Venne. Josephine Dransfeld wiederum führt in vierter Generation das Familienunternehmen Heunec Plüschspielwarenfabrik im oberfränkischen Neustadt bei Coburg. Produziert wird dort unter anderem das Maskottchen „Paule“ des Deutschen Fußballbundes. Dritter im Bunde der Erfolgsgeschichten ist das KHW Kunststoff- und Holzverarbeitungswerk im thüringischen Geratal. Das Unternehmen ist einer der größten Hersteller von Kunststoffschlitten und weltweit Marktführer in diesem Segment. Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1948, als sich mehrere kleine Familienunternehmen im Thüringer Wald zu einer Kooperation zusammenschlossen. Deutlich wird in allen Fällen die Besonderheit der Betriebe, die im ländlichen Raum verwurzelt sind und hier eigenständig Fahrt aufgenommen haben. Umso wichtiger ist aus Sicht der Industrie- und Handelskammern, dass in der Politik die Weichen für die Entwicklung dieser nichtstädtischen Gebiete richtig gestellt werden. Dies beginnt bei einer vorausschauenden Regionalplanung sowie interkommunalen Zusammenarbeit und reicht über die ausreichende Infrastruktur bis zur Sicherung von Berufsschulstandorten.

  • Krähenplage nimmt in Städten und auf dem Lande zu

    Problem in allen Bundesländern – Städte hissen „weiße Flagge“ Foto: Ideogram Die Krähen ziehen weiter. Aus ländlichen Regionen in die Städte. Ein neuer Trend, der in fast allen Bundesländern festzustellen ist. In den Ballungsgebieten finden die schwarzen Vögel mehr Nahrung als auf dem flachen Land, so die Speisereste in und neben den Mülleimern. Die Kommunen suchen nach Maßnahmen, um der Krähenplage Herr zu werden. Ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen. So hat die schleswig-holsteinische Stadt Elmshorn nach einer Reihe von gescheiterten Maßnahmen die „weiße Flagge“ gehisst. Mit den gesetzlich erlaubten Mitteln habe man keine Chance, heißt es in dem Rathaus vor den Toren Hamburgs. Noch immer stehen die Krähen auf der Roten EU-Liste der gefährdeten Tiere. Auch das Bundesnaturschutzgesetz verbietet, die Tiere zu töten, zu fangen oder die Nester in der Brutzeit zu zerstören. Nach Angaben der Bundesregierung gibt es in Deutschland rund 90.000 Saatkrähen-Brutpaare. Eine Zahl, die von landwirtschaftlichen Organisationen als weitaus höher eingeschätzt wird. Diese Krähenart genießt besonderen Schutz. Während die nordrhein-westfälische Stadt Soest als „Hauptstadt der Krähen“ tituliert wird, nehmen die Auswirkungen der Plage in der Bundeshauptstadt dramatische Züge an. Im und um den Berliner Hauptbahnhof, der von vielen Bäumen umgeben ist, hat sich das Aufkommen der Krähen derart verstärkt, dass von einer „Vogelseuche“ die Rede ist. Zahlreiche Personen seien gar angegriffen worden, heißt es in Berliner Medien. Kommunaler Ideenreichtum zur Vergrämung Im nordfriesischen Friedrichstadt an der schleswig-holsteinischen Westküste hat sich die örtliche Politik jetzt zu umfassenden Maßnahmen entschlossen. Nach einer Ortsbegehung mit dem Landesamt für Umwelt ist man sich einig geworden, sogenannte „Vergrämungsmaßnahmen“ gegen die intelligenten Vögel einzusetzen. Dazu gehören akustische Anlagen, mit denen Laute von tierischen Feinden simuliert werden. Als natürliche Fressfeinde gelten Adler, Eulen, Falken, Bussarde und auch Eichhörnchen und Waschbären. Auch optische Maßnahmen wie Attrappen von toten Krähen sind geplant. Außerdem sollen Bäume zurückgeschnitten werden, um einen frühzeitigen Nestbau zu verhindern. Gescheitert ist man mit derlei Maßnahmen im bayerischen Städtchen Meitingen. Dort wussten sich die Behörden nicht mehr anders zu helfen, als eine Musikkapelle aufspielen zu lassen, um die lärmenden Tiere zu vertreiben. Ohne Erfolg, die Krähen blieben. Erst als ein Greifvogel in ihrem Gebiet auftauchte, setzten die Krähen zum Abflug an. In der Regel kommen sie wieder.

  • Biber nagen an der Stadtkasse

    Biber vermehren sich vor allem in den östlichen Bundesländern fleißig weiter. Das ist erfreulich. Aber auch teuer Foto: P.W. Kuhrau / pixelio.de Irgendwie sehen sie ja putzig aus, die Biber. In Umfragen liegen diese Tiere in der Gunst der Deutschen weit vorn, viele Stofftiere zieren die deutschen Kinderzimmer. Die Freude über die Rückkehr der Biber nach Deutschland ist groß. Doch die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Population vor allem in den östlichen Bundesländern stellt Landwirte und Anwohner, die staatlichen Wasserbehörden und sogar den notwendigen Hochwasserschutz vor erhebliche Probleme. Die Geschichte der Biber ist gerade im Osten des Landes äußerst wechselvoll gelaufen, fast parallel zur deutschen Geschichte: Bis vor wenigen Jahrzehnten galten Biber in Deutschland als nahezu ausgerottet. Im Bundesland Thüringen, das es so erst seit der Wiedervereinigung gibt, galt die Art sogar seit Mitte des 19. Jahrhunderts als verschollen. Zu DDR-Zeiten kümmerte sich keiner um die Tiere, die Planwirtschaft sah den Schutz der Tiere nicht vor, die Tiere galten in den frühen 80er Jahren als nahezu ausgestorben. Auch die ökologische Verwüstung vor allem der Gewässer durch Industrie (die Abwässer aus chemischen Fabriken wurden zum größten Teil ungefiltert in die Gewässer geleitet) und schlechte öffentliche Infrastruktur machte eine Ansiedlung der Tiere im Osten unmöglich. Wiedervereinigung verbessert natürliches Umfeld Mit der Wende kam auch für die Biber die Wende. Erst seit der Wiedervereinigung bemühte man sich, eine Umgebung zu schaffen, die den Tieren eine vernünftige Lebensgrundlage ermöglichten. Nach der Wende wurde auch die Schutzbedürftigkeit der Tiere anerkannt, einzelne Projekte zur Aussiedlung einiger Tiere in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen wurden gestartet – und verliefen offenbar sehr erfolgreich. Dazu kam ein strenges Jagdverbot. Konsequenz: 2007 kehrten die ersten Tiere zum Beispiel zurück nach Thüringen – sehr zur Freude von Tierschützern. Wohl keiner rechnete aber damit, dass sich die Tiere so schnell vermehren. Laut Umweltministerium in Erfurt hat sich die Biberpopulation seit dem Jahr 2010 fast verdreifacht. In diesem Jahr lebten schon rund 1100 Biber in 315 Revieren an Thüringer Flüssen und Bächen. Zum Vergleich: 2020 waren es erst 350 Tiere in 120 Revieren. Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch mit der steigenden Zahl an Bibern wurde auch eine Zunahme der Schäden gemeldet. Nach Angaben des Umweltministeriums in Erfurt haben sich diese seit den vergangenen fünf Jahren verfünffacht. Besonders betroffen sind Teichanlagen und Uferbereiche, wo die streng geschützten Tiere Dämme bauen und Bäume fällen. Typische Schäden sind etwa gefällte Bäume durch Nagen am Ufer, angefressene Obstbäume oder Gemüsebeete, überschwemmte Wiesen und Teiche durch verstopfte Abflüsse sowie aufgebuddelte Dämme oder Grabarbeiten an Straßen und Hochwasserschutzanlagen. Für einzelne Städte summieren sich die Schäden durchaus zu einer relevanten Schadensgröße auf. Biberschäden nehmen stark zu Und der Trend verheißt nichts Gutes: Auch in diesem Jahr registrierten die Experten eine weitere Zunahme an Schäden. Allein bis Stichtag 30. Oktober 2025 summierten sich die Schäden landesweit auf rund 55.000 Euro. Im gesamten vorigen Jahr waren es dem Landesministerium zufolge noch knapp 22.500 Euro. Der Trend ist aber nicht auf Thüringen beschränkt. Auch in anderen Bundesländern wie zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern sind die niedlichen – und äußerst fleißigen – Tiere auf dem Vormarsch und werden dort sogar zur Gefahr für den Gewässerschutz. So ist das Land Mecklenburg-Vorpommern gezwungen, die Finanzhilfen aufzustocken. Die dortigen Wasser- und Bodenverbände (WBV) in Mecklenburg-Vorpommern können weiter mit Finanzhilfe vom Land für Mehrkosten durch Biberschäden rechnen. „Die Landesregierung wird – vorbehaltlich des Haushaltsbeschlusses – auch in den kommenden zwei Jahren je 300.000 Euro zur Minderung biberbedingter Unterhaltungskosten bereitstellen“, kündigte Umweltminister Till Backhaus (SPD) anlässlich der Versammlung des WBV-Landesverbandes in Warnemünde gegenüber den Medien an. Die jüngsten offiziellen Schätzungen gehen von rund 4.500 Tieren im Nordosten aus – auch hier mit steigender Tendenz.

Suchergebnisse

bottom of page