Biber nagen an der Stadtkasse
- Frank Polke

- vor 4 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Biber vermehren sich vor allem in den östlichen Bundesländern fleißig weiter. Das ist erfreulich. Aber auch teuer

Irgendwie sehen sie ja putzig aus, die Biber. In Umfragen liegen diese Tiere in der Gunst der Deutschen weit vorn, viele Stofftiere zieren die deutschen Kinderzimmer. Die Freude über die Rückkehr der Biber nach Deutschland ist groß. Doch die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Population vor allem in den östlichen Bundesländern stellt Landwirte und Anwohner, die staatlichen Wasserbehörden und sogar den notwendigen Hochwasserschutz vor erhebliche Probleme.
Die Geschichte der Biber ist gerade im Osten des Landes äußerst wechselvoll gelaufen, fast parallel zur deutschen Geschichte: Bis vor wenigen Jahrzehnten galten Biber in Deutschland als nahezu ausgerottet. Im Bundesland Thüringen, das es so erst seit der Wiedervereinigung gibt, galt die Art sogar seit Mitte des 19. Jahrhunderts als verschollen. Zu DDR-Zeiten kümmerte sich keiner um die Tiere, die Planwirtschaft sah den Schutz der Tiere nicht vor, die Tiere galten in den frühen 80er Jahren als nahezu ausgestorben. Auch die ökologische Verwüstung vor allem der Gewässer durch Industrie (die Abwässer aus chemischen Fabriken wurden zum größten Teil ungefiltert in die Gewässer geleitet) und schlechte öffentliche Infrastruktur machte eine Ansiedlung der Tiere im Osten unmöglich.
Wiedervereinigung verbessert natürliches Umfeld
Mit der Wende kam auch für die Biber die Wende. Erst seit der Wiedervereinigung bemühte man sich, eine Umgebung zu schaffen, die den Tieren eine vernünftige Lebensgrundlage ermöglichten. Nach der Wende wurde auch die Schutzbedürftigkeit der Tiere anerkannt, einzelne Projekte zur Aussiedlung einiger Tiere in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen wurden gestartet – und verliefen offenbar sehr erfolgreich. Dazu kam ein strenges Jagdverbot. Konsequenz: 2007 kehrten die ersten Tiere zum Beispiel zurück nach Thüringen – sehr zur Freude von Tierschützern.
Wohl keiner rechnete aber damit, dass sich die Tiere so schnell vermehren. Laut Umweltministerium in Erfurt hat sich die Biberpopulation seit dem Jahr 2010 fast verdreifacht. In diesem Jahr lebten schon rund 1100 Biber in 315 Revieren an Thüringer Flüssen und Bächen. Zum Vergleich: 2020 waren es erst 350 Tiere in 120 Revieren.
Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch mit der steigenden Zahl an Bibern wurde auch eine Zunahme der Schäden gemeldet. Nach Angaben des Umweltministeriums in Erfurt haben sich diese seit den vergangenen fünf Jahren verfünffacht. Besonders betroffen sind Teichanlagen und Uferbereiche, wo die streng geschützten Tiere Dämme bauen und Bäume fällen. Typische Schäden sind etwa gefällte Bäume durch Nagen am Ufer, angefressene Obstbäume oder Gemüsebeete, überschwemmte Wiesen und Teiche durch verstopfte Abflüsse sowie aufgebuddelte Dämme oder Grabarbeiten an Straßen und Hochwasserschutzanlagen. Für einzelne Städte summieren sich die Schäden durchaus zu einer relevanten Schadensgröße auf.
Biberschäden nehmen stark zu
Und der Trend verheißt nichts Gutes: Auch in diesem Jahr registrierten die Experten eine weitere Zunahme an Schäden. Allein bis Stichtag 30. Oktober 2025 summierten sich die Schäden landesweit auf rund 55.000 Euro. Im gesamten vorigen Jahr waren es dem Landesministerium zufolge noch knapp 22.500 Euro.
Der Trend ist aber nicht auf Thüringen beschränkt. Auch in anderen Bundesländern wie zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern sind die niedlichen – und äußerst fleißigen – Tiere auf dem Vormarsch und werden dort sogar zur Gefahr für den Gewässerschutz.
So ist das Land Mecklenburg-Vorpommern gezwungen, die Finanzhilfen aufzustocken. Die dortigen Wasser- und Bodenverbände (WBV) in Mecklenburg-Vorpommern können weiter mit Finanzhilfe vom Land für Mehrkosten durch Biberschäden rechnen. „Die Landesregierung wird – vorbehaltlich des Haushaltsbeschlusses – auch in den kommenden zwei Jahren je 300.000 Euro zur Minderung biberbedingter Unterhaltungskosten bereitstellen“, kündigte Umweltminister Till Backhaus (SPD) anlässlich der Versammlung des WBV-Landesverbandes in Warnemünde gegenüber den Medien an.
Die jüngsten offiziellen Schätzungen gehen von rund 4.500 Tieren im Nordosten aus – auch hier mit steigender Tendenz.






Kommentare