Biber sind putzige Tiere, doch sie richten auch Schäden in der Land- und Forstwirtschaft an. Und sie können bei Hochwasser die Stabilität der Deiche gefährden
Biber sind sympathische, niedliche Tiere. Erstaunlich, wie sich Deutschlands größte Nagetiere ans Wasser anpassen und ihre Bauten und Dämme errichten. Früher jagte man Biber wegen ihres Fleisches und ihrer Felle, sodass sie im 19. Jahrhundert fast ausgerottet wurden. Um sie wieder anzusiedeln, setzten Wissenschaftler zum Beispiel vor 30 Jahren acht Exemplare aus Sachsen-Anhalt und Brandenburg im Emsland aus. Sie vermehrten sich und leben heute an der Ems, dem Nebenfluss Hase und in den Nachbarkreisen Cloppenburg, Vechta und Osnabrück. In ganz Niedersachsen schwimmen laut Landwirtschaftsministerium etwa 500 Biber in 230 Revieren.
Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie schützt die Biber. Es sind fleißige Baumeister der Auenlandschaft, wie der NABU sagt. Doch das Wirken der „Landschaftsarchitekten“ führt mancherorts zu Konflikten mit dem Hochwasserschutz. In Westniedersachsen, am Weser-Nebenfluss Hunte bei Oldenburg, senkte der Niedersächsische Landesbetrieb für Küstenschutz (NLWKN) daher kürzlich den Wasserspiegel. Die Behördenmitarbeiter wollten Biber- und Nutriabauten im Deich finden und mit Erde oder Sand auffüllen. Diese unterirdischen Bauten gefährden bei Hochwasser die Deichstabilität. Und der Schutz am Fluss lebender Menschen muss hier Vorrang vor dem Naturschutz haben.
25 Tiere am Oderdeich getötet
Ein zu romantisches Bild der Biber verharmlost die Lage. Die Deutsche Wildtierstiftung schreibt auf ihrer Homepage: „Die vom Biber gestalteten Flüsse bieten den besten Hochwasserschutz.“ Doch das ist zu pauschal. Überflutete Biberburgen treiben die Tiere auf Deiche, wo sie Löcher graben. Vereinzelt legen sie auch Röhren im Deich an. Im brandenburgischen Märkisch-Oderland tötete man deshalb 25 Biber am Oderdeich, um die Stabilität zu sichern. Eine Sonderregelung angesichts der dramatischen Hochwasserlage erlaubte den Abschuss der geschützten Tiere.
Biber tragen einerseits zum Arten- und Klimaschutz bei, bereiten Landwirten aber Probleme, wenn sie Dämme bauen und Äcker und Wiesen unter Wasser setzen. Das ist die Schattenseite der Rückkehr der Population, die lange Zeit fast verschwunden war. Das niedersächsische Landvolk warnt daher: „Biberschutz darf nicht auf Kosten der Landwirtschaft gehen.“
Landvolk: Bauern nicht im Regen stehen lassen
Die rot-grüne Landesregierung in Hannover hat ein Bibermanagement-Konzept vorgelegt, wie es Bayern und Baden-Württemberg schon lange haben. Der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sprach darüber im Sommer mit Jägern im Raum Hameln. Vertreter der Wasserwirtschaft, der Umweltverbände, der Landesjägerschaft und der Unteren Naturschutzbehörden kamen im Umweltministerium zusammen und entwickelten das Konzept.
Doch der Landesbauernverband sieht die Überlegungen kritisch. Niedersachsens Landvolk-Vizepräsident Hubertus Berges fragt, wer den Aufwand für die Wasser-Unterhaltungsverbände und den Ausgleich von Schäden für die Bauern bezahlen soll, die ihre Flächen nicht mehr bewirtschaften können. Das Landvolk appelliert deshalb, die Landwirte nicht im Regen stehen zu lassen.
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