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  • ASP-Bekämpfung im Kreis Olpe: Auf die Jäger kommt es jetzt ganz besonders an

    Nach dem ersten bestätigten Fall der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Nordrhein-Westfalen laufen die Bekämpfungsmaßnahmen im Kreis Olpe offenbar nach Plan. Der Jägerschaft kommt nun eine zentrale Rolle bei der Eindämmung der ASP zu Quelle: LJV Hessen In der Restriktionszone um den Fundort bei Kirchhundem werden die örtlichen Jäger die Wildschweinpopulation möglichst vollständig eliminieren müssen. Diese Maßnahme gilt als entscheidend, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die Behörden arbeiten derzeit an der genauen Abgrenzung der betroffenen Gebiete, nachdem Suchhunde-Einheiten am Wochenende bereits weitere tote Wildschweine gefunden hatten. Zweigeteilte Jagdstrategie Folgt NRW beim Bekämpfen der ASP dem früheren Vorgehen in Baden-Württemberg, wäre dieses Vorgehen der Behörden zu erwarten: Während in der infizierten Zone (Sperrzone II) zunächst Jagdruhe herrscht und nur behördlich überwachte Entnahmen stattfinden, wird in der äußeren Pufferzone (Sperrzone I) eine intensive Bejagung zur Populationsreduktion angeordnet. Diese differenzierte Herangehensweise soll einerseits die Wanderbewegungen der Wildschweine im Seuchengebiet minimieren und andererseits eine Barriere gegen die weitere Ausbreitung schaffen. Unterstützung durch Experten Ein epidemiologisches Expertenteam des Friedrich-Loeffler-Instituts unterstützt bereits die örtlichen Veterinärbehörden im Sauerland. Die Zusammenarbeit zwischen Kreis Olpe, dem Landesamt für Verbraucherschutz und Ernährung sowie dem Landwirtschaftsministerium funktioniert nach Angaben der Behörden reibungslos. Im Sauerland gibt es vergleichsweise wenige Schweinezuchten. Hoch problematisch wäre es, wenn sich das Virus weiter etwa in Richtung Münsterland ausbreiten würde. Dort gibt es zahlreiche große Betriebe. Erkrankt ein Hausschwein, muss in der Regel der gesamte Bestand getötet werden. Außerdem drohen dann Handelsrestriktionen für Schweinehalter in der Region. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband betonte die Bedeutung der schnellen Reaktion: „Nordrhein-Westfalen ist auf einen Ausbruch der ASP im Wildschweinebestand gut vorbereitet“, erklärte Präsident Hubertus Beringmeier. Die kommenden Tage werden zeigen, ob die eingeleiteten Maßnahmen ausreichen, um das erste ASP-Geschehen in NRW erfolgreich einzudämmen.

  • ASP in NRW: Jetzt geht es um die Verhinderung der Ausbreitung

    Erst gab es die Verdachtsmeldung, dann die Bestätigung durch das Friedrich-Loeffler-Institut: Beim von Jägern in einem Revier im Kreis Olpe gefundenen toten Wildschwein wurde die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen Foto: Paul_Henri Kurz vor dem Wochenende wurde die Erstmeldung auf einen ASP-Verdachtsfall verbreitet, am Samstag kam der abschließende Nachweis vom zuständigen Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, dem Friedrich-Loeffler-Institut: Die für die Gesundheit der Menschen direkt nicht gefährliche, aber für Schweine hochansteckende Infektionskrankheit hat Nordrhein-Westfalen erreicht. Das Tier war von einem Jagdausübungsberechtigten in einem Waldstück bei Kirchhundem im Südsauerland verendet aufgefunden worden. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Düsseldorf wurden inzwischen die zuständigen Landesbehörden in den Bundesländern informiert und in einen ständigen Austausch einbezogen. Der Kreis Olpe, das Landesamt für Verbraucherschutz und Ernährung Nordrhein-Westfalen (LAVE NRW) und das nordrhein-westfälische Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz arbeiten dabei eng zusammen und stehen bereits seit Freitag in engem Kontakt. ASP bei Schweinen fast immer tödlich Eine Infektion mit dem ASP-Virus verläuft für Schweine fast immer tödlich. Von der Ansteckung bedroht sind nicht nur Wildschweine, sondern auch Schweine in der Nutztierhaltung. Für den Menschen und für andere Haus- und Nutztierarten ist die ASP dagegen ungefährlich. Die Übertragung erfolgt vor allem durch direkten Kontakt mit Kadavern infizierter Tiere sowie über indirekte Übertragungswege (Fahrzeuge, Jagdausrüstung, landwirtschaftliche Geräte, Kleidung). Eine Übertragung auf den Menschen ist aber nicht möglich. Um den Fundort herum ist eine Restriktionszone eingerichtet worden. Die von der Restriktionszone betroffenen Veterinärbehörden der Kreise und kreisfreien Städte organisieren aktuell in Abstimmung mit dem Land NRW die Suche, Beprobung, Bergung und Entsorgung von tot aufgefundenem Wild. Die Krisenstrukturen der betroffenen Kreise sind aktiviert. Ein epidemiologisches Expertenteam des Bundesinstituts FLI wird die Veterinärbehörde des Kreises Olpe vor Ort unterstützen. Hinweise an die Landwirtschaft zur Beachtung von Biosicherheitsmaßnahmen Wichtig ist der Schutz der eigenen Tiere, wie das Einzäunen der Stallanlagen inklusive der Bereiche, in denen Futter und Einstreu gelagert wird. Der Zutritt in die Stallungen soll nur über Hygieneschleusen erfolgen, in denen betriebseigene Schutzkleidung und -stiefel angezogen werden und das Waschen und Desinfizieren der Hände möglich sind. Weiterhin ist Personen- und Fahrzeugverkehr auf dem Betrieb zu begrenzen. Zudem besteht die Möglichkeit, an einem freiwilligen Früherkennungsprogramm teilzunehmen. Vorsorgemaßnahmen im Vorfeld getroffen Das Land Nordrhein-Westfalen hat bereits vielfältige Vorsorgemaßnahmen ergriffen, um einem Ausbruch der Tierseuche zu begegnen. Bereits 2019 hat es einen Rahmenvertrag mit einem privaten Dienstleister, der Wildtierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft mbH (WSVG), abgeschlossen. Sie soll im Ausbruchsfall die betroffenen Kommunen unmittelbar unterstützen. WLV: Schweinehalter in großer Sorge Die Bestätigung des ersten Falles in Westfalen-Lippe führt bei den westfälischen Schweinehalterinnen und Schweinehaltern zu großer Sorge um ihre Tiere. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband unterstützt das Vorgehen der örtlichen Veterinärbehörde, um ein Übergreifen des Virus auf Tierställe und die weitere Ausbreitung im Wildschweinbestand zu verhindern, ausdrücklich. „Die Afrikanische Schweinepest stellt für unsere Tiere eine große Bedrohung dar. Umso wichtiger ist es jetzt, die weitere Ausbreitung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern und das Seuchengeschehen auf diese Weise umgehend einzudämmen. Wir bitten die Bevölkerung um Verständnis, dass es in nun einzurichtenden Sperrzonen rund um den Fundort des ASP-Virus zu Einschränkungen – etwa beim Betretungsrecht von Wäldern – kommen kann. Zum Schutz unserer Tiere und auch der Wildschweinbestände sind diese Maßnahmen unverzichtbar.“, begründet Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, die nötigen Maßnahmen. Jetzt sollen alle direkt und indirekt vor Ort Beteiligten weitere Informationen erhalten, da es für Jagdausübungsberechtigte, Landwirte und den Forstbetrieb innerhalb einer Sperrzone als erstes unmittelbare Einschränkungen geben muss. Wird ASP bei Wildschweinen festgestellt, wird ein sogenanntes infiziertes Gebiet festgelegt und eine Pufferzone eingerichtet, die nicht von der Tierseuche betroffen ist. Das Verbringen von Schweinen und Schweinefleisch und -erzeugnissen aus diesen Gebieten ist dann grundsätzlich verboten. Fragen und Antworten zur Afrikanischen Schweinepest (BMELH) LJV: Hygieneregeln unbedingt einhalten Der Landesjagdverband NRW hat bereits alle Jägerinnen und Jäger Nordrhein-Westfalens, insbesondere die Jägerschaften in den Kreisen Olpe, Hochsauerlandkreis und Siegen-Wittgenstein, dringend dazu aufgerufen, sämtliche Hygieneregeln penibel einzuhalten und auf Biosicherheit zu achten. ASP-Hygieneregeln, auf die der LJV hinweist: Desinfektion des Schuhwerks vor und nach Revierfahrten, ganz besonders beim Kirren! Bitte immer ausreichend Desinfektionsmittel im Auto mitführen! Keinerlei Aufbruch/Schwarten/Knochen im Wald lassen und möglichst auch keinen Schweiß! Geopunkte vom Ort der Erlegung einer jeder erlegten Sau notieren, um später Erlegungsorte nachhalten zu können! Das geht beispielsweise mit einem Handyfoto und der aktivierten Funktion „Geotagging“. Auch Revier-Apps wie „Jagdgefährte“ sind dazu geeignet. Keinerlei Transport mehr auf offenen Wildträgern! Bei Anzeichen von Infektion/Krankheit an erlegter Sau, diese nicht anfassen, sondern sofort das Veterinäramt informieren! Für Bürgeranfragen hat das Ministerium die Rufnummer 0211/38430 freigeschaltet. Totfunde von Wildschweinen melden Jäger bitte sofort unter 0201/714488! (Bitte speichern Sie sich diese Telefonnummer sofort in Ihrem Handy!) Jäger sind zur Mitarbeit verpflichtet und aufgerufen. Das heißt: bitte alle Beobachtungen und Kadaverfunde melden! Der LJV ruft alle Jägerinnen und Jäger außerhalb der behördlich festgelegten Restriktionszonen erneut zur intensiven Bejagung der Wildschweine auf. Die betroffenen Reviere der Restriktionsgebiete erhalten behördenseitig im Einzelfall anderslautende Maßgaben. Quellen: Landwirtschaftsministerium NRW, Landesjagdverband NRW und Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband

  • SPD-Debatte, Goldschakal und Jagdgesetz – Unruhe auf dem Land und in Berlin

    Liebe Leserin, lieber Leser, ausgehend von den großen Themen, die die Politik in dieser Woche bewegt haben, wirft auch diese Wochenkolumne als zusammenfassender Kommentar einen Blick auf aktuelle Debatten im ländlichen Raum. An zwei Themen kommen wir nicht vorbei: der Goldschakal auf Sylt und die anhaltenden und sich ausweitenden Proteste gegen ein neues Jagdgesetz in Rheinland-Pfalz. Bevor am 25. Juni in Mainz dort viele Tausende Jäger zu einer Großdemonstration erwartet werden, erlebt das Land bereits jetzt flächendeckend viele ideenreiche Protestaktionen. In diesen Tagen kommt man in Rheinland-Pfalz an den Jägern mit ihren Argumenten nicht vorbei. Während die großen Baustellen unserer Politik im Äußeren wachsen, wächst auch die Sorge um die Verlässlichkeit der SPD als Regierungspartei . Liegt da die Lunte an einem Sprengsatz – der auch für unsere Regierung, die immer noch frisch im Amt ist, gefährlich werden kann? Mit Anspruch einer Arbeitskoalition haben die Regierenden in Berlin einen entschlossenen Start hingelegt. Er wird sowohl außen- und sicherheitspolitisch als auch innenpolitisch als bisher gelungen gewertet. Dazu sind jedenfalls übereinstimmende Einschätzungen nach der Wende weg von der Ampel zu hören und zu lesen. Gerade in den letzten Tagen vermehrten sich noch einmal Stimmen aus Wirtschaft und Politikforschung, wonach sich die Konjunkturerwartungen wieder drehen. Das beruht auch auf der zweiten Säule neben Friedrich Merz, die Lars Klingbeil heißt. Er hat in seiner SPD plötzlich um seine Beinfreiheit zu kämpfen, weil nun doch wieder eine unveränderte Zerrissenheit seiner Partei sichtbar gemacht wird. Und das gezielt. Das bezieht sich auf das sogenannte „Außenpolitische Manifest“ zu dem immer wieder auch von der Linken, der AfD und Sahra Wagenknecht befeuerten Thema „Diplomatie statt Waffen“. Putins erlebte Handlungsfakten spielen dabei keine Rolle. Es geht offensichtlich vielmehr auch um eine innenpolitische Wirkung . Die von Stegner, Mützenich, Borjans und Eichel angeführte linke Gruppe in der SPD hat nicht zufällig den Zeitpunkt der Veröffentlichung gewählt. In 14 Tagen wird sich beim Parteitag zeigen, wie fest oder instabil Klingbeil als Vorsitzender und zweiter Kopf der Koalition in den eigenen Reihen steht. Als ein entscheidender Punkt wurde ein neues Parteiprogramm auf die Tagesordnung gesetzt. Das geht auf das Debakel bei der Bundestagswahl zurück. Den Initiatoren geht es jetzt wohl wieder um die Frage, ob alte Rezepte doch die besseren sind. Und es kommen damit – dieser Prognose bin ich sicher – von der linken Seite Themen auf den Tisch, die auch im sozialdemokratischen Teil der Ampelregierung zum Scheitern geführt haben. Bürgergeld, Renten, Migration und vor allem die Steuer- und Finanzpolitik werden dann mit alten, aber in der Globalisierung wohl nicht mehr zeitgemäßen Argumenten in die Parteidebatte eingeführt. Das wäre dann das Vorprogramm zur Abstimmung über Klingbeils Führungsanspruch. Erste Duftmarken aus den Ministerien Ich gehe in dieser Wochenkolumne auch auf diese aktuelle Diskussion ein, weil andere innenpolitische Themen in der breiten Wahrnehmung zwangsläufig an den Rand gedrängt werden. Auch die, mit denen wir uns vorwiegend befassen. Die neue Regierung hat als selbst so bereits zitierte Arbeitskoalition in der Breite ihre Arbeit begonnen. Die neuen Ministerinnen und Minister haben erste Duftmarken gesetzt. Das ist weitgehend auf eine breite Zustimmung gestoßen. Aus den Ressorts Innen, Wirtschaft, Gesundheit und Wohnungsbau und auch Ernährung sind neue Töne und Richtungswechsel zu vernehmen, die natürlich nur nachhaltig und wirksam werden, wenn die Koalition lange steht. Die nun juristisch in die Länge getriebene Sylter Geschichte Zu den von der Koalition vertraglich verabredeten Vorhaben gehören auch vermeintliche Randthemen wie die Aufnahme des Wolfes in das Bundesjagdrecht. Das stellt natürlich einen kleinen Einzelaspekt dar. Dazu gibt es neuerdings auch ein bisher kaum in der Breite wahrgenommenes Parallelthema. Es geht um den zu uns eingewanderten Goldschakal , der nun plötzlich Schlagzeilen macht , weil er dort seine Zähne zeigt, wo viele Menschen hinschauen und Urlaub machen. Wer kennt nicht Sylt mit seinen friedlichen Schafen und Lämmern, die unbestritten ihren natürlichen Beitrag zur Deichsicherung machen. Betroffen und gefährdet sind auch Biotope, die in ihrer Vielfalt gerade mit ihren Bodenbrütern einzigartig sind. Dabei handelt es sich nebenbei auch um Pilgerstätten für angereiste Naturschützer. Der Goldschakal selbst ist schon ein älterer, aber öffentlich und politisch kaum beachteter Gast in unseren Revieren. Von ihm gehen ebenso Gefährdungen aus wie vom Wolf . Jahrelang befassen sich Politik und Verbände damit, wie man erst einmal die Wolfsausbreitung in den Griff bekommt. In einigen Bundesländern wurde der Wolf bereits ins Jagdrecht genommen, um das Tier auch entsprechend der aktuellen europäischen Regelung zu behandeln. Da geht es zwar um die Sicherstellung des Erhaltungszustandes des Wolfes, aber zugleich „ bei Lösung der in   einigen Regionen wachsenden Konflikte mit menschlichen Aktivitäten – insbesondere in Bezug auf die Nutztierhaltung.“ Damit ergibt sich eine komplizierte Lage zwischen Europa-, Bundes- und Jagdrecht. Das hat natürlich zu breiten Debatten geführt, mit denen wir uns ebenfalls ständig im Spannungsfeld zwischen Befürwortung und Ablehnung befassen. Der Vizepräsident des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein, Andreas-Peter Ehlers, hat auf unsere Anfrage bestätigt, dass im Gesetzesverfahren vor Aufnahme des Wolfes  in das Landesjagdrecht versucht wurde, den Goldschakal gleich mit einzubeziehen . Man war sich unter Fachleuten schon sicher in der Erwartung, dass sich das in Dithmarschen erstmals 2017 bestätigte Beutetier unter seinem Schutzstatus ebenso ausbreiten werde wie der Wolf. Und entsprechende Schäden anrichten könne. Bestätigt wird das übrigens durch Erfahrungen in Ländern wie Ungarn und Slowenien. Nun ist das Tier auf Sylt. Und macht Schlagzeilen. Wie geht es nach der juristischen Bremse auf der Insel weiter? Die Situation bleibt unübersichtlich, oder man kann es auch anders ausdrücken: Diejenigen, die mit Küstenschutz Weidetierhaltung, Jagd und der Kommunal- bzw. Landespolitik auf Sylt und damit in Schleswig-Holstein zu tun haben, sind geradezu entsetzt.  Nach der auch von uns gemeldeten Überraschung, dass ein Goldschakal auf die Insel gewechselt ist, dort bestätigt wurde und seine Spuren mit 100 gerissenen Lämmern hinterlassen hat, macht sich Fassungslosigkeit breit: Das Verwaltungsgericht in Schleswig hat die bereits erteilte Abschussgenehmigung für den Goldschakal ausgesetzt. Die beauftragten Jäger haben ihre Aktion eingestellt, das neue Beutetier zu entnehmen, wie es im Behördendeutsch heißt. Geklagt hat eine Organisation, die wenig mit Sylt zu tun hat . Es handelt sich um die „Naturschutz Initiative e.V.“ , eine in Rheinland-Pfalz ansässige Organisation, die sich nach ihrer eigenen Darstellung „im Sinne einer originären und ursprünglichen Naturschutzarbeit für den Schutz von Landschaften, Wäldern, Wildtieren und Lebensräumen einsetzt“.  Damit hat auch sie das gemacht, was offensichtlich viele andere vergleichbare Initiativen als bewährtes Erfolgsrezept pflegen: einfach mal klagen, damit Aufmerksamkeit erregen und spektakuläre Schlagzeilen produzieren. Und so auch weitere Spendenbereitschaft. Die Deutsche Umwelthilfe mit ihren Klagewellen als einträgliches Geschäftsmodell lässt grüßen. Wie geht es weiter? 20 bis 30 Jäger des Hegerings Sylt haben sich vor dem Gerichtsbeschluss aktiv in den letzten Tagen auf die Suche nach dem Goldschakal begeben. Und sie haben natürlich versucht, nach der Abschussgenehmigung die Entnahme zu vollziehen. Allerdings war es bis dahin nicht gelungen, das sich heimlich verhaltende Tier aufzuspüren . Der stellvertretende Kreisjägermeister Manfred Uekermann, zugleich örtlicher CDU-Landtagsabgeordneter, hat der Sylter Rundschau berichtet, dass ein Schäfer aus List in den vergangenen Tagen immer wieder tote Tiere auf seiner 600 Hektar großen Weidenfläche am Ellenbogen gefunden hat. Nach diesem Bericht hat das nun wieder gerichtlich vorerst geschützte Tier seit dem 19. Mai 95 Lämmer und Schafe gerissen. Rainer: Die Waldbewirtschaftung stärken Dass es auch für folgende Generationen gesunde und stabile Wälder braucht, ist unbestritten. Das hat Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer bei der Vorlage der Waldzustandserhebung für 2024 betont. Er sprach weiter von einem „Weckruf“, auch wenn sich die Zahl der gesunden Bäume zwar um ein Prozent erhöht hat, haben sie aber nur einen Anteil von 21 Prozent am Gesamtbestand. Der Zustand des deutschen Waldes hat sich demnach trotz zwei regenreicher Sommer kaum verbessert. „Wir müssen die Waldbesitzenden bei den notwendigen Anstrengungen unterstützen und sie nicht durch zusätzliche Bürokratie behindern. Wir müssen in Forschung investieren und den Wissenstransfer stärken. Und nicht zuletzt müssen wir die Waldbewirtschaftung stärken." So Rainer. Der Wald sei mehr als nur Natur. Er sei Lebensraum, Klimaschützer und Wirtschaftsfaktor. Die Wälder nachhaltig zu bewirtschaften, sei auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe. In Rheinland-Pfalz wachsen die Proteste an Die Proteste gegen die Pläne der Mainzer Ampel-Regierung  (wohl die letzte ihrer Art), ihren umstrittenen Entwurf für ein neues Landesjagdgesetz  final durch das Parlament zu bringen, weiten sich aus: Vor der angekündigten Großdemonstration am 25. Juni in Mainz setzen die Jäger und Jägerinnen ihre nahezu flächendeckende Protestwoche im Lande fort. Befürchtet werden durch das geplante Gesetz rigoros erlassene Vorschriften für Jagd und Wald, die dann in der Praxis einen Keil zwischen Jäger, Förster, Landwirte und Waldbesitzer treiben. Das sind Landnutzer, die bisher über Generationen an einem Strang ziehen – und aus Sicht der Jagd weiter auch wollen. Im Kern geht es um die berechtigten Lebensansprüche des Wildes. Für den Landesjagdverband sieht das Gesetz eine unverhältnismäßige Bevorzugung von forstwirtschaftlichen Interessen vor. Präsident Dieter Mahr kündigte in der Verbandszeitschrift schon an, die Ziele der Jäger über das aktuelle Gesetzgebungsverfahren hinaus weiter zu verfolgen. Mögliche Maßnahmen seien dann Verfassungsbeschwerden und ein Volksbegehren mit Blick auf die Landtagswahl im März 2026. Ein Blick nach England Gelegentlich beschäftige ich mich auch damit, was die Countryside Alliance in Großbritannien an Themen und Positionen in ähnlichen Newslettern wie unserem von natur+mensch verbreitet. Kürzlich habe ich dort einen Beitrag gelesen, der sich mit einer Fernsehserie („Clarkson`s Farm“) über das Landleben beschäftigt hat. Bezug war der Sendebeginn der vierten Staffel der Serie, in der es realitätsbezogen um den Alltag mit seinen Problemen auf dem Hof und auf dem Land geht. In diesem Zusammenhang geht der Autor auf die Zukunft seiner Heimat ein und darauf, wie Natur und Umwelt mit Nahrungsmittelproduktion und effektiver Landschaftspflege in Einklang zu bringen sind. Dazu gehöre ein Leben mit „schwieligen Händen und schlammigen Stiefeln, die in der Landschaft, die wir kennen und lieben, arbeiten, leben und atmen“. Das bringt der Autor weiter in Verbindung mit einer dazu eigens veranlassten Umfrage zu Einstellungen der Generation Z der zwischen 2005 und 2012 Geborenen zu Themen des ländlichen Raumes. Danach positionieren die jungen Erwachsenen in England dort die Landwirte als die „besten Verfechter des Landlebens weit vor Umweltaktivisten und Politikern“. Das ist bei allen nicht so schönen Nachrichten ein Aspekt, der zum Nachdenken anregt. In diesem Sinne wünsche ich ein gutes und weitgehend sonniges Wochenende Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination

  • Auf vier Pfoten, heimlich und leise …

    „Einwanderer“ wie der Goldschakal können schnell zu einer Bedrohung für die Fauna in Deutschland werden. Dem Tierschützer mag jede Kreatur gleich sein. Rückkehrende Arten sind aber etwas ganz anderes als Zuzügler in unsere Tierwelt Foto: andreiprodan_ Mancher Zuzügler auf vier Pfoten kommt heimlich und leise. Lange bleibt er unbemerkt und fällt erst auf, wenn er Probleme macht – wie jetzt der Goldschakal, der auf Sylt fast 100 Lämmer und Schafe getötet hat . Das schleswig-holsteinische Landesamt für Umwelt hat längst grünes Licht für den Abschuss des hundeartigen Räubers gegeben. Doch viele Menschen, die sich oft und regelmäßig draußen aufhalten, bezweifeln, dass die Regelung über Einzelgenehmigungen der richtige Weg im Umgang mit invasiven Arten ist. Sie zu dulden ist kein Beitrag zur Biodiversität, sondern verkennt deren negativen Einfluss auf das Gesamtgefüge der Natur. Der Goldschakal ist ein eng mit dem Wolf verwandter Hundeartiger. Das Fell ist meistens goldgelb gefärbt. Aus seinem Hauptverbreitungsgebiet im Nahen Osten, in Indien und weiteren Regionen Asien hat er sich in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter nach Norden und Westen ausgebreitet. Er lebt in kleinen Familienverbänden und ist etwas größer als ein Fuchs. Als sehr anpassungsfähige Art mit einem breiten Nahrungsspektrum kann er in unterschiedlichsten Landschaften leben. Europaweit wurde das Vorkommen inzwischen bereits 2021 auf knapp 120.000 Exemplare geschätzt. Den ersten dokumentierten Nachweis in Deutschland gab es 1997 in Brandenburg. 2021 erfolgte der erste Reproduktionsnachweis des Goldschakals in Baden-Württemberg. 2022 wies man im niedersächsischen Landkreis Uelzen mindestens drei Welpen nach. Der scheue Räuber dürfte heute deutschlandweit vorkommen. Zuletzt wurde er erst vor wenigen Wochen durch Aufnahmen einer Fotofalle im Pfälzerwald in Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Weitere Gefahr für Bodenbrüter Da ein Wurf aus bis zu sechs Welpen besteht, kann der Goldschakal schnell zu einer Bedrohung für die Fauna in Deutschland werden. Möglicherweise verdrängt er den Fuchs, da beide ähnliche Lebensräume und Beute beanspruchen. Schlimmer noch ist die Gefahr für bestandsgefährdete Arten wie Bodenbrüter. Denn der Neuzugang erweitert die ohnehin breite Palette der Fressfeinde, darunter Fuchs, Marderartige und weitere Neozoen wie Marderhund und Waschbär. Der thüringische Landesjagdpräsident Ludwig Gunstheimer hat daher auf dem jüngsten Landesjägertag Ministerpräsident Mario Voigt und Umweltminister Tilo Kummer aufgefordert, zusammen mit dem Wolf auch gleich den Goldschakal ins Jagdrecht aufzunehmen. Die Politiker gingen darauf in ihren Redebeiträgen nicht ein. Denn auch ihnen wird der mögliche Konflikt bewusst sein, der sich daraus ergibt, dass der Goldschakal in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) im Anhang V aufgelistet. Damit zählt er zu den geschützten Arten, bei denen sich alle EU-Länder dazu verpflichten, sie in einem günstigen Erhaltungszustand zu erhalten und ein Monitoring durchzuführen. Wenn der Goldschakal auf Sylt im Rahmen der artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung zur Strecke kommt, wäre das also ein Sonderfall und der erste bestätigte Abschuss eines Goldschakals in Deutschland. Nachdem diese Möglichkeit bekannt wurde, haben auch Jäger aus anderen Regionen ihr Interesse an einer Beteiligung an dieser Jagd bekundet. „Es haben sich Leute gemeldet, aber das wird nicht in Anspruch genommen – wir wollen hier keinen Jagdtourismus“, zitiert die Sylter Rundschau den stellvertretenden Kreisjägermeister Nordfrieslands, Manfred Uekermann. Es hätten ihn mehrere Interessierte aus ganz Deutschland kontaktiert, um mitzujagen. Schutz und Förderung für Rückkehrer Ganz anders ist die Situation bei Wildkatze, Fischotter, Uhu, Wolf und Luchs, dessen internationaler Gedenktag am Mittwoch war. Kein verantwortungsbewusster Mensch, auch kein Jäger, wird Einwände gegen ihr Vorkommen in unserer Natur haben. Denn auch wenn sie regional oder bundesweit zwischenzeitlich verschwunden oder gar ausgestorben waren, sind es heimische Arten. Es geht allenfalls um das Wieviele und das Wo der Wiederansiedlung. Die Rückkehr kann sogar in einem bevölkerungsreichen und dicht besiedelten Bundesland gelingen. Das zeigt Nordrhein-Westfalen mit seinen Schutzprogrammen. Dort brach das Wildkatzen-Vorkommen im 20. Jahrhundert in fast allen Regionen zusammen. Nur in der Eifel überlebten einige Tiere. Heute leben in der Eifel etwa 300 bis 500 Wildkatzen, landesweit wird das Vorkommen auf etwa 1.000 Tiere geschätzt. Der Uhu galt Anfang der 1960er in NRW als ausgerottet. Wenig später begonnene Aussetzungsprojekte und Schutzmaßnahmen führten dazu, dass er inzwischen wieder weit verbreitet ist und in Steinbrüchen und sogar auf Industriebrachen brütet. Ähnlich erging es dem Fischotter, der seit 2009 im Münsterland und knapp fünf Jahre später auch am linken Niederrhein zurück ist. Auch der Seeadler galt noch vor wenigen Jahrzehnten als ausgestorben. In diesem Jahr brütet sogar erstmals ein Seeadler-Paar erfolgreich im Ruhrgebiet, und das gleich mit drei Jungtieren. Und insbesondere gibt es die verschiedenen Erhaltungs- und Ansiedlungsprojekte für Auer- und Birkwild. Die Raufußhühner stehen besonders im Blickpunkt durch mehrere Praxisinitiativen und Artenhilfsprogramme in Deutschland. Der letzte Luchs wurde in NRW vor 280 Jahren erlegt. Seither haben es nur wenige Exemplare dieser Großkatze bis dorthin geschafft und seit 2019 keine mehr. Eine Fachtagung im Bonner Museum Koenig war im vergangenen Monat der Startschuss, dies zu ändern. Das Vorhaben reiht sich ein in Auswilderungsprojekte im Schwarzwald, im Erzgebirge und im Thüringer Wald. Sie alle wollen dem Luchs auf die Sprünge helfen und Biotopverbünde schaffen. Alle diese Vorhaben brauchen Geld von den Bundesländern und dem Bund. Aber das ist nur die unverzichtbare Basis. Gelingen können die Projekte letztlich nur, wenn Menschen sich dafür engagieren. Häufig sind es Ehrenamtliche, darunter vielfach Jäger, die den Rückkehrern eine Heimat bereiten. Update: Gericht setzt Abschussgenehmigung außer Kraft Das von uns in diesem Blog beschriebene „Insel-Drama um den Goldschakal“ findet durch eine Gerichtsentscheidung erst einmal kein Ende. Das auf Sylt nachgewiesene Raubtier darf nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Schleswig vorläufig nicht entnommen werden. Die Richter haben die Abschlussgenehmigung für das Tier, das nach übereinstimmenden Angaben bereits über 100 Lämmer auf den Deichwiesen gerissen hat, mit einer Befristung bis zu einer Eilentscheidung aufgehoben. Dieser Beschluss wird in etwa zwei Wochen erwartet. Die Genehmigung hatte vor einigen Tagen das Landesamt für Umwelt (LfU) in Abstimmung mit dem zuständigen Landesministerium in Schleswig-Holstein erteilt. Das Ministerium hat nun die Möglichkeit – so die Juristen – zunächst Stellung zu nehmen. Geklagt hat die Naturschutz Initiative e.V. mit Sitz in Quirnbach (Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz). Es handelt sich demnach nicht um eine ortsnahe Organisation, die geklagt hat. Das sorgt mit der überraschenden Gerichtsentscheidung bei den betroffenen Schafhaltern, den örtlichen Politikern und Jägern, die den Abschuss durchführen sollten, für große Verärgerung. Insbesondere gilt das auch für örtliche Naturschutzaktivisten. Nach einer Meldung des NDR hatten sich die Sylter Naturschutzverbände, die Naturschutzgemeinschaft und die Sölring Foriining ausdrücklich für den Abschuss des Goldschakals ausgesprochen. In unserem Wochenkommentar und Newsletter des Blogs natur+mensch werden wir am Samstag näher auf diese folgenreiche Entscheidung eingehen.

  • Gemüseanbau in Gefahr?

    Die Schilf-Glasflügelzikade überträgt zunehmend ein schädigendes Bakterium auf Zuckerrüben, Kartoffeln, Karotten, Rote Beete und andere Pflanzen. Anbauverbände und Wirtschaft sehen die Versorgung mit heimischen Nahrungsmitteln bedroht Foto: Michael F. Schönitzer, Pentastiridius leporinus , CC BY-SA 4.0 Kartoffelknollen sehen aus wie zerdrückte Gummibälle, Karotten sind missgebildet, Rüben enthalten bis zu 40 Prozent weniger Zucker. Die Schilf-Glasflügelzikade, die sich immer weiter nördlich auf Ackerbau- und Gemüseflächen in Deutschland ausbreitet, schädigt inzwischen massiv die Kulturen Parallel zu zahlreichen laufenden Forschungsprojekten reagiert das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat aktuell bereits mit sogenannten Notfallzulassungen für Pflanzenschutzmittel. Für einen Zeitraum von 120 Tagen können mehrere regulär zugelassene Produkte in betroffenen Gebieten jetzt auch kontrolliert gegen die Zikade eingesetzt werden. Für drei der Mittel muss ein amtlicher Warndienstaufruf erfolgen. Verwendet werden dürfen sie nur nach einem genau festgelegten Verfahren. Eine Dauerlösung ist dies nicht, sind sich Landwirte und Experten einig. Doch bisher weiß niemand, wie nachhaltig verhindert werden kann, dass Pflanzen nach dem „Besuch“ der Zikade an SBR (Syndrome-Basses-Richesses) oder der von den Folgen ebenso schweren Stolbur erkranken. Begünstigt durch Klimawandel und trockene Sommer Zum ersten Mal festgestellt wurde SBR (Bakterienbefall der Zuckerrübe) 1991 im französischen Burgund. 2007 gab es in Heilbronn den ersten Fall. Seitdem wandert die Schilf-Glasflügelzikade, offenbar begünstigt durch Klimawandel und trockene Sommer, immer weiter nach Norden und überträgt die Krankheit auf regionales Gemüse. Für den Menschen ist der Befall gesundheitlich ungefährlich, doch auf dem Wochenmarkt lässt sich ein so geschädigtes Gemüse kaum absetzen. Das Fatale: Die Zikade sucht sich stets neue Wirte. Das Bakterium wurde in der vergangenen Zeit an immer wieder anderen Gemüsesorten festgestellt. Auch bei einer industriellen Weiterverarbeitung gibt es Probleme. Bei Roter Bete zum Beispiel herrscht nach jüngsten Berichten bereits ein deutlicher Mangel an gesunder Ware. Durch die Krankheit verschlechtert sich der Geschmack, die Lagerfähigkeit wird geringer. Bei der Kartoffel weiß niemand, wie die in Deutschland erzeugten Kartoffeln bei der Herstellung werthaltiger Lebensmittel ersetzt werden könnten. Existenzgefährdungen für Erzeuger und Verarbeiter Dr. Christian Lang, Geschäftsführer des Verbandes der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer, sieht viele kleine Erzeuger und Verarbeiter von regionalem Gemüse durch die Schilf-Glasflügelzikade in ihrer Existenz gefährdet. Die Konsequenzen seien bisher kaum überschaubar, da sowohl Zuckerrüben als auch Kartoffeln, Rote Bete und Karotten oftmals in den gleichen Betrieben und auf den gleichen Flächen in der Fruchtfolge wüchsen und oft nur durch Wintergetreide unterbrochen würden. Doch gerade der Weizen dient den Nymphen der Zikade im Boden als Nahrungspflanze. Helfen könnten vegetationsfrei gehaltene Schwarzbrachen. Der lange Flugzeitraum des Insekts, das von Ende Mai bis Anfang September ausschwirrt, erschwert eine Bekämpfung mit Insektiziden. In den Ministerien steht das Thema inzwischen oben auf der Tagesordnung. Auch die Agrarministerkonferenz hat sich schon mit der Zikade befasst. Peter Hauk (CDU), Minister für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, hält die wiederholten Notfallzulassungen von Pflanzenschutzmitteln nach EU-Recht für keine gute Lösung. Er plädiert für die reguläre Zulassung der Mittel, um eine Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern. Auf viele Wirkstoffe könne man inzwischen leider nicht mehr zurückgreifen. In der gut vernetzten Agrarforschung bemüht man sich länderübergreifend darum, der Rüben- und Kartoffelbranche zu helfen. So arbeiten Wissenschaftler daran, das Ausmaß der Schädigungen genau zu erfassen, Gegenmaßnahmen zu entwickeln und Sorten zu finden, die weniger anfällig gegenüber den Erregern sind. Die drohenden massiven Ertrags-, Qualitäts- und Lagerverluste sollen verhindert werden.

  • Unsere Kolumne zum Wochenende: Erste Hoffnungsschimmer und wütende Proteste

    Liebe Leserin, lieber Leser, die Woche vor dem Pfingstfest hinterlässt vielfältige Eindrücke, auf die wir mit Blick auf den ländlichen Raum in diesem Beitrag eingehen. In Wahrnehmungen, aber auch in Zahlen und Daten scheint die Zuversicht der Deutschen wieder zu steigen. Neben der Reise des Kanzlers nach Washington kommt außer der Außen- auch die Innenpolitik auf Touren. Dazu blicken wir unter anderem auf einen ersten Auftritt unseres neuen Landwirtschafts- und Ernährungsministers Alois Rainer. Derweil weiten sich auf Landesebene in Rheinland-Pfalz Proteste zu einer großen Welle aus. Wo früher Grüne demonstrierten, gehen jetzt die Gegner grüner Jagdideologien auf die Straße. Deutschland ist Anfang Juni mit Blick auf Politik und Konjunktur von einem ersten Hoffnungsschimmer  geprägt. Die Wirtschaft ankurbeln, Arbeitsplätze sichern und ein dauerhaft höheres Wirtschaftswachstum schaffen sei das vordringliche Ziel der Bundesregierung, sagte Finanzminister Klingbeil bei Vorlage des Kabinettsbeschlusses über den sogenannten Investitions-Booster. Jedenfalls beginnt die neue Regierung, ihre Ankündigungen in formalen Schritten umzusetzen. Merz und Klingbeil wollen bis zur Sommerpause und auch darüber hinaus ihre Füße auf dem Gaspedal halten. Es mehren sich die Stimmen aus der Wirtschaft wie etwa diese: „Langsam ist eine Aufbruchsstimmung zu spüren“  (Gerhard Wiesheu, Vorstandssprecher des Bankhauses Metzler). Was dabei auf den ländlichen Raum entfällt und dort wirksam wird, ist natürlich noch schwer vorher zu sagen. Gleichwohl scheinen sich die Konjunkturprognosen aufzuhellen . Selbst die Baubranche gibt sich für die kommenden Monate wieder optimistisch, wie das Münchner Ifo-Institut feststellte. Die gestiegene Zahl an Baugenehmigungen im ersten Quartal sei ein kleiner Hoffnungsschimmer. Bundesministerin Hubertz (SPD) will schon bald im Parlament vier Änderungen im Baugesetzbuch auf den Weg bringen. Bis 2030 soll es im Planungsverfahren für bestimmte Vorhaben Erleichterungen geben, um das Bauen schneller, günstiger und einfacher werden zu lassen. Ernährung als Thema voller Emotionen Schauen wir dann einmal auf das uns naheliegende Thema Ernährung. Das wird politisch immer wieder auch sehr emotional debattiert. Wenn ein neuer Landwirtschaftsminister bekennender Fleischesser ist und in diesem Fall auch noch den Beruf des Metzgers hat, so steht er natürlich in krassem Gegensatz zu seinem Vorgänger. Der war – ebenso bekennend – Vegetarier. Im Moment verändern sich Tonarten und Umgang nach dem Amtswechsel im Ministerium. Noch bevor Alois Rainer (CSU) als Nachfolger von Cem Özdemir (Grüne) das Agrar- und Ernährungsministerium übernommen hat, gab es scharfe und auch polemische Töne von Organisationen wie BUND und Greenpeace auf erste Äußerungen des neuen Ministers. So wurde ihm bereits vorgehalten, er pflege die „aus der Zeit gefallene Mär von günstigen Fleischpreisen“ . Rainer hat nichts anderes gemacht, als sich bei diesem Thema erst einmal auf eine Preisbildung nach Prinzipien des Marktes – also nach Angebot und Nachfrage – zu beziehen. Seine Worte wie „ Ich bin ein großer Freund der sozialen Marktwirtschaft. Fleischpreise macht nicht der Minister, sondern der Markt“ bringen natürlich die zitierten Umwelt-NGOs auf die Palme. „ Dieser Minister tut der Branche gut“ Wie sich in dieser Zeit die Töne ändern, war letzte Woche beim Außenwirtschaftstag in Berlin zu spüren. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Christian von Boetticher, betonte auf der exportorientierten Tagung im Außenministerium, dass es jetzt der Branche einfach guttue, dass Minister Rainer mal vor Publikum sage, dass er gerne Fleisch esse – wie übrigens 88 Prozent der Bevölkerung. Auf der zitierten Veranstaltung vor mehreren hundert Branchenvertretern machte der neue Minister deutlich, dass die neue Regierung entschlossen sei, neue Wege zu gehen. Dazu kündigte er an, die Bürokratie in seinem Ressort Landwirtschaft, Ernährung und Heimat systematisch hinterfragen und abbauen zu wollen. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft gehört zu den exportstärksten Branchen Deutschlands – und zu den verletzlichsten. Lieferkettenkrisen, Zölle, geopolitische Konflikte: Kaum ein Sektor spürt globale Spannungen so unmittelbar, stellt der Verband fest. Rainer versicherte dazu: „Von kleinen Familienbetrieben bis zu den Global Playern – wir stehen hinter Ihnen.“ Auch bei Gegenwind. Mit über vier Millionen Beschäftigten und einem Exportanteil von rund 33 Prozent sei die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft einer der leistungsfähigsten Wirtschaftszweige unseres Landes. Politbarometer: Vertrauen steigt wieder Dass der Politikbetrieb damit erstaunlich ruhig, aber entschlossen nach dem Ampel-Aus in die neue Legislaturperiode gestartet ist, schlägt sich auch in ersten Umfragen nieder, wenn man sich etwa die Ergebnisse des Politbarometers in dieser Woche  ansieht. Die Union hatte mit Friedrich Merz die Wahl zwar gewonnen, war mit den bescheidenen Prozenten unter 30 eben nicht als Muskelprotz in die Koalitionsverhandlungen gegangen. Das große Thema ist nun zunächst erst einmal die Außen- und Sicherheitspolitik, bei der in erster Linie der Kanzler und sein Verteidigungsminister Punkte machen. So merkt das Forschungsinstitut Infratest Dimap, das das Politbarometer für die ARD erstellt, in dieser Woche an: „Insgesamt konnte der Kanzler in seinem ersten Monat im neuen Amt stärker als alle anderen Kabinettsmitglieder an Vertrauen unter den Wahlberechtigten zulegen“ . Sein Zufriedenheitswert sei von 25 % im April auf aktuelle 39 % gestiegen. Nur Boris Pistorius ist auch im neuen Kabinett der Einzige, der eine Mehrheit von 61 Prozent der Deutschen hinter sich weiß. Auch die aktuelle Sonntagsfrage wird im Wesentlichen auf außen- und sicherheitspolitische Gründe zurückzuführen sein. Jedenfalls ist die Union mit 29 % bei der Frage, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, wieder knapper unter der 30 %-Marke gelandet. Der Abstand zur AfD (unverändert 23 %) ist jedenfalls damit wieder leicht gewachsen. Das dürfte sich nach dem allen Einschätzungen zufolge gut gegangenen Besuch des Kanzlers in Washington verfestigen. Jedenfalls wird es der AfD nicht gefallen, dass sie im Oval Office kein Thema war. Aufreger der Woche: Ein neuer Räuber auf Sylt Auf Themen, die zu den Aufregern dieser Woche gehören, sind wir mehrfach und in dieser Woche in unserem Blog natur+mensch eingegangen. Da ist zum einen auf Sylt das Inseldrama um den Goldschakal. Jedenfalls beschäftigt dieses Tier neben dem Wolf zunehmend Weidetierhalter und hier natürlich Einheimische und Urlauber. Der Goldschakal, der dort in letzten Tagen fast 100 Lämmer und Schafe gerissen hat, löst unter anderem große Sorgen um die Deichsicherheit aus. So warten nach Schilderung unseres Autors Jürgen Muhl die Insel und das Land darauf, dass der behördlich genehmigten Ausnahmeregelung zur „Entnahme“ schnell   Taten folgen. Erschütterung der Grundmauern des Jagdrechts Für den zweiten Aufreger sorgt eine noch verbliebene Ampel-Koalition. Das ist die in Rheinland-Pfalz. Dort werden auf Betreiben von Umweltministerin Katrin Eder durch ein nach unserer Auffassung falsch angelegtes neues Landesjagdgesetz „ Grundmauern des Jagdrechts erschüttert“ . So haben wir jedenfalls die Schlagzeile über den Text unseres Autors Christoph Boll in dieser Woche formuliert. Bevor es am 25. Juni in Mainz am Rheinufer zwischen Kaiserstor und Theodor-Heuss-Brücke zu einer Großkundgebung kommt, protestieren jetzt schon die Jäger im Lande – vielfältig, flächendeckend und mit unzähligen kreativen Aktionen. So an diesem Wochenende in Zell, Bad Dürkheim, Landau, Bitburg, Hachenburg, Koblenz, Bad Sobernheim, Bad Ems und vielen weiteren Orten im Lande. Nach Nordrhein-Westfalen vor gut zehn Jahren und Niedersachsen in diesem Jahr steigt damit die Protestwelle gegen grüne Jagdrechtsveränderungen noch einmal auf bisher nicht bekannte Ausmaße. In dem Gesetzentwurf, der von der Umweltministerin durchs Kabinett und ins Parlament gebracht wurde, sollen bisher bewährte Strukturen und Regeln für Wild, Wald und Jagd drastisch verändert  – man kann auch sagen „auf den Kopf gestellt werden “. Unter anderem geht es um massive Einschränkungen für Pächter und Jagdgenossenschaften. Die Wildschadenhaftung soll drastisch ausgeweitet werden. Und die Jägerinnen und Jäger haben für sie unerträglich hohe behördliche Abschusspläne zu erwarten. Der Jagddruck insbesondere auf Reh- und Rotwild soll mit Zwangsmaßnahmen erhöht werden. Das Prinzip „Wald und Wild“ , für das wir stehen, soll damit praktisch außer Kraft gesetzt werden. Es gibt noch einen weiteren Aspekt, bei dem es darum geht, dem Wild seine Chancen zu belassen . Zu dem im zitierten Gesetzentwurf angestrebten erhöhten Jagddruck gehört auch ein technischer Aspekt. Der Einsatz von Nachtsichttechnik gehört längst zum jagdlichen Alltag, ist aber zum Beispiel mit dem Einsatz vom Wärmebildvorsatzgeräten auf der Jagdwaffe umstritten. Wir haben in einem Beitrag in unserem Blog kürzlich gegenseitige Positionen aufgeführt. In Hessen wurde kürzlich eine Bundesratsinitiative zur weiteren Ausweitung der Nachtzieltechnik auf dem Weg gebracht. Dazu haben sich jetzt das „Forum Lebendige Jagdkultur“  und der „Steinfelder Kreis“  kritisch gemeldet. Das sei in Wahrheit ein weiterer Schritt in Richtung einer rein technischen Jagdausübung, die mit waidgerechter Hege wenig zu tun habe. Das Wild werde zunehmend zur Zielscheibe in einem künstlich beleuchteten Raum, der natürliche Rhythmen ignoriere. Das Argument, mit dieser Technik Wildschäden zu reduzieren, sei ein technokratischer Fehlschluss: Denn die Nachtjagd mit Hochleistungsoptik erzeuge Stress, Unruhe und Bewegungsdruck. Die Initiatoren rufen zu einem Einsatz für eine Jagd auf, die sich nicht selbst abschaffe. Und: Man wehre sich gegen den Forst als Befehlshaber. Damit schließt sich der Kreis von Argumenten, die wir schon zum Thema Wald und Wild im Zusammenhang der Gesetzespläne für Rheinland-Pfalz zitiert haben. Bleibt die Erkenntnis nach dieser Wochenbetrachtung: Zum Thema Jagd gibt es vielfältige Positionen. Sie setzen allerdings eins nicht außer Kraft: Die Konfliktlinie verläuft nicht zwischen Natur und Jägern. Sie verläuft zwischen Naturferne und Naturnähe. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes Pfingstfest, vielleicht auch voller schöner Naturerlebnisse mit vielfältigen Eindrücken Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination

  • Das Insel-Drama um den Goldschakal

    Fast 100 Lämmer und Schafe getötet – Behörden haben die Abschussgenehmigung eingeleitet Symbolbild: Вых Пыхманн , Golden jackal , CC BY-SA 3.0 Die große Mehrheit der Sylt-Besucher und auch der einheimischen Insel-Bevölkerung würde den Begriff des Goldschakals wohl eher für einen Anlagetipp an den Börsen halten, als ihn in der Tierwelt zu suchen. Bis vor kurzem. Seit mehreren Wochen treibt das Raubtier, äußerlich von der Größe her zwischen Wolf und Fuchs, sein Unwesen auf den Weideflächen der Ferieninsel. Der inzwischen nachgewiesene Goldschakal hat auf der Insel über 70 Lämmer und Schafe gerissen. Zunächst in der Keitumer Heide unweit des Hindenburgdamms, auf dem in dieser Zeit täglich tausende Urlauber per Autozug an- oder abreisen. Vor wenigen Tagen hat sich das kaum bekannte und auf Sylt nachgewiesene Raubtier Tier auf den Weg an die Nordspitze gemacht und in der Nähe von List an die weitere 20 Lämmer und Schafe getötet. Jetzt sollen die Beutezüge ein Ende haben: Das schleswig-holsteinische Umweltministerium und das Landesamt für Umwelt (LfU) haben eine Abschussgenehmigung für das eigentlich geschützte Tier eingeleitet. Nach Angaben des Landesjagdverbandes kann eine solche Abschussgenehmigung erst nach Anhörung der anerkannten Naturschutzverbände erteilt werden. Sie wurden vor drei Tagen durch das Ministerium informiert und zur schriftlichen Stellungnahme aufgefordert. Auch mit dem Fuchs zu verwechseln Nicht nur die Jäger, davon gibt es um die zehn auf der Insel, begeben sich hauptsächlich in der Nacht auf die Suche. Wie jetzt bekannt wurde, unterbrechen seit Tagen Einheimische und Touristen ihre Nachtruhe, um das Wildtier zu sichten. Goldschakale gelten als scheu und meiden Menschen. Es gibt Videoaufnahmen vom 20. Mai, die einen Schakal in der Nähe von Keitum dokumentieren. Ein Hauseigentümer aus Wenningstedt meldete sich derweil mit einem Foto aus seinem Garten. Überprüfungen des Bildes haben jedoch ergeben, dass es sich in diesem Fall um einen Fuchs gehandelt hat. Alle Jagdausübungsberechtigten auf Sylt, so heißt es in der Abschussgenehmigung, die das Tier sichten, dürfen es töten. Von dieser sogenannten Allgemeinverfügung erhoffe man sich, dass sich die „Anzahl derer erhöhen wird“, die sich an der Suche nach dem Goldschakal beteiligen. Der Landesjagdverband hat darauf verwiesen, dass die Jägerschaft auf der Insel zur „Entnahme“ – wie der Abschuss in der Amtssprache heißt – bereit sei. Aus der Begründung der Ausnahmeregelung des LfU geht hervor, es sei auch in Zukunft damit zu rechnen, dass „das Tier dieses Verhalten weiterhin zeige und entsprechende Schäden in den Schafbeständen der betroffenen Region anrichten wird“. Angesichts der auf Sylt für Goldschakale günstigen Lebensraum-Ausstattung könne nicht davon ausgegangen werden, dass „das Tier die Insel wieder verlässt“. Goldschakale sind seit 2017 in Schleswig-Holstein unterwegs Nach einer Schadensprognose drohen Sylt „erhebliche wirtschaftliche Schäden“. Nach Angaben des Sylter CDU-Landtagsabgeordneten und stellvertretenden nordfriesischen Kreisjägermeisters Manfred Uekermann werden sich Jäger jetzt nachts auf die Suche begeben, um den dämmerungs- und nachtaktiven Goldschakal „ins Gesicht zu bekommen“. Am ehesten erfolgversprechend sei dies in der Nähe von Schafherden, wo der Goldschakal erneut auf Beutefang gehe. Nach einer Veröffentlichung des Landesjagdverbandes im Norden stammen Goldschakale ursprünglich aus Süd- und Südosteuropa. Sie haben sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend nach Mitteleuropa ausgebreitet. Ursachen hierfür sind unter anderem klimatische Veränderungen und Veränderungen der Kulturlandschaft. In Schleswig-Holstein wurde der erste Nachweis 2017 im Kreis Dithmarschen dokumentiert. Mit den aktuellen Vorfällen auf Sylt steigt die Zahl der bestätigten Nachweise im Land auf zehn. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein fordert bereits seit Jahren, den Goldschakal in das Jagdrecht aufzunehmen – zuletzt in seiner Stellungnahme aus dem Jahr 2023. Die aktuelle Entwicklung bestätigt die Prognose des Verbands: Die Ausbreitung des Goldschakals in Europa verlaufe dynamisch und führe zunehmend zu Konflikten zwischen Mensch und Tier.

  • Grundmauern des Jagdrechts werden erschüttert

    In Rheinland-Pfalz spitzt sich die Diskussion um ein neues Landesjagdgesetz zu. Sie ist symptomatisch für den Konflikt zwischen ideologiegetriebener Politik und wissensbasierter Revierpraxis Foto: analogicus Bundesweit finden gegenwärtig die Landesjägertage statt. Während die meisten Bundesländer sich jagdpolitisch derzeit in ruhigem Fahrwasser befinden, brodelt es in Rheinland-Pfalz gewaltig. Wie oft, wenn die Grünen an einer Landesregierung beteiligt sind, soll ans Landesjagdgesetz Hand angelegt werden. Und zwar nicht ein wenig, sondern grundlegend. Inzwischen hat der Landesjagdverband (LJV) unter dem Motto „Jetzt geht´s um alles“ zur Demonstration am 25. Juni in der Landeshauptstadt Mainz aufgerufen. Dezentral gibt es vorab und laufend eine Reihe von Protestveranstaltungen in den Regionen auf Kreisebene. Der Streit um die von der grünen Umweltministerin Katrin Eder inszenierte Novellierung dauert schon fast zwei Jahre. Begründet wurde die Änderung mit der Notwendigkeit, die Jagd stärker auf die in Folge des Klimawandels nötige Walderneuerung auszurichten. Mit Beginn des neuen Jagdjahres sollte sie zum 1. April 2025 in Kraft treten. Inzwischen ist das Datum um zwei Jahre verschoben. Denn bereits kurz nach Bekanntwerden der Pläne machten im Oktober 2023 rund 600 Jäger ihrem Unmut Luft. Der LJV lehnt den Gesetzentwurf ab und forderte, er müsse „in die Tonne“. Der Verband hielt der Ministerin eine Fülle von handwerklichen Fehlern mit unabsehbaren Folgen für das Wild, das Jagdwesen und die Grundstückseigentümer vor. Er stützte sich dabei auf Juristen und Fachleute. „ Zündeln am Reviersystem“ Besonders empörte die Jäger die Absicht, den Grundeigentümern im neuen Gesetz das Recht einzuräumen, im von ihnen verpachteten Revier mit jagen zu können, um die Bäume zu schützen. Ein solcher Schritt, hinter dem die Hoffnung auf höhere Abschusszahlen steckt, würde die Grundmauern des bisherigen Jagdrechts erschüttern. Der renommierte Staatsrechtler Prof. Dr. Johannes Dietlein spricht von einem „Zündeln am Reviersystem“. Wer auf mehr Strecke durch kleinteilige Jagdausübung setze, könne nicht mehr die „Rest“-Flächen zum Genossenschaftsprinzip verpflichten. Es käme zu einem Flickenteppich sowie letztlich zum Ende der bewährten jagdrechtlichen Ordnung und einer wildbiologisch angepassten Jagd, so der Wissenschaftler. Eder zeigte sich ob der Schelte zwar gesprächsbereit, betonte aber auch, dass sie von ihrem Vorhaben nicht ablassen werde. Und in Richtung LJV ergänzte sie: „Es wird nicht so sein, dass wir nur auf die lautesten Kritiker eingehen.“ Hintergrund des Starrsinns kann auch sein, dass die Zeit für die Grünen-Politikerin drängt. Denn am 22. März nächsten Jahres ist die nächste Landtagswahl. Und angesichts des derzeitigen Abwärtstrends für ihre Partei und die SPD ist fraglich, ob sich nach dem Urnengang noch eine Mehrheit für ein neues Landesjagdgesetz findet. Verhärtete Fronten Die Fronten blieben deshalb auch verhärtet, als die Ministerin geänderte Gesetzentwürfe vorlegte. Denn beharrlich propagiert sie weiterhin, die geplante Gesetzesnovelle schütze Wald und Wild. Tatsache aber ist, dass die Jäger zahlreiche Kröten schlucken sollen: Da werden Stellungnahmen der Forstämter maßgeblich über Abschusspläne entscheiden und Jagdgenossen, Pächter, Untere Jagdbehörden und Kreisjagdmeister im Kern außen vor sein. Hegegemeinschaften für Dam- und Muffelwild werden aufgelöst, die „Müller-Ente“ zur Hundeausbildung und Totschlagfallen verboten. Zur Baujagd ist für Hund und Frettchen der Nachweis gesonderter Fachkenntnisse erforderlich. In einem offenen Brief an Eder hat Volker Wengenroth, zweiter Vorsitzender des Vereins „Wald MIT Wild Deutschland“ e.V., „mit großer Sorge und deutlicher Kritik“ angemahnt, dass der vorgesehene verstärkte Abschuss von wiederkäuendem Schalenwild wie Reh- und Rotwild „weder tierschutzgerecht noch ökologisch zielführend“ sei. Er appelliert, „bei der Gesetzgebung eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen – weg von reiner Nutzorientierung, hin zu einem ökologisch ausgewogenen Wildtier-Management unter Einbeziehung erfahrener Fachleute aus Jagd, Naturschutz und Forst“. Doch gegen die pauschale Behauptung, es gehe beim Gesetzesvorhaben um einen Beitrag zum Klimaschutz, ist schwer zu argumentieren. Das hat Ralf Schmidt, stellvertretender LJV-Landesobmann Natur-, Umwelt und Landschaftsschutz, in einem Rundschreiben verdeutlicht. Die Jäger „müssen die sehr komplexen Zusammenhänge von Jagd, Wildbiologie, Landwirtschaft, Waldbau erklären, Folgenabschätzungen vermitteln und ganz nebenbei unsere (natürlich vorhandenen) Eigeninteressen bekunden. Das weckt den Argwohn und keiner will sich wirklich in diese Komplexität einarbeiten.“ Komplexität ist schwer zu vermitteln Hinzu komme die Unterstützung der Naturschutzverbände, die mit dem Zeitgeist und dem Geldstrom schwimmen, so Schmidt mit Hinweis aus Zuwendungen aus Steuergeldern. „Noch vor wenigen Jahren stellten sich BUND oder NABU gegen die Jagd und forderten deren Abschaffung. Heute können es nicht genug Pflanzenfresser sein, die wir jährlich erlegen.“ Da haben es Naturschutz und Ökologie schwer, sich gegen Nutzerinteressen und Ökonomie durchzusetzen, so die Schlussfolgerung. LJV-Präsident Dieter Mahr bezeichnet die Eder-Pläne als „Riesenfehler“ und hat unverminderten Widerstand angekündigt. Am 25. Juni werden die Jäger in Mainz demonstrieren. Sie sammeln sich ab 9 Uhr am Rheinufer zwischen Kaisertor und Theodor-Heuss-Brücke. Im Protestmarsch geht es ab 11 Uhr zum Ernst-Ludwig-Platz, wo um 13 Uhr die Kundgebung beginnt. Der Verband prüft zudem die Möglichkeiten einer Verfassungsbeschwerde oder eines Volksbegehrens.

  • „Wir brauchen Regen, viel Regen“

    In den letzten Tagen hat es örtlich – auch mit Unwetterereignissen – geregnet. Insgesamt aber viel zu wenig. Und dabei hat der Sommer noch gar nicht richtig begonnen. Die nächsten Wochen verheißen ebenfalls nichts Gutes Foto: Verena N. / pixelio.de Eigentlich braucht niemand die Statistik oder die offiziellen Berechnungen – ein Blick aus dem Fenster oder ein Spaziergang durch den Wald genügt. In Deutschland hat es in den vergangenen drei Monaten viel zu wenig geregnet. Bundesweit trocknen Felder und Äcker aus, sind die Pegelstände der Flüsse fast allerorten so niedrig, dass die Schifffahrt eingeschränkt wird. Und natürlich leiden die Wälder und Forstregionen erneut unter einer Trockenheit, die neben Schäden an Bäumen, Pflanzen und Tieren auch ein erhebliches wirtschaftliches Problem für die heimische Forstwirtschaft darstellt. Hatte sich die Branche doch gerade von den Dürrejahren 2018 und 2023 ein wenig erholt. Doch – wir schreiben Anfang Juni – schon wieder droht erneut ein fast beispielloser Sommer mit viel zu wenig Niederschlag. Historisch wenig Niederschlag Der Deutsche Wetterdienst meldete vor einer Woche, dass es seit dem Jahre 1881 in Deutschland nur zweimal zwischen Anfang März und Ende Mai weniger regnete als 2025: in den Jahren 1893 und 2011. Im derzeit zu Ende gehenden Frühjahr fielen bundesweit nur rund 96 Liter Regen pro Quadratmeter. Der DWD ordnet dies als extreme Trockenheit ein. Im Jahr 1893 waren demnach 85,3 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden, 2011 waren es 89,5 Liter. Dabei gibt es – naturgemäß – erhebliche Unterschiede. Das bayerische Alpenvorland sowie die Region im südlichen Baden-Württemberg verzeichneten örtlich Regenmengen von knapp 300 Litern, bezogen auf den Quadratmeter. Das genügt dort der Land- und der Forstwirtschaft. Ein ganz anderes Bild dagegen in Teilen Nordrhein-Westfalens und vor allem im Nordosten Deutschlands. „Besonders markant fiel das Niederschlagsdefizit im Nordosten aus, wo vielerorts nur um 40 Liter pro Quadratmeter registriert wurden“, teilt der DWD in seiner Bilanz nüchtern mit.   In den Regionen Mecklenburg-Vorpommerns, Brandenburgs und Teilen Sachsens hatten bereits die letzten Dürresommer für erhebliche Probleme gesorgt. Trockene Böden setzen den Bäumen zu, Mais und Zuckerrüben wachsen fast gar nicht mehr, Waldbrände entstehen. Auch andere landwirtschaftliche Betriebe wie Obst- oder Weinbauern leiden darunter, dass die Böden schon Ende Mai ausgetrocknet sind. Die Erträge sinken, viele Betriebe müssen aufgeben. Auch die Waldbrandgefahr ist in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg schon sehr hoch. Und genau dort lauert noch eine weitere Gefahr in den ausgedürrten Wäldern, Äckern oder Feldern: Auch 80 Jahre nach Kriegsende befinden sich Hunderte Bomben und Munition im Boden – Erbe der schweren Kämpfe zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee in dieser Gegend. Auch die NVA und die abgezogenen russischen Truppen haben die Region zwischen Oder und Berlin gern als Truppenübungsplatz genutzt. Entsorgt wurde kaum. Die zurückgelassene Munition erweist sich jetzt vielerorts als tickende Zeitbombe im wahren Sinne des Wortes. Kein Wasser aus der Ems Niedrige Flusspegel und eine gefährliche Wasserknappheit gibt es auch in anderen Regionen. So erließ die Bezirksregierung Münster für zwei Kreise ein Verbot der Wasserentnahme aus der Ems. Begründung: Im mehrjährigen Mittel liegt der Pegel der Ems bei 180 Zentimetern – Mitte der Woche habe er aber nur etwa 118 Zentimeter betragen, davor zum Teil sogar nur 77. „Die Niederschläge der vergangenen Tage können nur für ein kurzfristiges Ansteigen der Pegel sorgen. Wir können aber absehen, dass das nicht ausreichen wird“, so die Sprecherin der Bezirksregierung gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Betroffen sind die Kreise Steinfurt und Warendorf – zwei traditionell ländlich geprägte Regionen. Die von der Bezirksregierung Münster erlassene Verfügung betrifft dort jegliche Entnahme von Wasser mittels mechanischer oder elektrischer Pump- und Saugvorrichtungen oder fahrbarer Behältnisse. So will die Behörde Tiere und Pflanzen vor allem in der Vegetationsphase schützen. Ob bald andere Kreise und Städte nicht nur in Nordrhein-Westfalen ähnliche Verbote verhängen müssen, dürfte auch vom Wetter abhängen. Auch die Schmetterlinge leiden Die extreme Trockenheit in diesem Frühjahr macht auch den Schmetterlingen zu schaffen. Sie bräuchten gerade jetzt Feuchtigkeit zum Schlüpfen, sonst dehydrierten sie, erklärte ein Sprecher des hessischen Umweltministeriums. Schon in den vergangenen Jahren seien die Bestände erheblich zurückgegangen. „Dieses Jahr ist es aber besonders schlimm. Wir brauchen Regen, viel Regen.“

  • Zwischen Aufbruch und Widerstand

    Koalition bringt erste Gesetze auf den Weg und in Rheinland-Pfalz ist das Reviersystem in Gefahr Liebe Leserin, lieber Leser, in Berlin setzt die neue Regierung Merz erste Duftmarken mit dem Anspruch als Arbeitskoalition. Zu den ersten Maßnahmen, die auf den Weg gebracht werden, gehören Entlastungsbeschlüsse für die Landwirtschaft. Und der Wolf wird mit dem Ziel eines kontrollierten Umgangs ins Bundesjagdgesetz aufgenommen. Anderswo beschäftigen sich Jägerinnen und Jäger sorgenvoll mit ihrer Zukunft. Gegen den Entwurf eines Landesjagdgesetzes, das auf Initiative einer grünen Ministerin auf den Weg gebracht wurde, erhebt sich in Rheinland-Pfalz massiver politischer und gesellschaftlicher Widerstand. Dass Jäger Naturschützer sind, beweist gleichzeitig in NRW eine Initiative auf Kreisebene, auf die wir in dieser Wochenkolumne eingehen. Und dann noch eine Information in eigener Sache: Unsere Blog- und Newsletter beiträge übersteigen im Mai die Grenze von 200.000 monatlichen Nutzern bzw. Lesern. Für uns eine Rekordmarke als weiterer Ansporn! Am Abend vor Himmelfahrt ging der Koalitionsausschuss für die Innenpolitik in die Startlöcher. Bisher hatte Friedrich Merz zusammen mit dem Außen- und dem Verteidigungsminister eher nach Brüssel, Moskau und Washington Zeichen gesetzt. Jetzt folgt der erste Schritt zu dem, was der Kanzler vor zwei Wochen im Parlament angekündigt hat: „ Ich möchte, dass Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, schon im Sommer spüren, hier verändert sich langsam was zum Besseren.“  Söder übersetzte das erst einmal in der Pressekonferenz der Parteivorsitzenden nach dem Koalitionsausschusses in seine Sprache: „Tempo, Tempo, Tempo.“  Tatsächlich schien es am Mittwoch konstruktiv und produktiv zugegangen zu sein. Mancher Beobachter fügte noch an: „Ja gar harmonisch.“ Das wäre ja ein gutes Zeichen zu Beginn der Legislaturperiode. Viele wollen, dass sich sofort was ändert. Machen wir uns nichts vor: Dem Startschuss folgen erst einmal im Detail komplette Gesetzesverfahren bis zur Umsetzung. Das geht   dann aus dem Kabinett   alles weiter über die Ausschüsse des Bundestages, dann ins Plenum und schließlich in den zustimmungspflichtigen Teilen durch den Bundesrat. In der Wirtschaft soll ein „Investitionsbooster“ mit ersten Maßnahmen aus dem Sondervermögen folgen. Dazu enthält unter anderem das „Sofortprogramm“ ein großes „Rentenpaket“ , eine Erhöhung der Pendlerpauschale, die Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie, Korrekturen in der Migrationsgesetzgebung mit Abschaffung der „Turbo-Einbürgerung“ und bestehender Familiennachzugsregelung. Weiter gehören mit Blick auf den ländlichen Raum zum Paket in Stichworten: Aufnahme des Wolfes ins Bundesjagdgesetz, Wiedereinführung der Agrardieselvergütung, Abbau „übermäßiger bürokratischer Pflichten in der Landwirtschaft“, Anpassung der Regeln für Saisonarbeitskräfte und Erleichterungen beim Tierhaltungskennzeichnungsgesetz. Landesjagdgesetze: Jetzt brodelt es in Rheinland-Pfalz Wechseln wir weiter aktuell auf die Länderebene: Überall im Lande finden gegenwärtig die Landesjägertage statt. Während die meisten Bundesländer sich jagdpolitisch derzeit (teilweise wieder) in eher ruhigem Fahrwasser befinden, brodelt es  nach Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern aktuell gerade in Rheinland-Pfalz gewaltig . Wie oft, wenn die Grünen an einer Landesregierung beteiligt sind, soll ans Landesjagdgesetz Hand angelegt werden. Und zwar nicht ein wenig, sondern grundlegend. Für den renommierten Staatsrechtler Prof. Dr. Johannes Dietlein sind mit dem ersten Gesetzentwurf veröffentlichte Überlegungen, Grundeigentümern auf deren Land ein Jagdausübungsrecht unabhängig von der Größe der Fläche einzuräumen, ein „Zündeln am Reviersystem“. Unser Autor Christoph Boll wird in einem Beitrag für unseren Blog in der kommenden Woche auf die hitzige Diskussion eingehen und erläutern, warum der Landesjagdverband für den 25. Juni unter dem Motto „Jetzt geht´s um alles“  zu einer Demonstration in der Landeshauptstadt Mainz aufgerufen hat. Vorher gibt es noch in einer dezentral angelegten Aktionswoche einzelne Demonstrationsveranstaltungen aus der Jägerschaft in kreativen Formen. So etwa Pfingstsonntag mit einem Protestmarsch der Kreisgruppe Bad Kreuznach auf dem Barfußpfad Bad Sobernheim mit der angekündigten klaren Botschaft „Das neue Jagdgesetz gefährdet unsere Jagdkultur, die Artenvielfalt und den ländlichen Raum.“ Preiskämpfe führen zu mehr Gemüse- und Obstimporten Bleiben wir beim ländlichen Raum, der immer wieder durch einzelne Maßnahmen insgesamt zunehmend unter Druck gerät. So ist das schon alarmierend: Die beiden führenden Lebensmittel-Discounter haben in der letzten Woche spektakulär ihren Kampf um Marktanteile in Deutschland über nacheinander angekündigte großflächige Preissenkungen  in die Werbung gebracht. Das wird zwangsläufig im vorgelagerten Raum der Erzeugung auf den Feldern, in Gewächshäusern, Ställen und auf den Agrar- und Obstflächen mutmaßlich schwere Folgen haben. Für Hubertus Beringmeier, den Verbandspräsidenten der westfälischen Bauern, kommen die beabsichtigten Preissenkungen zur Unzeit und senden falsche Signale an die Verbraucher. Er erinnert daran, dass die Produktion von hochwertigen, regional und nachhaltig erzeugten Lebensmittel unter den Gesichtspunkten wie Tierwohl, Nachhaltigkeit und Umwelt-, Natur- und Klimaschutz ihren Preis habe. Dem massiven Preisdruck könnten die Erzeuger langfristig nicht standhalten. In dieselbe Richtung stößt der neue Generalsekretär des schleswig-holsteinischen Bauernverbandes, Michael Müller-Ruchholtz. Er warnt zusammen mit seinem Vorgänger Stephan Gersteuer davor, dass durch diese Entwicklung unsere Abhängigkeit von Lebensmittelimporten steigt . Als Grund führen die beiden in einem Gespräch mit den Zeitungen der Verlagsgruppe SHZ in Flensburg die immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen für die heimische Landwirtschaft an. So erschwere eine überbordende Bürokratie ebenso wie Anpassungen an den Klimawandel bei uns die regionale Agrarproduktion. Der im Koalitionsvertrag formulierte Wunsch nach einer Steigerung des regionalen Anbaus sei unrealistisch, sagte Müller-Ruchholtz der Zeitungsgruppe. Er fügte an: „Wenn die spanischen Erdbeeren zu einem Bruchteil des Preises der deutschen angeboten werden, scheitert der Wunsch nach mehr Regionalität spätestens an der Ladenkasse.“ Die befürchteten Probleme macht der Generalsekretär des Bauernverbandes unter anderem auch an der Absicht fest, den Mindestlohn auf 15 Euro anzuheben. Spanische Obstbauern zahlten dagegen die dort geltenden Mindestsätze von 8,37 Euro. Das ist eine europäische Schieflage! Dies lenkt auf eigene Wahrnehmungen in meinem unmittelbaren Umfeld hin: Dort haben drei Betriebe für Spargel und Erdbeeren nach jahrzehntelanger Hofladen-Tradition diese Produktion und die eigene Vermarktung eingestellt. Der Blick in die Gemüseregale bestätigt: Da kommt viel aus Spanien, Holland, Marokko oder anderswo. Irgendwie muss das alles zusammenhängen und zu Ungleichgewichten oder nicht erwünschten Entwicklungen im ländlichen Raum führen. Freude an der Natur durch persönliches Erleben Ein großes Anliegen unserer Stiftung ist es, Freude an der Natur durch persönliches Erleben zu wecken. Das geht auch in großstädtischen Bereichen, wie die Schule Natur im Grugapark Essen belegt. Sie feiert gerade ihr 30-jähriges Bestehen. Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen gratulierte: „Die Schule Natur ist ein wunderbarer Ort, an dem Kinder und Jugendliche die Natur entdecken und gleichzeitig viel über den Umweltschutz lernen können. Ob als außerschulischer Lernort für Kitagruppen und Schulklassen oder für den privaten Rahmen mit Fachführungen, Kindergeburtstagen, Ferienprogrammen – für alle ist etwas dabei!" , Auf Initiativen dieser Art weist unsere Stiftung natur+mensch gerne hin. Zu ähnlichen Aktionen gehört auch eine Initiative wie die der Kreisjägerschaft Unna. Sie hat mit einer Crowdfunding-Aktion ein großes Naturschutzprojekt „Unsere Natur“  gestartet. Darüber berichtet in ihrer neuesten Ausgabe die Verbandszeitschrift „Rheinisch-Westfälischer Jäger“ . Das Projekt verbindet Naturschutz mit landwirtschaftlicher Praxis und jagdlichem Sachverstand.  Es geht um praktische Maßnahmen gegen den Rückgang typischer Offenlandarten wie Rebhuhn, Kiebitz, Feldlerche, Goldammer, Wiesenschafstelze sowie Niederwildarten wie Fasan und Feldhase. Zentraler Bestandteil des Projekts ist die individuelle und kostenfreie Beratung teilnehmender Landwirte durch die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft . Finanziert wird die Aktion durch viele Einzelspenden, die die Volksbank Unna jeweils bis zu zehn Euro aufstockt. Johannes Laurenz, der Vorsitzende der KJS Unna: „Naturschutz ist mehr als Bäume pflanzen.“  Wir werden demnächst in unserem Blog auf dieses beispielhafte Projekt für den Natur- und Artenschutz eingehen. Auch wir wollen als Stiftung mit unserer Arbeit und Projekten einer fortschreitenden Naturentfremdung der Menschen entgegenwirken. So geht es uns unter anderem darum, natürliche Lebensräume erlebbar zu machen – und zwar ausdrücklich auch durch die Förderung von Bildung und Erziehung. Interessierten Gruppen wird von unserer Stiftung natur+mensch mit diesem Ziel ein Lernort-Natur-Rucksack als naturpädagogische Grundausstattung für den Einsatz in Schulen und Kitas angeboten. So haben zum Beispiel aktuell eine Reihe von Rotary-Clubs in Deutschland das Projekt aufgegriffen und als Partner den Themenrucksack hauptsächlich Grundschulen übergeben. Über 200.000 Nutzer besuchen und lesen natur+mensch in diesem Monat Unsere Initiativen und Projekte begleiten wir mit unserer Öffentlichkeitsarbeit, zu der neben dem Blog dieser Newsletter und die Informationen mit laufend neuen Artikeln und Posts gehören. Die professionellen Beiträge, die Themen wie Natur, Jagd und den ländlichen Raum vernetzt aufgreifen, sowie alle Projekte von natur+mensch werden durch Spenden finanziert. Dass sich das lohnt, belegen unsere aktuellen Reichweiten. In diesem Monat erreichen wir über die E-Mail-Zustellung, die Verbreitung der Artikel über die Onlineseiten und über die verschiedenen Social-Media-Netze erstmals über 200.000 Nutzer. Bis zum letzten Sonntag waren es so schon genau 195.599. Mit allen Aktiven und der Redaktion natur+mensch spüren wir, dass sich die Arbeit lohnt. Wir freuen uns über jede Unterstützung, damit wir noch mehr erreichen können. Und zum Schluss ein Blick nach vorn: In weniger als 250 Tagen startet die JAGD & HUND 2026 in Dortmund – Europas größte Jagdmesse! „Die Planungen laufen auf Hochtouren, renommierte Aussteller haben sich bereits angekündigt, und das Rahmenprogramm verspricht spannende Highlights für Jäger, Sportschützen, Hundefreunde und Naturbegeisterte,“ schreiben die Initiatoren. So können wir allen Gründen zu Protesten auch mit Vorfreude auf unsere Naturerlebnisse mit Blick in den Kalender des nächsten Jahres ins Wochenende gehen. In diesem Sinne verbleibe ich mit herzlichen Grüßen und Waidmannsheil Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination

  • Insekten als Tierfutter?

    Die Züchtung von Insektenlarven kann eine Chance für landwirtschaftliche Betriebe sein Foto: Wikipedia Die Schwarze Soldatenfliege, lateinisch Hermetia illucens, ist zwischen 14 und 17 Millimeter breit. Sie liebt es warm und feucht und ist fruchtbar und anspruchslos. Landwirtschaftliche Betriebe können die Fliegen ohne besondere Auflagen züchten, abgesehen von der Regelung der Futtermittel, die Küchenabfälle sowie chemische und medizinische Abfälle verbietet. Die Larven ernähren sich von Gemüse- und Obstresten, Reststoffen aus der Lebensmittel- und Getränkeproduktion, Getreideschrot sowie Kaffee- und Brauereiabfällen. Experten behaupten, dass die Insekten im Vergleich zu herkömmlichen Nutztieren viel weniger Wasser, Fläche und Energie benötigen, um die gleiche Menge an Proteinen zu erzeugen. Ihr ökologischer Fußabdruck sei im Vergleich zu anderen Tieren gering. Die Verordnung EU-VO 2017/893 erlaubt seit acht Jahren die Futternutzung der Larven der Schwarzen Soldatenfliege unter kontrollierten Bedingungen. Da Eiweißfuttermittel teurer werden, rücken die hochwertigen Insektenproteine in den Fokus der Wissenschaft und der Tierhalter – zum Beispiel zur Fütterung an Schweine. Ein Ersatz für das Futtermittel Soja Bisher ist Soja ein begehrtes Futtermittel und mehr als zwei Drittel der globalen Erzeugung stammen aus dem Vereinigten Staaten und aus Brasilien, wo für den Anbau Regenwald gerodet wird, was schädlich für das Klima ist. Noch kostet Soja auf dem Weltmarkt weniger als Insektenmehl. Aber in Deutschland gibt es bereits einige Start-ups, die auf die Larven der Schwarzen Soldatenfliege setzen. Dirk Wessendorf in Ahaus im Westmünsterland züchtet die Larven der Schwarzen Soldatenfliege und hat sein Unternehmen nach dem lateinischen Namen des Insekts Illucens getauft. Nach seinen Angaben produziert er in seiner vollautomatisierten Aufzuchtstation etwa 3000 Tonnen lebende Tiere im Jahr, wie er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte. 900 Gäste aus 26 Nationen interessieren sich für die Larvenmast Ein weiteres Unternehmen, das auf die Schwarze Soldatenfliege setzt, leitet Clemens gr. Macke aus der Ortschaft Addrup im Landkreis Cloppenburg. Der Landwirtschaftsmeister saß von 2003 bis 2017 als CDU-Landtagsabgeordneter im niedersächsischen Parlament – jetzt mästet er tonnenweise Insektenlarven. Mit selbstgebauten Aufzuchtkästen und einem Heizlüfter aus dem Baumarkt fing es an. Inzwischen ist das Interesse so groß, dass der Landwirt und ehemalige Agrarpolitiker sogar ein kleines Besucherzentrum eingerichtet hat. Mehr als 900 Gäste aus 26 Nationen kamen im vergangenen Jahr, erklärt gr. Macke, darunter Landwirte, Wissenschaftler, Unternehmer und Politiker. Gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) aus dem benachbarten Quakenbrück im Landkreis Osnabrück hat der 65-Jährige vor einigen Jahren angefangen, die Aufzucht der Schwarzen Soldatenfliege zu erforschen und zu erproben. Clemens gr. Macke sieht Chancen für die Welternährung und für eine sinnvolle Verwertung von Lebensmitteln, die sonst weggeworfen würden. Zusammen mit seinem Sohn Julius hat er das Unternehmen Larvae Solutions GmbH gegründet. „Unsere Mission ist es, Insekten als nachhaltige Nährstoffquelle zu etablieren. Hierfür erschließen wir Vermarktungsmöglichkeiten, verknüpfen die Wirtschaft mit der Wissenschaft und teilen unser Wissen mit Interessenten“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens. Die fünf Tage alten Junglarven, die wie Sägespäne wirken, liefert die Firma FarmInsect aus dem oberbayerischen Bergkirchen, die sie eine Woche später wieder abholt. Die Larven nehmen in dieser Zeit etwa das 250-Fache ihres Gewichts zu – sie werden zu Insektenmehl und -öl weiterverarbeitet. Die FarmInsect GmbH wurde 2020 als Agrartechnologie-Unternehmen gegründet, um regionale Produktionssysteme für Insekten auf den Höfen zu etablieren. Ein Partner von FarmInsect ist die Agravis Raiffeisen AG, die mit der Marke „ Flyvis Farming “ wirbt und eine attraktive Einkommensalternative für landwirtschaftliche Betriebe verspricht. Agravis erstellt für interessierte Landwirte Fütterungs- und Beratungskonzepte für die Larven der Schwarzen Soldatenfliege. Noch jedoch ist vieles Zukunftsmusik, muss die wirtschaftliche Tragfähigkeit erst auf sicheren Füßen stehen. Langfristige Abnehmer für die Ernte werden benötigt und rechtlich besteht noch Klärungsbedarf. Es ist nötig, weiter zu forschen und zu testen. Doch Pioniere wie Clemens gr. Macke sehen in der Insektenmast ein großes Potenzial – zumindest beim Tierfutter. Als Ernährung für Menschen werden die Larven zumindest in Europa eher weniger nachgefragt.

  • EU will Bauern entlasten, wenn Russlands Importdünger fehlt

    Die EU verhängt Strafzölle gegen noch anhaltende Düngerlieferungen aus Russland. Sie sucht gleichzeitig nach Maßnahmen, um die Bauern zu entlasten Foto: Mirko_Fabian Die Importe von russischem Kunstdünger finanzieren die Kriegsmaschine von Wladimir Putin, die er erbarmungslos seit dem Überfall im Februar 2022 gegen die Ukraine einsetzt. Zuletzt sind die Importe von russischem Dünger in die EU kräftig angestiegen. Da die Produktion von Phosphat-, Stickstoff- und Futtermitteldünger aus den Rohstoffen Phosphat, Nitrat und Kaliumerz riesige Mengen von Energie verbraucht, ist Russland als wichtiger Standort der globalen Produktion im Vorteil. Es hat Gas und Kohle im Überfluss. Während die EU sich seit 2022 unabhängiger gemacht hat von russischen Energieimporten, kam der Dünger in den drei Jahren unvermindert zu uns. Hinzu kommt, dass die europäische Produktion wegen der hohen Energiepreise immer weniger konkurrenzfähig geworden ist. Es gibt Hinweise, dass das Putin-Regime die Einnahmeverluste aus dem Gas- und Ölembargo über den Dünger kompensiert hat. Jetzt reagiert die EU. Das Europaparlament hat Strafzölle auf russischen Dünger beschlossen sowie auf Agrarprodukte wie Zucker, Essig, Mehl und Tierfutter aus Russland sowie Belarus. Die Strafzölle auf Dünger betragen 6,5 Prozent zuzüglich eines Festzolls von 40 bis 45 Euro je Tonne für die Jahre 2025 und 2026. Die Zölle beginnen gemäßigt, die Importe sollen nicht abgewürgt werden. Sonst wären die europäischen Bauern die Leidtragenden. Vielmehr ist das Kalkül, dass die EU-Produzenten ihre Chance nutzen und die Kapazitäten hochfahren. Daher sollen die Strafzölle auch bis 2028 sukzessive steigen bis auf 430 Euro die Tonne. Klare Mehrheit gegen fortdauernd Dünger-Abhängigkeit Die Kommission wird die Märkte beobachten. Sollten die Preise durch die Decke gehen, wird sie Maßnahmen ergreifen, um die Bauern zu entlasten. Die Entscheidung ist mit deutlicher Mehrheit getroffen worden. 411 Abgeordnete stimmten dafür, 100 dagegen bei 78 Enthaltungen. Die Strafzölle sind aus zwei Gründen richtig: Zum einen muss der wirtschaftliche Druck auf Putin erhöht werden. Seine finanziellen Kosten für den Krieg gilt es hochzutreiben. Zum anderen muss die Abhängigkeit von russischem Dünger reduziert werden. So abhängig wie Europa, insbesondere Deutschland, von russischer Energie war, so kostspielig und schmerzhaft der Entzug ist, so sehr müssen die Europäer vermeiden, beim Dünger am Tropf des russischen Regimes zu hängen. Es steht mehr auf dem Spiel als die wohlige Temperatur im Winter in den Wohnzimmern. Es geht hier auch um die Ernährungssicherheit von 450 Millionen Verbrauchern in Europa. Allerdings darf sich auch niemand Illusionen machen. Ein hoher Anteil der Produktion von Dünger ist in der Hand von globalisierten Unternehmen mit starkem russischem Fußabdruck. So ist Eurochem weltweit der Produzent mit dem viertgrößten Umsatz. Vor dem Krieg hat Eurochem weltweit einen Umsatz von über zehn Milliarden Dollar gemacht. Der russisch-ukrainische Oligarch Andrei Melnitschenko hat das Unternehmen geschmiedet. Es hat seinen Hauptsitz in der Schweiz. Die Produktionsstätten und das Vertriebsnetz umfassen aber Standorte auf der ganzen Welt, auch in Deutschland, Belgien und Brasilien. Eigene Kohlebergwerke liefern die Energie für die Produktion. Produziert wird nicht nur an russischen Standorten, sondern etwa auch in Belgien. Gegen Melnitschenko wurden zwar Sanktionen verhängt. Doch er soll sein Unternehmen an seine Ehefrau abgetreten haben, die auch den kroatischen und damit einen EU-Pass hat. Es dürfte also sehr schwer werden, den Dünger von Eurochem von Äckern in der EU fernzuhalten. Umso wichtiger ist, wenn zumindest den Produzenten das Wirtschaften schwer gemacht wird, die klar in Russland zu verorten sind.

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