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- Eine Initiative aus der Jagd für den ländlichen Raum
Die Stiftung natur+mensch ist aus der Jagd gegründet und versteht sich als Initiative für eine sichere Zukunft der Jagd im Einklang mit Natur und Tierschutz. Hier einige Erläuterungen Die Jagd steht im Prozess der ständigen Veränderung unserer Gesellschaft und damit auch politisch immer wieder in der Diskussion. Einen Beitrag zur Positionierung und Festigung der Jagd als unverzichtbaren Bestandteil der Entwicklung des ländlichen Raumes leistet die Jägerstiftung natur+mensch durch die Vermittlung von Fakten und sachlichen Zusammenhängen durch verschiedene Projekte. Sie fördert einen ganzheitlichen Blick auf die Nutzung der natürlichen Lebensgrundlagen und auch auf Zusammenhänge der Lebensräume in den Revieren mit Forst, Landwirtschaft, Fischerei und damit insgesamt überall auf dem Lande. Die Stiftung hat das Ziel, Freude an der Natur durch persönliches Erleben zu wecken und sich für den Schutz von Natur und Tieren einzusetzen. Sie will mit ihrer Arbeit der fortschreitenden Naturentfremdung des Menschen entgegenwirken. Und sie setzt sich dafür ein, dass die Interessen der Menschen mit den Bedürfnissen der Natur verbunden werden. Sie will vor allem zum Schutz der einheimischen Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum beitragen und diese erlebbar machen – und zwar ausdrücklich auch durch die Förderung von Bildung und Erziehung. Erleben – Verstehen – Handeln. Mit diesen Grundprinzipien fördert die Stiftung den Schutz der Naturlandschaften, die Pflege der Artenvielfalt, den Erhalt artenreicher Kulturlandschaften. Weitere Akzente der Stiftung: Präsenz in den neuen Medien Positionierung der Jagd im Zusammenhang des ländlichen Raumes pädagogische Beiträge bzw. Mitwirkung in Einrichtungen der Bildung Stadt und Land: Ländlicher Raum und Naturnutzung Information und blog-natur-und-mensch.de In unserem Blog werden als Stimme aus der Jagd täglich Themen des ländlichen Raumes mit gesellschaftlicher und politischer Relevanz aufgegriffen. Die Texte entstehen in einem bundesweit angelegten, professionellen Autorenpool. Erfahrene politische Journalisten verfassen aktuell Analysen, Kommentierungen, Faktendarstellungen und Interviews zu relevanten Themen der Lebenswelten auf dem Lande. Eine Wochenzusammenfassung wird jeden Samstag in einem Newsletter per E-Mail versandt. Mit ihrer Gesamtkommunikation online, über Newsletter und Social Media zählt unsere Redaktion monatlich über 200.000 Nutzer. Naturpädagogik und Wirksamkeit vor Ort Naturpädagogische Beiträge und Mitwirkung bündeln sich im Programm „Lernort Natur“. Schwerpunkt: Förderung eines praxisnahen Naturkundeunterrichts durch den natur+mensch-Waldrucksack mit naturpädagogischem Material für den Unterricht drinnen und draußen. Unser Wald: Eine Zukunft mit Wild Den Wald, wie wir ihn kennen, wird es Experten zufolge bald nicht mehr geben. Viele erinnern sich an unsere Wälder aus Kindheitszeiten. Gesund, ertragreich, vielfältig, aber auch mit überwiegend Fichten- und Buchenbeständen. Beim Blick von oben prägte in den Mittelgebirgen saftiges Grün die Bilder der Regionen. Sie sind in dieser Zeit und nach den aktuellen Waldzustandsberichten in den Ländern im Vergleich zu früheren Jahrzehnten heute nicht mehr wiederzuerkennen. Bundesforsten, Landesforsten und private Waldbesitzer befassen sich aktuell mit hoher Intensität mit dem biologischen, aber auch gesellschaftsgerechten Umbau unserer Wälder . Kulturlandschaft, wie der Mensch sie kennt und liebt, braucht nicht nur den dichten Wald, sondern auch freie Flächen. Ein gesunder Mischwald der Zukunft mit geplanten Veränderungen in den Baumarten soll mit Hitze, Trockenheit und großen Naturereignissen besser klarkommen, als das in der Vergangenheit der Fall war. Dabei geht es auch um das Holz als nachwachsenden Rohstoff aus wirtschaftlich erfolgreich betriebenen Wäldern. Präsenz und Aktionen kosten Geld Die Stiftung wird von Beginn an durch ein hohes Maß an professionellem und ehrenamtlichem Engagement getragen. Die Wirkungskraft der Stiftung geht nicht ohne finanziellen Rückhalt und Spendenbereitschaft – auch gezielt für einzelne Projekte.
- Fuchs-Dummy ist nur ein Behelf
Die Einarbeitung von Bauhunden am lebenden Fuchs in Schliefanlagen wird immer wieder kritisiert. Der mechanischen Attrappe nach dänischem Vorbild fehlen – gerade unter Tierschutz-Aspekten – wesentliche Voraussetzungen Foto: parkstonephotography Als Anfang des Jahres die grüne niedersächsische Umweltministerin Miriam Staudte ihre Pläne für ein neues Landesjagdgesetz präsentierte, stellte sie darin auch das Einarbeiten von Erd- oder Bauhunden an zahmen Füchsen in Schliefanlagen infrage. Das sind künstlich angelegte Fuchsbaue zur Ausbildung von Jagdhunden. Staudte zollte damit einer zumeist emotionalen Regung Tribut, aus der heraus auch Menschen, die die Jagd nicht komplett ablehnen, das Verständnis für die Ausbildung von Hunden an lebenden Tieren oft fehlt. Immer wieder wird in dem Zusammenhang die Frage nach der Tierschutzgerechtigkeit dieser Ausbildung und möglichen Alternativen gestellt. Das tat auch Staudte. Die Ministerin besuchte im Sommer mit großem Tross im Gefolge eine dänischen Schliefanlage, um sich dort über den Einsatz einer mechanischen Fuchs-Attrappe zu informieren. Vertreterinnen und Vertretern des niedersächsischen Jagdverbandes, der Jagdhunde- und Tierschutzorganisationen sowie Mitglieder des niedersächsischen Landtags begleiteten sie. Spätestens seit dieser Reise ist der sogenannte SimFox nicht nur bei passionierten Raubwild-Jägern ein Thema. Wie Schliefanlagen funktionieren Die Diskussion versteht nur, wer weiß, wie die mehr als 120 Schliefanlagen in Deutschland funktionieren. Dabei handelt es sich künstlich angelegte, aber natürlichen Fuchsbauen nachempfundene Einrichtungen. Sie bestehen aus einem Netz von künstlichen Gängen, einschließlich von Hindernissen wie Sackgassen, Steigrohren und Sandbänken. In diese Anlage setzt der für die Anlage zuständige Schliefenwart einen speziell dafür gehaltenen, zahmen Fuchs ein. Die Aufgabe des jungen Jagdhundes – in der Regel sind es körperlich kleine Rassen wie Teckel und Terrier – ist es anschließend, der Geruchsspur des Fuchses bis zum Hauptkessel, dem zentral gelegenen Wohnraum des Fuchses innerhalb des Baues, zu folgen und Reineke so lange zu verbellen, bis er durch eine Fluchtöffnung den Kessel verlässt. Um den Fuchs zu schützen, ist der Kessel durch eine technische Vorkehrung, den sogenannten Schieber, vom Rest des Baues getrennt, sodass es zu keinem direkten Körperkontakt zwischen Hund und Fuchs kommen kann. Erfahrene Bauhundführer und Schliefenwarte betonen, dass der zahme Fuchs das Procedere genau kennt und keinem Stress ausgesetzt ist. Tierschützer hingegen fordern ein Verbot dieser Ausbildungsmethode, wie es in Dänemark faktisch bereits seit Anfang 2017 gilt. Seither ist bei unseren nördlichen Nachbarn das Halten von Füchsen – auch zur Hundeabrichtung – verboten. Die zwölf dänischen Schliefanlagen behelfen sich deshalb mit einer vom dortigen Jagdverband entwickelten Methode, die auf einen mechanischen „Fuchs“ setzt. Die Arbeit mit der vollautomatischen Attrappe, dem sogenannten SimFox, zielt auf wesentliche Bausteine für die Bauhund-Ausbildung, das Einschliefen in den Bau, das Verbellen am Kessel und das verlässliche Abrufen. Attrappe offenbart ihre Grenzen Der SimFox offenbart aber auch die Grenzen seines Einsatzes: Er ist zwar beweglich und gibt Laute von sich. Die mechanischen Geräusche sind aber alles andere als natürlich und für manchen Jagdhund eher befremdlich. Und mindestens ebenso wichtig: Die Attrappe gibt keinen Duft ab. Deshalb sehen auch die dänischen Jäger im SimFox absolut keinen Ersatz für den lebendigen, echten Fuchs. Er ist ein Behelf für die Einarbeitung des Bauhundes, der dem Vierläufer und seinem Führer ermöglicht, unter fachkundiger Anleitung die ersten Schritte unter kontrollierten Bedingungen zu machen. In Dänemark wurde deshalb eine „Natur-Prüfung“ eingeführt. Sie ermöglicht, das Verhalten des Hundes in freier Natur in einer realen jagdlichen Situation zu beurteilen. So wurde die Einarbeitung am Dummy komplett vom Prüfungsgeschehen am wilden Fuchs getrennt. In Deutschland hingegen sind Bauprüfungen für Erdhundrassen ein wesentlicher Bestandteil des Prüfungswesens. Staudtes Delegationsreise nach Dänemark diente nach ihren Angaben der „Abwägung, ob die Praxis in Niedersachsen in dieser Wahlperiode auch dahingehend gesetzlich weiterentwickelt werden soll, die Schliefenanlagen künftig auch nur noch ohne lebende Füchse zu betreiben“. Vertreter der Jagdverbände und des Jagdgebrauchshundverbandes (JGHV) lehnen das weiterhin ab. Für sie ist der „dieser Roboterfuchs keine ausgereifte Alternative zu unserer bewährten Ausbildung der Jagdhunde in Schliefanlagen“, bilanzierte Ernst-Dieter Meinecke als Mitglied des Präsidiums des Landesjagdverbandes Niedersachsen (LJV). Reale Bedingungen unverzichtbar Mit JGHV-Präsident Karl Walch ist er einig, dass bei der dänischen Ausbildung das Entscheidende, nämlich das natürliche Verhalten von Jagdhund und Fuchs bei einem Aufeinandertreffen unter realen Bedingungen, völlig fehlt. Es gebe deshalb aus Sicht des Tierschutzes keine Verbesserung. Das Gegenteil, sei vielmehr der Fall, weil bei der in Dänemark angewandten Methode Fuchs und Bauhund zum allerersten Mal in der praktischen Jagdausübung aufeinandertreffen. Der Hundeführer wisse dabei nicht einmal ansatzweise, wie sein Hund reagiert. Das sei unter Tierschutzgesichtspunkten sehr viel bedenklicher als bei der Ausbildung in der Schliefanlage, wo Fuchs und Hund sich unter kontrollierten Bedingungen begegnen. Aus Sicht der deutschen Praktiker ist daher eine Kombination beider Methoden zwar grundsätzlich denkbar. Die technische Variante, etwa mit dem SimFox, könne für eine erste Einarbeitungsphase vielleicht sinnvoll genutzt werden. Die eigentliche Ausbildung und die Prüfung der jagdlichen Eignung sei aber ohne Arbeit am lebenden Fuchs in der Schliefenanlage nicht möglich. Nur so lasse sich das natürliche Verhalten des Hundes realitätsnah beurteilen und züchterisch bewerten.
- Ländlicher Raum im Dauerstress: Höfesterben, Wolfskonflikte, fehlendes Geld
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserin, lieber Leser, heute gibt es von mir eine rückblickende Wochenbetrachtung mit österreichischem Einschlag. Neben dem dramatischen Strukturwandel auf dem Lande beschäftigen wir uns diesmal mit dem galoppierenden Höfesterben dort. Es geht nicht nur darum, dass pro Tag neun Höfe schließen, sondern auch wie dieses Thema die Gesellschaft bewegt: So fasst es beispielhaft eine TV-Dokumentation mit dem Titel „Zwischen Wolf und Klimawandel – Tiroler Alpen unter Druck“ zusammen. Natürlich beginnen wir mit der zweiten aufeinanderfolgenden Haushaltswoche in Berlin und den jeweiligen Generaldebatten über die deutsche Politik, die trotz allen Reformwillens immer mehr unter Druck gerät. Das bezieht sich auch auf den ländlichen Raum, wo Alois Rainer als zuständiger Minister nicht das Geld bekommt, das er für die Umsetzung der angekündigten Pläne braucht. Haushaltsdebatten sind bekanntlich Generaldebatten. Im Bundestag häuft sich das zurzeit, weil innerhalb von zwei Wochen der Nachtragsetat 2025 und der Haushalt 2026 auf der Tagesordnung standen. In diesem regelmäßigen Wochenkommentar über die Themenfelder von der Finanz- und Innenpolitik über den ländlichen Raum bis zur gesellschaftlichen und politischen Seite der Jagd haben wir am letzten Samstag Bundeskanzler Friedrich Merz schon im Grundsätzlichen zitiert. Das können wir jetzt erneut, weil er zusammen mit dem Finanzminister als Koalitionspartner wieder in die Rededuelle mit Weidel, Reichinnek und Hasselmann auf der Oppositionsseite geriet. Auch wenn der eine oder andere es nicht glauben mag, haben Kanzler und Finanzminister mit ihren Fraktionsvorsitzenden angesichts der Ballung von Problemen der deutschen Wirtschaft wieder einmal schnelle Reformen angekündigt . Das muss nun irgendwie eingelöst werden. Merz: „Wir müssen handeln, wir müssen es schnell tun.“ Der Sozialstaat lasse sich nur mit „ echten“ Reformen aufrechterhalten. Und SPD-Fraktionschef Miersch mahnte gleichzeitig zur Eile. „ Wir stellen Milliarden für die Infrastruktur, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zur Verfügung. Aber mit einem Haushaltsbeschluss alleine kommt noch nichts bei den Menschen an und wir merken die Stimmung in diesem Land“ , warnte er. Die Leute wollen, dass sich was schnell verändert. Recht hat er – trotz zugegebener Bedenken gegen grundsätzliche Reformen der Sozialgesetze. Dass da für andere Ressorts nicht viel für deren geplanten Wohltaten bleibt, ist klar. Im aktuellen Sprachgebrauch an der Spree wird das alles unter dem Posten „Investitionen“ zusammengefasst. Der Begriff ist so unbestimmt, dass er sich in bereits geplante und laufende Vorhaben auswirkt – ähnlich unklar wie das Wasser, das am Reichstag und am Kanzleramt vorbeifließt. „ Kaum Antworten auf die Herausforderungen“ Dabei werden die Töne aus dem und für den ländlichen Raum immer rauer, wie wir bereits bei der letzten Haushaltsdebatte vor einer Woche festgehalten haben. „Hieße der Landwirtschaftsminister nicht Rainer, sondern noch Özdemir, säßen die Bauern längst wieder auf den Treckern “, höre ich aus meinem Umfeld von Agrariern. So kann man jetzt auch wieder verstehen, wenn nach mahnenden Worten von Rukwied und aus verschiedenen Regionen nun in der Haushaltswoche für 2026 die Generalsekretärin des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Stefanie Sabet, eine Zukunftsoffensive für die heimische Landwirtschaft fordert und damit bereits frühzeitig die Etat-Aussichten für das zuständige Ministerium pessimistisch bewertet: „ Der Bundeshaushalt 2026 gibt kaum Antworten auf die Herausforderungen der Land- und Ernährungswirtschaft.“ Trotz leichter Mittelzuwächse gehe das Agrar- und Ernährungsressort geschwächt aus den Haushaltsverhandlungen hervor. Das angekündigte Aus beim Bundesprogramm Umbau Tierhaltung sei dabei das Gegenteil von Planungssicherheit. „Viele Tierhalter hatten durch zahlreiche förder- und genehmigungsrechtliche Hürden bisher gar keine faire Chance, einen Antrag einzureichen.“ Blick in die Nachbarschaft mit einer dramatischen Landflucht Wir erleben das österreichische Alpenland meist überwiegend aus malerischer Urlaubsperspektive oder vielleicht sogar durch die Jagd in einem der vielen großartigen Reviere dort. Ein Problem teilen wir mit den südlichen Nachbarn: Das ist die Suche nach geeigneter Nachfolge für die landwirtschaftlichen Betriebe. Sie ist ähnlich kompliziert wie bei uns. Und das nicht nur in den Bergregionen, wo die Härte der Arbeit ein ständiges Thema und insbesondere bei älteren Familien für die Hofnachfolge ist. Dort ist das Wirtschaften trotz moderner Maschinenausrüstung auf den Wiesen oder Feldern in der Regel anstrengender als selbst bei uns im Norden der Mittelgebirge. Mir ist diese Meldung auf der Plattform Topos des Österreichischen Rundfunks (ORF) ins Auge gefallen : „Landwirtschaft sucht eine neue Generation.“ Dort heißt es weiter: Pro Tag schließen (in Österreich) durchschnittlich knapp neun Höfe (!). Das ist in Bezug auf die Größe des Landes dramatischer als bei uns, wie wir weiter unten belegen. Zum Spendenformular Unter Bezug auf eine aktuelle Agrarstrukturerhebung der Statistik Austria wird zunehmend auf das Problem der immer schwieriger werdenden Nachfolgeregelung auf den Höfen hingewiesen. Dass die Kinder automatisch den Betrieb der Eltern übernehmen, sei längst nicht mehr der Normalzustand . Wenn etwa auf kleineren Höfen die Kinder selbst erlebt haben, wie anstrengend die Arbeit von frühmorgens bis spätabends für die ganze Familie ist, sinkt oft das Interesse an der Übernahme. Und das Motto „Kein freier Tag, kein Urlaub, kein Krankenstand“ bleibt dem Nachwuchs nicht verborgen. Es sei denn, es ist dann meist ein Junge, der vernarrt in das ist, was Großvater, Vater oder Onkel in der Generationenfolge machen. So zeigt es die ORF-TV- Dokumentation „Zwischen Wolf und Klimawandel – Tiroler Alpen unter Druck“ an einem Beispiel der Zillertaler Bodenalm, wo die Familien wie eh und je mit geradezu sportlichen Kühen den Auf- und Abtrieb über steile Steinstufen aus der Barockzeit zu bewältigen haben. Und das auf eine Melkalm ohne Zufahrt für Geräte und Fahrzeuge. Alles geht hier zu Fuß über Treppen, die die Vorfahren in den Berg gehauen und gesetzt haben. Dieser interessante Filmbeitrag und die Textversion dokumentieren außerdem, wie sich der Lebensraum Alm auch dadurch verändert, dass vermehrt Wölfe und Bären in den Alpenraum zurückkehren und Weidetiere gefährden . Dazu gehören auch die frei im Gelände weidenden Schafe. Deutlich wird der Konfliktstoff zwischen der Nutzung des Lebensraumes mit heftig vorgetragenen Abschussforderungen betroffener Weidetierhalter auf der einen Seite und auf der anderen der Willkommenskultur eher beobachtender Naturfreunde zur Rückkehr der Beutegreifer. Das Problem ist natürlich auch auf unsere Seite im bayerischen Alpenraum zu übertragen. Es ist mit der EU-Zuständigkeit für den Schutz als gefährdet eingestufter Tierarten ein gemeinsames und umstrittenes Thema in Europa. Bei uns will der Landwirtschaftsminister jetzt drei Dinge durchsetzen: „Wölfe sollen zeitnah und rechtssicher entnommen werden können, wir wollen ein Wolfsmanagement aufbauen, um jederzeit zu wissen, wie viele Tiere sich wo aufhalten, und wir wollen den Ländern ermöglichen, Gebiete auszuweisen, in denen Wölfe rechtssicher getötet werden können.“ So sagte Minister Rainer es jetzt dem Tagesspiegel. Der Entwurf zur Novellierung des Bundesjagdgesetzes liegt zur Abstimmung im Bundesumweltministerium. Die Ausbildung der Hunde und ein mechanischer Fuchs Auf ein weiteres Thema, mit dem wir uns in der kommenden Woche in unserem Blog befassen werden, möchte ich jetzt schon hinweisen: Tierschutzgerechte Jagd ist unerlässlich. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, braucht es gut ausgebildete Jagdhunde. Das gilt auch für die Vierbeiner, die unter der Erde oder im Kunstbau zur Raubwildbejagung eingesetzt werden. Auf der anderen Seite steht die Ausbildung dieser Hunde, vornehmlich Teckel und Terrier, am zahmen Fuchs in der Schliefenanlage bei jagdfernen Menschen oft in der Kritik. Aus diesem Grund stellte auch die grüne niedersächsische Umweltministerin Miriam Staudte Anfang des Jahres diese Ausbildung infrage, als sie den Entwurf eines neuen Landesjagdgesetzes vorlegte. Im Sommer besuchte sie dann mit einem großen Tross im Gefolge eine dänische Schliefenanlage, um sich über eine vermeintliche Alternative zu informieren. Seither ist der mechanische Fuchs unter passionierten Raubwildjägern in aller Munde. Unser Autor Christoph Boll, beleuchtet, was der sogenannte SimFox leistet und welche Defizite er zur Vorbereitung auf die jagdliche Praxis hat. Eine Begegnung mit Bären kann man auch im Netz erleben. Das ist wohl so auch sicherer als irgendwo in der Natur. Dafür sorgt in sicherer Entfernung auf grenzwertige Weise der Katmai-Nationalpark in Alaska in der sogenannten „Fat Bear Week“. Dabei geht es um die Kür des fettesten Tieres unter sieben weiblichen und fünf männlichen Braunbären. Wer sein Wochenendvergnügen diesmal im Netz sucht, dem ist die Teilnahme an dieser zweifelhaften Abstimmung unter https://explore.org/meet-the-bears noch im Finale bis Dienstag möglich. Vielleicht fällt Ihnen, liebe Leserin, liebe Leser, auch was Besseres zum Wochenende ein! In diesem Sinne Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination
- Getrübte Blicke auf die anstehende Niederwildjagd
In den Niederwildrevieren richten sich die Blicke kurz vor Beginn der Gesellschaftsjagden auf den Bestand von Hasen und Fasanen. Aktuelle Beobachtungen und Meldungen sind von Unsicherheiten geprägt Solche Kaninchenstrecken gehören der Vergangenheit an. Droht bei den Feldhasen ähnliches? Foto Springensguth/Gemini Nach der Erntezeit versuchen die Jägerinnen und Jäger in der Regel die Beobachtungen in ihren Revieren zu verstärken. Jedes Jahr lebt das Thema mit der Frage wieder auf: Kann man guten Gewissens in gewohntem Umfang wieder zur Treibjagd einladen? Wie sieht es bei den Fasanen mit dem Nachwuchs aus, nachdem in den letzten Jahren dort schon die Strecken zurückgegangen sind? Wildkaninchen stehen kaum noch zur Debatte, nachdem dort durch die Myxomatose bis zu 90 Prozent Verluste hinter uns liegen. Wenn im Sommer einzelne Karnickel zu sehen waren, sind die wenigen, die sich dann blicken ließen, meist zur Erntezeit nicht mehr da. Und beim Hasen bestätigen sich die Prognosen, die wir von Nina Meister aus der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW bereits zitiert haben. Danach werde sich die Myxomatose beim Feldhasen in Deutschland (und Europa) voraussichtlich weiter ausbreiten und etablieren. In 45 Prozent der NRW-Kreise ist die Krankheit dokumentiert worden. Und dort, wie etwa in einigen des Münsterlandes, scheint sich der Besatz zurzeit im Vergleich zu den letzten Jahren leicht verbessert zu haben. Dazu gehört natürlich die Unsicherheit, ob sich Krankheiten wie die als Hasenseuche bekannte Tularämie oder die seit einiger Zeit festgestellte und zitierte Myxomatose unter den Feldhasen weiter ausbreiten. Darüber hat unser Autor Christoph Boll bereits im letzten Jahr zur Herbstzeit einen Beitrag in unserem Blog veröffentlicht. Ausbreitung vom Westen in den Norden bis nach Schleswig-Holstein Diese aggressive Krankheit, von der der Feldhase lange nicht befallen wurde, breitet sich weiter nach Norden aus. Aus Niedersachsen kommen jüngere Meldungen, dass die Myxomatose ähnlich wie zuvor bei den Kaninchen zu einem dramatischen Rückgang der Bestände führt. Hier wurde insbesondere im Emsland und im weiteren Westniedersachsen vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) eine Mortalität bis zu 90 % der Tiere festgestellt. Die Sorgen nehmen also nicht ab, sondern zu. Der Deutsche Jagdverband (DJV) meldete kürzlich, dass seit Juli dieses Jahres auch Schleswig-Holstein betroffen ist. Jägerinnen und Jäger sollten besonders auf Fallwild, auf kranke oder verhaltensauffällige Feldhasen achten, insbesondere auch in bisher nicht betroffenen Gebieten. Der DJV empfiehlt, auf Hasenjagden in den Revieren zu verzichten, in denen vermehrt Fallwild vorkommt. Woher stammt die Myxomatose beim Feldhasen? Wie kann eine Ausbreitung verhindert werden? Was können Jäger hierbei leisten? Der DJV klärt die wichtigsten Fragen im Interview mit der Wissenschaftlerin Dr. Luisa Fischer , das wir vom Blog natur+mensch gerne auch denen empfehlen, die die Natur ohne jagdliche Interessen regelmäßig erkunden und beobachten.
- Der Waschbär als besonderes Problem in Wohngebieten
Die FDP in Baden-Württemberg will mehr Entschädigung für Waschbären-Schäden vor allem in Siedlungsgebieten und ein geändertes Jagdgesetz. Ein Blick nach Baden-Württemberg Symbolbild: ChatGPT Der Waschbär wird in Baden-Württemberg immer mehr zur Plage. Sogar im Neuen Schloss im Stuttgarter Stadtzentrum wurde er schon gesehen. Und mag er auch putzig aussehen und ein kluger Kerl sein: Der Waschbär dringt in Häuser, Schuppen und Dachböden ein, hinterlässt Kot und Urin, ganz abgesehen von erheblichen Gebäudeschäden. Belastbare Zahlen über die Waschbären-Population im Land gibt es zwar nicht. Christian Fiderer, der stellvertretende Leiter der Wildforschungsstelle des Landes, präsentiert aber aussagekräftige Zahlen. Wurden 2022/23 noch 6322 Waschbären erlegt, stieg die Zahl im Jagdjahr 2024/25 auf 9174 – fast zwei Drittel im Ostalbkreis, im Rems-Murr-Kreis und im Landkreis Schwäbisch Hall. Oft bleiben betroffene Bürger auf den Kosten für die Beseitigung der Schäden oder den Einsatz eines sogenannten Stadtjägers sitzen. Grund genug für die FDP im Landtag, einen härteren Umgang mit den Tieren und bessere Entschädigungen zu fordern. Es besteht offensichtlich Handlungsbedarf. Nach Einschätzung von Dorian Dröge vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Universität Frankfurt wird die Plage unterschätzt. Dröge fordert daher, den Waschbären-Bestand deutlich zu reduzieren und Vergrämungsmittel einzusetzen. Schließlich hat der Waschbär hierzulande keine natürlichen Feinde. Zum besonderen Problem wird er in befriedeten Bezirken und damit in bewohnten Gebieten. Auch deshalb muss ein lokales Ordnungsamt im Falle eines Fangs in einem Siedlungsgebiet informiert werden. Zuständig wären auch besonders beauftragte Stadtjäger. Meldepflicht besteht vor allem deshalb, weil es sich bei dem Tier um eine invasive Art handelt, die nicht in die Natur entlassen werden darf. Breiter Konsens: Unkontrollierte Ausbreitung ist zu verhindern Der Deutsche Jagdverband meldete für das Jahr 2020/21 über 200.000 erlegte Waschbären bei einem gesamtdeutschen Bestand von schätzungsweise einer halben Million Tiere. Nach Modellrechnungen des Zoologen Frank-Uwe Michler müssten 300.000 Waschbären pro Jahr getötet werden. Auch unter Naturschützern herrscht daher die Meinung vor, die unkontrollierbare Ausbreitung wegen deren Verdrängung und Schädigung heimischer Tierarten und weiteren negativen Auswirkungen auf das Ökosystem der deutschen Wälder stärker als bisher zu verhindern – gerade weil das anpassungsfähige Tier mittlerweile nicht nur in jedem zweiten Jagdrevier vorkommt, sondern zunehmend verstädtert. Genau hier liegt das Problem. „Wir müssen die Waschbären im Siedlungsraum managen, aber das können wir unter der aktuellen Jagdgesetzgebung nicht, weil diese auf die Jagd im Revier ausgelegt ist“, sagt der Stadtjäger Ulrich Pfeffer. Er müsse etwa nachweisen, dass vor dem Aufstellen von Lebendfallen Präventivmaßnahmen erfolglos geblieben seien. Kein Wunder, dass wie in fast allen Sparten auch hier die Litanei heißt: mehr Freiheiten, weniger Bürokratie, eine angepasste Gesetzgebung und geringere Kosten. In Baden-Württemberg plant Landwirtschaftsminister Peter Hauk ein härteres Durchgreifen. Die Schonzeit soll unter Berücksichtigung des Elterntierschutzes ganzjährig aufgehoben und die Waschbären sollen intensiver bejagt werden. Die Änderung der entsprechenden Verordnung soll vor allem den Städten helfen. Hauks Parteifreundin Sarah Schweizer sieht darin nicht zuletzt „einen Auftrag an die Jägerschaft, ohne die diese Plage nicht einzudämmen ist“, so die jagdpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion. Ihr seit zwei Jahren laufendes Pilotprojekt setzt auf die Unterstützung von Fallenfang und Fellverwertung. Der FDP geht das nicht weit genug. Sie will Rechtssicherheit sowie einen angemessenen strukturellen und finanziellen Rahmen, der dem Aufwand der Jäger in Stadt und Land gerecht wird.
- Unsicherheit und Enttäuschung in der Nutztierhaltung wachsen
Jochen Borchert hat große Zweifel daran, dass die schwarz-rote Bundesregierung mit der Umstellung der Nutztierhaltung beginnen wird. Man kümmere sich zurzeit um andere Dinge und verdränge dabei die großen Risiken für die Betriebe Jochen Borchert, Bundeslandwirtschaftsminister von 1993 bis 1998 (Foto: StagiaireMGIMO , Jochen Borchert (2018) , Bildschnitt, CC BY-SA 4.0 ) „Wir stellen die notwendigen Mittel für den tierwohlgerechten Stallbau auf Grundlage staatlicher Verträge dauerhaft bereit“, heißt es im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Getroffen wurde die Vereinbarung im Mai. Vier Monate später rätselt man im Land darüber, ob diese ohnehin vage Aussage im Abschnitt „Ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung, Umwelt“ überhaupt einen harten Kern hat. Bisher sind weder Haltungsformen genau definiert noch die Mittel für die laufenden Produktionskosten bereitgestellt. Von den aus Expertensicht erforderlichen Verträgen zwischen den Landwirten und dem Staat ganz zu schweigen. Da Landwirtschaftsminister Alois Rainer vor wenigen Tagen sogar angekündigt hat, dass er das Bundesprogramm für den Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung (BUT) 2026 vorzeitig auslaufen lassen wird, weil es eine zu geringe Nachfrage gebe, ist die Unruhe groß. Der CSU-Minister, der sich beim Deutschen Bauerntag im Juni noch „zu Gast bei Freunden“ wähnte, wurde passend zur Lage vom Deutschen Bauernverband jetzt mit einem zehn Punkte umfassenden Forderungskatalog konfrontiert. Auch „Tierwohl“ und „Stallumbau“ kommen im Brandbrief zur Sprache. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, stellt DBV-Präsident Joachim Rukwied mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft fest. Ex-Agrarminister Jochen Borchert, mehrere Jahre Vorsitzender des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung, blickt mit Sorge auf die jüngsten Entwicklungen. Ganz abgesehen davon, dass das Agrarministerium bis heute keinen Kontakt zum erfahrenen Politiker oder auch zu anderen Fachleuten von außen aufgenommen hat, glaubt Borchert in puncto Tierwohl und Stallumbau nicht mehr an einen Fortschritt in dieser Legislaturperiode. Das politische Dilemma hat auch eine juristische Seite „Dies birgt große Risiken für die nutztierhaltenden Betriebe“, warnt Borchert im Gespräch mit unserem Blog und spricht konkret die juristische Seite des Dilemmas an. Nach den früheren Urteilen zur Sauenhaltung oder zum Kükentöten muss laut Borchert nämlich damit gerechnet werden, dass sich das Bundesverwaltungsgericht über kurz oder lang aufgrund von Klagen auch mit den Haltungsformen befassen wird. Dann sind absehbar die Regierung und die Landwirtschaft zum schnellen Handeln aufgefordert. „Ich weiß nicht, wie der Staat dies dann regeln will“, fragt sich der langjährige CDU-Politiker. „Die Unsicherheit wird dazu führen, dass sich der Strukturwandel in der Nutztierhaltung eher beschleunigt“, befürchtet der frühere Minister. Viele Betriebe, die aus verschiedenen Gründen mit dem tierwohlgerechten Stallumbau gezögert hätten, würden nach Rainers Ankündigung zum BUT-Programm ihre Pläne zur Seite legen. Hinzu komme, dass die in den Koalitionsgesprächen genannten 1,5 Milliarden Euro für die Landwirtschaft wohl nicht fließen werden. „Es besteht die Gefahr, dass die Betriebe ganz aussteigen“, so Borchert. Mit den entsprechenden Folgen für den Landwirtschaftsstandort Deutschland. „Wer investiert Millionen, ohne zu wissen, ob die laufenden Kosten weiterbezahlt werden.“ Verbraucher: Mehr Tierschutz und wenig Bereitschaft zu höheren Preisen Die Förderung des Baus tiergerechterer Schweineställe soll in Zukunft über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) erfolgen. Konzentrieren will man sich nach jüngsten Aussagen aus dem Agrarministerium auf die Investitionen und weniger auf die laufenden Kosten. „Am Markt sind die Kosten aber nicht umzusetzen“, weiß Jochen Borchert. Die Nachfrage nach Produkten aus höheren Haltungsstufen steige nur sehr langsam. Der Verbraucher fordere mehr Tierschutz, sei aber nicht bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen. Jochen Borchert sieht keine Alternative zu einer verlässlichen staatlichen Kostenübernahme. Und noch ein Aspekt kommt hinzu. Aus Sicht des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) lässt das Mitspracherecht der Bundesländer bei der GAK uneinheitliche Vorgaben bei der Umsetzung der Förderung des Stallumbaus erwarten. „Die Kriteriengestaltung zur Vergabe der Förderung ist bislang völlig ungewiss und verzögert den Umbau unnötig weiter. Von Planungssicherheit fehlt dabei jede Spur“, kritisiert Hubertus Beringmeier, Präsident des WLV. Er drängt darauf, dass die zugesicherte Milliarde aus dem bisherigen Fördertopf den Tierhaltern weiter uneingeschränkt zur Verfügung gestellt werden muss. DBV-Präsident Joachim Rukwied spricht von einem „herben Rückschlag für unsere Tierhalter“.
- Haushaltsdebatten, Reformversprechen und ländliche Sorgen
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserin, lieber Leser, dieses Wochenende liegt zwischen zwei Haushaltsjahren im Bundestag. Der Nachtragshaushalt für das laufende Jahr zur Ablösung der vorläufigen Haushaltsführung liegt hinter uns. Er löst die Finanzplanung ab, über die die Ampel zerbrochen ist. In der kommenden Woche berät der Bundestag nun den Plan für 2026. Das wird begleitet von viel Kritik. Und Enttäuschungen darüber, was eigentlich durch das sogenannte Sondervermögen auf Pump finanziert werden soll. Da geht es um ausbleibende Mittel für Neubauvorhaben im Verkehrsbereich oder Streichungen zugesagter Gelder wie etwa für den Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung, wie sie die Borchert-Kommission vorgesehen hat. Unsere Redaktion hat mit Jochen Borchert dazu gesprochen. Das gehört zu den Themen dieses Newsletters mit dem wöchentlichen Blick auf den ländlichen Raum. Der Herbst der Reformen werde nicht die letzte Jahreszeit sein, „ in der wir das Land zum Besseren verändern“ . Das sagte Bundeskanzler Friedrich Merz in dieser Woche im Bundestag in der Haushaltsdebatte. Bei diesem Tagesordnungspunkt geht es traditionell ums Ganze und Grundsätzliche. Diesmal haben besonders diejenigen hingeschaut und zugehört, die große Hoffnungen in seine Ankündigungen setzen, auf Aufschwung und politisches Vertrauen. Der Bundeskanzler koppelt inzwischen nach Bildung der Koalition die Aussicht auf Reformen mit dem Erhalt des Sozialstaates – ein Kernthema der SPD. Es bleibt (auch durch das Kanzler-Zitat oben) bei großen Ankündigungen. Dabei steigt allerdings die Zahl derer, die daran zweifeln, ob, wie und wann Merz das umsetzt und mit Klingbeil finanzieren kann, was er kurzfristig in Aussicht gestellt hat. So musste er jetzt einräumen, dass sich der angestrebte Prozess in der Wirtschafts- und Sozialpolitik in die Länge zieht: „Es wird sich ein Winter, ein Frühling und ein weiterer Herbst der Reformen anschließen.“ Die Töne des Kanzlers werden also im Gegensatz zu seiner Oppositionszeit zurückhaltender . Dabei wurde in dieser Haushaltswoche deutlich, dass auf der Regierungsbank ein Koalitionspartner sitzt, der nun einmal eine andere politische DNA hat, wenn es um die großen Themen geht. Und davon haben wir schon genug. Die Sehnsucht nach Lösungen ist im Lande groß. Genüsslich erinnern vor allem die Grünen an Merz-Zitate aus der Oppositionszeit – wie etwa „Wir können uns dieses System einfach nicht mehr leisten“ . Die Töne sind sowohl bei ihm als auch bei der SPD-Spitze etwas leiser geworden. So wurde endlich der Haushalt für das laufende Jahr beschlossen, worauf sich die erste Lesung für den Etat 2026 anschließt. Parole von oben: Verstärkte Suche nach Gemeinsamkeiten Nach dem Betriebsunfall bei der Wahl der Verfassungsrichter und den Misstönen wie „Bullshit“ als sozialdemokratisches Echo auf die Kanzler-Äußerung, dass wir uns den Sozialstaat in dieser Form nicht leisten können, wird in Berlin von oben offensichtlich auf mehr Disziplin gesetzt. In Würzburg war die gemeinsame Sitzung der Fraktionsspitzen, es gab viele Einzelgespräche zur Koalitionsatmosphäre und einen gemeinsamen Grillabend in der Parlamentarischen Gesellschaft ohne Fraktionsmitarbeiter und Presse. Wie wir hören, wurde die Parole von oben aus Partei- und Fraktionsspitzen ausgegeben: „Sucht mehr das Gemeinsame.“ Das ist nach dem Stolperstart im Sommer das Signal der Koalition. Stadt und Land teilen sich auch bei den jüngsten Kommunalwahlen Auf beiden Seiten sind Koalitionäre auch nach der Kommunalwahl in NRW und vor dem übernächsten Sonntag mit 147 Stichwahlen ebenfalls etwas zurückhaltender geworden. Mahnende Stimmen aus der SPD über Wirkungsdefizite und Missbrauchszustände im Sozialstaat etwa aus Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen, also in den Ballungsregionen, gesellen sich neben grüne Warnsignale aus Städten wie Köln und Münster. Dass die CDU hier mit 33 Prozent im Gesamtergebnis damit mit einem blauen Auge davongekommen ist, hat zwei Gründe. Das sind der andere eher an Merkel erinnernde Politikstil von Hendrik Wüst und die stabilen Zahlen, die aus den ländlichen Regionen kommen. Besonders hat es in NRW bei den Ampel-Parteien von einst eingeschlagen: SPD 22,1, Grüne 13,5 und FDP 3,7 Prozent. Der Selbstfindungsprozess der Bundes-Grünen, die in NRW geräuschlos mitregieren, hat für die Zeit nach Baerbock und Habeck und in der Berliner Opposition gerade erst begonnen. Trotz der Ballungsgebiete Rheinschiene und Ruhrregion bestätigt sich in NRW, welches Gewicht die ländlichen Regionen für die politische Mitte einbringen. Zum Spendenformular Das Gewicht der Regionen hat Merz erkannt, mehrfach schon angesprochen, aber in dieser Woche eher außen vorgelassen. Das Feld der Einzelthemen mit ihren Problemen überlässt er in dieser Zeit den Kolleginnen und Kollegen im Kabinett. Im Zuständigkeitsbereich des bisher viel gelobten Ministers für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat kommen aus dem Lager der natürlich Verbündeten auch kritische Töne auf. Etwa, wenn es um die Finanzierung der breit geforderten Reform zur mehr Wohl in der Tierhaltung geht. Die breit anerkannte Arbeit der sogenannten „Borchert-Kommission“ zur zukunftsgerechten Haltung in den Nutztierställen droht entgegen der Ankündigung im neuen Koalitionsvertrag ins Leere zu laufen. Landwirtschaftsminister Alois Rainer will das Programm „Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung (BUT) 2026“ vorzeitig auslaufen lassen . Es geht um den tierwohlgerechten Umbau der Ställe, der gesellschaftlicher Konsens ist. Die Investitionen und folgende Finanzierungen sind aber für die Stall-Betriebe bei den aktuellen und zu erwartenden Marktpreisen ohne staatliche Zuschüsse nicht zu stemmen. Borchert im Gespräch mit unserem Autor Wolfgang Kleideiter : „Am Markt sind die Kosten aber nicht umzusetzen.“ In der nächsten Woche ein Thema in unserer täglichen Artikelreihe im Blog. Über die Energie, die vom Lande und von See kommt Dort hat Jürgen Muhl in dieser Woche noch über „Das große Wehklagen an der Küste“ berichtet. Dabei ging es nicht nur um die Sorgen nach der Ankündigung von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), den Ausbau des Ökostroms von Windrädern in Offshore-Parks auf See zu drosseln , sondern auch um die Zukunft der Biogasanlagen . Sie laufen für jedermann und nicht allen zur Freude sichtbar auf vielen Höfen. Und sind ein weiteres Standbein zur Zukunftssicherheit von Landwirtschaftsbetrieben. Der Bundestag hatte ein Hilfspaket beschlossen, für das bis zum 1. Oktober die Genehmigung der EU vorliegen muss. Der Informationsdienst „Table Briefings“ meldete gestern aus Brüssel, dass dort grünes Licht gegeben wurde. Es geht um die Anschlussförderung für bestehende Biogasanlagen. Ihr Betrieb soll weiter sichergestellt werden. Biomasseanlagen sollen bei der Stromversorgung flexibler einzusetzen sein. Auf dem Lande gibt es natürlich unverändert Kritik, wenn es bei der Biomasse um Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau geht. Trotz aller Regulierungen hatte der Ausbau der Biokraftwerke vielfach auf den Äckern Maismonokulturen ausgelöst. Das bleibt neben der Umweltproblematik ein kritisches Thema für die Jagd in Revieren mit diesen Kulturen. Da stoßen gewiss auch gegensätzliche Interessen in ländlichen Räumen aufeinander. 15 Landnutzerverbände sprechen für den ländlichen Raum Um diese auszugleichen und Gemeinsamkeiten zu suchen, haben sich auf ihrer Ebene Verbände zur besseren Entwicklung und damit Stärkung der ländlichen Räume zusammengefunden. Das „Aktionsbündnis Forum Natur (AFN)“ ist eine gemeinsame Plattform von 15 Landnutzerverbänden in Deutschland. Sie bündeln so die Interessen von rund sechs Millionen Menschen, die Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, Angeln und den ländlichen Raum prägen. Das sind auch die Themen, mit denen wir uns sowohl im Blog als auch in unseren wöchentlichen Newslettern befassen. Für den Vorsitzenden Max von Elverfeldt, der gleichzeitig Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst ist, steht das Ziel im Vordergrund, die Interessen der vom AFN vertretenen über zehn Millionen Landnutzer gegenüber drohenden Nutzungseinschränkungen und Pauschalverboten gemeinsam zu verteidigen. „Wir wünschen uns auf nationaler und vor allem auf europäischer Ebene mehr politische Signale, die die Leistungen des ländlichen Raums als Wirtschafts- und Kulturraum mit hoher Lebensqualität anerkennen“ , erklärt Max von Elverfeldt. „Wir als Landwirte, Waldbesitzer, Fischer und Angler sowie Jäger und Reiter haben mit vielfältigen Auflagen zu kämpfen, die von uns seit Generationen betriebene nachhaltige Nutzung behindern und zum Teil unterbinden wollen.“ Als Beispiel sei hier nur die Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) und die Naturwiederherstellungsverordnung genannt. Über dieses Thema haben wir in dieser Woche einen erläuternden Text unseres EU-Berichterstatters Ludwig Hintjens veröffentlicht . Er schildert in seinem Beitrag, welch „absurden Regeln“ insbesondere private Besitzer auch kleinerer Wälder unterworfen werden sollen. In München strömen am Wochenende Millionen Besucherinnen und Besucher zum 190. Oktoberfest auf die Theresienwiese. In der bayerischen Landeshauptstadt herrscht nun wieder Ausnahmezustand: „Ozapft is“ . Inzwischen muss man besser sagen: „Wir reden über die Mutter der Oktoberfeste.“ Nachahmer gibt es inzwischen fast überall. Selbst in Zwickau das „Sächsisch-Bayerische Oktoberfest“ oder im schleswig-holsteinischen Kaltenkirchen „Die Wiesn“ . Ob in großen oder kleinen Städten, ob auf dem Land oder in den Dörfern – fast überall stößt man auf bayerische Folklore. Nur in Bayern selbst ist sie nicht nachgemacht, sondern echt. Wer also nicht so weit reisen will, findet schnell das nächstgelegene herbstliche Zelt- und Trachtenfestvergnügen. Das will ich nicht unbedingt als Tipp weitergeben. Gleichwohl verabschiede ich mich in ein Wochenende, das landauf und landab voller Veranstaltungen gepackt wurde. In diesem Sinne Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination
- Das große Wehklagen an der Küste
Windkraft-Branche fürchtet die Bremse. Ankündigungen der Wirtschaftsministerin in Berlin zur Drosselung der Ökostromförderung lösen Kritik in der schwarz-grünen Kieler Regierung aus Foto: Erwin Lorenzen / pixelio.de In den norddeutschen Küstenländern geht die Angst um. Ganz besonders in Schleswig-Holstein. Die Ankündigung von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), den Ausbau des Ökostroms zu drosseln, trifft besonders dort die Investoren im ländlichen Raum. Die Ministerin will feste Einspeisevergütungen für Ökostrom-Erzeuger abschaffen. Hunderte von Millionen Euro hat die Branche damit in den letzten 20 Jahren verdient und bisher eine Art von Goldgräberstimmung auf dem flachen Land erzeugt. Kritiker sprechen von einer neuen Reichtum-Mentalität, von dem das Dorfleben besonders in Nord- und Ostfriesland sowie in Dithmarschen nicht unbedingt profitiert habe, wie in Gesprächen mit Einheimischen zu hören ist. Häufig ist die Rede von „neureichen Windmüllern“. Die CDU-Ministerin, also die Nachfolgerin vom grünen Robert Habeck, will Tempo und Kosten beim Ausbau erneuerbarer Energien bremsen. „Verlässlichkeit, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Kostentragfähigkeit des Energiesystems müssen ins Zentrum rücken“, sagte die Ministerin bei der Vorstellung eines von ihr in Auftrag gegebenen Monitoringberichts zur Energiewende. Sie hält jedoch am Ziel fest, den Anteil erneuerbarer Energien an der deutschen Stromerzeugung bis 2030 von heute 60 Prozent auf 80 Prozent zu steigern. Sie geht dabei allerdings von einem niedrigeren Gesamtbedarf aus. Statt 750 Terrawattstunden Strom würden in fünf Jahren nur 600 bis 700 im Jahr verbraucht – und angesichts der schleppenden Nachfrage nach E-Autos und Wärmepumpen rechne sie eher mit einem Bedarf „am unteren Ende“. Mehr Freileitungen statt teure Erdkabel Vor allem soll der Ausbau von Windrädern auf See gedrosselt werden. Für neue Anlagen – sowohl vor der Küste als auch auf dem Land - will Reiche eine Direktvermarktung einführen. Dabei kalkuliert ein Investor seinen Angebotspreis und erhält bei niedrigeren Strompreisen einen Ausgleich vom Staat. Sobald der Investor höhere Strompreise erzielt, erhält der Staat den Zusatzerlös. Für neue Übertragungsleitungen setzt die Ministerin auf Freileitungen statt auf die weitaus teureren Erdkabel. Die schleswig-holsteinische schwarz-grüne Regierung ist außer sich. Während Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) den offenen Konflikt vermeidet („Meine Erwartungshaltung ist, dass der erfolgreiche Weg der Energiewende fortgesetzt wird“), schießen die Nord-Grünen scharf. Energieminister Tobias Goldschmidt bezeichnet die Berliner Ministerin als „Rückwärts-Reiche“ und sagte, sein Land werde nicht akzeptieren, dass die Offshore-Ausbauziele in Frage gestellt werden. Diese Worte fielen ausgerechnet zur Eröffnung der Husumer Windkraft-Messe. Sie gilt im jährlichen Wechsel mit der Hamburger Windmesse als bedeutende Leitmesse dieser Branche, zu der Ministerpräsident Daniel Günther in dieser Woche eigens eine Kabinettssitzung nach Husum verlegte. Das ist ein anderes Signal als das aus Berlin: Ministerin Reiche hatte kurzfristig ihre Teilnahme abgesagt und sich durch ihren Parlamentarischen Staatssekretär Stefan Rouenhoff vertreten lassen. Gerade auf dem Lande in Schleswig-Holstein gibt es für eine weitere Energiesparte akute Zukunftssorgen: Wenn Brüssel das vom Bundestag beschlossene Hilfspaket für Biogasanlagen nicht genehmigt, droht für viele der weit über 1.000 Biomasse-Kraftwerke im Lande das Aus, befürchtet der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE). Stichtag ist dafür der 1. Oktober. Wenn bis dahin das grüne Licht aus Brüssel ausbleibt, fallen viele der Anlagen aus der Förderung mit der für den LEE dann absehbaren Folge einer Stilllegungswelle. Für Schleswig-Holstein sind daneben die Windkraft-Signale aus Berlin nach der Northvolt-Pleite ein weiterer schwerer Schlag. Die Gespräche mit Northvolt-Nachfolger Lyten zum Weiterbau der Batteriefabrik bei Heide an der Westküste sind ins Stocken geraten. Inzwischen gibt es mehr schlechte als positive Nachrichten aus dem Hause des US-Unternehmens – was den Willen zur Investition in Schleswig-Holstein angeht. Die neue politische Windkraft-Ausrichtung in Berlin dürfte nicht hilfreich sein.
- Schritte zur Bewahrung des Rotwildes
Die Warnungen vor einer genetischen Verarmung des Rotwildes zeigen Wirkung. In Bayern sollen Hirsche in einigen rotwildfreien Gebieten stärker geschont werden. Im Saarland klagen DJV und NABU gegen einen Solarpark auf einer Wildbrücke Foto: Uwe Kunze / pixelio.de Deutlich mehr als 200.000 Stück Rotwild leben in Deutschland. Doch immer mehr Vorkommen droht die Verinselung, weil Wanderkorridore fehlen oder sogar zerschnitten und verbaut werden. Die Folgen sind genetische Verarmung. Sichtbar wird die Degeneration unter anderem an verkürzten Kiefern. Langfristig kann diese Entwicklung besonders für kleinere Vorkommen das schleichende Aus bedeuten. Verantwortliche auf allen Ebenen wollen diese Entwicklung nicht länger hinnehmen. Bereits im vergangenen Jahr wurde mit der Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Rotwild Rhön“ erstmals versucht, über Bundesländergrenzen hinweg neue Wege für die Bewahrung des Edelwildes zu finden. Die Partner auf beiden Seiten, die Hegegemeinschaften (HG) Zillbach-Pless in Thüringen und die Hegegemeinschaft Bayerische Rhön, sprachen von einem „historischen Schritt“ der neuen Kooperation, mit dem die Arbeit für das Rotwild auf eine neue Ebene gehoben werde, „raus aus ineffizienten Strukturen, hinein in die Öffentlichkeit und Politik“. Gipfeltreffen zu länderübergreifendem Rotwildprojekt Außerdem haben Rotwildhegegemeinschaften aus der bayerischen, thüringischen und hessischen Rhön in einem Positionspapier ihre Sorge um das heimische Rotwild formuliert. Die Initiative hatte den Plan, ein länderübergreifendes Rotwildgebiet in Bayern, Hessen und Thüringen zu schaffen. Die mahnenden Töne hat auch Bayerns Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger vernommen. Er erteilte dem Vorhaben jedoch zunächst eine Absage. Vor zwei Wochen kam es dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit aber doch zu einem mehrstündigen Gipfeltreffen. Der Minister hatte Beteiligte aus Bayern und Thüringen an einen Tisch geladen, um mit ihnen eine aus seiner Sicht passgenaue Lösung für das Rotwild-Management in der Rhön zu erarbeiten. Das Ziel der Diskussionsveranstaltung in Kloster Maria Bildhausen bei Münnerstadt war ambitioniert: Es galt, einen Weg zu finden, wie die genetische Situation beim Rotwild in der länderübergreifenden Rhön im Einklang mit der Land- und Forstwirtschaft verbessert werden kann. Teilnehmer waren unter anderem Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik, Hegegemeinschaftsleiter, Vertreter von Jagdgenossenschaften, der Vorsitzende des Bayerischen Waldbesitzerverbands, Kreisgruppenvorsitzende des Landesjagdverbands sowie Mitglieder des Obersten Jagdbeirats. Junge Hirsche wandern lassen Aiwanger, selbst Jäger, Chef der Freien Wähler und Vize-Ministerpräsident im Freistaat, ließ danach verlauten, er sehe das Vorhaben auf einem guten Weg: „Wir sind hier gemeinsam auch im Sinne des Artenschutzes ein großes Stück weitergekommen und haben eine gute und punktgenaue Lösung entwickelt. Dazu zählt einerseits, den genetischen Austausch des Rotwilds in der Rhön und den Haßbergen zu unterstützen, indem wir in festgelegten Bereichen Hirsche bis nach der Brunft durch rotwildfreies Gebiet wandern lassen. Danach kann die Jagd dort zwischen November und Januar regulär erfolgen.“ In der Rhön liegen auf bayerischer Seite zwei Gebiete, in denen laut Ausführungsverordnung zum Bayerischen Jagdgesetz Rotwild leben darf: Die Haßberge mit 18.000 Hektar und das große, nah an der Landesgrenze zu Thüringen gelegene Gebiet Spessart/Rhön mit 168.000 Hektar. Insbesondere in den Haßbergen, einem sehr kleinen Rotwildgebiet mit einem Bestand von rund 80 Tieren, stagnieren die Abschusszahlen seit Jahren in auffälliger Weise. Dass der Bestand nicht wächst, lässt Experten befürchten, dass als Folge von Inzucht bereits die Fruchtbarkeit beeinträchtigt sein könnte. Das Rotwildgebiet Haßberge wird unter anderem durch eine Autobahn vom größeren Rotwildgebiet Spessart/Rhön isoliert. Das Auftreten des Wolfes in der Region versetzt die Verantwortlichen zusätzlich in Unruhe. Den Worten sollen Taten folgen: Aiwanger kündigte an, sein Ministerium werde in enger Abstimmung mit den drei betroffenen Landkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge eine Gebietskulisse erarbeiten, wo Hirsche künftig zeitweise auf ihren Wanderungen geschont werden könnten. Auch werde man Kontakt zum Bundesforst aufnehmen, der den Truppenübungsplatz Wildflecken jagdlich bewirtschaftet. In einem Punkt war der Minister aber ebenso klar: „Im Sinne des Grundbesitzes werden unsere Jagdbehörden verschärft darauf achten, dass in den rotwildfrei zu haltenden Revieren kein Kahlwild geduldet oder gar illegal gefüttert wird. Es ist nicht geplant, die Rotwildgebiete zu erweitern oder die Bestände anwachsen zu lassen.“ Klage gegen Solarpark Koalitionäre in Sachen Rotwild-Bewahrung haben sich auch im Saarland gefunden. Dort wollen der Deutsche Jagdverband (DJV) und der NABU Saarland zusammen gegen einen geplanten fast 30 Hektar großen Solarpark auf dem Pellinger Tunnel über der Autobahn A8 klagen. Das wurde während eines gemeinsamen Ortstermins der Kritiker bekräftigt. Für DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke ist unerklärlich, dass andernorts für Millionenbeträge künstliche Wildbrücken über Autobahnen errichtet werden und hier eine quasi natürliche Wildbrücke massiv beeinträchtigt werden soll. Mit dem Jäger-Präsidenten in der Beurteilung der Bedeutung des alten Fernwechsels einig war der örtliche NABU-Vorsitzende Kurt Robinius. Der Vorsitzende der Rotwildhegegemeinschaft Saarländischer Hochwald, Jörg Lohrig, betonte, dass die jungen wandernden Hirsche diese Querung brauchen und nur durch sie der notwendige Genaustausch zwischen der lothringischen Population und der rheinland-pfälzisch-saarländischen Population im Hunsrück aufrechterhalten werden kann.
- Überflüssige Bürokratie
Zum Jahresanfang soll die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) in Kraft treten. Private Klein-Waldbesitzer würden absurden Regelungen unterworfen Foto: Uwe Kunze / pixelio.de Das Abholzen von ökologisch sensiblen Waldflächen ist kein Problem von mitteleuropäischen Ländern wie Deutschland und Österreich. Hierzulande sind in den letzten Jahrzehnten die Bestände an Wäldern sowie der Vorrat an Holz nachweislich gewachsen. Dennoch sollen die Waldbesitzer in Deutschland Anfang nächsten Jahres neuen kleinlichen bürokratischen Übungen unterworfen werden. Wenn die EU-Kommission nicht doch noch ein Einsehen hat, müssen künftig auch die Besitzer von Privatwald in Deutschland eine Sorgfaltserklärung abgeben, bevor sie ihr Holz vermarkten können. Darin müssen sie an ein EU-Portal die verkauften Holzmengen mit den Geokoordinaten der jeweiligen Grundstücke melden. Auch die Holzmenge, die Art des Holzes und den Produktionszeitraum müssen Waldbesitzer angeben. Sie bekommen dann eine Referenznummer, die an den Käufer des Holzes übermittelt wird. Klar, es geht um Europas Einsatz gegen das Artensterben. Dass Importeure von Tropenhölzern, Kaffee, Soja oder Kakao aus Afrika, Asien und Lateinamerika den Nachweis „entwaldungsfrei“ erbringen müssen, ist nachzuvollziehen. Die Abholzung der letzten Urwälder ist ein ernsthaftes Problem. Doch warum die Besitzer von Privatwald in Deutschland und Österreich – 98 Prozent von ihnen haben weniger als 20 Hektar – sich dieser Prozedur unterwerfen müssen, das ist nicht nachzuvollziehen. Die Kommission kennt die Bedenken. Sie argumentiert aber, die Regelung müsse auch für den Wald in der EU gelten, da sie sonst nicht mit dem Reglement der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbar wäre. Warum hat die EU-Kommission nicht die Notbremse gezogen? Die Entwaldungsverordnung (EUDR) stammt aus dem ersten Mandat von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Jahre 2019 bis 2024 standen ganz unter dem Vorzeichen des Green Deals. Die Verordnung hätte Anfang 2025 EU-weit in Kraft treten müssen. Doch die Kommission entschied sich, ihren Start noch einmal um ein Jahr zu verschieben. Ihre zweite Amtszeit an der Spitze der EU-Behörde will von der Leyen vor allem für mehr Wettbewerbsfähigkeit der EU-Unternehmen und gegen überflüssige Bürokratie einsetzen. Dass die Kommission nicht längst die Notbremse gezogen und die Verordnung auf Eis gelegt hat, das verwundert sehr. Sollte die Verordnung Ende des Jahres scharf gestellt werden, würde sie als Rechtsakt in die EU-Geschichte eingehen, der viel unnütze Bürokratie neu schafft. In Deutschland gibt es rund zwei Millionen Besitzer von Privatwäldern. Viele von ihnen bewirtschaften die Wälder nicht im Hauptberuf. Die allermeisten von ihnen müssten sich persönlich mit den absurden Anforderungen der EU-Rechtssetzung herumschlagen, da sie in der Regel keine Angestellten haben, die den Papierkrieg für sie erledigen könnten. Man darf getrost annehmen, dass diese Übung in den betroffenen Familien nicht gerade das Verständnis für das europäische Projekt vergrößern wird. Dabei wäre es gar nicht so kompliziert: Kritiker der Regelung im Europaparlament fordern schon lange, dass in der Verordnung eine sogenannte Null-Risikokategorie eingefügt werden könnte. Mitgliedstaaten, in denen Entwaldung und das Abholzen von Primärwäldern nicht vorkommen, bedeuten kein Risiko für das Anliegen der Verordnung. Daher spräche nichts dagegen, dass sie in dieser Kategorie einsortiert werden. Damit würden sie von dieser ärgerlichen Regelung ausgenommen.
- Die Kommunalwahl im Herbst der Reformen
Das Land kommt ohne Reformen in Berlin nicht weiter. Union und SPD beäugen sich misstrauisch. Doch der ausgebliebene Absturz der Sozialdemokraten bei der Kommunalwahl in NRW könnte stabilisierend wirken Foto: Holger Lang / pixelio.de Duisburg, Fußgängerzone, vor zwei Wochen. Bärbel Bas, heimische Bundestagsabgeordnete und Co-Vorsitzende der SPD Deutschlands, möchte eigentlich Wahlkampf machen für die Kommunalwahl. Doch irgendwie schafft es selbst die amtierende Bundesarbeitsministerin und Genossin der Herzen nicht, mit den Menschen in der kriselnden Ruhrgebietsstadt ins Gespräch zu kommen. Abwinken, Kopfschütteln, kurze Sätze wie „Ihr habt uns doch längst vergessen“ – all das muss sich die Co-Vorsitzende der SPD und vielleicht Spitzenkandidatin der NRW-SPD für die Landtagswahl 2027 in NRW anhören. Und das in Duisburg und Dortmund, einstigen Hochburgen für die SPD. Auch hier rücken die Populisten von rechts und links gefährlich der SPD nahe. Denn auch bei der Kommunalwahl in NRW hat die SPD in ihrem ehemaligen Stammland Verluste hinnehmen müssen. Auch wenn landesweite Hochrechnungen bei Kommunalwahlen immer mit Vorsicht zu genießen sind, gab es mit 22,5 Prozent ein dürftiges Ergebnis. Aber – willkommen in der Wirklichkeit der SPD – es hätte noch schlimmer kommen können. Im Willy-Brandt-Haus ging man von noch größeren Verlusten aus. Ob das jetzt hilft, das fragile Regierungsbündnis in Berlin in den nächsten Wochen zu stabilisieren, hängt von einigen Faktoren ab. Da wäre die SPD-Basis. Beispiel Jusos. Diese machen Druck, fordern mehr sozialdemokratisches Profil und hartes Abgrenzen gegen den ach so bösen Koalitionspartner CDU in Berlin. „In Wahrheit geht es aber gar nicht um den Kurs oder die Personen der CDU auf Bundesebene“, sagt ein Parteiinsider. In Wahrheit geht es um die Sehnsucht vieler gerade junger Sozialdemokraten, endlich auch so links und radikal daherzukommen wie Heidi Reichinnek bei den Linken. Viele – vor allem jüngere und linke Sozialdemokraten – wollen auch so sein wie „Heidi“. Frech und radikal, laut – und erfolgreich. Das verträgt sich nicht mit Regierungs- und Koalitionsdisziplin. Ministerien werden zu letzten SPD-Bastionen Und da wäre die Furcht vor der AfD. Über 16 Prozent landesweit in Nordrhein-Westfalen, gute Ergebnisse vor allem in sozialen Brennpunkten, aber auch in sehr konservativen Regionen wie dem Hochstift. Auch bei der Union regiert nicht erst seit dem Sonntag durchaus die Furcht vor der blauen Welle. Das Gegenrezept: Viele in der Union möchten tatsächliche Reformen einleiten hin zu mehr Wettbewerbsfähigkeit für die angeschlagene Wirtschaft, wollen die Steuern- und Abgabelast für die Mitte der Gesellschaft, wenn nicht reduzieren, doch wenigstens nicht weiter steigen lassen. Experten wissen: Man hat nur zwei Jahre Zeit, um genau dies zu schaffen. Denn 2027 wird in NRW ein neuer Landtag gewählt, 2028 in Bayern, das macht das Regieren auch auf Unionsseite nicht leichter. Also, wenn nicht jetzt, wann dann. Auch die Energiepolitik der neuen Wirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt einfach auf eher wirtschaftsfreundliche Akzente als auf Ideologie. Landwirtschaft in ruhigem Fahrwasser Es geht – natürlich – um Krieg und Frieden, es geht um Wirtschafts- und Finanzpolitik, um Steuergesetze und die Belastungen durch einen immer teurer werdenden Sozialstaat. Und dabei ist das Misstrauen auf beiden Seiten trotz aller Beschlüsse und Lippenbekenntnisse sehr hoch. Themen des ländlichen Raums im Diskurs spielen aktuell einmal mehr keine wichtige Rolle. Die gute Nachricht: Die Themen Land- und Forstwirtschaft sind beim Landwirtschaftsminister Alois Rainer in guten Händen. Der CSU-Politiker setzt die richtigen Zeichen (beim Ministeriumsfest wird jetzt wieder Fleisch gegrillt anstatt vegane Köstlichkeiten, die sein Vorgänger Cem Özdemir servierte), die Gesetze aus Brüssel (Lieferkettengesetz, Entwaldungsverordnung etc.) werden nicht mehr in nationalem Recht verschärft, sondern maximal eins zu eins umgesetzt. So etwas schafft Vertrauen in der Branche. Klar, dass dies nicht allen Besitzstandswahrenden in der SPD gefällt. Sowohl das unter Federführung von Lars Klingbeil stehende Bundesfinanzministerium als auch das von Bärbel Bas geführte Arbeits- und Sozialministerium entwickeln sich immer mehr zu letzten Bastionen sozialdemokratischer Verteilungspolitik. So werden in beiden Häusern Vorlagen oder Gesetze einfach so vorbereitet, dass der Koalitionspartner CDU/CSU oft vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Das schürt Unmut, sorgt für Kopfschütteln und die quälende Frage: Kann man mit diesen Sozialdemokraten wirklich die Wende schaffen, die man sich vorgenommen hat und mit deren Ergebnissen man 2029 in die Bundestagswahl ziehen kann?
- Bundeskabinett kommt Bauern entgegen – Wolf im bayerischen Jagdgesetz
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserinnen und Leser, in unserem Wochenkommentar gehen wir auf die jüngsten Kabinettsbeschlüsse zum Agrardiesel und zur Pendlerpauschale ein. Wir weisen auf die Gefahr einer genetischen Verarmung des Rotwildes, die daraus resultierende Degeneration sowie auf lange Sicht ein schleichendes Aus unserer größten Hirschart hin. Und in Bayern haben sich derweil die zuständigen Minister auf ein neues Jagdgesetz geeinigt. Schließlich etwas über unsere Stiftung natur+mensch und unsere Verbreitung: Über 230.000 Nutzer haben wir im August erreicht. Man kann nur hoffen, dass sich die Politiker der schwarz-roten Koalition in der parlamentarischen Sommerpause halbwegs erholen konnten. Denn in diesem Herbst stehen sie vor gewaltigen außen-, aber auch innenpolitischen Herausforderungen. Während die äußere Sicherheit Deutschlands unter dem Druck Russlands zu bröckeln droht, steigt der Reformdruck im Inneren. Und es gilt, verschiedene Wahlversprechen umzusetzen, damit die Bürger nicht noch stärker als ohnehin schon an der Handlungsfähigkeit dieser Koalition zu zweifeln beginnen. So manches Kabinettsmitglied muss hier seine Hausaufgaben noch zügiger angehen. Für den ländlichen Raum, der in unserem Blog natur+mensch besonders im Fokus steht, gibt es dabei schon erste Lichtblicke. So wurde diese Woche vom Kabinett ein Gesetzentwurf beschlossen, der die gekürzten Subventionen für Agrardiesel rückgängig machen soll. Außerdem soll die Pendlerpauschale auf 38 Cent bereits ab dem ersten Kilometer zwischen Wohnort und Arbeitsplatz steigen. Jenseits der Ballungsgebiete ist dies eine wichtige Maßnahme, um Berufstätige zu entlasten. Denn im Unterschied zu ihren großstädtischen Kollegen steht ihnen viel zu selten eine passende Bahn- oder Busverbindung zur Verfügung. Ganz abgesehen davon hat Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) schon einige Forderungen aus der Landwirtschaft umgesetzt . So kippte er beispielsweise eine von Bauern entschieden abgelehnte Verordnung zur Stoffstrombilanz, mit der die Nitratbelastung im Grundwasser kontrolliert werden sollte. Während der Nabu dies als Abbau von Umweltstandards kritisierte, sprach Rainer von Bürokratieabbau. Auch beschloss das Bundeskabinett nach Angaben des Ministers, dass Betriebe im Obst-, Gemüse- und Weinanbau Saisonarbeitskräfte künftig 90 Tage lang sozialversicherungsfrei beschäftigen dürfen. Bislang galt die Regelung für maximal 70 Tage. Auch wurde die Frist bis zum 1. März 2026 verlängert, in der Landwirte die Bedingungen für das Tierwohlkennzeichen erfüllen müssen. Erste Reaktionen aus der Landwirtschaft fallen in einem Punkt auch kritisch aus . So meldete sich am Donnerstag der Präsident des Westfälische Bauernverband, Hubertus Beringmeier: „Für die Tierhalterinnen und Tierhalter ist die Rücknahme der Förderung ein Schlag ins Gesicht. Die Tierwohl-Milliarde war ein Hoffnungsschimmer zur weiteren Optimierung der Tierhaltung – mit einem verlässlichen Finanzierungskonzept und langfristiger Planungssicherheit für die Betriebe“ . Die Tatsache, dass die Mittel bisher noch nicht vollumfänglich abgerufen worden sind, liege nicht am Unwillen der Landwirtinnen und Landwirte, in ihre Ställe zu investieren. Fakt sei vielmehr, dass das Förderprogramm aufgrund der praxisfernen Auslegung nur von wenigen Betrieben in Anspruch genommen werden konnte. „Das Ministerium hätte kurzfristige Anpassungen vornehmen können, ohne das Programm insgesamt über Bord schmeißen zu müssen“ , so Beringmeier weiter. Konflikte auf Landes- und Kommunalebene Doch genug der Bundespolitik. Kräftezehrende Konflikte gibt es für Naturnutzer auch auf Landes- und Kommunalebene reichlich. Mehrfach haben wir im Newsletter und in Blog-Beiträgen auf die Gefahr der genetischen Verarmung des Rotwildes , die daraus resultierende Degeneration sowie auf lange Sicht ein schleichendes Aus unserer größten Hirschart hingewiesen. Erfreulich sind konkrete Bemühungen, diese Entwicklung zu stoppen. In Bayern hat Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) alle Beteiligten aus seinem Bundesland und dem benachbarten Thüringen an den Gesprächstisch gebeten, um im Einklang mit der Land- und Forstwirtschaft eine Lösung für die länderübergreifende Rhön zu finden. Dort sollen Hirsche künftig in festgelegten Bereichen bis nach der Brunft unbehelligt durch rotwildfreies Gebiet wandern können, um so zum Genaustausch beizutragen. In einem Blog-Beitrag beleuchtet unser Autor Christoph Boll in der kommenden diese Initiative ebenso wie die Ankündigung des Deutschen Jagdverbandes (DJV) und des Nabu, gemeinsam gegen einen im Saarland auf der Grünbrücke über dem Pellinger Tunnel geplanten großen Solarpark zu klagen. Das Projekt würde nach Einschätzung der Experten einen alten Rotwild-Fernwechsel zerstören, der für den Genaustausch zwischen der lothringischen Population und der rheinland-pfälzisch-saarländischen Population im Hunsrück unverzichtbar ist. Das Thema hat unser Autor bereits im Juni angerissen. Söder hatte Druck gemacht Während vielerorts in Deutschland noch heftig zwischen Naturschützern, Waldbesitzern, staatlichen Forstleuten und Jägern über ein neues Jagdgesetz gestritten wird, hat man sich jetzt in Bayern nach längerem Streit geeinigt. Unter der Überschrift „Mehr Schutz für den Wald, mehr Freiheit für die Jäger“ berichtet die Süddeutsche Zeitung von einem „wichtigen Durchbruch“ und einem Erfolg von Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) in den Verhandlungen mit Wirtschaftsminister Aiwanger. Eine Intervention von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe offenkundig den Weg frei gemacht. Kanibers Erfolg sei deshalb wichtig, weil der Jagd eine Schlüsselrolle für eine gute Zukunft der Wälder in Bayern zukomme. Worum geht es? Mit der Gesetzesreform will die Staatsregierung den Wald besser vor angeblich zu viel Wild schützen. Denn laut diverser Gutachten müsste in über der Hälfte der Hegegemeinschaften – das sind die 750 größeren Einheiten, zu denen die 12.700 Jagdreviere in Bayern zusammengefasst sind, – dringend schärfer gejagt werden, wenn der Wald eine Chance gegen zu viel Wildverbiss haben solle. In diesen sogenannten „roten Hegegemeinschaften und Jagdrevieren“ sollen Jäger, Waldbesitzer und Forstleute künftig den Zustand des Waldes und der jungen Bäume bei alljährlichen Waldbegehungen beurteilen. Anschließend müssen sie ein Jagdkonzept mit Vorgaben für den Abschuss entwickeln. Die Jäger haben dann später mithilfe von Fotos oder durch Vorlage der erlegten Tiere nachzuweisen, dass sie diese Vorgabe erfüllt haben. Nur in Gebieten, in denen der Verbiss erstmals als rot eingestuft wurde, soll dieser förmliche Abschlussnachweis laut Staatsregierung entfallen. Zum Spendenformular In Gebieten, in denen die Waldbesitzer und Jäger zu dem neuen Verfahren nicht bereit sind, sollen die Jagdbehörden laut SZ wie bisher einen Abschlussplan festlegen. Ein förmlicher Nachweis, dass die Vorgabe erfüllt werde, sei nicht vorgesehen. Es genüge die Meldung der Jäger, dass dieser nachgekommen sei. Viele Waldbesitzer und Forstleute hatten diese mangelnde Kontrolle kritisiert und von „Postkartenabschüssen“ gesprochen. Dieser Dauerstreit soll nun beendet werden und zugleich eine Menge Bürokratie wegfallen. Wolf kommt ins bayerische Jagdgesetz Weitere Punkte der Einigung in Bayern sind die Aufnahme von Wolf und Goldschakal ins Jagdgesetz, was laut Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) auch als Signal an Berlin zu verstehen ist, den Schutzstatus des Wolfs im Bundesnaturschutzgesetz an die neuen Vorgaben der EU anzupassen und ihn abzusenken. Auch wird in der Einigung der Beginn der Jagdzeit auf Schmalrehe und Rehböcke von bisher 1. Mai auf den 15. April vorverlegt. Rehe mit Kitz dürfen wie bisher ausschließlich von 1. September bis 15. Januar geschossen werden. Der Bayerische Jagdverband (BJV) hatte sich zuvor massiv gegen Neuerungen wie den früheren Beginn des Jagdjahres beim Rehwild gesträubt. Nun erklärte BJV-Präsident Ernst Weidenbusch jedoch gegenüber der dpa: „Persönlich bin ich sehr dankbar, dass Ministerpräsident Söder die Dinge in die Hand genommen und den Streit zwischen zwei Ministerien beendet hat.“ Dagegen sprechen zumindest einzelne BJV-Mitglieder von einem schlechten und rabenschwarzen Tag für die Jagd. Auch der Bund Naturschutz (BN) übte massive Kritik: „Die teilweise Abschaffung der Abschuss pläne unter dem Deckmantel der Entbürokratisierung geht zu Lasten des Gemeinwohls und vor allem auch der kleinen Waldbesitzer.“ Das Thema dürfte im Freistaat also noch weiter für einigen politischen Wirbel sorgen. Wir werden in unserem Blog natur+mensch darüber berichten. Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang zum Schluss noch etwas in eigener Sache. Unser professionell betriebener Blog hat im vergangenen Monat nachweislich über 230.000 Nutzer erreicht – verteilt auf Website, soziale Netzwerke wie Facebook oder LinkedIn und den Newsletter im E-Mail-Versand. Mit dieser zunehmenden Reichweite kann es uns immer besser gelingen, die Interessen und die Zukunft des ländlichen Raums mit einer Zukunft für die Jagd einzubringen. Dies tun wir mit in unseren journalistischen Beiträgen mit faktenbasierten Argumenten. Wir wollen dabei mit Ihrer Unterstützung in Themenbereichen wie Umwelt, Landwirtschaft und Naturnutzung Brücken bauen im Verständnis zwischen urbanen und ländlichen Gesellschaften. Natur-Rucksack für belgischen Rotary-Partnerclub Mol Katrin Dekoninck freute sich über die gelungene Überraschung und versprach, dass die Materialien sinnvoll eingesetzt werden. (Foto: Stefan Vieth) Unser Blog, den Sie gerade lesen, wird von der Stiftung natur+mensch herausgegeben, die sich auch auf andere Weise für Wald und Wild und Unterstützung der Naturpädagogik einsetzt. Der Waldrucksack natur+mensch geht zusammen mit Sponsoren vorwiegend an Grundschulen und Kitas , jetzt auch über unsere Grenzen: Bei einem Freundschaftstreffen der Rotary Clubs Mol (Belgien) und Hamm-Mark wurde jetzt unser rot-orangener Natur-Rucksack mit seiner Materialsammlung als Gastgeschenk den Mitgliedern des belgischen Zivilclubs überreicht. „Es ist gut, wenn die Nachbarn enger zusammenrücken, sich gegenseitig stärken und Gutes für die Gesellschaft unternehmen“ , erklärte Hamm-Marks Clubpräsident Robert Vornholt bei der Überreichung an seine belgische Amtskollegin Katrin Dekoninck. „Das Motto meiner Präsidentschaft lautet: Natürlich leben. Heimat, Gemeinschaft, Verantwortung“ . Die Natur erlebbar zu machen, ist Ziel des Hammer Clubprojektes. 17 von 28 Grundschulen der Stadt haben sich darum beworben, einen Wald-Rucksack für den Einsatz im Unterricht zu bekommen. Ob Becherlupen, Fernglas oder Unterrichtsmaterial – die Jägerstiftung natur+mensch habe eine Materialsammlung komponiert, die Kindern die Natur nahebringt. „ Denn nur wer seine Umgebung kennt, kann respektvoll mit Flora und Fauna umgehen. Möge der Wald-Rucksack intensiv genutzt werden“ , so Vornholt weiter. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und eine gute, für Sie positive Woche. Mit den besten Grüßen Ihr Jürgen Wermser Redaktionsleitung/Koordination