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Vom Rehkitz bis zum Goldschakal: Herausforderungen im Wildtiermanagement

  • natur+mensch
  • vor 5 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

Das war das Jahr 2025 im Blog natur+mensch (Teil 2)


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Auch im zweiten Quartal des Jahres 2025 beschäftigten sich die Leser des Blogs natur+mensch intensiv mit aktuellen Entwicklungen im Wildtiermanagement. Während im April die praktische Tierschutzarbeit im Vordergrund stand, dominierten im Mai und Juni Debatten über invasive Arten und neue Raubtiere die Diskussionen. Die meistgelesenen Artikel der Monate April bis Juni zeigen, wie vielfältig die Herausforderungen im Zusammenleben von Mensch und Tier sind.


Kitzrettung: Teamarbeit in der Mahdsaison


Foto: NCIS
Foto: NCIS

Den Auftakt macht ein Beitrag von Christoph Boll zur Kitzrettung während der Frühjahrsmahd. Jedes Jahr im Mai und Juni wird der Großteil des Rehnachwuchses geboren – ausgerechnet dann, wenn Landwirte ihre Wiesen mähen. Die Folge sind verstümmelte oder getötete Jungtiere, wenn nicht rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Moderne Drohnen mit Wärmebildkameras haben die Rettungsarbeit revolutioniert. Das Bundeslandwirtschaftsministerium förderte 2025 die Jungwildrettung mit 1,5 Millionen Euro. Durchschnittlich achtköpfige Teams investieren allein im Hauptmonat Mai drei volle Arbeitswochen ehrenamtlich, um Rehkitze, Junghasen und Bodenbrüter zu retten. Der Artikel macht deutlich, dass effektiver Wildtierschutz eine gemeinsame Aufgabe von Jägern und Landwirten ist. Landwirte haben als Flächenbewirtschafter nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern als Inhaber des Jagdrechts auch eine Hegeverpflichtung. Rechtzeitige Absprachen zwischen Revierpächtern und Bewirtschaftern sind entscheidend für den Erfolg dieser wichtigen Tierschutzmaßnahme.


Waschbären: Niedlich, aber problematisch


Foto: Michael Woita / pixelio.de
Foto: Michael Woita / pixelio.de

Mitte Mai widmete sich Christian Urlage einer invasiven Art, die sich in Deutschland rasant ausbreitet: dem Waschbären. Ursprünglich aus Nordamerika stammend, wurden die Tiere seit den 1920er Jahren wegen ihres Pelzes nach Deutschland gebracht. Nach Ausbrüchen aus Pelzfarmen und gezielten Aussetzungen haben sie sich erfolgreich etabliert. Die Zahlen sprechen für sich: Von 2011 bis 2023 stieg die Zahl der erlegten Waschbären um das Dreifache auf 203.306. Mittlerweile melden 69 Prozent aller Jagdreviere ein Vorkommen. In manchen Bundesländern hat der Waschbär sogar den Rotfuchs in der Statistik überholt. Das Problem: Die possierlichen Tiere mit der schwarzen Gesichtsmaske bedrohen die biologische Vielfalt. Sie plündern Nester von Greif- und Singvögeln, fressen Amphibien während der Paarungszeit und dezimieren Bestände von Rebhühnern und Fasanen. Während der NABU eine Bejagung nur im Einzelfall für sinnvoll und eine friedliche Koexistenz für möglich hält, fordert der Deutsche Jagdverband eine staatlich unterstützte Fangjagd. Es geht den Jägern nicht um Ausrottung, sondern darum, die Population zu verkleinern und heimische Arten zu schützen.


Das Insel-Drama: Ein Goldschakal auf Sylt


Anfang Juni rückte ein Tier in den Fokus der Öffentlichkeit, von dem die meisten Menschen bis dahin kaum etwas gehört hatten: der Goldschakal. Jürgen Muhl berichtete über dramatische Ereignisse auf Sylt, wo ein Exemplar dieser zwischen Wolf und Fuchs angesiedelten Art innerhalb weniger Wochen über 70 Lämmer und Schafe gerissen hatte. Zunächst in der Keitumer Heide nahe des Hindenburgdamms aktiv, verlagerte das Raubtier seine Beutezüge später an die Nordspitze der Insel nach List. Das schleswig-holsteinische Umweltministerium leitete daraufhin eine Abschussgenehmigung für das eigentlich streng geschützte Tier ein. Goldschakale stammen ursprünglich aus Süd- und Südosteuropa und haben sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend nach Mitteleuropa ausgebreitet. In Schleswig-Holstein wurde der erste Nachweis 2017 im Kreis Dithmarschen dokumentiert. Mit den Vorfällen auf Sylt stieg die Zahl der bestätigten Nachweise im Land auf zehn. Der Landesjagdverband fordert bereits seit Jahren, den Goldschakal ins Jagdrecht aufzunehmen. Die Ereignisse auf der Ferieninsel zeigten, wie schnell die Ausbreitung neuer Arten zu Konflikten führen kann.


Ende Juli folgte die Meldung, dass die befristete Abschussgenehmigung für den Goldschakal auf Sylt ausgelaufen war. Das Landesamt für Umwelt hatte die artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung Anfang Juni erteilt, sie galt jedoch nur zeitlich begrenzt. Die Entscheidung löste heftige Reaktionen aus. Landwirte und Jäger äußerten Sorge um ihre Herden und forderten wirksamen Schutz. Sie beklagten die strikten Abschussregeln für streng geschützte Arten und fühlten sich mit den Herausforderungen im Herdenschutz alleingelassen. Eine Naturschutzinitiative aus Hessen zog vor das Oberverwaltungsgericht in Schleswig, um die Abschussgenehmigung anzufechten. Das Gericht traf Mitte Juni eine Entscheidung zum Vollzug der Entnahme, eine Beschwerde dagegen wies es Anfang Juli ab. Ab dem 1. August galt die Zulassung eines Abschusses nicht mehr – unabhängig davon, ob der Goldschakal noch auf der Insel war oder nicht. Neue Sichtungen oder Risse wurden zuletzt nicht gemeldet.


In wenigen Tagen melden wir uns mit dem dritten Teil unseres Jahresrückblicks zurück und werfen einen Blick auf die Monate Juli bis September und die Themen, die im dritten Quartal 2025 in unserem Blog natur+mensch im Mittelpunkt standen.


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