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Das Insel-Drama um den Goldschakal

  • Jürgen Muhl
  • 5. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Fast 100 Lämmer und Schafe getötet – Behörden haben die Abschussgenehmigung eingeleitet


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Die große Mehrheit der Sylt-Besucher und auch der einheimischen Insel-Bevölkerung würde den Begriff des Goldschakals wohl eher für einen Anlagetipp an den Börsen halten, als ihn in der Tierwelt zu suchen. Bis vor kurzem. Seit mehreren Wochen treibt das Raubtier, äußerlich von der Größe her zwischen Wolf und Fuchs, sein Unwesen auf den Weideflächen der Ferieninsel. Der inzwischen nachgewiesene Goldschakal hat auf der Insel über 70 Lämmer und Schafe gerissen. Zunächst in der Keitumer Heide unweit des Hindenburgdamms, auf dem in dieser Zeit täglich tausende Urlauber per Autozug an- oder abreisen.


Vor wenigen Tagen hat sich das kaum bekannte und auf Sylt nachgewiesene Raubtier Tier auf den Weg an die Nordspitze gemacht und in der Nähe von List an die weitere 20 Lämmer und Schafe getötet. Jetzt sollen die Beutezüge ein Ende haben: Das schleswig-holsteinische Umweltministerium und das Landesamt für Umwelt (LfU) haben eine Abschussgenehmigung für das eigentlich geschützte Tier eingeleitet. Nach Angaben des Landesjagdverbandes kann eine solche Abschussgenehmigung erst nach Anhörung der anerkannten Naturschutzverbände erteilt werden. Sie wurden vor drei Tagen durch das Ministerium informiert und zur schriftlichen Stellungnahme aufgefordert.


Auch mit dem Fuchs zu verwechseln


Nicht nur die Jäger, davon gibt es um die zehn auf der Insel, begeben sich hauptsächlich in der Nacht auf die Suche. Wie jetzt bekannt wurde, unterbrechen seit Tagen Einheimische und Touristen ihre Nachtruhe, um das Wildtier zu sichten. Goldschakale gelten als scheu und meiden Menschen. Es gibt Videoaufnahmen vom 20. Mai, die einen Schakal in der Nähe von Keitum dokumentieren. Ein Hauseigentümer aus Wenningstedt meldete sich derweil mit einem Foto aus seinem Garten. Überprüfungen des Bildes haben jedoch ergeben, dass es sich in diesem Fall um einen Fuchs gehandelt hat.


Alle Jagdausübungsberechtigten auf Sylt, so heißt es in der Abschussgenehmigung, die das Tier sichten, dürfen es töten. Von dieser sogenannten Allgemeinverfügung erhoffe man sich, dass sich die „Anzahl derer erhöhen wird“, die sich an der Suche nach dem Goldschakal beteiligen. Der Landesjagdverband hat darauf verwiesen, dass die Jägerschaft auf der Insel zur „Entnahme“ – wie der Abschuss in der Amtssprache heißt – bereit sei.


Aus der Begründung der Ausnahmeregelung des LfU geht hervor, es sei auch in Zukunft damit zu rechnen, dass „das Tier dieses Verhalten weiterhin zeige und entsprechende Schäden in den Schafbeständen der betroffenen Region anrichten wird“. Angesichts der auf Sylt für Goldschakale günstigen Lebensraum-Ausstattung könne nicht davon ausgegangen werden, dass „das Tier die Insel wieder verlässt“.


Goldschakale sind seit 2017 in Schleswig-Holstein unterwegs


Nach einer Schadensprognose drohen Sylt „erhebliche wirtschaftliche Schäden“.

Nach Angaben des Sylter CDU-Landtagsabgeordneten und stellvertretenden nordfriesischen Kreisjägermeisters Manfred Uekermann werden sich Jäger jetzt nachts auf die Suche begeben, um den dämmerungs- und nachtaktiven Goldschakal „ins Gesicht zu bekommen“. Am ehesten erfolgversprechend sei dies in der Nähe von Schafherden, wo der Goldschakal erneut auf Beutefang gehe.


Nach einer Veröffentlichung des Landesjagdverbandes im Norden stammen Goldschakale ursprünglich aus Süd- und Südosteuropa. Sie haben sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend nach Mitteleuropa ausgebreitet. Ursachen hierfür sind unter anderem klimatische Veränderungen und Veränderungen der Kulturlandschaft. In Schleswig-Holstein wurde der erste Nachweis 2017 im Kreis Dithmarschen dokumentiert. Mit den aktuellen Vorfällen auf Sylt steigt die Zahl der bestätigten Nachweise im Land auf zehn.


Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein fordert bereits seit Jahren, den Goldschakal in das Jagdrecht aufzunehmen – zuletzt in seiner Stellungnahme aus dem Jahr 2023. Die aktuelle Entwicklung bestätigt die Prognose des Verbands: Die Ausbreitung des Goldschakals in Europa verlaufe dynamisch und führe zunehmend zu Konflikten zwischen Mensch und Tier.

 
 
 

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