Die Kraft des ländlichen Raums
- Wolfgang Kleideiter

- vor 2 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Im Sommer hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) bereits deutlich für den ländlichen Raum Position bezogen. Jetzt legt die Kammer nach und startet eine bundesweite Social-Media-Kampagne zum Potenzial der Regionen

Ländliche Räume verdienen mehr politische Aufmerksamkeit. Darauf wies zuletzt im Juli die DIHK hin und widmete den wirtschaftlichen Kraftzentren außerhalb der Städte und Ballungsgebiete eine komplette Themenwoche. Verbunden war dies mit der Veröffentlichung eines viel beachteten Positionspapiers. Ländliche Räume wurden darin als Möglichmacher der demografischen, technologischen, gesellschaftlichen und klimatischen Transformation geadelt. Unser Blog berichtete damals in der Wochenkolumne darüber.
Schon damals hieß es vor dem Hintergrund beeindruckender Leistungszahlen, dass die Stärken und Potenziale ländlicher Räume viel sichtbarer gemacht werden müssten. Denn diese seien kein „Ort des Mangels, sondern Räume der Möglichkeiten, geprägt von Tatkraft, Unternehmertum und Mut für neue Wege“.
„Wo sonst – wenn nicht in ländlichen Räumen?“
Gesagt, getan: Wie im Handwerk, das mit dem Slogan „Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan“ bis heute große Aufmerksamkeit erzielt, heißt es nun bei der DIHK „Wo sonst – wenn nicht in ländlichen Räumen?“ Selbstbewusst wird darauf hingewiesen, dass auf dem Land starke, innovative und am Ende unverzichtbare Unternehmen mit ihren Mitarbeitern und Familien zu Hause sind. „Hier trifft Innovation auf Identität, verbinden sich Hightech und Heimat und ergänzen sich Regionalität und Resilienz“, heißt es treffend.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. 70 Prozent aller deutschen Hidden Champions und 50 Prozent aller mittelständischen Unternehmen sind im ländlichen Raum zu Hause. Die Betriebe erzielen 50 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung und 66 Prozent der industriellen Wertschöpfung. 60 Prozent der Ausbildungsplätze werden auf dem Land angeboten. landkann.de lautet die Adresse der Kampagnenseite im Internet.
Vor Ort wird gemeinsam angepackt
„Ländliche Räume werden dramatisch unterschätzt“, erklärt Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer und Vorsitzender der Triwo AG. „Vor Ort wird gemeinsam angepackt, im Unternehmen und im Feuerwehrhaus. Es besteht eine besondere Gemeinschaft und auch Verantwortung füreinander. Mit dieser Selbstverständlichkeit entwickeln die Menschen großes Engagement.“
Als Beleg werden zum Start der neuen Kampagne drei Erfolgsgeschichten erzählt. So erfährt man, dass in der Gemeinde Ostercapplen im Landkreis Osnabrück Europas größte Eiswaffelfabrik steht. Rund drei Milliarden Waffeln verlassen pro Jahr das in dritter Generation geführte Unternehmen der Familie Meyer zu Venne. Josephine Dransfeld wiederum führt in vierter Generation das Familienunternehmen Heunec Plüschspielwarenfabrik im oberfränkischen Neustadt bei Coburg. Produziert wird dort unter anderem das Maskottchen „Paule“ des Deutschen Fußballbundes. Dritter im Bunde der Erfolgsgeschichten ist das KHW Kunststoff- und Holzverarbeitungswerk im thüringischen Geratal. Das Unternehmen ist einer der größten Hersteller von Kunststoffschlitten und weltweit Marktführer in diesem Segment. Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1948, als sich mehrere kleine Familienunternehmen im Thüringer Wald zu einer Kooperation zusammenschlossen. Deutlich wird in allen Fällen die Besonderheit der Betriebe, die im ländlichen Raum verwurzelt sind und hier eigenständig Fahrt aufgenommen haben.
Umso wichtiger ist aus Sicht der Industrie- und Handelskammern, dass in der Politik die Weichen für die Entwicklung dieser nichtstädtischen Gebiete richtig gestellt werden. Dies beginnt bei einer vorausschauenden Regionalplanung sowie interkommunalen Zusammenarbeit und reicht über die ausreichende Infrastruktur bis zur Sicherung von Berufsschulstandorten.






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