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Bauern beklagen großen Ausverkauf von Agrarflächen

  • Jürgen Muhl
  • 8. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

Mehr Freiwilligkeit, weniger Vorgaben, eine bessere Ernährungssicherheit statt grüner Träumereien mit viel zu viel Bürokratie: ein Blick auf den schleswig-holsteinischen Landesbauerntag und damit eine starke Agrarregion


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Foto: Matthias Pätzold / pixelio.de
Foto: Matthias Pätzold / pixelio.de

Die auf dem schleswig-holsteinischen Landesbauerntag vorgetragenen Forderungen an die Politik sind von „bundesweiter Tragweite“. So formulierte es Ende vergangener Woche der Präsident des nördlichsten Bauernverbandes, Klaus-Peter Lucht vor rund 700 Landwirten. Damit eröffnete er den Landesbauerntag in Rendsburg, der mit der 75. Agrarmesse am Ufer des Nord-Ostsee-Kanals zusammenfällt. Agrarmessen haben unverändert überall in den ländlichen Regionen eine hohe Anziehungskraft und gelten als regionale Stimmungsbarometer mit Ausstrahlung auf das ganze Land.


Die „Norla“, so heißt diese Leitmesse im Norden, meldet immer wieder Rekorde, so auch in diesem Jahr: 584 Aussteller sind in Rendsburg gemeldet, fast 80.000 Besucher passierten am Wochenende die Messetore. Zu jedem Bauerntag gehören Botschaften. So ging es in den Rede- und Diskussionsbeiträgen um Themen wie auskömmliche Milch- und Fleischpreise, die Zukunftssicherung der verbliebenen Höfe. Dabei verursacht der stete Verlust an Agrarflächen großes Kopfzerbrechen. Der ausufernde Landverkauf an Photovoltaik-Investoren müsse gestoppt werden. Das unterstrich Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Er beklagte: „Tag für Tag gehen Flächen verloren. Photovoltaik gehört zuerst auf Dächer, an Gebäude, auf Konversionsflächen, aber nicht auf Wiesen oder Ackerland.“ Allein auf rund 50 Prozent der bisherigen landwirtschaftlichen Flächen auf beiden Seiten der Autobahn A7 zwischen Flensburg und Hamburg dominiert Photovoltaik statt Weizen, Gerste oder Raps. „Das ist im westlichen Niedersachsen noch schlimmer“, heizte ein Gast aus dem Ammerland die Diskussion an.


In einer völlig anderen Welt als vor fünf Jahren“


Bauernchef Lucht beschreibt den schnellen Strukturwandel, von dem seine Branche betroffen ist, so: In der Landwirtschaft lebe man heute „in einer völlig anderen Welt als noch vor fünf Jahren“. Globale Bedrohungen und verletzliche Lieferketten machten aktuell die Ernährungssicherheit zur obersten Prämisse für die bundesweite Landwirtschaft. Im politischen Tun spiegele sich das aber nicht ausreichend wider. Lucht: „Die subjektive Wahrnehmung ist, dass 43 Prozent im Land die Grünen gewählt haben und nur 19 Prozent die CDU“, monierte Lucht und fügte hinzu: „Dabei war das letzte Landtags-Wahlergebnis genau anders herum.“


Klaus-Peter Lucht nahm damit das von den Grünen geführte Kieler Umweltministerium ins Visier. Die Zusammenarbeit lasse zu wünschen übrig. „Wir fühlen uns hin- und hergerissen. So beispielsweise beim Aushandeln von Zielvereinbarungen, die die Agrarverbände mit der Landesregierung zum Ostseeschutz formuliert haben. Das Gleiche gilt bei der Knickpflege", schimpfte Lucht. Knicks sind landestypisch zwischen Nord- und Ostsee die mit Bäumen und Sträuchern bepflanzten Erdwälle. Der Bauernpräsident beklagt, dass in Schleswig-Holstein Naturschutz einseitig zu Lasten der Landwirte gehe, Das gelte beispielsweise für die 4.600 Hektar, auf denen im Lande neue Naturschutzgebiete entstehen sollen. „Neue Flächen dafür zu nehmen, geht gar nicht, das lassen wir mit uns nicht machen“, kündigte Lucht unter lautem Beifall an. Er war so stark, dass das Stimmungsbarometer entsprechend nach unten ausschlug.

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