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Kampf gegen einen Vielfraß

  • Autorenbild: Wolfgang Kleideiter
    Wolfgang Kleideiter
  • vor 10 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

Seit 100 Jahren ist der Japankäfer weltweit auf dem Vormarsch. Jetzt droht der Einzug des Schädlings in deutsche Obst- und Gemüseplantagen, Weinberge, Wälder und Parks. Das Landwirtschaftsministerium ist alarmiert und ruft zur Mithilfe auf


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Er ist etwas kleiner als die Ein-Cent-Münze. Doch überall dort, wo der Japankäfer in Scharen auftritt, hinterlässt er kahlgefressene Flächen, skelettierte Blätter und zerstörte Wurzeln. Ob Eiche, Spargel, Mais, Apfel, Wein oder Wiese – der am Kopf metallisch grün glänzende Käfer mit den braunen Flügeln und markanten weißen Haarbüscheln an den Seiten und am Hinterteil verschmäht kaum etwas. Weit über 300 Pflanzenarten stehen auf seinem „Speiseplan“. „Man könnte fast sagen, er frisst alles, was grün ist“, formulierte es kürzlich Käferforscher Jens Esser gegenüber dem SWR. In den USA, in Italien und der Schweiz verursacht das Insekt bei zahlreichen Kulturpflanzen jährlich Schäden in dreistelliger Millionenhöhe.


Wer die Homepage des Bundeslandwirtschaftsministeriums aufruft, findet dort seit dem 26. August Informationen über eine groß angelegte Kampagne. Sie trägt den Titel „Japankäfer stoppen“.


Ein Fund des Schädlings ist meldepflichtig


Unmissverständlich warnt das Ministerium vor den weitreichenden Folgen einer Verbreitung des gefräßigen Käfers und bittet die Bevölkerung eindringlich darum, jeden Fund oder Verdacht mit Datum und Fundort dem zuständigen Pflanzenschutzdienst mitzuteilen. Wer einen Japankäfer entdeckt, muss handeln. Ein Fund ist meldepflichtig.


Viel Zeit bleibt nicht, denn die Weibchen legen zwischen 40 und 60 Eier – bevorzugt in feuchte Wiesenböden und Weideflächen. Vom Ei bis zum erwachsenen Käfer vergeht ein Jahr. In Deutschland, so das Ministerium, sei der Japankäfer bisher nicht „etabliert“, es habe aber erste Gebiete mit Käferbefall gegeben. Im Juli entdeckte man ihn in Freiburg und im August in Trebur in Südhessen. Der Japankäfer hat sich dort angesiedelt und auf niedrigem Niveau vermehrt. In Baden-Württemberg und in Hessen unternimmt man inzwischen alles, um den Schädling vor Ort auszurotten.


Im letzten Jahr im Südwesten aufgetaucht


2024 sorgte der Japankäfer erstmals in einer deutschen Region für Alarmstimmung. Betroffen waren Städte und Gemeinden in Südbaden an der deutsch-schweizerischen Grenze. Auf der schweizerischen Seite waren zahlreiche Exemplare des Käfers in einem Rollrasen entdeckt worden. Nach weiteren Funden wurde eine sogenannte Pufferzone im Landkreis Lörrach eingerichtet. Betriebe oder auch Privatpersonen, die in der großen Zone lagen, mussten Grünschnitt oder Erde zwischenlagern und durften das Material nicht weitertransportieren. Zu groß war die Angst davor, dass sich der Käfer ausbreitet.


Die Bekämpfung des Japankäfers erfolgt auf Basis einer EU-Verordnung sowie des Pflanzenschutzgesetzes und Pflanzengesundheitsgesetzes. Sie ist europaweit geregelt. Zwar gehören Vögel, Maulwürfe oder Spitzmäuse zu den natürlichen Feinden des Japankäfers. Doch wenn der Vielfraß in Massen auftritt, haben diese Tiere gegen die invasive und schädliche Käferart keine Chance. Eine Bekämpfung ist aus Sicht von Experten auch deshalb in jedem Fall sehr dringend.


Notfallplan und erste Zulassung zur chemischen Bekämpfung


In Italien und der Schweiz werden parasitäre Fadenwürmer, sogenannte Nematoden, und insektenpathogene Pilze gegen den Japankäfer eingesetzt. Es gab erfolgreiche Versuche, den Käferlarven und -puppen mit der Motorfräse das Überleben schwer zu machen. In sehr stark befallenen Gebieten wurde der Boden mit Folie abgedeckt, um die Käfer im Sommer am Ausflug zu hindern. Darüber hinaus wurden Trichterfallen mit synthetischen Lockstoffen aufgestellt, aus denen die Schädlinge nicht mehr entkommen können.


In einem Notfallplan des Julius-Kühn-Instituts (Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen) für den Japankäfer wird auch die chemische Bekämpfung erläutert. Dazu gehört der Einsatz von Kontaktgiften. Netze werden mit einem Insektizid imprägniert. Darunter befindet sich der Lockstoff. Fachleute sprechen von einer Attract-and-Kill-Strategie – anlocken und töten.


Erste Notfallzulassungen für die Bekämpfung des erwachsenen Käfers wurden in den vergangenen Wochen bereits vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit erteilt. Landwirte und Gartenbesitzer müssen bundesweit wachsam sein, denn auch die klimatischen Veränderungen begünstigen den Vormarsch.

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