Beim Jagdtourismus entscheidet das Wie
- Christoph Boll

- 2. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Die Jagd scheidet die Geister. Das gilt noch mehr für die Auslandsjagd und den Jagdtourismus. Dabei gibt es gute Gründe, sein Waidmannsheil in fernen Gefilden zu suchen. Entscheidend ist das Wie

Mit ihrem Interesse, fremde Kulturen, neue Menschen und Orte kennenzulernen, unterscheiden sich Jäger nicht von anderen Reisenden. Sie reizt zudem, unbekanntes Wild zu erleben und zu erlegen. Deshalb besuchen sie Nordamerika, Zentralasien oder den schwarzen Kontinent. Insofern ist Auslandsjagd längst ein Massenphänomen und nicht mehr reichen Eliten vorbehalten.
Schnell wird dem Jäger aber ein Trophäenkult unterstellt, wenn er auf fremden Wechseln pirscht. Selbst gestandene Waidmänner rümpfen gelegentlich die Nase, wenn es um Elefanten- oder Löwenjagd geht. Doch die Reduzierung der Jagd auf die Trophäe ist irreführend – wobei gegen eine Trophäe als Erinnerungsstück nichts spricht, wenn sie waidgerecht erbeutet wird. Zunächst bieten fremde Länder und Reviere nur Jagderlebnisse, die es daheim nicht gibt.
Die Auslandsjagd wird, besonders wenn es um Afrika geht, von Kritikern gerne als vermeintliches Erbe der Kolonialzeit geschmäht, die darüber oft die Jagd insgesamt diskreditieren wollen. Dabei wird von Jagdgegnern gerne das Klischee des „alten weißen Mannes“ als Trophäenjäger transportiert. Man erinnere sich nur an die Kritik die auf den spanischen König Juan Carlos 2012 niederprasselte, als seine Elefantenjagd in Botswana wegen eines Unfalls öffentlich bekannt wurde. Überhaupt wird die öffentliche Wahrnehmung der Auslandsjagd von gefühlsbetonten Botschaften und Bildern geprägt. Dabei nehmen die Gegner es mit der Wahrheit nicht immer so genau.
Naturschutzfachlich keine Einwände
Bestes Beispiel dafür ist der Löwe „Cecil“, den ein amerikanischer Zahnarzt vor ziemlich genau zehn Jahren in Simbabwe nahe zum Hwange Nationalpark erlegte. Eigentlich war das ebenso wenig etwas Besonderes wie die Tatsache, dass er ein Sendehalsband trug. Auch naturschutzfachlich gab es bei dem Löwen in einem Alter jenseits der Reproduktionsphase keine Einwände. Gleichwohl wurde ein weltweiter Sturm der Entrüstung zum Thema Auslandsjagd und Artenschutz mit bis zu 12.000 redaktionellen Beiträgen täglich entfacht. Emotionen und Hass feierten in den sozialen Netzwerken fröhliche Urstände. Stars und Sternchen plädierten für ein Ende der Jagd in Afrika.
In der Folge erließen Länder wie Frankreich und die Niederlande Einfuhrverbote fürJagdtrophäen vermeintlich gefährdeter Tierarten. In den USA gab es ein spezielles Cecil-Gesetz und etwa 40 Fluggesellschaften verkündeten, künftig keine Jagdtrophäen transportieren zu wollen. Völlig ausgeblendet wurde, dass die Jagd absolut legal war, was sich auch daran zeigt, dass niemand sich jemals deswegen gerichtlich verantworten musste. Dabei zeichnete sich die gesamte Kampagne, die in Ländern wie Sambia oder Tansania die Jagdeinnahmen so massiv einbrechen ließ, dass sie Naturschutz nicht mehr finanzieren konnten, durch sehr wenig Sach- und Fachkenntnis aus.
Vorbehalte ohne Sach- und Fachkenntnis
Fakt ist, dass die nachhaltige Jagd in Afrika jährlich nur sehr wenige Tiere der Wildbahn entnimmt. Der Autor Dr. Rolf Baldus, der 13 Jahre als Wildschützer in Tansania gearbeitet hat, beziffert ihre Zahl mit rund 120.000. Es möge für eine „verstädterte, naturferne Bevölkerung“ in Europa und Nordamerika schwer einzusehen sein, dass die kontrollierte Bejagung gefährdeter oder seltener Tiere zu ihrem Erhalt beitragen kann, weil sie ihnen einen Wert verleiht und vielerorts erheblich zur Sicherung der ländlichen Lebensgrundlagen beiträgt, zumal viele Regionen für den oft als Alternative genannten Fototourismus ungeeignet sind und die Erträge pro Jagdgast viel höher sind als im Massentourismus. So wird mit den Gastjägern ein wesentlicher Teil des Geldes erwirtschaftet, ohne das weder der Unterhalt teurer Nationalparks noch der Schutz gefährdeter Arten zu finanzieren wäre.
Es entstehen also materielle Anreize für den Erhalt des Wildes, um es dauerhaft nutzen zu können. Nimmt man dem Wild diesen Wert, wird ihm vielfach die Lebensgrundlage entzogen, weil das Land anderen Nutzungsformen zugeführt wird. Dadurch verschwindet das Wild und große Gebiete gehen für die Natur verloren. Durch legale und nachhaltige Jagd hingegen ist in den vergangenen 100 Jahren noch keine einzige Tierart ausgerottet worden. Dass das Gegenteil der Fall ist und jagdliche Nutzung auch gefährdeten Tierarten oft zu einer positiven Entwicklung verhilft, belegt Baldus an zahlreichen Beispielen.
Jagdliche Nutzung hilft bedrohten Arten
Deshalb ist auch nicht verwunderlich, dass die Weltnaturschutzunion IUCN die kontrollierte Jagd als Mittel des Naturschutzes anerkennt und das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES selbst die Aus- und Einfuhr der Jagdtrophäen gefährdeter Tierarten genehmigt, wenn dies zu ihrem Erhalt beiträgt. Außerdem bezeichnet die UN-Konvention CBD Naturschutz und nachhaltige Nutzung als die beiden Pfeiler für Artenvielfalt. Vor diesem Hintergrund sagt der Internationale Jagdrat: „Let Africa speak.“ Anders formuliert: Es ist eine besondere Form des Neokolonialismus, von Europa aus entscheiden zu wollen, was anderswo auf der Welt gejagt werden darf.
Natürlich gibt es in vielen armen Ländern etliche negative Faktoren für bedrohte Arten: Wilderei, Korruption, zu hohe Abschussquoten, Lebensraumverlust durch wachsende Bevölkerung und Mensch-Tier-Konflikte. Wer dem als Jagdtourist begegnen will, achtet darauf, nicht die billigsten Jagden zu buchen, sondern nachhaltige, ethisch einwandfreie und in den Naturschutz eingebundene Angebote, bei denen auch Geld bei der Bevölkerung vor Ort bleibt. Denen, die das befolgen, sagt Baldus: „Schämen Sie sich nicht dafür, dass Sie in Afrika jagen! Da gibt es nichts zu verheimlichen! Erklären Sie stattdessen, was guten Jagdtourismus ausmacht. Denken Sie dabei an Wolfgang Burhenne: ‚Wir Jäger gehören zu den wenigen, deren Passion durch internationales Recht geschützt ist!‘“






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