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  • Die höheren Mindestlöhne und die Folgen für Preise und Existenzen

    Das neue Jahr und damit die nächste Erhöhung des Mindestlohnes rücken näher. Betroffen sind viele Branchen, insbesondere das Handwerk oder die Landwirtschaft, unter anderem mit Spargel-, Beeren-, Obst- und Weinbetrieben. Und am Ende die Verbraucher Foto: Sora Wenn es um die Inflation geht, spielen die Lebensmittelpreise eine besondere Rolle. Und dabei dann insbesondere Brot und Brötchen. Als Preistreiber werden oft Rohstoffe und Zutaten benannt. Sie stammen teilweise aus der heimischen Landwirtschaft oder werden importiert. Auf Hersteller- und Verbraucherseite werden weitere Schübe durch die beschlossenen beiden nächsten Schritte zur Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohnes erwartet. Ein Beispiel hat sich unlängst die Bild-Zeitung herausgepickt. Unter der Überschrift „So teuer macht der neue Mindestlohn meine Brötchen“ wird der Inhaber einer Filialbäckerei in Brandenburg zitiert. Wenn er bei zehn bis 15 seiner Mitarbeiter, meist Hilfskräften im Verkauf, den Lohn demnach anpasst, müsse er wohl auch die Bezahlung derjenigen anheben, die schon über dem Mindestlohn liegen – allein um den Abstand zu wahren. Damit steigen in Folge auch die Lohnnebenkosten und die Rechnungen von Dienstleistern wie Reinigungsfirmen, Speditionen oder Lieferanten, die ebenfalls ihre Mindestlöhne anzupassen haben. Eine Kette, die an der Verkaufstheke endet – wo die Kunden die Preiserhöhungen nicht akzeptieren und im Zweifel weniger kaufen. Worauf geht diese Entwicklung zurück? Am 29. Oktober 2025 beschloss das Bundeskabinett die „Fünfte Mindestlohnanpassungsverordnung“: Ab dem 1. Januar 2026 steigt der Mindestlohn zunächst auf 13,90 Euro pro Stunde – ein Anstieg von 8,42 % im Vergleich zum aktuellen Satz von 12,85 Euro. Ein weiterer Schritt erfolgt dann zum 1. Januar 2027, wenn der Mindestlohn auf 14,60 Euro pro Stunde weiter ansteigt. Das bedeutet eine Gesamterhöhung von 13,88 %. Laut Schätzungen des Statistischen Bundesamtes werden vom ersten Schritt rund 6,6 Millionen Beschäftigte profitieren, vom zweiten 2027 bis zu 8,3 Millionen. Dabei ergeben sich regionale Unterschiede: In Ostdeutschland ist der Anteil der betroffenen Jobs deutlich höher als in den westlichen Bundesländern. Diese Unterschiede werfen die Frage auf, ob die Erhöhung wirklich überall die gleichen positiven Effekte haben wird – besonders in den strukturschwachen Regionen des Westens, die ebenfalls mit niedrigen Löhnen kämpfen. Landwirtschaft: Eine existenzielle Bedrohung für Betriebe? Diese Entwicklung sorgt vor allem in bestimmten Branchen wie dem Handwerk, der Gastronomie und in der Landwirtschaft für heftige Kritik. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, warf der Bundesregierung vor, durch diesen Beschluss ohne Ausnahmen für die Landwirtschaft die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Agrarbetriebe massiv zu gefährden. Insbesondere für arbeitsintensive Kulturen wie Obst, Gemüse und Wein bedeute dies das Aus. „Diese massive Anhebung des Mindestlohns wird landwirtschaftliche Betriebe zum Ausstieg aus arbeitsintensiven Kulturen zwingen“, erklärte er in einer Pressemitteilung. Die Sorge ist, dass die höheren Löhne nicht durch die Marktpreise gedeckt werden können. Dadurch würden viele Betriebe gezwungen, die Produktion ins Ausland zu verlagern, wo die Arbeitskräfte deutlich günstiger sind. Dies könnte die regionale Versorgung mit frischen Lebensmitteln gefährden. Die Entscheidung der Mindestlohnkommission, keine Ausnahme für die Landwirtschaft zuzulassen, geht auf eine entsprechende Prüfung in diesem Sommer zurück. Es gibt demnach keine Sonderregelung. Der Präsident des Gesamtverbandes der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände, Hans-Benno Wichert, zeigte sich enttäuscht und erklärte, dass diese Entscheidung eine existenzielle Bedrohung für viele Betriebe darstelle. Er und der Vorsitzende des Westdeutschen Land- und Obstbauverbands (WLAV), Jörg Umberg, werfen der Bundesregierung vor, die Entscheidung aus politischen Gründen getroffen zu haben, ohne die tatsächlichen Bedürfnisse der Branche zu berücksichtigen. Ausnahmen und Sonderregelungen: Notwendig oder unnötig? Die Diskussion über mögliche Ausnahmen für bestimmte Branchen ist nicht neu. Schon bei der Einführung des Mindestlohns 2015 gab es Debatten über die Frage, welche Sektoren von den Regeln ausgenommen werden sollten. Beispielsweise gab es eine Sonderregelung für Zeitungszusteller, die zunächst mit einem reduzierten Mindestlohn arbeiteten. Auch die Möglichkeit, über Tarifverträge vom Mindestlohn abzuweichen, zeigte, dass es in der Vergangenheit durchaus Flexibilität gegeben hat. Dass sie jetzt ausbleibt, wird dort beklagt, wo der Arbeitsmarkt von besonderen Gegebenheiten geprägt ist.

  • Der Kanzler reist an die Küste – Neuer Umgang mit neuen Energien?

    Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserin, lieber Leser, in den ersten beiden Tagen dieser Woche gab es in der Bundespolitik erst einmal einen unaufgeregten Blick des Kanzlers in die Länder. Friedrich Merz schließt die Reihe seiner Antrittsbesuche dort ab, wo im Gegensatz zu früheren Terminen jetzt kaum Schlagzeilen produziert wurden. Das Kabinett hat zwei Pakete zur Entbürokratisierung beschlossen, bei denen noch nicht absehbar ist, ob und wie sie gerade auch mit dem Blick auf den ländlichen Raum funktionieren werden. Unsicherheiten gibt es weiter bei den Waldbesitzern, weil noch nicht klar ist, wann oder wie ein Gesetz über entwaldungsfreie Lieferketten bei uns durchschlägt. Bei uns finden gerade viele Jagden statt. Es ist die Zeit, in der gesundes und mageres Wildfleisch mit viel Ideen auf die Tische gebracht wird. Auch dieses Thema streifen wir in unserer Wochenkolumne rund um natur+mensch. Für den Bundeskanzler standen in dieser Woche Ausflüge nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern  an. Das war knapp geplant und damit alles andere als fröhliche Kurzerholung in frischer Seeluft. Die Programme gehören zu den letzten Antrittsreisen von Friedrich Merz in die 16 Bundesländer. Im Gegensatz zu anderen Vorgängen auf seinem Schreibtisch in Berlin wird dieses Thema pünktlich abgeräumt sein. Im Kanzleramt und auch im Bundestag hat Friedrich Merz in dieser Zeit weiter viel Energie aufzuwenden, um die Koalition und damit seinen „Laden“  zusammenzuhalten. Am Montag und Dienstag konnte er sich wieder den noch nicht bereisten Regionen zuwenden und damit dem, was im Lande „draußen“ bedeutsam ist. Und er konnte weiter daran arbeiten, dass das Zusammenspiel von Bund und Ländern in dieser Legislaturperiode am Ende vielleicht wieder besser klappt. Da spielen die Gastgeber Daniel Günther und Manuela Schwesig nun einmal eine besondere Rolle. Der Kanzler erwärmt sich für erneuerbare Energien Bei diesen Besuchen steht also Länderspezifisches im Mittelpunkt, wobei der Kanzler auch Details aufnehmen will. Gerade in Husum an der Westküste wird demonstriert, welche zentrale Rolle die Nord- und Ostsee bei den erneuerbaren Energien für die gesamte Republik spielen. Und von wo aus nicht nur der Wind, sondern auch Zukunftsthemen wie z. B. die Speicher- und Wasserstofftechnologien für uns alle wichtig sind. Friedrich Merz besuchte zusammen mit Ministerpräsident Daniel Günther ein führendes Unternehmen, das direkt an der Nordsee Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und zur Ladeinfrastruktur entwickelt bzw. realisiert. Schleswig-Holstein deckt bekanntermaßen mehr als den eigenen Bedarf mit seinen produzierten Energien ab. Gespannt wird jetzt drauf gewartet, wie die Bundesregierung den Fördermechanismus in diesem Bereich reformieren wird. Merz ist bekannt dafür, dass er den Fuß nicht gerade auf dem Gaspedal hat, wenn es um den Ausbau dieses Sektors geht. Aber hier lobt er die Windkraft-Hochburg an der Nordsee. Nach dem Firmenbesuch machte er klar, dass er verstanden habe, wie hier vor Ort mit Windstrom Wasserstoff erzeugt wird. Und fügte hinzu, er sei „vollkommen überzeugt“ davon. Die hier gerade für andere Teile der Republik gelieferte Windenergie führt anderswo im Lande zu Herausforderungen, etwa wenn es um Speicherkapazitäten und über- oder unterirdisch um den Transport durch die neue große Stromtrassen geht. Der Bau dieser Leitungen löst erhebliche Eingriffe in landwirtschaftlich genutzte Flächen aus, wie wir in unserem Blog schon mehrfach geschildert haben . Die Freunde des Krabbenbrötchens können aufatmen Mit dem Besuch des Schifffahrtsmuseums in Husum wurde dort dann doch ein kleiner touristischer Teil für den Kanzler eingebaut. Die graue Stadt am Meer ist übrigens bekannt dafür, dass Durchreisende gern anhalten, um Fischbrötchen zu essen. Frischer geht’s also nicht als hier. In der Region ist ein großer Teil unserer Küstenfischerei zu Hause. Dort wird aber auch ein ständiges europäisches Problem mit Blick auf den Hafen mit seinen Kuttern sichtbar. Das betrifft viele mittelständische Betriebe an der Küste. Ständigen Diskussionen über Beschlüsse aus Brüssel um Fangquoten folgen auch Entscheidungen, die die Existenz kleiner Familienbetriebe betreffen. Das sind die, die von der Fischerei leben. Davon war anlässlich des Kanzlerbesuchs nicht viel zu hören oder zu lesen. Merz hätte sich beim Krabbenbrötchen vielleicht auch mal an einem der Kutter die Zukunftssorgen direkt anhören können. Möglicherweise wäre er bei einem Krabbenfischer auch aktuell auf ein zuversichtliches Gesicht gestoßen. Denn gerade diese Woche kam die Meldung aus Büsum: „Die Krabben sind wieder da.“ Auch bei den Verbrauchern kommt Hoffnung auf. Noch im April waren die Preise in die Höhe geschossen. Seit 2000 haben die 180 deutschen Kutter im Jahr etwa 12.000 Tonnen an Land gebracht. 2024 waren es nur noch knapp 4.000. Jetzt hoffen die Fischer und Liebhaber von Krabbenbrötchen auf bessere Zeiten. Zum Spendenformular Bleiben wir noch kurz bei Merz und der Küste. Dem Trip nach Schleswig-Holstein folgte der nächste Antrittsbesuch in Mecklenburg-Vorpommern. Und damit war der Kanzler bei Manuela Schwesig, einer der wichtigsten Akteurinnen des Koalitionspartners SPD,  zu Gast. Sie steht in diesem strukturschwachen Bundesland wie Sachsen-Anhalt vor der nächsten Landtagswahl. In Schwerin wird damit auch sichtbar, dass die AfD nicht allein ein Problem der CDU ist. Ein entsprechender Eindruck wird jedenfalls immer wieder in Berlin und dem ganzen Land vermittelt, wenn junge Menschen von links empört auf die Straße gehen. Da werden kampagnenartig Parteilinien verschoben, wenn´s um Rassismus geht. Bei seinem Antrittsbesuch in Brandenburg hat Merz die Stadtbild-Debatte losgetreten. In Mecklenburg hat er dagegen beim vergleichbaren Anlass keine weiteren Schlagzeilen ausgelöst. Immerhin kündigte er nach einem Brandbrief der Kommunen über die angespannte Finanzlage dort Gespräche mit den Betroffenen vor Ort an. Und er sprach von einer für die Städte und Gemeinden „nicht mehr tragbaren Kostenlast“  etwa bei der Sozialhilfe, der Pflege oder der Jugendhilfe. Hier drückt der Schuh bei Kreisen und Kommunen. Die Lieferketten und die Unruhe bei Waldbesitzern Blicken wir weiter nach Brüssel: Der Vorschlag der EU-Kommission für ein EU- Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten  sorgt immer noch für Unruhe. Die Behörde wollte dafür sorgen, dass sowohl bei Importen als auch bei allen in der EU hergestellten Produkten keine Anreize zur Abholzung von wertvollen Wäldern gesetzt werden. Das Inkrafttreten war zunächst um ein Jahr auf Anfang 2026 verschoben worden . Jetzt hat die Kommission Erleichterungen vorgeschlagen, die aber nun für weitere Kritik sorgen. Unterdessen wächst der Druck der Mitgliedstaaten auf die Kommission, das Vorhaben ganz fallen zu lassen. Wir werden mit unserem EU-Autoren Ludwig Hintjens am Thema bleiben. Die Zeit der Treib- und Drückjagden und was dabei auf den Tisch kommt Der November ist für Jägerinnen und Jäger die Zeit intensiver Erlebnisse auf Feldern und in den Wäldern – mit Erfolgen, die auf den anschließend gelegten Strecken sichtbar werden, aber auch mit Enttäuschungen. Manchmal entstehen sie durch das Verhalten von Außenstehenden. Auch ich habe auf Ständen nahe von Wegen immer wieder Spaziergänger angetroffen. Auch wenn hier mal für ein paar Stunden Unruhe im Wald entsteht, zeigen die meisten Verständnis bei erläuternden Hinweisen und halten sicher Abstand vom Jagdbetrieb. Bei den Drückjagden in dieser Zeit wird hauptsächlich Schwarzwild, aber auch Rot- und Rehwild erlegt. Dieses Wildbret wird immer beliebter , weil sich herumspricht, wie gesund das Fleisch aus der Jagd ist. Es ist mager, proteinreich und voller wichtiger Vitamine oder Spurenelemente wie B-Vitamine und damit gesund. Beispiel Fleisch vom Wildschwein: Diese Tiere ernähren sich vorwiegend im Wald pflanzlich bei einem geringen Anteil aus Kleintieren. Also alles natürlich – das schmeckt man auch auf dem Teller. Der frühe Blick in die Kalender des nächsten Jahres Langsam beginnt die Zeit der neuen Kalender. 2026 steht bereits vor Tür  und erste Termine werden bereits eingetragen. Hier sind in dieser Woche erste Hinweise im Postfach gelandet. Dabei ist mir aufgefallen, was uns wieder oder neu auf der nächsten „Jagd und Hund 2026“ in Dortmund  vom 27. Januar bis zum 1. Februar erwartet. Das sind etwa bekannte Namen wie Blaser, RWS, Browning, Swarovski, Bresser, Leica oder Zeiss, wenn es auf dieser Leitmesse für Natur und Jagd in Dortmund um die Bereiche Waffen, Optik und Ausrüstung geht. Zunehmend zeigt sich in der Jagdpraxis der Einsatz von Drohnen – etwa bei der Kitzrettung. Unser Artikel zu diesem Thema hat im August allein bei Facebook 140.943 Impressions von 90.711 erreichten Nutzern ausgelöst. Das zeigt uns, wie aktuell das Thema bleibt. Zur Messe wird eine Rahmenveranstaltung angekündigt zum Thema, wie Drohnen sinnvoll und waidgerecht für die Jagd eingesetzt werden können. In der Westfalenhalle geht es außerdem natürlich wieder um Genusserlebnisse. Neben den beliebten Food-Klassikern meldet die Messe auch kulinarische Neuzugänge wie Wildglück Premium Wildfleisch, Waidmanns Food oder Mr. Wild. Bleiben wir beim nächsten Kalender. Schon jetzt können die Daten und Inhalte für die Internationale Grüne Woche in Berlin vorgemerkt werden: Vom 16. bis 25. Januar 2026 feiert sie gleichzeitig ihr 100-jähriges Bestehen. Damit können wir auch noch einmal auf Mecklenburg-Vorpommern zurückkommen. Der dortige Landwirtschaftsminister Till Backhaus kündigte an, dass sein Bundesland als Partner erstmals den Auftakt der Messe mitgestalten wird. Hier geht es traditionell um die Ernährung, ausgehend von den Erzeugnissen unseres Landes mit Trends und technischen Entwicklungen. Dieser Bereich macht sieben Prozent der gesamten Ausstellungsfläche unter dem Funkturm aus. Politischer Höhepunkt wird am 17. Januar erneut die Konferenz von über 60 Agrarministerinnen und Agrarministern sein. Auch der DJV wird wieder mit einem Stand in Halle 27 vertreten sein. Diese Hinweise passen vielleicht zu diesem Wochenende – wenn vor der Weihnachtszeit bereits die ersten Termine für Urlaub, Ausflüge, Jagd und attraktive Veranstaltungen eingetragen werden. So verbleibe ich mit diesem Wochenkommentar mit besten Grüßen und einem kräftigen Waidmannsheil Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination

  • Schwarz-grüne Gratwanderung zwischen Landwirtschaft und Umwelt

    Anerkannter Fachmann für Landwirtschaft muss im Kieler Kabinett den Stuhl räumen: Das Ressort wird an der Spitze weiblich und jünger Werner Schwarz (Foto: Frank Peter) Als Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) vor drei Jahren sein Kabinett neu ordnete und den früheren Bauernverbands-Präsidenten Werner Schwarz, einem ausgewiesenen und anerkannten Fachmann, zum Minister für Agrar und Forst berief, ging ein Ruck durch die Landwirtschaft im hohen Norden. Endlich ein eigenes Ressort. Günther hatte den landwirtschaftlichen Part aus dem grünen Umweltministerium herausgelöst und verselbständigt. Fortan trauerte der grüne Koalitionspartner der alten Ressortführung nach und machte es CDU-Minister Schwarz in der Tagespolitik mehr als schwer . Jetzt zog Günther einen Schlussstrich und ersetzt den 65-jährigen Schwarz durch die 34 Jahre alte Landtagsabgeordnete Cornelia Schmachtenberg. Die neue Ministerin für „Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein“ ist studierte Agrarwissenschaftlerin und Vorsitzende der Frauenunion im Lande. Zeitgleich wechselt die 67-jährige Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack in den Ruhestand. Nachfolgerin ist ebenfalls eine CDU-Frau. Die 38-jährige Magdalena Finke war bislang Staatssekretärin im Kieler Innenministerium. Während diese Personalie keine Überraschung ist, führt der Wechsel im Agrarressort zu Spekulationen. Der ehemalige Bauernpräsident und Minister hinterlässt Spuren So soll die Chemie zwischen Günther und Schwarz nicht mehr gestimmt haben. Mit dem Schweinebauern aus dem Kreis Stormarn führte ein ausgemachter Fachmann das Ministerium. Schwarz agierte allerdings äußerst zurückhaltend, große öffentliche Auftritte waren nie sein Ding. Als ehemaliger Präsident des Landes-Bauernverbandes musste er mit dem Vorwurf aus dem grünen Lager, ihm fehle es an Unabhängigkeit, leben. „Agrarpolitik muss wieder mit der Praxis gemacht werden, nicht gegen sie“, lautete seine Maxime. Schwarz vereinfachte das Baurecht für Ställe und setzte weniger strenge Regeln zur Knickpflege durch. Er forderte Genehmigungen für mehr Pflanzenschutzmittel und sprach sich dafür aus, dass Landwirte ökologisch sensibles Grünland leichter zu Ackerland umbrechen sollten. So manche Forderung aus seinem Berufsstand konnte er jedoch nicht umsetzen, weil zahlreiche Themen in den Zuständigkeitsbereich des grün geführten Umweltministeriums fallen. Hier knüpft der amtierende Präsident des Bauernverbandes, Klaus-Peter Lucht, an. „Die andauernde Blockadehaltung des Umweltministeriums hat dazu geführt, dass sowohl der Minister als auch die Staatssekretärin nicht ihre gesamte politische Agenda für eine starke Landwirtschaft umsetzen konnten“, kritisiert Lucht. Was auch heißt, dass sich der Ressort- Wettbewerb im Kabinett um die Landwirtschaft fortsetzen wird. Der Frauenanteil in der Kieler Regierung liegt jetzt bei 60 Prozent. Ministerpräsident Daniel Günther rief die Männer dazu auf, „jetzt mal tapfer zu sein“, schließlich seien das die Frauen auch jahrelang gewesen. Er selbst treibe leider mit seinen 52 Jahren den Altersdurchschnitt im Kabinett nach oben, fügte Günther hinzu. Die beiden Ämterwechsel sind nach Meinung von politischen Beobachtern „ein wahltaktisches Manöver“ des Regierungschefs. Wird doch in knapp zwei Jahren im Land zwischen den Meeren ein neuer Landtag gewählt.

  • Der Gänsebraten ist nicht in Gefahr

    Noch immer breitet sich die Vogelgrippe in Deutschland fast ungebremst aus. Für die Verbraucher ändert sich aber erst mal nichts. Doch das könnte sich ändern Foto: Alexandra H. / pixelio.de Die negativen Meldungen aus den Betrieben reißen nicht ab. Immer wieder melden Geflügelzüchter aller Größe in ganz Deutschland neue Verdachtsfälle. Wenig später ergeben die Proben dann bestätigt eine Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 . Und kurze Zeit später ergeht die Auflage der Behörden, dass die Tiere getötet werden müssen. Nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hat die aktuell grassierende Vogelgrippe bereits vergleichbare Ausmaße wie im Schreckensjahr 2021 erreicht. Die Zahl der im Referenzlabor des Instituts registrierten Infektionsfälle sei bereits höher als zum gleichen Zeitpunkt des Jahres 2021, sagte eine Sprecherin des Loeffler-Instituts gegenüber Medienvertretern. Doch es gibt auch zeitliche Unterschiede: „Wir hatten 2025 einen sehr zeitigen Beginn der Infektionswelle und müssen nun abwarten, ob sie auch früher wieder abebbt.“ Eine Hoffnung, die dringend nötig ist: Schon jetzt seien wohl bundesweit knapp eine Million Tiere infiziert und getötet worden. Zudem sei bei knapp 300 verendeten Wildvögeln festgestellt worden, dass sie mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert waren. Infektionsgeschehen verlagert sich Aktuell zeichnet sich eine regionale Verlagerung des Infektionsgeschehens vom Norden in den Süden ab. Im Moment gibt es noch die meisten Ausbrüche in Niedersachsen, einem traditionell starken Standort für Geflügelzucht und -mast mit Hunderttausenden Tieren. Auch in Brandenburg und Schleswig-Holstein ist das Infektionsgeschehen laut FLI noch sehr schnell. Mit dem Herbstvogelzug dürfte es sich jetzt aber schnell nach Bayern und Baden-Württemberg verlagern. Während viele Betriebe um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen und das für Entschädigungen zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium aus Berlin auch auf der europäischen Ebene um großzügige Entschädigungen kämpft, dürfte sich für den heimischen Verbraucher in Sachen Preise für den Geflügel-Weihnachtsbraten nicht sehr viel ändern. Markt wird von Importware bestimmt Bisher halten sich die Preisaufschläge nämlich noch im Rahmen. Der Kilopreis für Gänse hat sich durch den fast bundesweiten Ausbruch der Vogelgrippe aktuell kaum erhöht. Das liegt nach Beobachtungen von Marktteilnehmern erst einmal daran, dass gerade Großbetriebe oder Importunternehmen, die sich auf den Import von Gänsen und Enten spezialisiert haben, ihre Preise und Kontrakte für diese Saison bereits vor Monaten geschlossen haben. „Und dabei sind auch schon vereinzelte Ausbrüche der Epidemie durch den Kranichzug miteingepreist“, erklärt ein Kenner der Branche. Natürlich sei das Ausmaß der Tierseuche in diesem Jahr besonders stark, aber der Markt für den heimischen Verbraucher wirbele das aktuell noch nicht durcheinander. „Das Angebot aus Deutschland ist trotz der massenhaften Tötung stabil.“ Ein weiterer und wohl auch ausschlaggebender Grund ist die hohe Importquote für Gänse und Enten, die den deutschen Markt bestimmt. 80 Prozent der Gänse, die in den deutschen Supermärkten und den Discountern verkauft werden, stammen überwiegend aus dem osteuropäischen Ausland. Vor allem Tiere aus Ungarn und Polen bestimmen den Markt. Die Preise für die Importtiere haben sich allerdings im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: So haben sich Transportkosten erhöht, das Preisniveau steige auch in Polen. Und gerade in Nordpolen fehlten durch vorangegangene Ausbrüche der Geflügelpest Tiere, die jetzt schlacht- und verkaufsreif seien. Trotzdem liegt das Preisniveau für importierte Gänse und Enten aus diesen Ländern noch unter den Kosten, die deutsche Züchter für ihre Tiere verlangen müssten, um kostendeckend arbeiten zu können. Zugvögel als Überträger der Geflügelpest Experten weisen noch einmal darauf hin, dass das Virus für Menschen nicht gefährlich ist. Nach gesicherten Erkenntnissen sind Zugvögel Überträger der Geflügelpest, die bei vielen Vogel- und Geflügelarten häufig tödlich verläuft. Aber: Viele Wasservögel würden das Virus über den Kot ausscheiden, ohne selbst schwer zu erkranken, hieß es.

  • Zum Hubertustag: Emotionen sind der Kern der Jagd

    Warum und vor allen Dingen wie jagen wir? Gerade der 3. November, der Tag des Gedächtnisses an den Patron der Jagd, fordert Antworten auf diese Frage Foto: Carsten Przygoda / pixelio.de Der Hubertustag ist vielfach Anlass, über die Jagd grundsätzlicher nachzudenken. Da gibt es jene, die nostalgisch verklärt an frühere Zeiten denken, und jene, die – auch technisch – stets auf dem modernsten Stand sind. Sie eint eine Einstellung zur Jagd, die weit über Zweckdienlichkeit hinausreicht und in ihrem Kern nur schwer in Worte zu fassen ist. Aus der Sicht nicht weniger, zumeist älterer Jäger soll sich an der Jagd, dem Handwerk und in den Revieren möglichst nichts ändern. Ja, mancher sähe allzu gerne die Zeit zurückgedreht, weil vermeintlich früher alles besser und schöner war. Da wird mit glorifizierenden Sätzen eine Vergangenheit beschworen, die einer heilen Welt gleicht. Veränderung wird dabei fast immer als Bedrohung empfunden. Wenn sie denn schon sein muss, dann möglichst im gesellschaftlichen Umfeld der Jagd, aber bloß nicht in deren Kern. Die Argumente und Haltungen mögen nachvollziehbar sein. Dass das aber nicht funktionieren kann, sollte angesichts der Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnten längst klar sein. Ein schmaler Grat zwischen Bewahrung und Veränderung Die Suche nach dem richtigen Verhältnis zwischen Bewahrung und Veränderung bewegt sich auf einem schmalen Grat. Jeder einzelne muss sich mit seinem Verhalten dabei positionieren. Denn letztlich geht es immer um Verantwortung – gegenüber dem Tier als Mitgeschöpf und gegenüber der Gesellschaft. Die Jagd als Funktion, als Auftrag, der gesetzlichen Vorgaben folgt, lässt sich klar definieren. Sie ist eine Dienstleistung an die Forstwirtschaft, an das Grundeigentum und hat als solche einen gesellschaftlichen Wert, der besonders von Politikern gerne beschworen wird. Auf dieser Ebene folgt die Jagd internationalen, nationalen und in unserem Föderalismus landesrechtlichen Normen, die sie erfüllt und umsetzt. Da sind Jagd und Jäger verlässliche, kompetente Partner bei der Gestaltung der Lebensräume und der Regulierung der Wildbestände. Jäger bringen sich dabei mit viel Engagement, Erfahrung und Wissen und nicht zuletzt erheblichen Beträgen aus der eigenen Geldbörse ein. Wer dieser Funktion der Jagd auch künftig gerecht werden will, muss nicht nur gut ausgebildet sein, sondern sich auch kontinuierlich weiterbilden. Er muss flexibel sein und wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur rezipieren, sondern draußen im Revier entsprechend reagieren. Das zeigt: Es kann nicht alles bleiben, wie es ist. Nötig ist vielmehr die Bereitschaft zu einem hohen Maß an Flexibilität. Ideeller Moment der Jagd Dieser funktionale Aspekt ist aber nur die eine Seite von Jagd. Die andere ist das Wesen der Jagd, ihr ideeller Moment, durch den Jagd ein essenzielles menschliches Ereignis unabhängig von Nützlichkeitserwägungen wird. Da „reden wir über Emotionen und Empfindungen wie Freude, Traurigkeit, Spannung, Erfüllung, bewegt und erschüttert sein“, hat der oberösterreichische Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner formuliert und daraus „sogar das menschliche Recht zu jagen“ abgeleitet. Zur Jagd gehört das Verstehen von Zusammenhängen in Feld und Wald Jäger leben in sehr ursprünglicher Form einen Beutetrieb aus, der eine der letzten menschlichen Freiheiten ist und tief in den menschlichen Genen steckt. Schon dieses Streben nach Beute ist Jagd, denn auch wenn die Wildkammer leer bleibt, ist das Gemüt voll von den auf Pirsch und Ansitz gesammelten Erlebnissen und Eindrücken. Dieser emotionale Zugang ist weit mehr als aller – unzweifelhaft notwendige – faktenbasierte Beitrag zu Seuchenprävention, Wildtiermanagement und Fleischgewinnung der Kern des Antriebs zur Jagd. Er lässt sich jedoch nur schwer in Worte fassen, besonders für Außenstehende. Diese Motivation scheint aber durch, wenn Jungjäger oder Jagdscheinanwärter sich über ihre Erwartung an die Jagd äußern. Da geht es nur selten um die Funktion und Optimierung gesellschaftsdienlicher Leistungen, sehr viel hingegen um Naturempfinden und das Verstehen von Zusammenhängen in Feld und Wald. Unabhängig von gesetzlichen Vorgaben braucht es aber auch für die emotionale Seite der Jagd verbindliche Richtlinien. Eine klare Jagdethik muss Forderungen nach totaler Freiheit und Individualität begrenzen. Denn angesichts von Wildkameras, Drohnen und Nachtsichttechnik hat das Wild längst keine realistische Chance des Entkommens mehr. Wenn das Waidwerk nicht immer weiter in Richtung technisch hoch gerüstetem Tötungsbetrieb verkommen will, braucht es Selbstbeschränkung. Sie setzt eine persönliche Einstellung voraus, die wir Waidgerechtigkeit nennen und sich immer bewusst ist, dass wir hoch entwickelte, empfindsame Mitgeschöpfe jagen, die weder Nutzvieh noch Schädlinge sind.

  • Nicht in Nebensächlichkeiten verzetteln

    Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserinnen und Leser, in unserem Wochenkommentar befassen wir uns mit dem Zustand der Berliner Koalition vor dem Hintergrund der viel diskutierten Stadtbild-Äußerung von Kanzler Merz. Außerdem gehen wir auf den Kurswechsel von Agrarminister Rainer in Sachen Veggie-Schnitzel ein und beschäftigen uns ausführlich mit der sich ausbreitenden Vogelgrippe, die vielen Landwirten und Geflügelhaltern große Sorgen bereitet. Weiteres Thema: die Myxomatose bei Feldhasen. Manchmal fragt man sich schon, ob alle Koalitionspolitiker tatsächlich wissen, welch große Verantwortung mit dem Eintritt in eine Regierung verbunden ist. Beispiel Diskussion um das Stadtbild. Statt sachlich über reale Probleme wie illegale Migration, fehlendes Sicherheitsgefühl an bestimmten öffentlichen Orten und die oft zu geringe Polizeipräsenz zu sprechen, kochen die Emotionen über einen angeblich fremdenfeindlichen Zungenschlag bei Friedrich Merz hoch. Diese  künstliche Aufregung ist in vielerlei Hinsicht schädlich. Sie bringt die Debatte inhaltlich in keiner Weise weiter und schadet obendrein in gefährlicher Weise dem Ansehen der Koalition – ganz abgesehen davon, dass ein solcher Streit nur Wasser auf die Mühlen von Rechtsextremen ist. Gewiss, der Kanzler hätte sich besser von Anfang an präziser ausdrücken sollen, damit ihm später nicht so einfach das Wort im Munde umgedreht werden konnte. Doch ebenso klar ist, dass Merz Deutschland als weltoffenes Land sieht, in dem rechtskonforme Migration – Stichworte Fachkräftemangel und Asylrecht – erwünscht und gelebte Praxis ist. Vor allem Politiker des Koalitionspartners SPD hätten deshalb gut daran getan, sich nicht künstlich aufzuregen. Die Bürger wollen keine Opposition innerhalb der Regierung, sondern seriöse Lösungen für die aktuell immensen Herausforderungen in der Wirtschafts-, Sozial- und Verteidigungspolitik. Natürlich darf und muss dabei gelegentlich auch über alternative Konzepte gestritten werden. Doch gilt es, sich nicht in Nebensächlichkeiten zu verzetteln. An diesem Punkt hat die schwarz-rote Koalition insgesamt noch reichlich Luft nach oben, wie auch ihre schlechten Umfragewerte zeigen. Weniger Aufgeregtheiten, mehr Augenmaß und Pragmatismus sollte daher die Devise bei Union und Sozialdemokratie sein. Verwaltungsaufwand zu groß Wie das konkret aussehen kann, hat jüngst Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer vorgemacht. So will sich der CSU-Politiker entgegen früherer Aussagen nun doch innerhalb der EU gegen europäische Vorgaben für die Bezeichnungen von Fleischersatzprodukten einsetzen. Zuvor hatte Rainer ebenso wie Kanzler Merz ein Votum des Europaparlaments unterstützt, wonach vegetarische Fleischersatzprodukte künftig nicht mehr Burger, Schnitzel und Wurst heißen sollen. Zur Begründung verwies der Bundeslandwirtschaftsminister jetzt auf den großen Verwaltungsaufwand und auf hohe Kosten für die Hersteller bei einer Änderung der Bezeichnung. Außerdem wüssten Verbraucherinnen und Verbraucher, dass ein Veggie-Schnitzel nicht aus Fleisch sei, meinte Rainer. Recht hat er. Es gibt wichtigere Probleme zu lösen, nicht zuletzt im Agrarbereich. Aktuell ist es besonders die Vogelgrippe, die vielen Landwirten und Geflügelhaltern große Sorgen bereitet. Über die dramatischen Folgen dieser Tierseuche hatten wir Anfang der Woche in unserem Blog ausführlich berichtet . Der Artikel in unserem Blog hat viele unserer Leserinnen und Leser veranlasst, in den sozialen Medien zu reagieren. Allein bei Facebook waren etwa 1000 Kommentare zu unserem Artikel zu lesen. Bundesweit müssen zehntausende Tiere gekeult werden, immer mehr Landkreise und Regionen verhängen eine Aufstallungspflicht für Geflügel.  Neben dem Elend für die infizierten Tiere und dem wirtschaftlichen Verlust für viele Geflügelbetriebe wird bereits aus einigen Regionen eine Knappheit an Gänsen und Enten für Verbraucher gemeldet, so zum Beispiel aus Brandenburg, das besonders von der Vogelgrippe betroffen ist. Wie sich die Tierseuche auf Preise und Angebote auswirkt und ob der Höhepunkt überschritten ist, werden wir in der kommenden Woche in unserem Blog weiter beobachten und darüber berichten. Infektionswelle rollt weiter Ein Ende dieser Infektionswelle zeichnet sich leider noch nicht ab. Neu ist in diesem Jahr vor allem das frühe Auftreten. „Vorher war Vogelgrippe nur im Winter zu erwarten, jetzt gibt es zumindest bei Wildvögeln das ganze Jahr über Fälle“, sagte Ursula Höfle vom spanischen National Game and Wildlife Research Institute in einem Spiegel-Interview. In Deutschland seien besonders Kraniche betroffen, was bisher nur aus anderen Ländern wie Israel oder Ungarn bekannt war. Die aktuelle Welle habe bereits im Juli begonnen, viel früher als bei der bislang schlimmsten Welle im Jahr 2022.  Zudem unterscheide sich die Situation in der Vielfalt der betroffenen Vogelarten, dem heftigen Verlauf bei infizierten Vögeln sowie der häufigen Übertragung auf Säugetiere. Aus den USA wurden auch 70 menschliche Infektionen bekannt, doch traten zumeist nur milde Symptome auf. Von Mensch zu Mensch konnte das Virus bisher nicht springen. Doch ist nicht auszuschließen, dass das Virus H5N1 durch Mutationen irgendwann auch für Menschen gefährlich werden könnte. Zum Spendenformular Eine weitere Infektionskrankheit, die aktuell im Norden Deutschlands große Sorgen unter Jägern auslöst, ist die Myxomatose beim Feldhasen. Ab September 2024 hatten sich die Meldungen über eine entsprechende Ausbreitung gehäuft. Der stellvertretende Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Josef Schröer, erklärte kürzlich, die Hasenmyxomatose sei eine der größten Katastrophen, die die Landesjägerschaft in den vergangenen Jahrzehnten getroffen habe . „Es hat alles übertroffen, was ich an Elend bis zu dem Moment in meinem Leben gesehen habe“,  so Schröer, dessen Revier im Emsland selbst extrem unter der Seuche zu leiden hatte. Regionen, die im vergangenen Jahr nicht betroffen waren, treffe es nur mit voller Härte – das Infektionsgeschehen bleibe diffus. Für eine Entwarnung sei es zwar zu früh, es besteht laut Schröer aber auch Anlass zur Hoffnung. So gebe es erste Meldungen aus den Revieren in NRW, die als erste von der Seuche betroffen waren, dass dort nicht nur das Infektionsgeschehen deutlich rückläufig sei, sondern die Feldhasenbestände auch wieder ansteigen. Ähnliches werde aus einigen Revieren in Niedersachsen gemeldet. Hirsch durchbricht Windschutzscheibe Zum Schluss noch ein anderes Thema, das mein Kollege Jost Springensguth bereits letzte Woche in seinem Newsletter kurz angesprochen hatte : die sich aktuell häufenden Wildunfälle. Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat hierzu in dieser Woche die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung veröffentlicht. Dabei waren über 102.000 Datensätze ausgewertet worden, die Verkehrsteilnehmer von 2017 bis 2025 im Tierfundkataster gemeldet hatten. Daraus ergibt sich, dass Unfälle vor mit allem Reh- und Damwild sowie Wildschweinen besonders oft zwischen Oktober und Dezember passieren, vor allem in den Morgenstunden von acht bis zehn Uhr.  Wie schlimm so etwas ausgehen kann, zeigt ein tragischer Unfall, der sich diese Woche bei mir in der Nähe in der Lüneburger Heide ereignete. Als ein Hirsch am Mittwochmorgen über eine Kreisstraße lief, erfasste eine 29-jährige Frau das Tier mit ihrem Auto. Der NDR beschreibt das weitere Geschehen so: „Der Hirsch wurde … über die Fahrbahn geschleudert und kollidierte mit einem entgegenkommenden Transporter. Der Hirsch durchbrach die Windschutzscheibe und verletzte den 60-jährigen Beifahrer tödlich. Die Fahrerin des Autos und der Fahrer des Transporters blieben laut Polizei unverletzt, standen aber unter Schock.“ Der Fall zeigt einmal mehr, dass Autofahrer bei drohendem Wildwechsel nicht vorsichtig genug sein können… Ich wünsche Ihnen ein schönes, unfallfreies Wochenende. Und vielleicht gönnen Sie sich ja auch mal wieder ein schönes Essen mit Wildbret, so wie es die Hälfte der Bundesbürger mindestens einmal im Jahr macht, auf dem Land sogar noch häufiger. Übrigens: Auch in Zeiten der Vogelgrippe bleibt gut durchgegartes Fleisch von Wildvögeln für den menschlichen Verzehr unbedenklich. Darauf weist der DJV aus aktuellem Anlass hin. Das Virus werde durch Erhitzen für zwei Minuten auf mindestens 70 Grad Celsius sicher abgetötet. Mit besten Grüßen Ihr Jürgen Wermser Koordination/Redaktionsleitung

  • Mehr Schutz für Hund und Co.

    Veterinäre fordern einen „Haustierführerschein“. Der Grund ist nachvollziehbar. Privaten Tierhaltern mangelt es vielfach an Sachkunde und Kompetenz. Dabei werden in Deutschland fast 34 Millionen Heimtiere gehalten Foto: romelia / pixelio.de Deutschland ist längst auf den Hund gekommen – und natürlich auch auf die Katze, auf Hamster, Wellensittich & Co. Die Corona-Pandemie hat den Trend, mit einem Haustier unter einem Dach zu leben, sogar noch verstärkt. Hersteller von Heimtierbedarf und zoologische Fachbetriebe haben ermittelt, dass inzwischen in 44 Prozent aller deutschen Haushalte ein tierischer Mitbewohner lebt. Erhebungen aus dem Jahr 2024 gehen von bundesweit 33,9 Millionen Heimtieren aus. Ganz vorne rangiert hierzulande die Katze. Mit 15,9 Millionen Stubentigern liegt Deutschland sogar europaweit vorn. In der Statistik folgen über zehn Millionen Hunde, 4,3 Millionen Kleintiere und 3,2 Millionen Ziervögel. Und in Aquarien, Teichen und Terrarien tummeln sich weitere zig Millionen Tiere. Ob deren Haltung in allen Fällen tiergerecht ist, darf bezweifelt werden. Tierärztin Dr. Christina Bertram, Vizepräsidentin der Tierärztekammer Hamburg, legte kürzlich in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ den Finger in eine offene Wunde. „Es gibt viel Elend in deutschen Kinderzimmern“, sprach sie Probleme beim Halten der Kleintiere an. Kaninchen und Meerschweinchen etwa seien von ihrem Wesen her Fluchttiere. Bertram: „Sie leiden oft still und werden in kleinen Käfigen gehalten, die laut Kleingedrucktem nur für den vorübergehenden Aufenthalt geeignet sind.“ Veterinäre fordern „Haustierführerschein“ Die Tierärztin aus Hamburg-Altona steht mit ihrer Einschätzung nicht allein. Sie hat mit weiteren Veterinären an einem Forderungskatalog der Bundestierärztekammer für mehr Tierschutz bei Kleintieren mitgewirkt. Beim 30. Deutschen Tierärztetag in Dortmund, auf dem das Thema „Tierschutz im tierärztlichen Alltag“ im Mittelpunkt stand, wurden vor wenigen Tagen Forderungen an den Gesetzgeber, die Gesellschaft und den eigenen Berufsstand vorgetragen und beschlossen. Der Arbeitskreis, in dem Christina Bertram mitwirkt, drängt unter anderem auf die Erarbeitung einer bundesweiten Tierschutz-Katzenverordnung sowie einer Heimtierverordnung. Ein zentrales Ziel ist es, eine tiergerechte Haltung und angemessene Pflege, Ernährung, Hygiene und medizinische Versorgung auch im Privatbereich zu gewährleisten. Dafür wollen die Tierärzte zum Beispiel auch beim schon erforderlichen Sachkunde-Nachweis für größere Hunde beziehungsweise besondere Hunderassen stärker als bisher mit ins Boot geholt werden. Die Veterinäre wollen bei der Ausbildung der Sachkundeprüfer mitwirken und Themen der Tiergesundheit dort platzieren. Ein „Haustierführerschein“ sei politisch wohl schwer durchzusetzen, sieht selbst Christina Bertram ein. „Man könnte aber Kurse an bestehende Regelungen wie etwa die Hundesteuer knüpfen. Tierärzte könnten qualifizierte Leute für solche Kurse ausbilden, auch Onlinekurse mit einem entsprechenden Zertifikat wären denkbar.“ „ Im Umgang mit Tieren fehlt oft der gesunde Menschenverstand“ In den Tierarztpraxen bekommen die Veterinäre an vielen Tagen die Folgen von Unwissenheit oder Vernachlässigung vorgeführt. Haustiere sind stark übergewichtig, leiden an Erkrankungen der Gelenke oder der Wirbelsäule, haben Atemnot oder Diabetes, sind apathisch oder aggressiv – zum Teil auch infolge einer Defekt- beziehungsweise Qualzucht oder einer falschen und nicht artgerechten Haltung. Die Tierärzte appellieren deutlich an die privaten Tierhalter, sich der eigenen Verantwortung stärker bewusst zu sein. Aus Sicht von Bertram geben diese manchmal Geld für Dinge aus, die am Ende nicht den Tieren zugutekommen. „Hüte, Mäntelchen, Accessoires“ würden „oft zur Show“ angeschafft, kritisiert die Medizinerin. „Da wäre es sinnvoller, mit dem Hund rauszugehen oder ein Verhaltenstraining mit der Katze zu machen.“ Im Umgang mit Tieren fehle aber oft der gesunde Menschenverstand.

  • Jagdhörner bei Gesellschaftsjagd unverzichtbar

    Die Zeit der Treib- und Drückjagden hat begonnen und damit auch in Wald und Feld der Klang der Jagdhörner. Die Tonfolgen sind weit mehr als Brauchtumspflege. Mit den Signalen verständigen sich die Jagdteilnehmer untereinander Foto: Frank Liebig, Jäger in Mecklenburg , CC BY-SA 3.0 DE Den größten Teil des Jahres gehen die Jäger alleine auf die Pirsch. Doch von Mitte Oktober bis in den Januar stellen sie gemeinsam dem Wild nach. Das reicht vom kleinen „Drückerchen“ im Revier mit einer guten Hand voll Freunden bis zu den großen Gesellschaftsjagden mit 100 oder mehr Teilnehmern. Wenn die Einladung zur Jagd schon Grund zur Freude ist, so sind die Jagdhornsignale am Tag der Jagd die Würze für ein erlebnisreiches Geschehen. Jagdgegner mögen sie für überkommene Rituale oder sentimentales Gedöns halten. Sie belegen mit dieser Einschätzung nur ihre Unkenntnis. Die allgemeinen Signale wie „Begrüßung“, „Jagd vorbei“ und „Halali“ oder das Verblasen der Strecke mit den Totsignalen, mit denen dem erlegten Wild die letzte Ehre erwiesen wird, könnten vielleicht noch als reine folkloristische Tradition abgetan werden. Spätestens aber bei den Jagdleitsignalen wird deutlich, dass der Klang der Hörner mehr als Brauchtumspflege und auch heute unverzichtbar ist. Er ist weithin hörbar und dient bei Gesellschaftsjagden zur Verständigung der Teilnehmer untereinander in unübersichtlichem Gelände und dort, wo Mobiltelefone keinen Empfang haben. Wie in einer Stafette werden die Kommandos teils über weite Entfernungen weitergegeben, bis sie auch beim Letzten angekommen sind und er sein Verhalten danach ausrichtet. Es geht um die Abstimmung der Jäger untereinander und der Jäger mit den Treibern. Damit wird der Jagdablauf gelenkt. Das Jagdhorn hat also hohen praktischen Wert. Jagdsignale sind lebenswichtig Die Signale haben aber auch lebenswichtige Bedeutung. Denn „Das Ganze – Anblasen des Treibens“ heißt nichts anderes, als dass die Jäger ihre Waffen laden und freigegebenes Wild beschießen dürfen. Die Treiber beginnen mit ihrer Arbeit. Und spätestens wenn „Hahn in Ruh“ erklingt, darf nicht mehr geschossen werden. Die Waffen sind sofort zu entladen. Zwischendurch gibt es Anweisungen zu klar definierten Aufgaben sowie Warnsignale und Hilferufe bei Gefahren und Unfällen. Die Bedeutung der Jagdsignale ist also nicht umsonst auch heute noch Ausbildungs- und Prüfungsinhalt für Jagdscheinanwärter. Der deutsche Barockkomponist Johann Valentin Görner hat die vielfältige Funktion des Jagdhorns 1744 in einem kleinen Gedicht beschrieben: Gefesselt hängt's mir an der Hüfte des Waidmanns Schmuck und blanke Zier, früh weckt es durch die Morgenlüfte, bläst an die Jagd: auf ins Revier! Es mahnet die Hunde, es gellt in der Not, es lockt in der Runde, es schmettert „Hirschtot“! Bereits in vorgeschichtlicher Zeit trug das Jagdhorn zum lebensnotwendigen Erfolg der Jagd bei. Im Mittelalter kam der Olifant zum Einsatz, eine aus Elfenbein gefertigte Trompete. In Frankreich wurde im 13. Jahrhundert im Jagdbuch „La chace dou cerf“ (Die Hirschjagd) der rege Gebrauch von Jagdsignalen beschrieben. Deutsche Jagdsignale hat erstmals der kursächsische Oberforst- und Wildmeister sowie Jagd- und Militärschriftsteller Johann Friedrich von Flemming Anfang des 18. Jahrhunderts in seinem Werk „Der vollkommene teutsche Jäger“ schriftlich fixiert. Heute werden im Alltag meist Fürst-Pless-Hörner verwendet. Selten findet man auf der Jagd mal ein Ventilhorn oder ein Taschenhorn, die beide anspruchsvoller zu spielen sind. Den Sauerländer Halbmond sieht man fast nur bei festlichen Anlässen. Häufiger finden sich Parforcehörner. Sie erklangen schon zu Zeiten der Parforcejagden mit den Fanfaren der „ chasse à courre “ aus Frankreich. In Deutschland wurden nach der napoleonischen Besatzungszeit neben den Reitjagden auch die Schleppjagden populär. Für sie gab es ebenfalls Jagdsignale und Fanfaren. Dieses ehemalige reiterliche Notenmaterial, das auf Reit- und Schleppjagden im 19. Jahrhundert geblasen wurde, ist größtenteils in den Weltkriegsjahren des 20. Jahrhunderts verloren gegangen. Einzig in der Heeres-Druckschrift 32 vom 1. September 1936 befinden sich einige alte Jagdsignale für Es-Parforcehörner. Heute werden wieder Jagdsignale und Fanfaren für Reit- und Schleppjagden angeboten. Richtlinien für Bläser-Wettbewerbe Für Wettbewerbe im Jagdhornblasen existiert eine Richtlinie des Deutschen Jagdverbandes (DJV). Darin sind verbindlich Vorgaben für Gruppengröße, Kleidung und die Verwendung des Fürst-Pless-Hornes, in der „Gemischten Gruppe“ auch die des Parforcehorns in B formuliert. Die Signale sind oft zweistimmig, mitunter einstimmig oder selten vierstimmig, in der „Gemischten Gruppe“ mitunter auch sechsstimmig. Ein Großteil der heutigen Jagdsignale jedoch stammt direkt aus der preußischen Militärzeit des 19. Jahrhunderts bzw. lässt sich mit kleinen Änderungen von ihnen ableiten. Allerdings hatten sie beim Militär eine andere Bedeutung. Diese Herkunft verdeutlicht bereits, dass Jagdsignale ursprünglich weder erbauliche „Musikstücke“ waren, noch einen künstlerischen Anspruch verfolgten. Die Anfänge der Jagdmusik reichen zwar bis in die Altsteinzeit zurück. Erst im 17. Jahrhundert aber wurden die Instrumente so verbessert, dass mehrstimmige Stücke gespielt möglich werden konnten. Die Weiterentwicklung der Hörner mündete in der Kunstmusik, etwa das „Glückwünschende Jagd-Ballett“ zum Geburtstag von Johann Friedrich von Brandenburg oder Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ und Johann Sebastian Bachs Kantate „Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“. Instrumentale Jagdmusik haben viele namhafte Komponisten geschrieben – von Vivaldi, Haydn und Mozart bis zu Anton Bruckner, Gustav Mahler und Felix Mendelssohn Bartholdy. Und nicht zuletzt die Hubertusmessen, die in den nächsten Tagen vielerorts erklingen, zählen zur Jagdmusik.

  • Nur wenige Frauen haben auf den Höfen das Sagen

    Studie zur Lebenssituation von Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben: Lediglich jeder zehnte Hof unter weiblicher Führung Foto: Sora Von wegen Frauen-Power. Davon ist auf den Bauernhöfen in Deutschland nur wenig zu spüren. Nur elf Prozent der Höfe werden von Frauen geleitet. Das geht aus einer Studie des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor. Im europäischen Vergleich liegt der Schnitt dagegen bei rund 30 Prozent. Damit ist Deutschland eines der Länder mit dem geringsten Anteil von Frauen in führenden Positionen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Die Studie beschäftigt sich mit der „Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in ländlichen Regionen Deutschlands“. Danach reichten die Gründe von „verfestigten traditionellen Rollenbildern über veraltete Vererbungspraxen bis hin zu praktischen Hindernissen, die Frauen in der Landwirtschaft eine Existenzgründung fast unmöglich machen“, sagt die Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Ute Volquardsen. Wo auf den Höfen alles Frauen dahinter stehen… Die Kammerpräsidentin dort ist die einzige Frau in dieser Position in Deutschland. Sie selbst hat vor vielen Jahren in einen bäuerlichen Betrieb in Nordfriesland eingeheiratet. „Wo Landwirtschaft über die Ur-Produktion hinausgeht, stecken meist Frauen dahinter – sei es in der Bauernhof-Pädagogik, bei Hofcafés oder Urlaubsmöglichkeiten auf den Höfen“, sagt die Präsidentin. Volquardsens Wunsch ist es, „dass die Frauen auf den Höfen selbstbewusster werden und auch selbstverständlicher nach der Betriebsführung greifen“. In diesem Zusammenhang bietet die Kammer im nördlichsten Bundesland an ihrer Fachhochschule in Rendsburg ein neues Coaching-Programm für Landwirtinnen an. Einen Tag im Monat über ein Vierteljahr besuchen die Teilnehmerinnen das Seminar. Da geht es um die Grundzüge der Betriebsführung, der Vereinbarkeit von Familie und Betrieb mit sozialer Absicherung. Das sei ein gutes Angebot für unsere Bäuerinnen, meint Volquardsen. Die Vereinten Nationen haben indes 2026 als „Jahr der Landwirtin“ ausgerufen, um die zentrale Rolle der Frauen in der Land- und Ernährungswirtschaft hervorzuheben und strukturelle Ungleichheiten abzubauen. Währenddessen hält die Landfrauen-Organisation in Deutschland an ihrer starken Position fest. Der Bundesverband deutscher Landfrauen zählt über 450.000 weibliche Mitglieder. Hier kann von Frauen-Power durchaus die Rede sein.

  • „Kommen mit dem Töten gar nicht nach“

    Die grassierende Vogelgrippe ist in ihrem Ausmaß aktuell nicht abzusehen. Geflügelhalter und Helfer kommen an ihre Grenzen und fordern ein bundesweites Aufstallungsgebot Foto: Sora Jeden Tag kommen neue Schreckensmeldungen hinzu: In Nordrhein-Westfalen breitet sich die Vogelgrippe fast ungebremst vom Niederrhein über das Münsterland bis nach Ostwestfalen aus. Das gleiche Bild auch in anderen Bundesländern, wobei sich die Lage laut Behörden als „äußerst volatil“ darstellt. Besonders hart trifft es offenbar die nördlichen und östlichen Bundesländer. In Brandenburg stoßen Helfer an ihre emotionalen und physischen Grenzen bei der Bergung der Tierkadaver oder Keulung der Tiere. Beispiel Brandenburg: Rund 130.000 Tiere mussten allein am Wochenende im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg getötet werden. Zunächst hatte man noch auf leichte Entwarnung gehofft, doch die Ergebnisse der Laboranalysen lassen keine andere Wahl zu: In einem großen Betrieb mussten 80.000 Enten allein an einem Vormittag gekeult werden. Die zuständigen Mitarbeiter können dies aber nicht umsetzen. „Das ist heute nicht alles zu schaffen. Wir kommen mit dem Töten gar nicht nach“, sagte eine Sprecherin der zuständigen Kreisverwaltung. In einem Masthähnchen-Betrieb im nicht weit entfernten Neutrebbin mussten weitere 50.000 Tiere getötet werden. Woher und wie das hoch ansteckende Virus H5N1 in die Region genau eintragen wurde, ist laut Veterinäramt des Landkreises Märkisch-Oderland bislang unklar. Auch Nachbarländer wie Polen und Tschechien melden bereits Vogelgrippe-Fälle. Mit großer Sorge blickt das für Tierseuchen mitzuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf die weitere zeitliche Entwicklung. Schon jetzt hat die Vogelgrippe unter Kranichen inzwischen ein für Deutschland bislang unbekanntes Ausmaß angenommen. Dabei steht der Höhepunkt des Kranichzuges noch bevor. Dieser gilt als größtes Risikoereignis für die Ausbreitung des Virus. Geflügelhalter fordern Aufstallungsgebot Während sich Großstadt-Medien in der Frage ergehen, ob und in welchem Ausmaß die Weihnachtsgänse zum Fest denn teurer werden, schlagen die deutschen Geflügelhalter Alarm. Georg Heitlinger vom baden-württembergischen Landesverband der Geflügelwirtschaft forderte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa einen besseren Schutz der noch gesunden Geflügelbestände in Deutschland: „Es muss oberste Priorität haben, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, Tiere zu schützen und Schäden abzuwenden. Wir brauchen ein bundesweites Aufstallungsgebot. Nutztiere wie Geflügel aus Freilandhaltung müssen auf eine solche behördliche Anordnung in geschlossenen Ställen gehalten werden.“ Deutschland will höhere Entschädigungspreise durchsetzen Schon jetzt stehen den geschädigten Geflügelhaltern Entschädigungszahlungen aus der Tierseuchenkasse zu. Die Höhe der Ausgleichszahlungen richtet sich dabei nach dem Marktpreis für die Tiere. Laut aktueller Gesetzeslage darf die Entschädigung für jedes getötete Tier den Höchstsatz von 50 Euro nicht übersteigen. Das dürfte nicht genügen, um den Betrieben die Schäden gerade für gekeulte Gänse und Puten zu ersetzen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin hat vergangene Woche deshalb bei der EU beantragt, auch mit Blick auf den Wert der Zuchttiere die Obergrenze von Entschädigungszahlungen auf bis zu 110 Euro hochzusetzen. Dies könnte für Enten- und Gänsebetriebe relevant werden. Die Einzelbestimmungen für Kompensationsleistungen sind je nach Bundesland unterschiedlich. Erstattet werden unter Umständen auch Ausgaben für zusätzliche Hygienemaßnahmen. Dies kann auch von Ort zu Ort und Bundesland variieren. Zurück nach Brandenburg: Dort ist die Situation vor allem im Linumer Teichland besonders angespannt: Nach dem massenhaften Kranich-Sterben im Nordwesten des Landes sind Helfer dort unermüdlich im Einsatz: „Ein Ende ist hier noch lange nicht in Sicht“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Fehrbellin, Mathias Perschall (SPD). Beseitigung der toten Kraniche belastet die Helfer Seit rund einer Woche sammeln Helfer Kadaver ein. „Wir werden jeden Tag rausgehen.“ Das Naturschutzgebiet dort gilt als einer der größten Rastplätze für Kraniche in Europa. Die Beseitigung der toten Kraniche belaste die Helfer – genau wie die natürliche Beschaffenheit des Linumer Teichlandes. Die Einsatzkräfte müssen durch tiefes Wasser waten. Nach Einschleppung der Vogelgrippe haben dem Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) zufolge bislang mehr als 30 kommerzielle Geflügelhalter in Deutschland ihre Tiere töten müssen. Um die weitere Ausbreitung der Tierseuche möglichst einzudämmen, seien ersten Erhebungen zufolge etwa 400.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten gekeult und anschließend entsorgt worden.

  • Schlagwörter oder Inhalte – Wer mehr Wild isst und was für gefährdete Arten getan wird

    Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserin, lieber Leser, wie immer blicken wir zunächst auf das, was sich in Berlin tut. Das war unter anderem eine Klausur der CDU, in der es eigentlich nicht um Schlagworte, sondern mehr um Inhalte gehen sollte. Die politische Mitte ringt mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen um konservative Positionen. Daneben nehmen wir eine Meldung über ein Stadt-Land-Gefälle auf, das auch mit Wildfleisch und unterschiedlichen Essgewohnheiten zu tun hat. In den Niederwildrevieren hat die Zeit der Treibjagden begonnen. Das ist die eine Seite der Jagd. Die andere ist die Hege, die vielerorts langsam messbare Wirkung zeigt. Letztlich wird am Wochenende unsere Zeit mit Nebenwirkungen auf Menschen und Tiere umgestellt. Man kann sich aufregen oder auch nicht. Den „Paschas“ folgen nun das „Stadtbild“ und „…fragen Sie mal Ihre Töchter…“ als politische Reizworte aus dem Mund des CDU-Vorsitzenden. Sie werden offensichtlich nach bekanntem Strickmuster in unserer Gesellschaft zu einer polarisierenden Wirkung gebracht. Nach meinem Eindruck erlebe ich erneut gespielte Empörung, gepaart mit vermeintlichen Zufallsumfragen in den Medien und inszenierten Demonstrationen vor Geschäftsstellen der CDU. Jedenfalls ging es dem Präsidium bei der Klausur in Grunewald weniger um zuspitzende Begrifflichkeiten als um inhaltliche Positionen mit dem Ziel einer sichtbaren Abgrenzung zur AfD. Und das, ohne ständig über Brandmauern zu reden. Merz wollte und will seine Partei darauf einschwören, die AfD als Hauptgegner zu fixieren – wirksam auf allen Ebenen, wo Wahlen in den Kalendern stehen. Im März in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie in knapp einem Jahr nacheinander folgend Sachsen-Anhalt, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Ausgangspunkt bleibt im Bund und den genannten Ländern der ständig debattierte Umgang mit der AfD in den Parlamenten. Sie soll insbesondere dort gestellt werden, wo gelebte Grundsätze wie die Bindung an den Euro, die EU oder die Nato von rechts mit zweifelhaften Argumenten und Begrifflichkeiten infrage gestellt werden. Wer blickt wie auf die strukturell schwachen Regionen? Wir wollen uns in diese gerade aufgeregt geführten Debatten nicht weiter einreihen. In unseren Beiträgen und Wochenkommentaren konzentrieren wir uns ständig auf Aussagen und Wirkungen der Politik bezüglich unserer ländlichen Räume . Dazu gehört der Blick auf die strukturell schwachen Regionen. Dort entfaltet sich nach unserer Beobachtung in den örtlichen und ländlichen Strukturen die AfD mit ihrer wachsenden Vernetzung immer weiter. Das belegen regional runtergebrochene Umfragen. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt bieten gerade vor den absehbaren Wahlen herausragende Beispiele. Dort werden in Programmatik und Umfragen andere Weltbilder gepflegt. Das ist oft die Verbindung von heimatlichen Gedanken mit der Betonung gewachsener Strukturen in einem traditionellen Denken. In ihrem Programm zur letzten Bundestagswahl ist die AfD mit ihren Positionen offensichtlich wirkungsvoll tiefer in den konservativen Wettbewerb eingestiegen. Darin verwendet sie systematisch Formulierungen, die sich an viele Aussagen der Verbände des ländlichen Raumes anlehnen. Dass das nicht nur eine Herausforderung für die Union ist, zeigt sich auch in Zahlen. So etwa in Mecklenburg-Vorpommern, wo die SPD bisher führend ist, aber in der jüngsten Sonntagsfrage mit 19 Prozent zusammen mit der CDU (13) abgeschlagen hinter der AfD mit 38 Prozent liegt. Wie in Sachsen-Anhalt rangieren die Werte für die Rechts-außen-Partei knapp unterhalb der Grenze zur absoluten Mehrheit. Weit über die Hälfte der Menschen leben dort im ländlich-dörflichen Milieu. Ihnen werden sich die Parteien der Mitte gerade auch in Inhalten stärker zuwenden müssen, wenn sie in Berlin stabil bleiben wollen. Stadt-Land-Gefälle auch auf den Speisezetteln Immer wieder ist für uns das Stadt-Land-Gefälle eine Betrachtung wert. Gerade aktuell weist der Deutsche Jagdverband (DJV) auf entsprechende Unterschiede hin, die es auch auf unseren Speisezetteln gibt. Er hat jetzt die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht , wonach 70 Prozent der Deutschen Wildbret für ein gesundes, natürliches Fleisch halten. Die Hälfte der im Auftrag des DJV vom Marktforschungsinstitut Civey befragten Menschen gibt an, mindestens einmal im Jahr Wildfleisch zu verzehren. In ländlichen Regionen essen sogar 63 Prozent regelmäßig dieses hochwertige Lebensmittel. Es gibt offensichtlich eine stärkere Bindung, wenn die Jagd sichtbar wird. Gerade in dieser Zeit der Treibjagden wird dieses Thema durch persönliches Erleben präsent. Dabei geht es den Waidleuten nicht nur um Beute, sondern auch um die Regulierung von ausgewogenen Wildbeständen und darum, Schäden auf den Feldern und in den Wäldern zu vermeiden. Hege- und Biotopmaßnahmen für das Rebhuhn zeigen Wirkung Dass es unseren Jägerinnen und Jägern nicht nur um die aktive Jagd geht, sondern gleichzeitig um vielfältige Maßnahmen zum Erhalt unseres artenreichen Wildbestandes, belegen andere Zahlen, die wir ebenfalls aus Statistiken ziehen. Das gilt insbesondere für Hege- und Biotopmaßnahmen in den Niederwildrevieren. Hier sind Rebhühner seit Generationen traditioneller Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Sie gehören zur Familie der Fasanenvögel und sind in Deutschland im Laufe der Jahre eher zur Seltenheit geworden. Die Bestände sind in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Viele Ursachen liegen in den Veränderungen der Lebensräume. Dort, wo Rebhühner vorkommen, werden sie bevorzugte Beute von Fressfeinden wie Fuchs, Dachs, Marder und Greifvögeln; zunehmend auch von Waschbären. Umso erfreulicher ist, dass aus der Jägerschaft heraus vielfach zusammen mit Landwirten gerade auch für Rebhühner entsprechende Biotope entwickelt, gepflegt und im Rahmen der Zulässigkeit vor Raubwild möglichst geschützt werden. Vielfach gibt es örtliche Initiativen, wie etwa in der Kreisjägerschaft Unna . Das Motto auf der Homepage: „Unsere Natur ruft um Hilfe, wir hören hin“ . Da sind Ergebnisse beispielhafter Maßnahmen zu sehen, wie Äcker zu „blühenden Inseln der Artenvielfalt“ entwickelt werden – „mit Blühstreifen und Hecken und dem Ziel, den Kreis wieder dorthin zu führen, wo durch gezielte Maßnahmen mehr Lebensräume für Insekten, Schmetterlinge und Vögel entstehen.“ Zum Spendenformular Bei Maßnahmen dieser Art geht es wesentlich auch um den Bestand der Rebhühner.  Er zeigt in Deutschland nach Jahren des Rückgangs erstmals wieder eine leichte Erholung . Das geht – wie geschildert – auch auf vielfältige Bemühungen in den Kreisjägerschaften und den Landesjagdverbänden zurück. Die stärksten Bestandszahlen werden aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gemeldet. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein  hat in dieser Woche in den sozialen Medien verbreitet, dass sich der Rebhuhn-Bestand auch dort nach zehn Jahren Rückgang wieder leicht erholt habe. Bei der letzten Erfassung des Wildtierkatasters wurden so für 2023 aus 903 Jagdbezirken im nördlichsten Bundesland 3.200 Brutpaare an Rebhühnern gemeldet. Insgesamt aber bleibe aber die Art stark gefährdet. Das gilt überall für die offenen Flächen in Deutschland. Kurz nachdem ich diese Meldung zum Erhaltungszustand unserer Rebhühner gelesen habe, ist mir ein Leserbrief in meiner Heimatzeitung im Münsterland unter die Augen gekommen. Darin bezieht sich ein aufmerksamer Naturbeobachter auf die Meldung des Nabu, der das Rebhuhn zum Vogel des Jahres 2026  gekürt hat. Und der Leser weist darauf hin, dass gerade das Rebhuhn einer „ riesigen Übermacht an Krähen, Dohlen und Greifvögel“  gegenüberstehe. Da hätten diese Vögel keine Chance zu überleben. Der Naturschutzbund beschreibt diesen „kleinen Feldbewohner mit großer Botschaft“  im Detail und einer für mich geradezu auffälligen Betonung, dass sich der Vogel des Jahres „überwiegend vegetarisch“  ernähre. Das Rebhuhn stehe heute symbolisch für viele Feldvogelarten, die durch die moderne Landwirtschaft zunehmend unter Druck geraten seien. Seit 1980 sei der Bestand in Deutschland um 87 Prozent zurückgegangen. Alles richtig, nur einseitig. Von der Gefährdung durch die streng geschützten Fressfeinde habe ich in der Nabu-Meldung  jedenfalls nichts gelesen. Nur am Rande sei bemerkt, dass die Jäger in Deutschland seit Jahrzehnten die Rebhühner weitgehend schonen. Und, wie im geschilderten Beispiel aus Unna, in unzähligen Revieren alles unternehmen, um die wenigen Ketten dort zu erhalten. Hintergrund sind eben aufwendige Schutzprojekte und Hegemaßnahmen, die wie selbstverständlich zum Naturschutz, aber auch zur Jagd gehören. Die Zeitumstellung und das Wild An diesem Samstagabend rätseln viele: Wie werden die Uhren heute Nacht nun umgestellt – eine Stunde vor oder zurück?  Wenn sie auf drei stehen, ist es in der Wirklichkeit unserer neuen Winterzeit zwei Uhr. Also: Zeiger und Zahlen zurück . Über Sinn oder Unsinn streiten nicht nur viele Menschen im eigenen Kreis, sondern bekanntermaßen sogar EU-weit ergebnislos. Nach der neuen Zeit wird es nun also zum Morgenspaziergang früher hell und dafür setzt die Dunkelheit entgegen der Sommer-Gewohnheit abends vorzeitig ein. Die meisten unter uns Menschen können sich von einem Herbsttag zum anderen daran gewöhnen. Nur die Tiere nicht. So weisen viele Medien gerade mit den Quellen ADAC oder DJV immer wieder darauf hin, dass jetzt wieder mit der Zeitumstellung die Gefahr von Wildunfällen  steigt, weil in der Natur die inneren Uhren unverändert weiterlaufen. Wenn Feierabend ist und der Berufsverkehr stärker in die Dämmerung fällt, ist für das Wild gerade Futterzeit. Angesagt sind angepasste Geschwindigkeiten, die nicht nur zum Wohle des Wildes, sondern zur eigenen Sicherheit entsprechendes Reagieren zulassen. Und es gilt oft: Ein Tier ist nicht allein.   So verbleibe ich mit diesem Wochenkommentar mit besten Grüßen und einem kräftigen Waidmannsheil Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination

  • Schweinehaltung unter Druck

    Beim Veredelungstag des Deutschen Bauernverbandes wird klar: Ohne Förderung und Reformen droht das Ende vieler Familienbetriebe Foto: PaulAndersonUK Die deutsche Schweinehaltung steht an einem Wendepunkt. Das wurde jetzt auf dem diesjährigen Veredelungstag des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im nordrhein-westfälischen Coesfeld deutlich. Die Stimmung unter den rund 250 Teilnehmenden war ernst: Der Wegfall des Bundesprogramms zum Umbau der Tierhaltung trifft die Branche hart – gerade jetzt, da viele Betriebe ohnehin unter massiven wirtschaftlichen und bürokratischen Belastungen leiden. „Schweinehaltung braucht Zukunft“, sagte der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes WLV, Hubertus Beringmeier. Er ist gleichzeitig im Deutschen Bauernverband Vorsitzender des Fachausschusses Schweinefleisch. Sein Appell: Ohne verlässliche und langfristige Finanzierung drohe eine Entwicklung, die viele Tierhalterinnen und Tierhalter zum Aufgeben zwinge. Investitionen in moderne Ställe und höhere Haltungsstandards seien politisch gewollt, würden aber durch komplizierte Genehmigungsverfahren und fehlende Förderinstrumente ausgebremst. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit Kaum ein Bereich der Landwirtschaft steht derzeit stärker unter Druck als die Schweinehaltung. Nationale Sonderwege bei Haltungsanforderungen, die Afrikanische Schweinepest und ein intensiver innereuropäischer Wettbewerb setzen die deutschen Betriebe unter Zugzwang. Während Verbraucher und Politik mehr Tierwohl fordern, fehlt es an der Unterstützung, um diese Forderungen auch umzusetzen. Fehlende Planungssicherheit gefährdet Tierwohl und Regionen Der DBV warnt vor einem Strukturbruch, der weitreichende Folgen hätte – nicht nur für die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern für ganze Regionen. Mit dem Rückgang der Tierhaltung droht der Verlust regionaler Wertschöpfung. Schlachthöfe, Futtermittelbetriebe und handwerkliche Verarbeiter geraten unter Druck. Gleichzeitig verlagert sich die Produktion zunehmend ins Ausland – in Länder mit niedrigeren Standards und weniger Umweltauflagen. Dabei sind es gerade die heimischen Betriebe, die mit hohen Tierschutz- und Umweltauflagen für glaubwürdige Qualität und regionale Sicherheit in der Lebensmittelproduktion stehen. Politik gefordert Die Streichung des Bundesprogramms zum Umbau der Tierhaltung bezeichnet der DBV als „herben Schlag“. Eine Förderung über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) könne das weggefallene Programm nicht ersetzen. Gefordert werden daher neue, klare Weichenstellungen: ein eigenständiges Bundesförderprogramm, praxistaugliche Genehmigungsverfahren und ein transparentes Tierhaltungskennzeichnungsgesetz. Nur wenn Politik und Gesellschaft bereit sind, diese Rahmenbedingungen zu schaffen, lässt sich die Schweinehaltung in Deutschland auf eine zukunftsfähige Basis stellen – im Sinne der Tiere, der Betriebe und der ländlichen Regionen. Tierhaltung nimmt zentrale Rolle in der Agrarwirtschaft ein Die Tierhaltung ist ein integraler Bestandteil der deutschen Landwirtschaft und hat einen signifikanten Anteil am Produktionswert der Branche. Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ist in der Nutztierhaltung tätig, was sich in der wirtschaftlichen Gesamtleistung widerspiegelt. Deutschland nimmt mit hohen Beständen an Rindern und Schweinen eine führende Position innerhalb der Europäischen Union ein, wodurch die zentrale Rolle der Nutztierhaltung in der nationalen Agrarwirtschaft verdeutlicht wird. Quellen: DBV, WLV

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