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- Konflikte um EU-Gelder für die ländlichen Regionen, zwischen Forst und Jagd sowie um den Wolf
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserin, lieber Leser, in dieser Rückbetrachtung auf die Woche streifen wir neben ein paar Bemerkungen über die Bundestagswoche und die großen Vorhaben in Berlin weitere Konfliktthemen. Sie betreffen die Landwirtschaftsförderung in der EU. Kommissionspräsidentin und Parlament streiten sich um die Zuständigkeit bzw. die Gestaltung der Fördertöpfe für die Regionalförderung. Weiter kommen wir auf die überfällige aktive Bestandsregelung beim Konfliktthema Wolf zurück. Die Bundesregierung hat dazu die nächste Hürde in Richtung Jagdgesetz genommen. Derweil macht ein sogenannter „auffälliger Wolf“ Schlagzeilen in Niedersachsen. Weiter geht es um den offensichtlich schwindenden Ausgleich zwischen Forst- und Jagdinteressen in Folge eines umstrittenen Gesetzes in Rheinland-Pfalz. Zum Schluss blicken wir noch auf die lebendige Tradition der Hubertusmessen. Im Brennpunkt der politischen Woche standen wieder die bekannten großen Themen in Berlin. Ziel der vom Kabinett in dieser Woche beschlossenen Aktivrente ist es, dass das Erwerbspotenzial älterer Menschen besser genutzt und Erfahrungswissen länger in den Betrieben gehalten wird. Auf dem Lande und unter Selbstständigen wäre es gleichzeitig berechtigt, an dieser Stelle einmal darauf hinzuweisen, dass die Weiterarbeit älterer Selbstständiger, im Handwerk und auf den Höfen bisher ohne steuerliche Vorteile gang und gäbe war. Und das wird damit wohl auch so bleiben. In den weiteren produzierten Schlagzeilen dieser Woche ging es mehr um schwelende Kontroversen. Sie sorgen zunächst um weiter absehbar sinkende Zustimmungswerte, die die Demoskopen messen. Zwei zentrale Gesetzesvorhaben der schwarz-roten Koalition bleiben nach all den Debatten in den Reihen der Regierungsfraktionen umstritten: Das sind die Finanzierung der Renten auf dem in der Koalition vereinbarten Niveau und die Regelung zur Einführung eines neuen Wehrdienstes. Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung abseits dieser Debatten im Bundestag insbesondere auf den für die nächste Woche geplanten EU-Gipfel eingestimmt. Dort werden das Spannungsfeld Ukraine und eine europäische Vorbeugung gegen russische Bedrohungen im Mittelpunkt stehen. Hier will er die EU stärken, auf einer anderen Seite wohl schwächer und damit attraktiver machen. Das ist die Brüsseler Regelungsdichte, gegen die der Kanzler mehr Druck aufbauen will. Jedenfalls hat er damit etwas angesprochen, was gerade im ländlichen Raum im Blick auf die Europäische Union vielen auf den Nägeln brennt und in ganz Europa die Nationalisten stärkt. Mal sehen, wie weit er da kommt. Erst einmal ist in der EU weiter auch Selbstbeschäftigung angesagt. Zwischen den Christdemokraten im Europäischen Parlament und der Kommission schwelt ein Konflikt um die Gelder für die Landwirtschaft . Die Präsidentin will, dass die Gelder für die Regionalförderung und die Landwirtschaft künftig aus einem großen Topf kommen. Dabei befürchten die Agrarpolitiker im Parlament, dass dann weniger Geld in der Landwirtschaft landet. Die Stimmung zwischen den christdemokratischen Abgeordneten und Ursula von der Leyen, die aus der gleichen Parteienfamilie kommt, ist damit auf dem Tiefpunkt. Die Volksvertreter überlegen, ihren Vorschlag zurückzuweisen. Von der Leyen ist empört. Wir werden uns im Blog natur+mensch in der kommenden Woche mit dieser Richtungsdebatte über Fördertöpfe näher befassen. Günstig für den Wolf, noch ungünstig für Weide- und Wildtiere Der in der gesamten EU unter strengem Schutz stehende Wolf hat sich in den vergangenen Jahren innerhalb Deutschlands stark ausgebreitet. Das ist nun einmal unzweifelhaft. Eine Hürde zu einer Bestandsregelung blieb die nun erfolgte formelle Feststellung , dass der Erhaltungszustand des Wolfes nicht nur in Teilen, sondern im ganzen Land als „günstig“ eingestuft wird. Bisher galt der „günstige Erhaltungszustand“ nur für einzelne Bundesländer. Dass wir fast überall nicht mehr von einer gefährdeten Art sprechen können, belegt die nachweisbar starke Population mit ansteigenden Rudelbildungen. Das Ausmaß und die Folgen spüren betroffene Weidetierhalter unter anderem mit ihren Schafen, Ziegen, Pferden – von den Deichen im Norden bis zu den Almen im Süden. Derweil hat am Donnerstag das niedersächsische (grün geführte) Umweltministerium bekannt gegeben, dass ein „auffälliger Wolf“ im Raum Cuxhaven abgeschossen werden kann. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) werde die Ausnahmegenehmigung „ auf Bitten und mit Unterstützung des Landkreises und der Stadt Cuxhaven“ anordnen. Mal sehen, wie lange es dauert, bis dagegen geklagt wird. Der bisherige Ausgang juristischer Verfahren wird den Geschädigten wenig Hoffnung machen. Dazu gehören auch Revierinhaber. Natürlich sind Wolfsangriffe auch in der Jagd insbesondere bei Muffel-, Rot- und Rehwild ebenso beängstigend, nur in Publikumsmedien offensichtlich kein größeres Thema – allenfalls am Rande: Jägerinnen und Jäger spüren unverändert ein eher nachrangiges politisches und öffentliches Interesse , wenn es um dieses Thema geht. Sie erleben aber in ihren Revieren wachsende Risszahlen, sinkende Bestände und vielfach ein gravierend verändertes Verhalten unter den bedrohten Wildarten – etwa bei den Rotwildrudeln. Zum Spendenformular Der von der Bundesregierung in dieser Woche der EU gemeldete „ günstige Erhaltungszustand“ der Wölfe in Deutschland gilt nun nicht mehr für die bisher eingegrenzten Bereiche der „atlantischen Regionen“ im Nordwesten der Bundesrepublik, sondern auch für die „kontinentalen Teile des Landes“. Nicht nur wir haben in diesem Blog und unseren kommentierenden Newslettern darüber berichtet, wie stark sich das Wolfsproblem bis hoch hinauf in die Almwirtschaft ausgebreitet hat. So wird aus Bayern auch nach dem aktuellen Bericht weiter zu Recht moniert, dass es keine entsprechenden Angaben für die Alpenregion gibt. DJV mahnt Klärungsbedarf an und fordert ein aktives Bestandsmanagement Es drängt nun mal, dass eine Lösung auf den Tisch kommt. Die Meldung nach Brüssel kommt aus dem Umweltministerium, die Ankündigung der Konsequenz durch eine entsprechende Veränderung des Jagdrechts aus dem Landwirtschaftsministerium. Hoffentlich läuft das nicht auf Reibereien unter Ministern in einem Kabinett hinaus. Wir werden natürlich am Thema bleiben. Der Deutsche Jagdverband (DJV) begrüßt die Wolfs-Zustands-Meldung aus Berlin, mahnt aber noch deutlichen Klärungsbedarf an. „ Der heutige Schritt markiert einen Wendepunkt: Die Art und Weise, wie wir mit dem Wolf künftig umgehen wollen, fällt jetzt einzig und allein in die nationale Zuständigkeit“, sagte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke laut einer Mitteilung des DJV . Der Verband drängt auf ein aktives Bestandsmanagement, das über ein reines Reaktionsmanagement nach Nutztierrissen hinausgeht. Besonders wichtig sei dies in Regionen mit Zielkonflikten, in denen die Akzeptanz für den Wolf weiter schwinde. Kürzlich hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass die Regierung ein nationales Aktionsprogramm zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat erstellen muss. Die Frage, wie das Programm dann am Ende formuliert wird, wird wohl zwangsläufig zu heftigen Diskussionen zwischen Betroffenen führen. Dazu gehören Landwirte, auch Jägerinnen und Jäger und die Organisationen, die als öffentliche Wächter in Naturschutzangelegenheiten auftreten. Hauptquelle der Verunreinigung seien „Wirtschaftsgüter“, sagen die Verwaltungsrichter. Selbst aus den Landwirtschaftsverbänden ist zu hören, das sei ein „positives Signal hin zu mehr kooperativen Maßnahmen und weniger pauschalen Verboten“. Ihnen geht es darum, dass landwirtschaftliche Betriebe, die verantwortungsbewusst und gewässerschonend arbeiten, nicht unter pauschalen Auflagen leiden sollten. Belastungen müssen strikt nach dem Verursacherprinzip angegangen werden. Manchmal sind wir zu schnell, bei diesem Problem allein auf die Bauern zu zeigen. Wald und Wild zwischen Anordnungen und Interessenausgleich Um weitere Konflikte bei gemeinsamen Zielen geht es immer wieder und gerade zu dieser Zeit, wenn wir über den Wald in seiner Funktion als Lebensraum unseres Wildes diskutieren. Bei der Balance zwischen Wildpopulation und Nutzungsinteressen von Waldbesitzern und denen, die in den Revieren die Jagd ausüben, wird zunehmend politische Einseitigkeit kritisiert. Das verschärft sich beispielsweise gerade in Rheinland-Pfalz, ausgelöst durch das neue Jagdgesetz. So etwa, wenn in Bezug auf die neuen jagdgesetzlichen Grundlagen die Wilddichte zum rechtlichen Problem wird. Wie hoch darf sie sein und ab wann kann von nicht mehr hinzunehmenden Schäden gesprochen werden? Da gibt es Interpretationsspielräume, die dem Jagdinteresse nach der veränderten Gesetzgebung wenig Raum lassen. Etwa, wenn es in der Bewertung bei Verbissgutachten statt der Übereinkunft zwischen Interessenträgern um einseitig verordnete Maßstäbe geht. Verwaltungsvorschriften auf Landesebene lassen den Forstbehörden offensichtlich selbst definierte Spielräume. Kann man bei der Begutachtung schon beim Verbiss weniger einzelner Pflanzen von „Schaden“ reden? Wir hören jedenfalls aus Rheinland-Pfalz vielerorts in den Revieren von einem verschärften Vorgehen der Forstbehörden. Zu den Kritikpunkten gehört, dass begutachtende Forstbehörden sich selbst kontrollieren. Offensichtlich fehlen im System unabhängige Beschwerdeinstanzen, wenn Revierinhaber Bestände anmahnen, die dem Prinzip „Wald und Wild“ statt „Wald vor Wild“ unterliegen. Wie steht es da um das in anderen Bereichen selbstverständliche „Selbstprüfungsverbot“ ? Wir von natur+mensch haben schon im Gesetzgebungsverfahren angemahnt, dass es auch andere Wege zum Interessenausgleich von Forst und Jagd gibt. So etwa diese schon mehrfach von unserer Stiftung zitierte Haltung: „Zum Wald gehört von je her die Jagd als fester Bestandteil in der Naturnutzung.“ Die Jagd hat den Kompetenzanspruch, im Einklang mit wirtschaftlichen Eigentumsinteressen ihren Beitrag zu leisten. Unterschiedliche Forstwirtschaftsformen geben dem Wild angemessen Raum oder verfolgen das Konzept Wirtschaftswald mit bis auf Null zu reduzierenden Wildbeständen – insbesondere Rot- und Rehwild. Da halten wir von natur+mensch nun einmal gegen. Es kommt die Zeit der Hubertusmessen Vielleicht findet die Anregung Anklang, wieder einmal in Ihrer Region an einer Hubertusmesse teilzunehmen. In guter Erinnerung ist die bewegende Messfeier im vergangenen Juni am Rande des Bundesjägertages im Kölner Dom. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren insbesondere ergriffen vom Zusammenspiel der Hörner mit der Domorgel. Das war ein Höhepunkt außerhalb der üblichen Zeit für diese Messen, die jetzt anbricht. Im Netz finden wir bereits Ankündigungen, dass diese Tradition regional fortgesetzt wird. So etwa am 15. November mit der Landeshubertusmesse in Schleswig-Holstein . Nach Angaben des dortigen Landesjagdverbandes kehrt dann diese traditionsreiche Veranstaltung zurück in die St. Nikolai-Kirche in Kiel. Erwartet werden unter anderem Parforcehornbläser nicht nur aus Schleswig-Holstein, sondern auch aus anderen Bundesländern. Das ist für die Liebhaber dieser jagdlichen Tradition sicher ein Termin, den man neben den Jagden zu dieser Zeit in den Kalender schreiben kann. Mit dieser Anregung verbleibe ich mit besten Grüßen und einem kräftigen Waidmannsheil Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination
- Damit auch auf dem Lande der Zweitwagen überflüssig wird
Ein Auto, das nur hin und wieder genutzt wird, ist teuer. Daher bietet der Landkreis Emsland Familien und kleinen Unternehmen eine Alternative an. Das Projekt kann Vorbild sein Symbolbild: ChatGPT Der Fahrzeugbestand in Deutschland wächst stetig: Zum Stichtag 1. Januar 2025 notierte das Kraftfahrtbundesamt mehr als 61 Millionen Fahrzeuge, darunter fast 50 Millionen Pkw. Gerade im ländlichen Raum jenseits der Metropolen sind Menschen auf Autos angewiesen, denn ihre Wege sind weiter als in der Großstadt und Busse und Bahnen fahren viel seltener. Etliche Familien besitzen daher einen Zweitwagen, oft sogar einen Drittwagen. Sie brauchen die Pkws für die Fahrt zur Arbeit, für den Einkauf, den Arzttermin, den Vereinsausflug oder für den spontanen Wochenend-Trip. Vor allem, wenn man dort zu Hause ist oder arbeitet, wo der öffentliche Verkehr kaum oder nicht mehr stattfindet. Was aber, wenn man das Auto nicht täglich benötigt, sondern lediglich ab und zu, etwa in der kalten und nassen Jahreszeit? Auch wenn der Wagen meistens nur herumsteht, nimmt er Platz weg. Und es bleiben die Fixkosten für die Versicherung, die Kfz-Steuer und die Wartung. Hier setzt der Landkreis Emsland an: Im Dezember startet dort das Mobilitätsprojekt „ Nachbarschaft bewegt – Unser Auto. “ Die pragmatisch eingestellte Kommune im Westen Niedersachsens, eine der flächengrößten in Deutschland, begrüßt Besucher am Straßenrand unter anderem mit Schildern „Willkommen bei den Machern“. Nun macht der Landkreis Emsland Nachbarn ein Angebot: Für drei Monate können sie ein Elektroauto testen. Mit Nachbarschaft sind mindestens zwei und maximal fünf Teams gemeint, also Familien, Haushalte und kleine Unternehmen. Jedem einzelnen Team können fünf Fahrberechtigte angehören. Der Eigenanteil beträgt nur 200 Euro und jedes Team bekommt 100 Freikilometer im Monat. Die Fahrerinnen und Fahrer können den Wagen, falls möglich, zu Hause laden oder an öffentlichen Ladesäulen. Über eine App lässt sich das Auto buchen und öffnen. Diese App dient als Schlüssel und gibt den Nutzern Schritt für Schritt Anleitungen, wie sie das Fahrzeug starten und wie sie die Buchung beim Verlassen des Fahrzeugs beenden. Ein unkompliziertes Verfahren erleichtert die Akzeptanz Zugegeben: Ein Auto mit seinen Nachbarn teilen, daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Wenn aber das Verfahren unkompliziert und zugleich noch gut für den Geldbeutel ist, wenn die Fahrzeuge gut erreichbar sind, steigern diese Rahmenbedingungen die Akzeptanz. Dann kann es funktionieren. Im Bocholter Ortsteil Lowick im Westmünsterland hat Carsharing von Nachbarn offenbar funktioniert: Das „Bocholter Borkener Volksblatt“ berichtete im Sommer 2024 von einem Projekt, gefördert vom Leader-Netzwerk, bei dem von sieben Familien nach einem Jahr noch fünf dabei waren und ein Haushalt hinzukam. Der Landkreis Emsland unterstützt das Carsharing mit Elektroautos generell bereits seit zwei Jahren, in Kooperation mit dem Unternehmen „mobileeee“. Die Fahrzeuge sind im gesamten Kreisgebiet verteilt und festen Stationen zugeordnet, sodass Nutzer ihre Fahrten im Voraus planen und reservieren können. Zur Verfügung stehen mehr als 30 Elektro-Fahrzeuge an 30 Standorten im gesamten Landkreis, von Rhede bis Salzbergen. Die Kommune denkt bei ihrem klimafreundlichen Vorhaben nicht allein an Familien, sondern auch an kleinere Betriebe. Für die Unternehmen könne Carsharing eine sinnvolle Ergänzung zum eigenen Fuhrpark sein. Mitarbeitende könnten Dienstfahrten in der Nähe des Homeoffice starten und müssten nicht erst zum Firmensitz fahren. Noch kein riesiger Ansturm Bisher verzeichnet die Statistik im Emsland mit monatlich 350 Nutzern noch keinen riesigen Ansturm. Daher sieht der Landkreis seine Rolle darin, weitere Menschen zum Carsharing zu ermutigen, damit es wirtschaftlicher wird. Nach Angaben von Kreis-Pressesprecherin Anja Rohde sind im Schnitt etwa bis zu 50 Buchungen pro Monat erforderlich, damit ein Fahrzeug eigenwirtschaftlich betrieben werden kann. Elektro-Carsharing im ländlichen Raum wird auch andernorts öffentlich unterstützt: So sieht das baden-württembergische Verkehrsministerium darin einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende. Die Förderung richtet sich vor allem an bislang unerschlossene Gebiete. Diese Modelle können Vorbild für weitere Kommunen und Landesregierungen sein, mit einer Anschubfinanzierung unterstützend tätig zu werden.
- Unsere Hunde und Kynologen von besonderem Rang (II)
Bei den großen Kynologen, nach denen Zuchtverbände von deutschen Jagdhunderassen ihre renommierten Prüfungen benannt haben, geht es heute um weitere Namen, an die wir im zweiten Teil dieses Beitrages für natur+mensch erinnern Foto: ChatGPT Teil I dieses Beitrages lesen Nach dem Verein Deutsch Drahthaar ist der Deutsch-Kurzhaar-Verband im deutschen Vorsteher-Lager der mit den zweitmeisten Startern bei Zuchtauslese-Prüfungen. Mit einer eigenen Namensgebung beginnt der Verband aber bereits beim Derby, das ansonsten gemeinhin Verbandsjugendprüfung (VJP) heißt. Kurzhaar-Freunde erklären das gerne damit, dass die grundlegenden Erkenntnisse der Reinzucht von den Engländern übernommen worden sind. Deshalb habe man die Bezeichnung „Derby“ von der englischen Vollblutzucht bzw. vom Vollblut-Rennsport übernommen. Dort stiftete 1780 Edward Graf Derby das nach ihm benannte berühmte Zuchtrennen in Epsom. Der DK-Verband übernahm einfach die Bezeichnung, auch wenn es keinen direkten kynologischen Zusammenhang gibt. Die HZP heißt bei jhm Solms, nach Prinz Albrecht zu Solms-Braunsfels (1841-1901). Er formulierte Rassekennzeichen, Kriterien für die Beurteilung der Körperform und einfache Prüfungsregeln. Als wesentlicher Motor der kynologischen Bewegung besuchte er viele Hundeschauen und bereiste in diesem Zusammenhang auch Großbritannien. Die dabei gewonnene Erkenntnis „Durch Leistung zum Typ“ gilt noch heute. Auf die notwendige Empfehlung hin wurde Prinz Albrecht ein Jahr nach dessen Gründung Mitglied im Kennel Club England. Außerdem war er 1876 Mitgründer der Kynologischen Gesellschaft Wien und einige Jahre der Präsident des Deutschen Jagd-Clubs. Noch mehr als die „Solms“ haben DK-Liebhaber die nach Dr. Paul Kleemann benannte Zuchtausleseprüfung im Blick. Der Namensgeber selbst hat diese Prüfung entwickelt. Sie wird seit 1939 ausgerichtet. Von den Zulassungsvoraussetzungen her gilt die „Kleemann“ als weltweit schwerste und anspruchsvollste Hundeprüfung. Nur etwa die Hälfte der Teilnehmer erreichen den begehrten Titel „KS – Kurzhaarsieger“. Den gleichen Rang nimmt bei den Führern Großer Münsterländer (GM) das Kürzel „vW“ ein. Hunde, die das 1992 beschlossene Leistungszeichen vor ihrem Namen führen, waren auf der jährlich am zweiten Oktober-Wochenende ausgerichteten internationalen vorm Walde-HZP erfolgreich. Sie haben herausragende Leistungen unter besonderen Bedingungen gezeigt. Um den Großen Münsterländer verdient gemacht Benannt ist diese Zuchtauslese-Prüfung nach der Familie vorm Walde, die sich um die Großen Münsterländer sehr verdient gemacht hat. Die Brüder Karl und Johann vorm Walde aus Essen gehörten zu den Gründungsmitgliedern des Verbandes, waren Züchter und Förderer der Rasse. Die Familie vorm Walde stiftete auch den Wanderpokal für den Sieger, den sogenannten „Hüttemann“. Die Skulptur war ein Symbol für die Eisen verarbeitende Industrie des Ruhrgebietes. Sie ging 1960 nach fünfmaligem Gewinn in den endgültigen Besitz des Zwingers vom Westmünsterland. Das Besondere der Prüfung ist, dass neben der kompletten HZP als Zusatz das Fach „Stöbern ohne Ente" geprüft wird. Es ist eigentlich Bestandteil der Verbandsgebrauchsprüfung (VGP), die oft als Meisterprüfung bezeichnet wird. Die dabei erreichten Punkte werden zum HZP-Ergebnis addiert, wobei die Leistung im vW-Fach mindestens im guten Bereich liegen muss, um den begehrten Namenszusatz vW zu erhalten. Hintergrund ist der spezielle Wert, den der Verband bei der Zucht auf die Eignung zur Wasserarbeit legt, weil dabei der Durchhaltewillen und die Leistungsbereitschaft eines Jagdgebrauchshundes besonders sichtbar sind. Wie mancher andere Rassezuchtverband hat auch der Weimaraner Klub immer wieder um seine Eigenständigkeit kämpfen müssen. Bereits 1896 waren für die grauen Vorstehhunde Rassenkennzeichen formuliert worden. Trotz der Vereinsgründung ein Jahr später versuchte man, der Rasse die Eigenständigkeit zu nehmen und den Weimaraner zuchtbuchmäßig bei Deutsch Kurzhaar einzuordnen. Dass solche Bestrebungen erfolglos blieben, ist besonders ein Verdienst des „Weimaraner-Vaters“ Major a.D. Robert Herber (1867-1946). Als er mit Jahresbeginn 1922 den Vereinsvorsitz übernahm, gab es 21 registrierte Mitglieder. In den 25 Jahren zuvor waren gerade einmal 14 Weimaraner in das Gebrauchshund-Stammbuch eingetragen worden. Die Angst vor dem Aussterben der Rasse ging um. Hinzu kamen hundeverbandspolitische Bestrebungen, die vielen Rassen letztlich unter den drei Rassen Kurzhaar, Langhaar und Drahthaar zusammenzuführen. Das kulminierte in der Zeit des Nationalsozialismus, in der den Weimaranern die Rasse-Eigenständigkeit abgesprochen wurde und sie als graue Deutsch Kurzhaar betrachtet wurden. Major Herber gelang es aber, die Eigenständigkeit zumindest in Form einer „Fachschaft Weimaraner“ zu bewahren. Weimaraner vor dem Aussterben bewahrt Er führte konsequent ein eigenes Weimaraner-Stammbuch und später ein Zuchtbuch, indem ab 1935 auch die langhaarige Rassevariante geführt wird. Herber begründete eine aktive zentrale Zuchtorganisation, -steuerung und -dokumentation, betrieb eine engagierte Öffentlichkeitsarbeit und förderte das Zusammengehörigkeitsgefühl der Klubmitglieder durch einen intensiven Briefwechsel mit ihnen. Heute ist unstrittig, dass Major Herber in den 24 Jahren seines Wirkens den Weimaraner vor dem Aussterben bewahrt hat. Seit 1951, fünf Jahre nach seinem Tod, würdigt der Weimaraner Klub mit der Major-Herber-Gedächtnis-HZP. Erst seit zwei Jahren gibt es bei den Kleinen Münsterländern (KlM) die Lönssuche als internationale Bundesprüfung. Sie erinnert an Edmund Löns , der 1906 öffentlich aufgerufen hatte, ihm Reste der Hannoverschen Bracke anzuzeigen. Seine Brüder Edmund und Rudolf, von denen zumindest ersterer mindestens so viel Verdienste um die Rasse hat wie der bekannte „Heidedichter“, fanden auf den niedersächsischen Bauernhöfen jedoch einen vorstehenden Wachtelhund, den sie „Heidewachtel“ nannten. Unermüdlich suchten sie eine tragfähige Zuchtbasis zusammen. So kam es am 17. März 1912 in Osnabrück zur Gründung des „Vereins für Kleine Münsterländer (Heidewachtel)“. Ein Problem des Vereins war das Fehlen definierter Rassestandards. Deshalb veröffentliche der Mediziner Dr. med. et phil. Friedrich Jungklaus 1921 im Auftrag des Verbandes ein wissenschaftliches Werk über den Kleinen Münsterländer und dessen Rassemerkmale. In Grundzügen gilt dies noch heute. Der Verband vergibt zu Ehren dieser Leistung die Leistungszeichen JKI (Jungklaussuche International) für besondere Leistungen auf Internationalen Prüfungen des Weltverbandes KlM-I und JKN (Jungklaussuche Bundesprüfung) für besondere Leistungen auf Internationalen Bundesprüfungen (Lönssuchen) des Verbandes für Kleine Münsterländer e.V. Deutschlands. Nach großen Kynologen benannte Prüfungen gibt es aber nicht nur bei den Vollgebrauchshunden, sondern auch beim Deutsche Jagdterrier-Club mit der regelmäßig ausgerichteten „Dr. Lackner-Gedächtnisprüfung“. Diese Hauptprüfung erinnert an den ehemaligen Präsidenten Dr. Herbert Lackner, der kurz nach dem Ersten Weltkrieg zu jener Gruppe aktiver Jäger stieß, die sich vom Foxterrier-Club trennten, um eine ausschließlich an der jagdlichen Leistung orientiere Zucht aufzubauen. Es sollte ein schwarz-roter Jagdhund für die Arbeit unter der Erde sein. Ihnen half ein Zufall. Zoodirektor Lutz Heck/Hagenbeck schenkte einem der Aktiven vier schwarz-rote Terrier, die aus reingezüchteten Foxterrierstämmen stammen sollten. Mit diesen Hunden wurde die Zucht des Deutschen Jagdterriers begründet. Nachdem sich Lackner eingeschaltet hatte, erfolgten Einkreuzungen mit ganz alten, rauhaarigen Terriern aus England und einigen Welsh Terriern. Das Zuchtprojekt nahm stetig überzeugendere Formen an, sodass 1926 der Deutsche Jagdterrier-Club e. V. ins Leben gerufen werden konnte.
- Erdkabel: Landwirtschaft und Netzbetreiber finden zusammen
Seit längerem gibt es viel Ärger unter den Grundstückseigentümern, die von den Erdkabelprojekten der Netzbetreiber direkt betroffen sind. Amprion und gleich drei regionale Landwirtschaftsverbände haben nun eine Rahmenregelung Foto: Amprion GmbH / Frank Peterschröder Es war schon mehrfach ein Thema in unserem Blog , wie sehr insbesondere Landwirte in ihrer Nutzung von den großen Nord-Süd-Trassenplanungen für den Transport des Stroms aus überwiegend erneuerbaren Energien aus dem Norden in die Wirtschaftszentren im Westen und Süden betroffen sind. Insbesondere die Flächeneingriffe für die Erdkabel sind so gravierend, dass bereits das Bundesverwaltungsgericht darüber entschieden hat. Allerdings gegen die Eigentümer landwirtschaftlich genutzter Flächen im Bereich des Teutoburger Waldes an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die Klage gegen einen Planfeststellungsbeschluss für einen Abschnitt einer 380-kV-Höchstspannungsleitung, um mit Blick auf Belastungen eines benachbarten Wohngebietes die Freileitung durch ein Erdkabel zu ersetzen, wurde abgewiesen . Die Richter damals: Mögliche Unsicherheiten seien den Klägern zuzumuten. Schon in diesem Verfahren ist deutlich geworden, wie sehr durch die Eingriffe in Grund und Boden und damit auch in Eigentumsrechte unter betroffenen Landwirten Unmut entstanden ist. In dem konkreten Fall aus Sicht der Kläger hieße das: Nicht nur, dass der obere Boden ihrer Äcker breitflächig abgetragen wird und dadurch ein rund vier Kilometer langer und etwa 50 Meter breiter Graben entsteht. Auch nach Abschluss der Bauarbeiten erholen sich die Felder nicht, bemängelten die klagenden Landwirte und verwiesen auf eine Bodenverdichtung und eine zerstörte Wasserführung. Das haben die Richter anders bewertet: Nach Abschluss der Baumaßnahmen könnten die Flächen wieder bewirtschaftet werden; ausgeschlossen sei nur Vegetation, die tiefer als 1,10 m wurzelt. Unzweifelhaft sind auch die Auswirkungen auf die Jagd in diesen Revieren. Nun Rahmenvereinbarung von Amprion mit Landwirtschaftsverbänden Für künftige Fälle gibt es nun die gestern unterzeichnete Vereinbarung zwischen rund 40 Vertretern und Vertreter innen der Landwirtschaftsverbände aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen sowie des Netzbetreibers Amprion. Sie trafen sich gestern im Dreiländereck Bad Karlshafen zur feierlichen Unterschrift der übergeordneten Vereinbarung, die für die Verhandlung von Leitungsrechten Anwendung finden soll. „Die Eigentümer und Bewirtschafter von landwirtschaftlichen Flächen bilden eine der wichtigsten Interessengruppen für die Umsetzung unserer Erdkabelprojekte, da sie in der Bauausführung und im späteren Betrieb unmittelbar betroffen sind. Diese zukunftsgerichtete Vereinbarung erkennt einerseits die Interessen der Landwirtschaft an und trägt andererseits dem wichtigen Ziel einer bezahlbaren Energiewende Rechnung. Ich bin sehr dankbar für diese Partnerschaft.“, sagte Amprion CEO Dr. Christoph Müller bei der Veranstaltung in Bad Karlshafen. Stimmen aus den Landesverbänden der Bauern Bei der feierlichen Unterzeichnung der privatrechtlichen Vereinbarung hob Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, hervor: „Bei einem Großprojekt wie diesem gilt es, die Interessen von Grundstückseigentümern, Leitungsbetreibern, Stromanbietern und Endkunden überein zu bringen. Eine solche Regelung, wie sie heute geschlossen wird, ist ein Musterbeispiel für konsensuale Vorgehensweise und der Beweis dafür, dass auch bei derart großen Projekten gemeinsame Lösungen gefunden werden können. Wir sind zuversichtlich, heute den Grundstein für die weitere sehr gute Zusammenarbeit zu legen.“ Die Rahmenregelung würdige den erforderlichen Netzausbau zum Erreichen der deutschen Klimaneutralitätsziele gleichermaßen wie die Bedeutung und Rolle der Landwirtschaft sowie die schonende Inanspruchnahme der Böden. Besonderes Augenmerk sei dabei auf den Schutz der Böden sowie die Angemessenheit der Entschädigungen für die Inanspruchnahme der Grundstücke gelegt. Ein wesentlicher Inhalt ist ein gemeinschaftlich erarbeitetes Muster einer Projektrahmenregelung. Dabei sei es jedem Grundstückseigentümer selbst überlassen, von den Musterregelungen Gebrauch zu machen oder auch nicht. Dr. Holger Hennies stellt für „Landvolk Niedersachsen Landesbauernverband“ fest: „Niedersachsen ist vom Leitungsausbau mehr als alle anderen Bundesländer betroffen – allein 27 Landvolk-Kreisverbände sind es bei diesen fünf Amprion-Vorhaben.“ Mit dieser Regelung sei für die hiervon betroffenen Mitglieder ein akzeptabler Rahmen gefunden worden. Der Rheinische Landwirtschaftsverband weist durch Erich Gussen darauf hin, dass gerade dort, wo auf kleiner Fläche eine hohe Wertschöpfung erzielt wird, es entscheidend sei und dazu Bodenschutz und Rekultivierung verbindlich geregelt seien. Karsten Schmal vom Hessischen Bauernverband betont „eine tragfähige Lösung für die Landwirtschaft in Hessen.“ Quellen: WLV / Landvolk Niedersachsen / BVG
- Was Buchsbaum und Mais verbindet: Ein Zünsler greift an
Den Buchsbaumzünsler kennen und erleiden viele Gartenbesitzer. Im Maisanbau breitet sich eine verwandte Art auf den Feldern weiter von Süden nach Norden aus. Manchmal führt kein Weg an richtig dosierten Pflanzenschutzmitteln vorbei Foto: © entomart „Noch ein Zünsler: Nach der Maisernte müssen die Stoppeln weg“. Mit dieser Überschrift hat vor kurzem eine Tageszeitung im Norden auf ein weiteres Schädlingsproblem aufmerksam gemacht. Diese Meldung reiht sich in verschiedene Beiträge in unserem Blog ein. Über die Schadenswirkung der Glasflügelzikade und über den Japankäfer sowie die dadurch ausgelösten Schwierigkeiten in der Land-, Obst- und Gemüsewirtschaft haben wir bereits mehrfach berichtet. Inzwischen hat der Zünsler, den wir aus den Gärten mit seinem Vernichtungsfeldzug gegen die winterharten Buchsbaumsträucher in Hecken und grünen Kugeln kennen, einen sich ausbreitenden Verwandten, der Maisfelder in Mitleidenschaft zieht. Der Artverwandte hat sich mit seiner Schadenswirkung auf den Feldern unserer Bauern weiter ausgebreitet. Der Maiszünsler wandere von Süden nach Norden, sagte unlängst Ludger Lüders vom Fachbereich Pflanzenschutz der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein dem Pinneberger Tageblatt. In der Region, die in der Nachbarschaft Hamburgs liegt, seien inzwischen Larven auch entdeckt worden. Sie fressen sich bei Maispflanzen durch Stängel und Kolben. Das führt dazu, dass die Pflanzen reihenweise abknicken. Zudem könne es durch die Bohrlöcher auch noch zum Pilzbefall kommen. Dabei treten unter anderem Schimmelpilze auf, die durch ihre toxische Wirkung den Mais als Nahrungsmittel bzw. Futter unbrauchbar machen. Er lässt sich dann nur noch zur Biogasherstellung nutzen. Larven nicht in der Stoppel überwintern lassen Das Problem bilden die Larven. Sie kommen aus den Eiern, die der adulte Zünsler, ein Falter, im Mai/Juni in den Maispflanzen ablegt. Nach zehn Tagen schlüpfen die Larven. „Sie minieren den Stängel von oben nach unten“, sagte Lüders der Zeitung weiter. Er erklärt, dass die Schädlinge in der Pflanze Gänge anlegen, sich auch aus dem Stängel wieder rausbohren und an anderer Stelle erneut eindringen. Unten im Maisstängel angekommen, verpuppen die Schädlinge und überwintern im Stoppel nach der Ernte. Es sei denn, es werden Gegenmaßnahmen ergriffen: Die Bekämpfung setzt dann mechanisch durch eine konsequente Stoppelbearbeitung an. Die Überwinterungsmöglichkeit dort könnte somit dem Schädling genommen werden. Mit einem Schlägelmulcher sollten die Stoppel zerhäckselt und untergepflügt werden. So könne man verhindern, dass es wieder Larven gibt, die im Frühjahr schlüpfen. Auf Standorten, die eine saubere Pflugfurche ohne Stoppelreste nicht zulassen, lässt sich die direkte Bekämpfung mit Insektiziden oder Nützlingen bisher nicht vermeiden. Darauf weist die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zu diesem Thema hin. Im Süden hat die Verbreitung bereits in einem Ausmaß so zugenommen, dass der Maiszünsler dort flächendeckend zu größeren Schäden geführt hat. Übrigens nicht nur im Mais, sondern auch in Hopfenkulturen. Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, weist im Zusammenhang mit dem Befall landwirtschaftlicher Anbauflächen mit verschiedenen Schädlingen auf die zunehmenden Einschränkungen beim Pflanzenschutz hin. Sie verschärften nach seiner Einschätzung die ohnehin bestehenden Herausforderungen im Ackerbau. Der starke Schädlings- und Infektionsdruck in diesem Jahr insgesamt zeige deutlich, wie wichtig es sei, Pflanzen ausreichend schützen zu können, betont Rukwied. „Effektiver Pflanzenschutz ist eine zwingende Voraussetzung für sichere und gesunde Lebensmittel“, so der Bauernverbandspräsident weiter.
- Leistung soll sich wieder lohnen
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserinnen und Leser, Themen unseres Wochenrückblicks sind unter anderem die im Koalitionsausschuss vereinbarte Abschaffung des Bürgergeldes und die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zur Erstellung eines Nationalen Aktionsprogramms zum Schutz der Gewässer, um den Nitrateintrag aus der Landwirtschaft zu reduzieren. Ferner befassen wir uns mit der geplanten Reform des Waffenrechts, der Debatte um eine Neufassung des Landesjagdgesetzes in Niedersachsen sowie mit der aktuellen Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) mit Blick vor allem auf Nordrhein-Westfalen. Friedrich Merz und Lars Klingbeil haben mit ihrer Einigung im Koalitionsausschuss und der Abschaffung des Bürgergeldes ein großes Ärgernis aus dem Weg geräumt. Gewiss, der finanzielle Gewinn für die Staatskasse mag kleiner sein, als viele denken. Doch das ist nicht das alles Entscheidende. Noch wichtiger dürfte sein, dass mit diesem Beschluss dem allgemeinen Gerechtigkeitsgefühl in der breiten Bevölkerung endlich wieder angemessen Rechnung getragen wird. Für Menschen, die jeden Tag fleißig zur Arbeit gehen, sich um ihr berufliches Weiterkommen kümmern, war völlig unverständlich, dass andere schamlos abkassieren und sich auf ihre Kosten einen faulen Tag machen durften. Natürlich muss allen tatsächlich Notleidenden geholfen werden. Aber es gibt Grenzen, die beim Bürgergeld offenkundig überschritten wurden. Die Koalition sorgt hier nun für klare Verhältnisse. Natürlich kann es auch künftig einzelne Fälle von Missbrauch geben. Das ist bei einer derart komplexen Rechtsmaterie wie der Grundsicherung nie ganz auszuschließen. Doch die Botschaft an Bürger, Behörden und Justiz ist nun klar: Nur wer auf die Unterstützung der Gemeinschaft nachweislich angewiesen ist, bekommt sie auch. Das viel zitierte „Aussitzen“ ist in der Politik kein Erfolgsrezept mehr – wenn es denn überhaupt jemals eines war. Mal ist es die Stimmung in der Wählerschaft, mal der Druck von Verbänden und gut organisierten Interessengruppen, die Politiker zum Handeln zwingen. Oder es sind Richter, die zu lange unerledigte Hausaufgaben auf die Tagesordnung setzen. Jüngstes Beispiel hierfür ist das Bundesverwaltungsgericht, das das Landwirtschaftsministerium zur umgehenden Erstellung eines Nationalen Aktionsprogramms zum Schutz der Gewässer vor Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen verpflichtet. Bereits seit 2017 war der Bund gesetzlich aufgefordert, ein solches Programm zu erstellen und in die jeweils geltende Düngeverordnung einzubeziehen. Doch das ist nie geschehen. Gespräch mit allen Beteiligten suchen Die jetzige Koalition muss nun nachholen, was die Vorgängerregierungen versäumt haben. Gefragt sind jedoch keine Hauruck-Lösungen, um den Nitrateintrag aus der Landwirtschaft zu reduzieren. Oder wie der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Hubertus Beringmeier, als Resonanz auf das Urteil erklärt: „ Wir brauchen Verordnungen, die wissenschaftlich korrekt, gleichzeitig praxisorientiert sind und zukünftig das Verursacherprinzip verankern.“ Für Beringmeier ist wichtig, dass künftig alle relevanten Verursacher in das Aktionsprogramm einbezogen werden, nicht nur die Landwirtschaft. Auf den neuen Agrarminister Alois Rainer dürfte hier eine Menge Arbeit zukommen. Aber es gibt keine vernünftige Alternative, um das politisch viel zu lange verdrängte Problem im Interesse der Verbraucher und des ländlichen Raums endlich zu lösen. Es besteht fraglos auf vielen Politikfeldern für die Bundesregierung großer Handlungsbedarf. Ein Thema, das vor allem die Jäger unter uns besonders interessiert, ist die anstehende Reform des Waffenrechts. Dieses wird derzeit evaluiert. Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat hierzu jetzt fünf zentrale Forderungen an das zuständige Bundesinnenministerium übermittelt . Bereits im Vorfeld hatte sich der DJV eng mit dem Deutschen Schützenbund (DSB) und dem Bundesverband zivile Legalwaffen (BZL) abgestimmt. Worum geht es dabei konkret? Der DJV fordert beispielsweise in seiner Stellungnahme die Wahrung der Verhältnismäßigkeit, damit bei geringfügigen, insbesondere nicht sicherheitsrelevanten Verstößen nicht gleichsam automatisch die waffenrechtliche Zuverlässigkeit verloren geht. Denn eine zunehmend restriktivere Praxis lasse kaum noch Raum für angemessene moderate Reaktionen. Auch lehnt der Jagdverband eine drohende Begrenzung der Anzahl an Langwaffen ab, da eine solche Vorschrift keinen Gewinn für die innere Sicherheit bringen würde. Des weiteren geht es um die Legalisierung integrierter Nachtzielgeräte sowie um die Forderung nach klaren Regelungen für Waffenschränke mit Schlüsseln. Ferner werden Ausnahmen für Jäger bei den im vergangenen Jahr beschlossenen Ausweitungen von Messerverboten verlangt. Zum Spendenformular Man darf gespannt sein, wie sich die Koalition zu alldem verhält. Selbstverständlich sind auch Jäger wie alle anderen Bürger daran interessiert, dass der Staat die Bevölkerung gut und effektiv vor Gewalttaten schützen kann. Aber mit praxisfernen Gesetzen und Vorschriften ist niemandem geholfen . Deshalb wären die Politiker aus der schwarz-roten Bundesregierung gut beraten, die Argumente aus der Jägerschaft sehr ernst zu nehmen. Streit um Landesjagdgesetz Um gesetzliche Änderungen geht es aktuell auch in Niedersachsen. Dort bereitet die rot-grüne Landesregierung, wie in unserem Blog bereits berichtet , eine Reform des Landesjagdgesetzes vor. Das Kabinett in Hannover hat die Pläne, auf die Jäger und Naturschützer seit langem warten, jetzt beschlossen und den Verbänden zur Stellungnahme zugeleitet. Diese haben nun sechs Wochen Zeit, sich zu äußern. Mitte 2026 soll der Landtag das Gesetz dann endgültig beschließen. Die Landesjägerschaft hält davon gar nichts. „ Das Landesjagdgesetz ist bereits 2022 geändert worden und noch immer modern“, meint Präsident Helmut Dammann-Tamke. Ein großer Streitpunkt ist die gängige Praxis, Jagdhunde an lebenden Tieren auszubilden. Nach den Vorstellungen der zuständigen grünen Landwirtschaftsministerin, Miriam Staudte, soll der Einsatz von Hunden in Fuchs- oder Dachsbauten letztlich weitgehend untersagt werden, während das Training am Schwarzwaldgatter und mit Enten erlaubt bleibt. Überprüft werden soll dagegen der Einsatz lebender Füchse in sogenannten Schliefenanlagen. Anfang des Jahres hatten in Hannover 20.000 Jägerinnen und Jäger gegen die geplante Novelle des niedersächsischen Landesjagdgesetzes demonstriert. Die Vorbehalte gegen die Reformpläne und die Ministerin waren und sind groß . „Die Vertrauensbasis ist angeschlagen“ , so Dammann-Tamke. Er befürchtet, dass die Landesregierung die Jagdhundeausbildung möglicherweise nach einem Inkrafttreten der Reform noch einmal ändern könnte. Auch in der CDU werden Befürchtungen laut, dass es außerhalb der Gesetzesreform später noch zu einer Umstellung kommen könnte. Der CDU-Agrarpolitiker Marco Mohrmann spricht in diesem Zusammenhang von einem Taschenspielertrick. Auch Dammann-Tamke warnt ausdrücklich vor möglichen Änderungen durch die Hintertür. Afrikanische Schweinepest bleibt große Herausforderung Auch das Thema Afrikanische Schweinepest (ASP) ist für Behörden und Revierinhaber eine große Herausforderung, zumal sich die Wildschweinpopulation durch die starke Eichel- und Bucheckernmast wohl überdurchschnittlich stark entwickeln wird. Entsprechend steigt der Jagddruck momentan besonders in Nordrhein-Westfalen , wo die Seuche vor rund vier Monaten erstmals bei Wildschweinen aufgetreten war . Den aktuellen Stand hat jetzt Daniel Eschmann, Veredlungsreferent beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband, für das Wochenblatt zusammengefasst. Ihm zufolge gab es seit Mitte Juni in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein über 167 positive Fälle. Mehr als 11.800 Wildschweine wurden von den Behörden auf ASP getestet. Um das Kerngebiet wurde ein über 114 Kilometer langer Zaun errichtet. Nachdem in der Ortschaft Heinsberg drei weitere ASP-positive Wildschweine außerhalb der Zäune tot aufgefunden worden waren, sind die Zäune im Kreis Olpe noch um 25 Kilometer erweitert worden. Allein dies zeigt schon die Brisanz des Problems für die betroffenen Schweinehalter, aber auch für die Jägerschaft. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und eine gute, für Sie positive Woche. Mit den besten Grüßen Ihr Jürgen Wermser Redaktionsleitung/Koordination
- Wälder im Osten: Mit einem blauen Auge davongekommen
In diesem Jahr sind die Waldbesitzer im Osten mit einem blauen Auge davongekommen. Der Regen hat dafür gesorgt, dass es weniger Brände gab Foto: Christopher Muschitz / pixelio.de Eigentlich hatten Waldbauern, private Forstbesitzer und auch die staatliche Forstverwaltung wieder mit Schlimmeren gerechnet. Langanhaltende Trockenheit, viel Sonne und auch das sorglose Verhalten vieler „Großstädter“ hatten in fast allen Jahren dafür gesorgt, dass gerade in Brandenburg, Sachsen und dem südlichen Mecklenburg-Vorpommern viele Feuer ausbrachen. So rückte zum Beispiel in den Jahren 2019 und 2023 das Feuer in Brandenburgs Wäldern – eine der größten zusammenhängenden Forstregionen Deutschlands – sogar bis in den Westen der Großstadt Berlin heran. Und mischte sich dort mit Weltkriegsmunition, die auch 90 Jahre nach Kriegsende noch eine Gefahr ausmacht und als explosive Nachlassenschaft der Roten Armee und der Volksarmee eine extreme Gefahr bedeutet. Weniger Einsätze in diesem Jahr Doch so weit kam es trotz vereinzelnder Trockenheit in den ersten Monaten des Jahres in Brandenburg in diesem Jahr nicht. „Die Waldbrandsaison, die von März bis Ende September angegeben wird, ist bei uns durchschnittlich verlaufen“, erklärte der Waldschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. In Brandenburg gilt die Waldbrandgefährdung allgemein wegen ausgedehnter Kiefernwälder, geringem Niederschlag und leichter Sandböden bundesweit als besonders hoch. Die vorläufige Bilanz des Experten des Landesbetriebs Forst für dieses Jahr: Seine Behörde habe bisher fast 300 Waldbrände in Brandenburg lodern sehen, etwas weniger waren es in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Der Hauptgrund: Gerade ab Juni habe es deutschlandweit einige ergiebige „Regenfronten“ gegeben, die das Waldbrandrisiko auch im Osten Deutschlands etwas gemindert hätten. Noch einmal Raimund Engel: „Dank des wechselhaften Wetters im zweiten Halbjahr sind wir überhaupt so gut weggekommen.“ Ehemaliger Truppenübungsplatz wieder betroffen Wie bereits in den Vorjahren loderte auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog im Kreis Teltow-Fläming der größte Waldbrand des Landes – nach Engels Angaben auf rund 140 Hektar. Zum Vergleich: Im Juni 2023 loderten zwei Wochen lang Flammen bei Jüterbog. Betroffen war eine Fläche von 700 Hektar – das sind immerhin 950 Fußballfelder. Vor allem die Saison 2022 war mit 521 Waldbränden und einer geschädigten Waldfläche von fast 1.430 Hektar ein extremes Jahr. „Das war eine andere Dimension“, erklärte Engel. Borkenkäfer auf dem Rückzug? Unklar ist, ob der ausreichende Regen auch die Population der Borkenkäfer in den Wäldern des Ostens zurückgehen lässt. Die Schadholzmengen aus 2023 und 2024 zeigten nach Expertenbeobachtungen in den Wäldern Sachsen, Sachsen-Anhalts und Thüringens zwar eine enorme Borkenkäferpopulation an, die 2024 immer noch genügend Brutraum vorfindet. Positiv dagegen: Die aktuell gute Wasserversorgung der Waldböden scheint die Abwehrkräfte wenigstens der Fichte aber zu stärken. Allerdings stellte der Vegetationsstart in den beiden vergangenen Monaten eine enorme „Wasserpumpe“ dar, das Bodenwasser wurde für den Blatt- und Nadelaustrieb benötigt. Dennoch verzeichnen die Landesforstanstalten aber einen weiteren Rückgang der Schadholzmenge. Bereits 2024 lagen die offiziell registrierten Festmeter aber deutlich unter dem Wert des Vorjahres, teilte die Landesforstanstalt mit Sitz in Erfurt gerade mit. Zufall? Oder doch ein Zeichen, dass das Schlimmste überstanden ist? Borkenkäfer sind weltweit verbreitet und kommen an vielen verschiedenen Baumarten vor. Die meisten Arten besiedeln vor allem Bäume, die bereits geschädigt oder abgestorben sind. Arten, die auch gesunde Bäume befallen und die sich unter günstigen Bedingungen massenhaft vermehren, können Wälder flächig zum Totalschaden bringen.
- Machen weitere Landkreise Straßen dicht?
Den klassischen Ausweichrouten beim Stau auf der Autobahn geht´s mehr und mehr an den Kragen. Die bayerischen Landkreise Rosenheim und Berchtesgadener Land sperren Ausweichstrecken, um Menschen im Dorf vor Lärm und Abgas zu schützen. Foto: ChatGPT Deutschland ist ein Stauland. Im Jahr 2024 – so weisen Statistiken es aus – erreichten stoppende und kriechende Autokolonnen auf deutschen Autobahnen eine Gesamtlänge von 859.000 Kilometern. Diese Staulänge entspricht in etwa der Hin- und Rückreise zum Mond. Kein Wunder, dass Lkw- und Pkw-Fahrer abseits der vielbefahrenen und überlasteten Hauptstrecken nach schnelleren Routen Ausschau halten. Moderne Navigationsgeräte und Apps, die jeden Feld- und Wirtschaftsweg in ihre Berechnungen einbeziehen, helfen dabei. Mit fatalen Folgen. In manchen Regionen Deutschlands geht vor allem in den Hauptreisezeiten sowohl auf der Autobahn als auch abseits der Fernstraßen nichts mehr. Dann quält sich der Verkehr über Kreis- und Gemeindestraßen, zwängt sich durch enge Ortsdurchfahrten und hindert manchen Dorfbewohner daran, überhaupt noch das Grundstück verlassen zu können. Müllfahrzeuge stecken fest. Rettungswagen und Feuerwehr wissen im Notfall kaum noch, wie sie durchkommen sollen. Der Verkehrsinfarkt auf der Autobahn trifft mit voller Wucht auch die Landkreise. Österreich Vorreiter bei Autobahn-Abfahrtssperren Im österreichischen Tirol hat man schon vor geraumer Zeit gegengesteuert. Seit 2019 gelten an den Sommerwochenenden Abfahrtssperren auf der Inntalautobahn (A12). Die dortige Landesregierung spricht von einer „Notwehrmaßnahme“, um die Menschen vor dem Transitverkehr zu schützen. Gleiches wird an der Tauernautobahn (A10) im Land Salzburg praktiziert. Und diese Beispiele haben in Bayern, wo schon Seen und Berge für eine natürliche Enge sorgen, Schule gemacht. Die zeitlich verhängten Abfahrts- und Durchfahrtsverbote im Berchtesgadener Land und im Raum Rosenheim haben in diesem Sommer zum ersten Mal für den gesamten Durchreiseverkehr gegolten. Die Sperrauflagen wurden von der Polizei mit Stichproben kontrolliert, zighundert Autofahrer, die dem Stau ausweichen wollten, mussten nach Angaben der Landratsämter zurück auf die Autobahn. Nur Reisende, die ein Ziel in der Region nachweisen konnten, durften ihren Weg fortsetzen. Das veranlasste ein Motormagazin sogar dazu, zur Trickserei aufzurufen. In einer Tabelle wurden Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Hotels entlang der Stau-Strecken aufgeführt. Bei einer Kontrolle sollte man einfach ein solches Ziel nennen, um einem Bußgeld zu entgehen. Rechtlich abgesichert Die temporären Abfahrts- und Durchfahrtsverbote stehen rechtlich auf sicheren Füßen. Der Bund hat im Grundsatz Verständnis dafür, dass man vor Ort alles tut, um die Bürger zu entlasten. Gemeinden können also durchaus zu solchen Schutzmaßnahmen greifen. Eine Nachricht, die in vielen Rathäusern aufmerksam zur Kenntnis genommen wurde. Die Abfahrtsverbote gelten in den beiden bayerischen Landkreisen jeweils von freitags bis sonntags sowie an Feiertagen. Die Entscheidung über die Aktivierung der Verbote trifft die Verkehrspolizei kurzfristig in Abstimmung mit der Autobahn GmbH und dem Landkreis. Betroffene Straßen werden beschildert mit dem Verkehrszeichen 250 (Verbot für Fahrzeuge aller Art) und einem Zusatzzeichen mit dem Inhalt „für Ausweichverkehr bei Stau auf der Autobahn“. Was in Tirol und Salzburg saisonale Praxis ist, erlebte in Deutschland eine Premiere. Und es ist durchaus denkbar, dass auch in anderen Bundesländern nach bayerischem Vorbild dieser Weg beschritten wird, um den Verkehr in den ländlichen Regionen bei einer drohenden Überlastung zu steuern und den Bewohnern ruhige Wochenenden zu garantieren. Der ADAC beobachtet die Entwicklung ganz genau. Der Automobilclub hat durchaus Verständnis für die Maßnahmen, sieht in ihnen aber gerade in der Alpenregion keine dauerhafte Lösung. Der ADAC Südbayern fordert länderübergreifende Lösungen. Dazu gehört aus seiner Sicht zum Beispiel der überfällige Ausbau der A8 zwischen Rosenheim und der Grenze bei Piding/Walserberg. Die Durchfahrtsverbote zeigen in Bayern gleichwohl Wirkung. Laut Magazin „Auto, Motor, Sport“ berichten Polizei, Gemeinden und Bürger nach den ersten Wochen von „spürbaren Verbesserungen“. Für manch einen staugeplagten Ort zwischen Hamburg und Konstanz könnte dies ein Signal sein.
- Unsere Hunde und Kynologen von besonderem Rang (I)
Kynologie ist die Lehre vom Hund. Es geht in diesem Beitrag in zwei Teilen um die bekanntesten Kynologen, also Fachleute, die in der Verhaltensforschung, der Zucht und Ausbildung unserer Jagdhunde eine besondere Bedeutung erlangt haben Namen wie Solms, Dr. Kleemann oder Major Herber sind weit über das Lager der Jagdhund-Freunde hinaus bekannt. Aber bei weitem nicht alle wissen, warum nach ihnen große Jagdhunde-Prüfungen benannt sind und was das Besondere dieser oft international ausgeschriebenen Zuchtauslese-Prüfungen ist. So blicken wir in diesem und dem nächsten Teil (in einer Woche in diesem Blog) auf Namensgeber und bekannte Herkünfte. Die großen Verbandsschweißprüfungen in Deutschland sind oft nach ihrer Austragungsregion benannt. Da gibt es die Elm, die Pfälzer Wald, die Hoherodskopf und die Bergisches Land, womit vier der bekanntesten, alten klassischen Verbandsschweißprüfungen in Deutschland genannt sind. Wer dieses Feld betritt, landet unvermeidbar und fast immer als erstes bei „Hegewald“, mit bürgerlichem Namen Sigmund Freiherr von Zedlitz und Neukirch (1838-1903). Die nach ihm benannte Zuchtauslese-Prüfung ist mit bis zu rund 250 Teilnehmern sicher die größte dieser Art. Sie kombiniert eine Herbstzuchtprüfung nach den Vorgaben der Jagdgebrauchshundverbandes (JGHV) mit der Arbeit auf der Hasenspur und der Bewertung des Haar- und Formwertes der Hunde. Kritiker fragen gelegentlich, ob bei der Suche nach der Elite eines Jahrgangs nicht stärker auf Qualität als auf Quantität geachtet werden müsse. Allerdings haben alle Hegewald-Starter klar definierte Vorleistungen erbracht. Als einer der ersten Befürworter von Leistungsprüfungen schuf Hegewald das Deutsche Gebrauchshundstammbuch (DGStB). In das noch heute vom JGHV geführte Kompendium werden alle die von einem Jagdhund erbrachten Prüfungsleistungen eingetragen. Mit Carl Rehfus, unter Jägern besser bekannt als „Oberländer“, gehörte der Jagdschriftsteller zu den Initiatoren des kurz zuvor gegründeten „Vereins für Prüfung von Gebrauchshunden zur Jagd“. Dem Leistungsgedanken verpflichtet Hegewald war kein Verfechter der in anderen Rassen bereits betriebenen Reinzucht. Dem Leistungsgedanken verpflichtet, forderte er vielmehr „einen passenden Gebrauchshund resp. Försterhund zu züchten, der diesen Ehrenmännern zum vielseitigen Nutzen, zum täglichen Schutz und zur immerwährenden Freude gereiche, und solange ich lebe, wird meine Feder nicht rasten, bis dieses erhabene Ziel erreicht ist.“ Schon diese Formulierung macht deutlich, dass er in erster Linie ein Theoretiker war, der seine Ideen vor allem mit der Feder zu propagieren und durchzusetzen versuchte. Realisiert haben sie schließlich andere, indem sie um 1900 begannen, aus rauhaarigen Rassen wie Pudelpointer, Korthals-Griffon und Deutsch Stichelhaar – unter Einkreuzung von Deutsch Kurzhaar zur Verbesserung der Vorstehqualitäten – einen Vollgebrauchshund zu züchten. Am 11. Mai 1902 wurde der „Verein Drahthaar“ im Schützenhaus zu Sangerhausen gegründet und zwei Jahre später in „Verein Deutsch-Drahthaar” umbenannt. Er sieht in Hegewald den geistigen Vater für die Grundlagenzucht seiner vierbeinigen Jagdhelfer. Revolutionäre Idee vom Pudelpointer Hegewald war nicht nur bedeutsam für den Deutsch Drahthaar. Weil ihm die Basis der damals noch vorhandenen rauhaarigen Vorstehhunde für den Aufbau einer neuen Gebrauchshundrasse nicht ausreichend erschien, rief er 1881 zur Zucht einer völlig neuen Gebrauchshund-Rasse auf, des Pudelpointers. Die Überlegung, die beiden unterschiedlichen Ursprungsrassen, die des englischen Pointers und die des großen kraushaarigen Pudels, zusammenzuführen, war revolutionär und fand bei weitem nicht uneingeschränkten Beifall. Sie rief vielmehr heftigen Protest hervor. Viele konnten sich nicht vorstellen, was bei solchen Bemühungen herauskommen sollte. Allen Diskussionen und Widerständen zum Trotz wurde am 17. Juli 1897 der Verein Pudelpointer gegründet. Zwei Jahre später übernahm der erst 37-jährige Edgar Heyne den Vorsitz, der sein Können bereits als Hundeführer und Züchter belegt hatte. Das war ein Glücksfall von historischer Bedeutung für den noch jungen Verein. Heyne blieb 50 Jahre an dessen Spitze. Manche bezweifeln, dass es die Rasse Pudelpointer ohne sein Engagement und Festhalten an der Reinzucht heute noch gäbe. Erfolgreich überstand sie so auch die Zeit des Nationalsozialismus, in der es Bestrebungen gab, den Pudelpointer in einer allgemeinen Deutsch-Rauhhaarrasse aufgehen zu lassen. Als der Verein seine 25. Verbandsgebrauchsprüfung (VGP) zusammen mit Heynes 80. Geburtstag am 10. und 11. Oktober 1942 in Bensheim an der Bergstraße feierte, wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt und gleichzeitig JGHV-Ehrenmitglied. Das war jedoch nicht der Schlusspunkt seines Wirkens. Erst als er den Verein nach dem Zweiten Weltkrieg neu belebt hatte, legte er dessen Leitung 1948 nieder. Drei Jahre später und ein Jahr vor seinem Tod beschloss der Verein, künftig jährlich eine Herbstzuchtprüfung nach ihm zu benennen. Deutsch Langhaar für Wald und Wasser Seine innere Ruhe und seine bedächtige Arbeitsweise haben dem Deutsch Langhaar in Zeiten der großen Niederwildjagden den Spitznamen „Deutsch-Langsam“ eingebracht. Was nicht besonders freundlich gemeint war. Und wer einen sehr flotten, fast fliegenden weiten Suchenstil mit viel Eleganz bevorzugt, ist bei einer anderen Rasse sicher besser aufgehoben. Gerade aber heute, wo Hase, Rebhuhn und Fasan nur noch regional in gut bejagbaren Besätzen vorkommen, schätzt mancher Waidmann einen vierläufigen Gefährten, der zwar ein Vollgebrauchshund ist, dessen besondere Stärken aber in Wald und Wasser liegen. Seit 1879 wird der Deutsch Langhaar rasserein gezüchtet. Während einer Ausstellung des Vereins zur Veredelung der Hunderassen in Hannover wurden damals die Rassekennzeichen und damit der Standard festgelegt. Die Zucht baute sich in der Folge auf fünf verschiedenen Zuchtstämmen auf, die die Namen der angekörten Deckrüden trugen, die bereits damals dem Rassestandard entsprachen. Gegründet wurde der Deutsch-Langhaar-Verband (DLV) allerdings erst 1926. Doch schon 33 Jahre vorher gründete Freiherr von Schorlemer-Alst den „Club Langhaar“ mit Sitz in Münster/Westfalen. Es war der erste vereinsmäßige Zusammenschluss für diese Rasse. Zur Erinnerung daran heißt die Auslesezuchtprüfung des Vereins heute Schorlemer-HZP. Zu den Startvoraussetzungen gehören der Härte- und Lautnachweis und die Zuchttauglichkeit. Weil Schorlemer-Alsts Club seine Aktivitäten im Wesentlichen auf Westfalen und das Rheinland konzentrierte, wurde 1897 als Zusammenschluss der Züchter des übrigen Deutschlands der Verein-Deutsch-Langhaar in Berlin ins Leben gerufen. Der DLV führte dann 1926 die gesamte Zucht dieser Rasse unter seinem Dach zusammen.
- Schluss mit dem Etikettenschwindel bei Wurst, die keine ist?
Das Europaparlament stimmt am Dienstag darüber ab, ob Fleischalternativ-Produkte künftig nicht mehr „Wurst“, „Schnitzel“ oder „Burger“ im Namen führen dürfen. Schluss mit Fleisch-Anleihen bei Veggie-Produktnamen? Foto: ChatGPT Auf den ersten Blick geht es bei der Entscheidung am Dienstag im Europaparlament darum, ob ein Bezeichnungsverbot erlassen wird. Fleischersatz-Produkte sollen nicht mehr „Wurst“, „Schnitzel“ und „Burger“ im Namen führen dürfen. Das Veggie-Schnitzel, die Tofu-Wurst, Chicken-Nuggets aus Soja sollen nicht mehr so heißen. Dafür machen sich die Christdemokraten im Europaparlament stark und bekommen es dafür mit den Fraktionen zu tun, bei denen viele Vegetarier aus ideologischen Gründen und mit Sendungsbewusstsein sitzen. Im Kühlbereich im Supermarkt stellt man schnell fest, dass durchaus kommerzielle Interessen tangiert sind. Fleischersatz boomt, die Regale sind voll. Und alle diese Produkte machen im Namen und nicht selten in der Optik der Verpackung Anleihen bei den tierischen Artikeln. Schon klar, wenn tatsächlich das Bezeichnungsverbot erlassen würde, haben die Hersteller der Fleischlos-Produkte ein Problem. Sie bräuchten neue Verpackungen, sie müssten Produktbeschreibungen, Werbung und Internetseiten neu gestalten. Vor allem müssten sie ins Marketing investieren und Namen für die Fleischalternativen erfinden lassen. Auch das Sellerieschnitzel muss künftig vielleicht anders heißen, zumindest auf dem Papier. Das wird teuer. Fleischprodukte nach guten Handwerksregeln entwickelt Ein Benennungsverbot ist im Interesse der Bauern und der Metzger. Sie haben mit viel Mühe und getreu den Regeln des guten Handwerks den Burger, die Wurst und das Schnitzel zu einem Lebensmittel gemacht, das eine hohe Akzeptanz quer durch alle Bevölkerungsschichten hat. Die Fleischersatzindustrie hat sich dreist beim guten Namen der Fleischprodukte bedient. Es geht darum, den Etikettenschwindel zu stoppen und für Ehrlichkeit im Supermarkt zu sorgen. Während die Bratwurst, das Schnitzel und der Burger natürlichen Ursprungs sind, der sich zurückverfolgen lässt zum Schwein im Stall und dem Rind auf der Weide, sind Veggie-Burger und Co. hochindustriellen Ursprungs. Natürlich geht es noch um etwas anderes, wenn sich die Parlamentarier in Straßburg über die Bezeichnung von Lebensmitteln streiten. Da verteidigen einige Politiker kulinarische Traditionen. Viele Menschen wehren sich dagegen, dass der Verzehr von Fleisch als politisch rückständig gebrandmarkt wird. Sie sind es satt, sich von der Vegetarierfraktion Vorschriften machen zu lassen, was politisch Aufgeweckte auf dem Teller haben sollten. Es ist ein weiteres Kapitel des Kulturkampfes, den die Europaabgeordneten ausfechten. Ein Kulturkampf mit ungewohntem Vorzeichen: Sonst waren es die Woken, die Sprechverbote erteilen wollten, etwa, dass „Schwarze“ nicht mehr „Schwarze“ sind, sondern „people of colour“. Diesmal sind es die Konservativen, die verbale Tabus errichten wollen. Eben galt es bei ganz Progressiven noch als kulturelle Aneignung, wenn die Kinder Karneval als Indianerhäuptling gehen wollten. Jetzt sind es Kräfte rechts von Linken, Grünen und Sozialisten, die ein Stoppschild errichten wollen, weil Wurst, Schnitzel und Burger zu Lehnwörtern für politisch korrekte Ernährung gemacht wurden. Zuletzt: Dass diese Benennungen überhaupt ausgeborgt wurden, das dürfen Landwirte und Metzger durchaus als Kompliment verstehen. Offensichtlich stehen Fleischprodukte wie Wurst, Burger oder Döner für ein angenehmes kulinarisches Erlebnis. Selbst in den Köpfen von Menschen, die dem Fleischkonsum nicht mehr frönen, löst wohl allein der Begriff Schnitzel Assoziationen aus, die die Kaufschwelle senken.
- Noch fehlt der Koalition ein Gesamtkonzept – Die Jagd als europäischer Wirtschaftsfaktor
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik Liebe Leserinnen und Leser, in unserem Wochenkommentar befassen wir uns mit der jüngsten Kabinettsklausur und dem dort versprochenen umfassenden Bürokratieabbau. Wir gehen auf die schlechten Umfragewerte der schwarz-roten Koalition ein und beleuchten die großen politischen Herausforderungen insbesondere für den ländlichen Raum am Beispiel des Mangels an Hausärzten. Weiteres Thema sind die geplanten Änderungen am Waffenrecht sowie die wirtschaftliche Bedeutung von Jagd und Schießsport, die in Europa über eine Million Arbeitsplätze sichern. Bundeskanzler Friedrich Merz hat den Bürgern einen „Herbst der Reformen“ versprochen. Bei der jüngsten Kabinettsklausur in der Villa Borsig wollte die von ihm geführte schwarz-rote Koalition die politischen Weichen entsprechend stellen. Und in der Tat: Es gibt Veränderungen durch das Treffen, wenngleich bislang vor allem atmosphärisch und deklaratorisch. Beides ist sicherlich wichtig. Denn die Vorgängerregierung von SPD, Grünen und FDP war nicht zuletzt an mangelndem gegenseitigem Vertrauen und Respekt zerbrochen. Doch Worte allein genügen nicht. Dies gilt auch für den vom neuen Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung, Karsten Wildberger, geplanten Bürokratieabbau. So wichtig und notwendig dies auch ist: Weniger Verwaltung und schnellere Verfahren haben auch praktisch alle Vorgängerregierungen zu Beginn ihrer Amtszeit versprochen. Am Ende kam wenig heraus. Was zählt, sind allein handfeste Verbesserungen für Bürger und Unternehmen. Hier muss die Koalition schnell liefern, wenn der „Herbst der Reformen“ nicht nur ein Schlagwort bleiben soll. Gleiches gilt für viele andere große Herausforderungen wie die Ankurbelung der Wirtschaft und die Stabilisierung der Sozialsysteme – von den Bereichen Pflege, Krankenkassen, Rente bis hin zum misslungenen Bürgergeld. Zu all diesen Punkten gibt es viele Einzeläußerungen aus der Koalition, jedoch noch kein erkennbares Gesamtkonzept. Hoher Erfolgsdruck Gewiss, solch große Vorhaben müssen sorgfältig vorbereitet und konzipiert werden. Hektik wäre fehl am Platz, aber etwas mehr als die bisherigen bloßen Ankündigungen wäre schon hilfreich, um in der Bevölkerung mehr Vertrauen und Optimismus zu erzeugen. Die Betroffenen wollen schon wissen, wo die Reise in etwa hingehen wird. Hier ist die Koalition eindeutig unter hohem Erwartungs- und Erfolgsdruck, wie jüngst auch die Stichwahlen um Kommunalspitzenposten in Nordrhein-Westfalen demonstriert haben. CDU und SPD zeigen sich in NRW zwar vor allem über das schlechte Abschneiden der AfD erleichtert, gleichwohl bleibt die in Teilen rechtsextreme Partei ein zunehmend starker Faktor im bevölkerungsreichsten Bundesland. Dass die SPD zudem in der als sozialdemokratische „Herzkammer“ bezeichneten Ruhrgebietsstadt Dortmund verloren hat, macht ebenfalls deutlich, wie unzufrieden viele Menschen mit der aktuellen politischen Situation sind. Auch das aktuelle ZDF-Politbarometer und der zeitgleich veröffentlichte ARD-Deutschlandtrend spiegeln diese Stimmung wider. Danach hätte die schwarz-rote Koalition keine parlamentarische Mehrheit mehr, wenn an diesem Sonntag tatsächlich Bundestagswahl wäre. CDU/CSU würden sich laut ZDF-Politbarometer zwar um einen Punkt auf 27 Prozent verbessern, doch die SPD bliebe mit 15 Prozent unverändert. Die AfD käme auf 25 Prozent (minus eins), die Grünen konnten mit elf Prozent (plus eins) rechnen und die Linken unverändert mit elf und die FDP mit drei Prozent. Die Zahlen vom ARD-Deutschlandtrend sehen aus Sicht der Koalition noch ungünstiger aus. Danach kann die AfD mit 26 Prozent sogar um einen Punkt zulegen. Die weiteren Werte: Union ebenfalls 26 Prozent (minus eins), SPD unverändert 14, Grüne zwölf (plus eins), Linke und FDP unverändert bei zehn beziehungsweise drei Prozent. Natürlich darf man solche Zahlen nicht überbewerten, zumal aktuell keine Wahlen bevorstehen. Doch klar ist: Begeisterung für diese Regierung sieht anders aus. Sorge um ärztliche Versorgung auf dem Land Die Liste der drängenden Aufgaben ist lang, nicht zuletzt im ländlichen Raum, dem in unserem Blog traditionell das Hauptaugenmerk gilt. Ein aktuelles Beispiel ist die jüngst veröffentlichte Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung und des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung zur medizinischen Versorgung. Danach verschärft sich in vielen Regionen in Deutschland in den kommenden Jahren der Mangel an Hausärzten. Schon jetzt seien bundesweit mehr als 5000 Hausarztsitze unbesetzt. Bis 2040 kommen laut Studie weitere 1300 Vakanzen hinzu. Vor allem Kleinstädte und ländliche Räume sind betroffen. Ein Viertel der Hausärzte will aus Altersgründen innerhalb der nächsten fünf Jahre die Praxis aufgeben. Bund, Länder und Kommunen sind gefordert, hier einen für alle Seiten gangbaren Lösungsweg zu finden. Auch die Bewohner in ländlichen Räumen haben einen Anspruch darauf, angemessen medizinisch versorgt zu werden. Gelingt dies nicht, werden die Parteien es auch auf den Wahlzetteln zu spüren bekommen. Jagd auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor Gerade im ländlichen Raum darf niemand den Eindruck gewinnen, man werde von der Politik nicht gesehen oder ernst genommen. Dafür sind diese Regionen für den Zusammenhalt im Land viel zu wichtig. Auch die wirtschaftliche Bedeutung von spezifisch ländlichen Belangen und Aktivitäten wird in Metropolen vielfach unterschätzt. Man nehme nur Jagd und Schießsport, die vor allem jenseits der Großstädte populär sind und gern betrieben werden. Laut einer neuen Studie der italienischen Universität Urbino, die in dieser Woche im Europäischen Parlament vorgestellt wurde, tragen Jagd und Schießsport jährlich mit 180 Milliarden Euro zu Europas Wirtschaftskraft bei. Dabei sichern sie über eine Million Arbeitsplätze in 30 Ländern, darunter alle EU-Staaten, Norwegen, die Schweiz und Großbritannien. „Diese Studie betont, wie hoch der sozioökonomische Beitrag ist, den sieben Millionen Jägerinnen und Jäger in ganz Europa jährlich erbringen“, kommentierte Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbandes (DJV), die Zahlen der Studie. Zum Spendenformular Ein wichtiges Thema für Jäger, aber auch für Sportschützen, sind die geplanten Veränderungen des Waffenrechts. Die Präsidien der führenden Verbände von Bogen- und Schießsport sowie Jagd, die erstmals gemeinsam getagt haben, forderten die sofortige Rücknahme alle Änderungspläne. Diese seien zu weitgehend, unpräzise und unsystematisch. Extremisten und Gefährder würden damit überhaupt nicht in den Fokus genommen. Der Deutsche Jagdverband und der Deutsche Schützenbund (DSB) vertreten zusammen knapp zwei Millionen Mitglieder. DSB-Präsident Hans Heinrich von Schönfels betonte nach der gemeinsamen Sitzung mit dem DJV: „ Wir erleben unruhige Zeiten, und deshalb ist es wichtig, einen starken Partner an der Seite zu haben, der beim Thema Waffenrecht und weiteren wichtigen Bereichen die gleichen Vorstellungen hat wie wir.“ Verantwortungsvoll und tierschutzgerecht Bleiben wir beim Thema Jagd. Der Herbst ist die Zeit der großen Prüfungen für Vollgebrauchshunde. Neben den normalen Herbstzucht- und Verbandsgebrauchsprüfungen gibt es auch Auslese-Prüfungen, die nach großen Kynologen benannt sind. Selbst viele Mitglieder der entsprechenden Zuchtverbände wissen aber oft nicht, welche Verdienste die namensgebenden Förderer um die Rasse haben. Unser Autor Christoph Boll richtet in einem zweiteiligen Blog-Beitrag das Augenmerk auf Hegewald, Edgar Heyne, Freiherr von Schorlemer-Alst, Prinz Albrecht zu Solms-Braunsfels, Dr. Paul Kleemann, die Brüder Karl und Johann vorm Walde, Major a.D. Robert Herber, Edmund Löns und Dr. Herbert Lackner. Mal waren sie Mitbegründer der Rasse, mal haben sie sie maßgeblich gefördert oder sogar vor dem Aussterben bewahrt. Allen gemeinsam ist, dass sie zum heutigen Stand der Vierbeiner beigetragen haben, ohne den eine verantwortungsvolle und tierschutzgerechte Jagdausübung nicht möglich wäre. Und noch ein weiteres Thema, das die Leser unseres Blogs in der kommenden Woche erwarten dürfen: Am Dienstag wird es deftige Debatten im Europaparlament geben. Die Abgeordneten streiten darüber, ob Fleischersatzprodukte weiterhin Namen wie Veggie-Burger, Soja-Wurst oder Alternativ-Schnitzel tragen dürfen. Die Debatte wird Züge eines Kulturkampfes haben. Am Ende wird abgestimmt, ob die fleischhaltigen Lehnwörter verboten werden. Die Hersteller der Veggie-Produkte müssten dann ihre Verpackungen einstampfen und sich neue griffige Namen ausdenken. Unser Autor Ludwig Hintjens, der sich ständig für uns mit Brüsseler und Straßburger Themen beschäftigt, wird für Sie den Verlauf und das Ergebnis der Debatte in einem Beitrag analysieren. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und eine gute, für Sie positive Woche. Mit den besten Grüßen Ihr Jürgen Wermser Redaktionsleitung/Koordination
- Die AfD und die Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“ in den Dörfern
Die AfD bemüht sich, im Jahr 35 der Einheit ihren offen rechtsextremen Kurs in der Öffentlichkeit zu mäßigen. Ein Kurs, der auch in den ländlichen Raum gerade im Osten zielt, könnte noch mehr Erfolg versprechen, aber die Partei auch zerreißen Foto: Jerzy Sawluk / pixelio.de Beim Gang durch den Bundestag über die Brücke der Spree fällt Besuchern unweigerlich der große Sitzungssaal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus auf. In Sitzungswochen tagt hier die AfD-Bundestagsfraktion. 151 Abgeordnete sind das, dazu noch viele Mitarbeiter. Ein großer Raum, damit die Fraktion ausreichend Platz findet. Dort sitzt der Block von mehrheitlich Männern, die auch im Plenarsaal im Reichstag nicht zu übersehen sind. Im Vergleich zur vergangenen Legislaturperiode ist das Auftreten im Ton etwas gemäßigter, bei gleichbleibendem national-populistischen Gedankengut und Inhalt. Die Führung vor allem um Alice Weidel aber ist lernfähig. Sie haben längst erkannt: Der gemäßigte Ton kommt an, Meinungsumfragen sehen im Jahr 35 der deutschen Einheit die AfD in Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-Vorpommern deutlich als stärkste Kraft. Allzu schroffes Auftreten stört da, man bemüht sich, das offene rechtsextreme Image etwas abzulegen. Das Ziel ist es, rechts neben der Union als seriöse konservative Kraft einen Platz zu erobern. Zunehmende Spannungen in der AfD Prominentes Opfer der gewünschten Häutung sind Politiker vom Schlage eines Björn Höcke. Rechtskräftig verurteilt wegen Verwendens einer NS-Parole, will die Parteiführung um Weidel und Chrupalla den Thüringer Politiker am liebsten kaltstellen. Da fügt es sich, dass Höcke aktuell nicht mehr gebraucht wird: Die Landtagswahl in Thüringen ist Geschichte und Ministerpräsident ist Höcke auch nicht geworden. Deswegen will man den Rechtsaußen in der rechten Partei gern wenigstens medial versenken, mitsamt seiner Entourage um den Rechtsaußen-Verleger Götz Kubitschek und die Dresdener Buchhändlerin Susanne Dagen. Aber der scheinbar gemäßigte Kurs sorgt für Zündstoff innerhalb der Partei. Denn hinter den Kulissen gibt es mächtig Zoff. Vielen ist die glatte und kalte Alice Weidel ein Dorn im Auge. Zu abgehoben, zu sehr BWL und Schweiz, raunen viele. Gerade in den ländlichen Gebieten im Osten, dort wo die AfD fast schon die einzige Volkspartei ist, mag man Politik in der Kneipe, im Stadion, beim Dorffest. Da geht es weniger um Details der Steuergesetzgebung oder den Schlinger-Kurs bei der Wehrpflicht, sondern um Hetze gegen Westler, Ausländer und das Beschwören der guten alten Zeit. Die Vollkasko-Mentalität der DDR mit der Vor-Merkel-Zeit, in denen das Zigeuner-Schnitzel oder die Broiler noch in der heute verschwundenen Dorfkneipe in der Küche brutzelten. Und es noch einen Dorfarzt gab. Und eine Dorfschule, eine Zeitung, die jeden Tag pünktlich die Nachrichten brachte. Und eine christliche Kirche, in die man zwar nie ging, aber die doch fürs Abendland stand. Das verfängt noch immer besonders in Regionen, aus denen viele junge Menschen in den Westen abgewandert sind und wo unter den Gebliebenen die Sehnsucht wach ist, dass es besser in vielem doch werden soll wie früher. Das ist dort, wo bei einer immer älter werdenden Bevölkerung in den Dörfern Themen des ländlichen Raumes eine große Rolle spielen. Auf diese Strukturen richten sich Teile der AfD gerade in den Flächenländern der ehemaligen DDR besonders aus. Das greift, wo u.a. jagd- und forstwirtschaftliche Interessen mehr Gewicht haben. Auf diesen Regionen ist etwa das „Jagd- und Forstpolitische Leitbild“ ausgerichtet, das schon frühzeitig von der AfD im Bundestag formuliert wurde und so u.a. unter dem Thema „Forst-Kultur-Heimat“ die Klientel verstärken soll. All diese geschilderte Sehnsucht nach der guten alten Zeit hat die AfD mit ihren einfachen Parolen damit offensichtlich in fast allen ostdeutschen Bundesländern aufgenommen und in die Höhe getragen. Erste Kratzer sind aber nicht zu übersehen. Vielerorts sind gewählte AfD-Kommunalpolitiker in den oft schwierigen und tristen Mühen der Probleme angekommen. Wenn die Investitionen fürs Gewerbegebiet fehlen oder Firmen schließen, dann kann man nicht die Ausländer allein dafür verantwortlich machen. Wenn die örtliche Grundschule schließt, weil zu wenige Kinder eingeschult werden, ist das schlicht der Tatsache geschuldet, dass viele jungen Eltern nicht mehr da sind. Und wenn es keine Absatzmärkte für die heimischen Bauern mehr gibt, weil die USA an den Zöllen geschraubt haben, stärkt das zwar den im Osten ausgeprägte Anti-Amerikanismus. Lösungen im Rathaus kann man daraus aber nur schwerlich entwickeln. AfD verliert Bürgermeisterwahlen Konsequenz: In einigen Orten und Städten hat die AfD bei einzelnen Bürgermeisterwahlen mächtig verloren. Beispiel Nauen, eigentlich eine sichere Hochburg der Rechtspopulisten: Dort stürzte die Partei bzw. deren Kandidat gemessen am Bundestagswahlergebnis von 37 Prozent auf 16 Prozent ab. Oder in Meißen konnte ein Parteiloser den AfD-nahen Kandidaten spektakulär abhängen. Auch bei der Kommunalwahl im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW blieb am letzten Sonntag die AfD nach einem überraschend starken Ergebnis bei der ersten Abstimmung am Ende bei den Stichwahlen um die Chefsessel in den Rathäusern in NRW weit zurück. Ein Hoffnungsschimmer für die demokratische Mitte allemal. Ebbt die blaue Welle tatsächlich ab? Viel wird davon abhängen, ob der ländliche Raum mit seinem Gefühl des Abgehängt-Seins mehr Beachtung erfährt. Angesichts der weltweiten Krisen und der großen strukturellen Herausforderungen der Wirtschaft, der Sozialsysteme und der Digitalisierung (inklusive der KI) könnte es allerdings sein, dass auch nach dem Einheitsfeiertag alles beim Alten bleibt.











