Mehr Schutz für Hund und Co.
- Wolfgang Kleideiter 
- vor 30 Minuten
- 2 Min. Lesezeit
Veterinäre fordern einen „Haustierführerschein“. Der Grund ist nachvollziehbar. Privaten Tierhaltern mangelt es vielfach an Sachkunde und Kompetenz. Dabei werden in Deutschland fast 34 Millionen Heimtiere gehalten

Deutschland ist längst auf den Hund gekommen – und natürlich auch auf die Katze, auf Hamster, Wellensittich & Co. Die Corona-Pandemie hat den Trend, mit einem Haustier unter einem Dach zu leben, sogar noch verstärkt. Hersteller von Heimtierbedarf und zoologische Fachbetriebe haben ermittelt, dass inzwischen in 44 Prozent aller deutschen Haushalte ein tierischer Mitbewohner lebt. Erhebungen aus dem Jahr 2024 gehen von bundesweit 33,9 Millionen Heimtieren aus.
Ganz vorne rangiert hierzulande die Katze. Mit 15,9 Millionen Stubentigern liegt Deutschland sogar europaweit vorn. In der Statistik folgen über zehn Millionen Hunde, 4,3 Millionen Kleintiere und 3,2 Millionen Ziervögel. Und in Aquarien, Teichen und Terrarien tummeln sich weitere zig Millionen Tiere.
Ob deren Haltung in allen Fällen tiergerecht ist, darf bezweifelt werden. Tierärztin Dr. Christina Bertram, Vizepräsidentin der Tierärztekammer Hamburg, legte kürzlich in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ den Finger in eine offene Wunde. „Es gibt viel Elend in deutschen Kinderzimmern“, sprach sie Probleme beim Halten der Kleintiere an. Kaninchen und Meerschweinchen etwa seien von ihrem Wesen her Fluchttiere. Bertram: „Sie leiden oft still und werden in kleinen Käfigen gehalten, die laut Kleingedrucktem nur für den vorübergehenden Aufenthalt geeignet sind.“
Veterinäre fordern „Haustierführerschein“
Die Tierärztin aus Hamburg-Altona steht mit ihrer Einschätzung nicht allein. Sie hat mit weiteren Veterinären an einem Forderungskatalog der Bundestierärztekammer für mehr Tierschutz bei Kleintieren mitgewirkt. Beim 30. Deutschen Tierärztetag in Dortmund, auf dem das Thema „Tierschutz im tierärztlichen Alltag“ im Mittelpunkt stand, wurden vor wenigen Tagen Forderungen an den Gesetzgeber, die Gesellschaft und den eigenen Berufsstand vorgetragen und beschlossen. Der Arbeitskreis, in dem Christina Bertram mitwirkt, drängt unter anderem auf die Erarbeitung einer bundesweiten Tierschutz-Katzenverordnung sowie einer Heimtierverordnung.
Ein zentrales Ziel ist es, eine tiergerechte Haltung und angemessene Pflege, Ernährung, Hygiene und medizinische Versorgung auch im Privatbereich zu gewährleisten. Dafür wollen die Tierärzte zum Beispiel auch beim schon erforderlichen Sachkunde-Nachweis für größere Hunde beziehungsweise besondere Hunderassen stärker als bisher mit ins Boot geholt werden. Die Veterinäre wollen bei der Ausbildung der Sachkundeprüfer mitwirken und Themen der Tiergesundheit dort platzieren.
Ein „Haustierführerschein“ sei politisch wohl schwer durchzusetzen, sieht selbst Christina Bertram ein. „Man könnte aber Kurse an bestehende Regelungen wie etwa die Hundesteuer knüpfen. Tierärzte könnten qualifizierte Leute für solche Kurse ausbilden, auch Onlinekurse mit einem entsprechenden Zertifikat wären denkbar.“
„Im Umgang mit Tieren fehlt oft der gesunde Menschenverstand“
In den Tierarztpraxen bekommen die Veterinäre an vielen Tagen die Folgen von Unwissenheit oder Vernachlässigung vorgeführt. Haustiere sind stark übergewichtig, leiden an Erkrankungen der Gelenke oder der Wirbelsäule, haben Atemnot oder Diabetes, sind apathisch oder aggressiv – zum Teil auch infolge einer Defekt- beziehungsweise Qualzucht oder einer falschen und nicht artgerechten Haltung.
Die Tierärzte appellieren deutlich an die privaten Tierhalter, sich der eigenen Verantwortung stärker bewusst zu sein. Aus Sicht von Bertram geben diese manchmal Geld für Dinge aus, die am Ende nicht den Tieren zugutekommen. „Hüte, Mäntelchen, Accessoires“ würden „oft zur Show“ angeschafft, kritisiert die Medizinerin. „Da wäre es sinnvoller, mit dem Hund rauszugehen oder ein Verhaltenstraining mit der Katze zu machen.“ Im Umgang mit Tieren fehle aber oft der gesunde Menschenverstand.






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