top of page

Unsere Hunde und Kynologen von besonderem Rang (I)

  • Autorenbild: Christoph Boll
    Christoph Boll
  • 7. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit

Kynologie ist die Lehre vom Hund. Es geht in diesem Beitrag in zwei Teilen um die bekanntesten Kynologen, also Fachleute, die in der Verhaltensforschung, der Zucht und Ausbildung unserer Jagdhunde eine besondere Bedeutung erlangt haben


Beitrag anhören (MP3-Audio)

ree

Namen wie Solms, Dr. Kleemann oder Major Herber sind weit über das Lager der Jagdhund-Freunde hinaus bekannt. Aber bei weitem nicht alle wissen, warum nach ihnen große Jagdhunde-Prüfungen benannt sind und was das Besondere dieser oft international ausgeschriebenen Zuchtauslese-Prüfungen ist. So blicken wir in diesem und dem nächsten Teil (in einer Woche in diesem Blog) auf Namensgeber und bekannte Herkünfte.


Die großen Verbandsschweißprüfungen in Deutschland sind oft nach ihrer Austragungsregion benannt. Da gibt es die Elm, die Pfälzer Wald, die Hoherodskopf und die Bergisches Land, womit vier der bekanntesten, alten klassischen Verbandsschweißprüfungen in Deutschland genannt sind.


Wer dieses Feld betritt, landet unvermeidbar und fast immer als erstes bei „Hegewald“, mit bürgerlichem Namen Sigmund Freiherr von Zedlitz und Neukirch (1838-1903). Die nach ihm benannte Zuchtauslese-Prüfung ist mit bis zu rund 250 Teilnehmern sicher die größte dieser Art. Sie kombiniert eine Herbstzuchtprüfung nach den Vorgaben der Jagdgebrauchshundverbandes (JGHV) mit der Arbeit auf der Hasenspur und der Bewertung des Haar- und Formwertes der Hunde. Kritiker fragen gelegentlich, ob bei der Suche nach der Elite eines Jahrgangs nicht stärker auf Qualität als auf Quantität geachtet werden müsse. Allerdings haben alle Hegewald-Starter klar definierte Vorleistungen erbracht.


Als einer der ersten Befürworter von Leistungsprüfungen schuf Hegewald das Deutsche Gebrauchshundstammbuch (DGStB). In das noch heute vom JGHV geführte Kompendium werden alle die von einem Jagdhund erbrachten Prüfungsleistungen eingetragen. Mit Carl Rehfus, unter Jägern besser bekannt als „Oberländer“, gehörte der Jagdschriftsteller zu den Initiatoren des kurz zuvor gegründeten „Vereins für Prüfung von Gebrauchshunden zur Jagd“.


Dem Leistungsgedanken verpflichtet


Hegewald war kein Verfechter der in anderen Rassen bereits betriebenen Reinzucht. Dem Leistungsgedanken verpflichtet, forderte er vielmehr „einen passenden Gebrauchshund resp. Försterhund zu züchten, der diesen Ehrenmännern zum vielseitigen Nutzen, zum täglichen Schutz und zur immerwährenden Freude gereiche, und solange ich lebe, wird meine Feder nicht rasten, bis dieses erhabene Ziel erreicht ist.“


Schon diese Formulierung macht deutlich, dass er in erster Linie ein Theoretiker war, der seine Ideen vor allem mit der Feder zu propagieren und durchzusetzen versuchte. Realisiert haben sie schließlich andere, indem sie um 1900 begannen, aus rauhaarigen Rassen wie Pudelpointer, Korthals-Griffon und Deutsch Stichelhaar – unter Einkreuzung von Deutsch Kurzhaar zur Verbesserung der Vorstehqualitäten – einen Vollgebrauchshund zu züchten.


Am 11. Mai 1902 wurde der „Verein Drahthaar“ im Schützenhaus zu Sangerhausen gegründet und zwei Jahre später in „Verein Deutsch-Drahthaar” umbenannt. Er sieht in Hegewald den geistigen Vater für die Grundlagenzucht seiner vierbeinigen Jagdhelfer.


Revolutionäre Idee vom Pudelpointer


Hegewald war nicht nur bedeutsam für den Deutsch Drahthaar. Weil ihm die Basis der damals noch vorhandenen rauhaarigen Vorstehhunde für den Aufbau einer neuen Gebrauchshundrasse nicht ausreichend erschien, rief er 1881 zur Zucht einer völlig neuen Gebrauchshund-Rasse auf, des Pudelpointers. Die Überlegung, die beiden unterschiedlichen Ursprungsrassen, die des englischen Pointers und die des großen kraushaarigen Pudels, zusammenzuführen, war revolutionär und fand bei weitem nicht uneingeschränkten Beifall. Sie rief vielmehr heftigen Protest hervor. Viele konnten sich nicht vorstellen, was bei solchen Bemühungen herauskommen sollte.


Allen Diskussionen und Widerständen zum Trotz wurde am 17. Juli 1897 der Verein Pudelpointer gegründet. Zwei Jahre später übernahm der erst 37-jährige Edgar Heyne den Vorsitz, der sein Können bereits als Hundeführer und Züchter belegt hatte. Das war ein Glücksfall von historischer Bedeutung für den noch jungen Verein. Heyne blieb 50 Jahre an dessen Spitze. Manche bezweifeln, dass es die Rasse Pudelpointer ohne sein Engagement und Festhalten an der Reinzucht heute noch gäbe. Erfolgreich überstand sie so auch die Zeit des Nationalsozialismus, in der es Bestrebungen gab, den Pudelpointer in einer allgemeinen Deutsch-Rauhhaarrasse aufgehen zu lassen.


Als der Verein seine 25. Verbandsgebrauchsprüfung (VGP) zusammen mit Heynes 80. Geburtstag am 10. und 11. Oktober 1942 in Bensheim an der Bergstraße feierte, wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt und gleichzeitig JGHV-Ehrenmitglied. Das war jedoch nicht der Schlusspunkt seines Wirkens. Erst als er den Verein nach dem Zweiten Weltkrieg neu belebt hatte, legte er dessen Leitung 1948 nieder. Drei Jahre später und ein Jahr vor seinem Tod beschloss der Verein, künftig jährlich eine Herbstzuchtprüfung nach ihm zu benennen.


Deutsch Langhaar für Wald und Wasser


Seine innere Ruhe und seine bedächtige Arbeitsweise haben dem Deutsch Langhaar in Zeiten der großen Niederwildjagden den Spitznamen „Deutsch-Langsam“ eingebracht. Was nicht besonders freundlich gemeint war. Und wer einen sehr flotten, fast fliegenden weiten Suchenstil mit viel Eleganz bevorzugt, ist bei einer anderen Rasse sicher besser aufgehoben. Gerade aber heute, wo Hase, Rebhuhn und Fasan nur noch regional in gut bejagbaren Besätzen vorkommen, schätzt mancher Waidmann einen vierläufigen Gefährten, der zwar ein Vollgebrauchshund ist, dessen besondere Stärken aber in Wald und Wasser liegen.


Seit 1879 wird der Deutsch Langhaar rasserein gezüchtet. Während einer Ausstellung des Vereins zur Veredelung der Hunderassen in Hannover wurden damals die Rassekennzeichen und damit der Standard festgelegt. Die Zucht baute sich in der Folge auf fünf verschiedenen Zuchtstämmen auf, die die Namen der angekörten Deckrüden trugen, die bereits damals dem Rassestandard entsprachen.


Gegründet wurde der Deutsch-Langhaar-Verband (DLV) allerdings erst 1926. Doch schon 33 Jahre vorher gründete Freiherr von Schorlemer-Alst den „Club Langhaar“ mit Sitz in Münster/Westfalen. Es war der erste vereinsmäßige Zusammenschluss für diese Rasse. Zur Erinnerung daran heißt die Auslesezuchtprüfung des Vereins heute Schorlemer-HZP. Zu den Startvoraussetzungen gehören der Härte- und Lautnachweis und die Zuchttauglichkeit. Weil Schorlemer-Alsts Club seine Aktivitäten im Wesentlichen auf Westfalen und das Rheinland konzentrierte, wurde 1897 als Zusammenschluss der Züchter des übrigen Deutschlands der Verein-Deutsch-Langhaar in Berlin ins Leben gerufen. Der DLV führte dann 1926 die gesamte Zucht dieser Rasse unter seinem Dach zusammen.

Kommentare


bottom of page