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Der Kanzler reist an die Küste – Neuer Umgang mit neuen Energien?

  • Autorenbild: Jost Springensguth
    Jost Springensguth
  • vor 12 Minuten
  • 6 Min. Lesezeit

Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik


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Liebe Leserin, lieber Leser,


in den ersten beiden Tagen dieser Woche gab es in der Bundespolitik erst einmal einen unaufgeregten Blick des Kanzlers in die Länder. Friedrich Merz schließt die Reihe seiner Antrittsbesuche dort ab, wo im Gegensatz zu früheren Terminen jetzt kaum Schlagzeilen produziert wurden. Das Kabinett hat zwei Pakete zur Entbürokratisierung beschlossen, bei denen noch nicht absehbar ist, ob und wie sie gerade auch mit dem Blick auf den ländlichen Raum funktionieren werden. Unsicherheiten gibt es weiter bei den Waldbesitzern, weil noch nicht klar ist, wann oder wie ein Gesetz über entwaldungsfreie Lieferketten bei uns durchschlägt. Bei uns finden gerade viele Jagden statt. Es ist die Zeit, in der gesundes und mageres Wildfleisch mit viel Ideen auf die Tische gebracht wird. Auch dieses Thema streifen wir in unserer Wochenkolumne rund um natur+mensch.


Für den Bundeskanzler standen in dieser Woche Ausflüge nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern an. Das war knapp geplant und damit alles andere als fröhliche Kurzerholung in frischer Seeluft. Die Programme gehören zu den letzten Antrittsreisen von Friedrich Merz in die 16 Bundesländer. Im Gegensatz zu anderen Vorgängen auf seinem Schreibtisch in Berlin wird dieses Thema pünktlich abgeräumt sein. Im Kanzleramt und auch im Bundestag hat Friedrich Merz in dieser Zeit weiter viel Energie aufzuwenden, um die Koalition und damit seinen „Laden“ zusammenzuhalten. Am Montag und Dienstag konnte er sich wieder den noch nicht bereisten Regionen zuwenden und damit dem, was im Lande „draußen“ bedeutsam ist. Und er konnte weiter daran arbeiten, dass das Zusammenspiel von Bund und Ländern in dieser Legislaturperiode am Ende vielleicht wieder besser klappt. Da spielen die Gastgeber Daniel Günther und Manuela Schwesig nun einmal eine besondere Rolle.


Der Kanzler erwärmt sich für erneuerbare Energien


Bei diesen Besuchen steht also Länderspezifisches im Mittelpunkt, wobei der Kanzler auch Details aufnehmen will. Gerade in Husum an der Westküste wird demonstriert, welche zentrale Rolle die Nord- und Ostsee bei den erneuerbaren Energien für die gesamte Republik spielen. Und von wo aus nicht nur der Wind, sondern auch Zukunftsthemen wie z. B. die Speicher- und Wasserstofftechnologien für uns alle wichtig sind. Friedrich Merz besuchte zusammen mit Ministerpräsident Daniel Günther ein führendes Unternehmen, das direkt an der Nordsee Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und zur Ladeinfrastruktur entwickelt bzw. realisiert. Schleswig-Holstein deckt bekanntermaßen mehr als den eigenen Bedarf mit seinen produzierten Energien ab. Gespannt wird jetzt drauf gewartet, wie die Bundesregierung den Fördermechanismus in diesem Bereich reformieren wird. Merz ist bekannt dafür, dass er den Fuß nicht gerade auf dem Gaspedal hat, wenn es um den Ausbau dieses Sektors geht. Aber hier lobt er die Windkraft-Hochburg an der Nordsee. Nach dem Firmenbesuch machte er klar, dass er verstanden habe, wie hier vor Ort mit Windstrom Wasserstoff erzeugt wird. Und fügte hinzu, er sei „vollkommen überzeugt“ davon.

Die hier gerade für andere Teile der Republik gelieferte Windenergie führt anderswo im Lande zu Herausforderungen, etwa wenn es um Speicherkapazitäten und über- oder unterirdisch um den Transport durch die neue große Stromtrassen geht. Der Bau dieser Leitungen löst erhebliche Eingriffe in landwirtschaftlich genutzte Flächen aus, wie wir in unserem Blog schon mehrfach geschildert haben.


Die Freunde des Krabbenbrötchens können aufatmen


Mit dem Besuch des Schifffahrtsmuseums in Husum wurde dort dann doch ein kleiner touristischer Teil für den Kanzler eingebaut. Die graue Stadt am Meer ist übrigens bekannt dafür, dass Durchreisende gern anhalten, um Fischbrötchen zu essen. Frischer geht’s also nicht als hier. In der Region ist ein großer Teil unserer Küstenfischerei zu Hause. Dort wird aber auch ein ständiges europäisches Problem mit Blick auf den Hafen mit seinen Kuttern sichtbar. Das betrifft viele mittelständische Betriebe an der Küste. Ständigen Diskussionen über Beschlüsse aus Brüssel um Fangquoten folgen auch Entscheidungen, die die Existenz kleiner Familienbetriebe betreffen. Das sind die, die von der Fischerei leben. Davon war anlässlich des Kanzlerbesuchs nicht viel zu hören oder zu lesen.


Merz hätte sich beim Krabbenbrötchen vielleicht auch mal an einem der Kutter die Zukunftssorgen direkt anhören können. Möglicherweise wäre er bei einem Krabbenfischer auch aktuell auf ein zuversichtliches Gesicht gestoßen. Denn gerade diese Woche kam die Meldung aus Büsum: „Die Krabben sind wieder da.“ Auch bei den Verbrauchern kommt Hoffnung auf. Noch im April waren die Preise in die Höhe geschossen. Seit 2000 haben die 180 deutschen Kutter im Jahr etwa 12.000 Tonnen an Land gebracht. 2024 waren es nur noch knapp 4.000. Jetzt hoffen die Fischer und Liebhaber von Krabbenbrötchen auf bessere Zeiten.


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Bleiben wir noch kurz bei Merz und der Küste. Dem Trip nach Schleswig-Holstein folgte der nächste Antrittsbesuch in Mecklenburg-Vorpommern. Und damit war der Kanzler bei Manuela Schwesig, einer der wichtigsten Akteurinnen des Koalitionspartners SPD, zu Gast. Sie steht in diesem strukturschwachen Bundesland wie Sachsen-Anhalt vor der nächsten Landtagswahl. In Schwerin wird damit auch sichtbar, dass die AfD nicht allein ein Problem der CDU ist. Ein entsprechender Eindruck wird jedenfalls immer wieder in Berlin und dem ganzen Land vermittelt, wenn junge Menschen von links empört auf die Straße gehen. Da werden kampagnenartig Parteilinien verschoben, wenn´s um Rassismus geht. Bei seinem Antrittsbesuch in Brandenburg hat Merz die Stadtbild-Debatte losgetreten. In Mecklenburg hat er dagegen beim vergleichbaren Anlass keine weiteren Schlagzeilen ausgelöst. Immerhin kündigte er nach einem Brandbrief der Kommunen über die angespannte Finanzlage dort Gespräche mit den Betroffenen vor Ort an. Und er sprach von einer für die Städte und Gemeinden „nicht mehr tragbaren Kostenlast“ etwa bei der Sozialhilfe, der Pflege oder der Jugendhilfe. Hier drückt der Schuh bei Kreisen und Kommunen.


Die Lieferketten und die Unruhe bei Waldbesitzern


Blicken wir weiter nach Brüssel: Der Vorschlag der EU-Kommission für ein EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten sorgt immer noch für Unruhe. Die Behörde wollte dafür sorgen, dass sowohl bei Importen als auch bei allen in der EU hergestellten Produkten keine Anreize zur Abholzung von wertvollen Wäldern gesetzt werden. Das Inkrafttreten war zunächst um ein Jahr auf Anfang 2026 verschoben worden. Jetzt hat die Kommission Erleichterungen vorgeschlagen, die aber nun für weitere Kritik sorgen. Unterdessen wächst der Druck der Mitgliedstaaten auf die Kommission, das Vorhaben ganz fallen zu lassen. Wir werden mit unserem EU-Autoren Ludwig Hintjens am Thema bleiben.


Die Zeit der Treib- und Drückjagden und was dabei auf den Tisch kommt


Der November ist für Jägerinnen und Jäger die Zeit intensiver Erlebnisse auf Feldern und in den Wäldern – mit Erfolgen, die auf den anschließend gelegten Strecken sichtbar werden, aber auch mit Enttäuschungen. Manchmal entstehen sie durch das Verhalten von Außenstehenden. Auch ich habe auf Ständen nahe von Wegen immer wieder Spaziergänger angetroffen. Auch wenn hier mal für ein paar Stunden Unruhe im Wald entsteht, zeigen die meisten Verständnis bei erläuternden Hinweisen und halten sicher Abstand vom Jagdbetrieb.


Bei den Drückjagden in dieser Zeit wird hauptsächlich Schwarzwild, aber auch Rot- und Rehwild erlegt. Dieses Wildbret wird immer beliebter, weil sich herumspricht, wie gesund das Fleisch aus der Jagd ist. Es ist mager, proteinreich und voller wichtiger Vitamine oder Spurenelemente wie B-Vitamine und damit gesund. Beispiel Fleisch vom Wildschwein: Diese Tiere ernähren sich vorwiegend im Wald pflanzlich bei einem geringen Anteil aus Kleintieren. Also alles natürlich – das schmeckt man auch auf dem Teller.


Der frühe Blick in die Kalender des nächsten Jahres


Langsam beginnt die Zeit der neuen Kalender. 2026 steht bereits vor Tür und erste Termine werden bereits eingetragen. Hier sind in dieser Woche erste Hinweise im Postfach gelandet. Dabei ist mir aufgefallen, was uns wieder oder neu auf der nächsten „Jagd und Hund 2026“ in Dortmund vom 27. Januar bis zum 1. Februar erwartet. Das sind etwa bekannte Namen wie Blaser, RWS, Browning, Swarovski, Bresser, Leica oder Zeiss, wenn es auf dieser Leitmesse für Natur und Jagd in Dortmund um die Bereiche Waffen, Optik und Ausrüstung geht. Zunehmend zeigt sich in der Jagdpraxis der Einsatz von Drohnen – etwa bei der Kitzrettung. Unser Artikel zu diesem Thema hat im August allein bei Facebook 140.943 Impressions von 90.711 erreichten Nutzern ausgelöst. Das zeigt uns, wie aktuell das Thema bleibt. Zur Messe wird eine Rahmenveranstaltung angekündigt zum Thema, wie Drohnen sinnvoll und waidgerecht für die Jagd eingesetzt werden können. In der Westfalenhalle geht es außerdem natürlich wieder um Genusserlebnisse. Neben den beliebten Food-Klassikern meldet die Messe auch kulinarische Neuzugänge wie Wildglück Premium Wildfleisch, Waidmanns Food oder Mr. Wild.


Bleiben wir beim nächsten Kalender. Schon jetzt können die Daten und Inhalte für die Internationale Grüne Woche in Berlin vorgemerkt werden: Vom 16. bis 25. Januar 2026 feiert sie gleichzeitig ihr 100-jähriges Bestehen. Damit können wir auch noch einmal auf Mecklenburg-Vorpommern zurückkommen. Der dortige Landwirtschaftsminister Till Backhaus kündigte an, dass sein Bundesland als Partner erstmals den Auftakt der Messe mitgestalten wird. Hier geht es traditionell um die Ernährung, ausgehend von den Erzeugnissen unseres Landes mit Trends und technischen Entwicklungen. Dieser Bereich macht sieben Prozent der gesamten Ausstellungsfläche unter dem Funkturm aus. Politischer Höhepunkt wird am 17. Januar erneut die Konferenz von über 60 Agrarministerinnen und Agrarministern sein. Auch der DJV wird wieder mit einem Stand in Halle 27 vertreten sein.


Diese Hinweise passen vielleicht zu diesem Wochenende – wenn vor der Weihnachtszeit bereits die ersten Termine für Urlaub, Ausflüge, Jagd und attraktive Veranstaltungen eingetragen werden.


So verbleibe ich mit diesem Wochenkommentar mit besten Grüßen und einem kräftigen Waidmannsheil

Ihr Jost Springensguth

Redaktionsleitung / Koordination

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