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AutorenbildJost Springensguth

Unser Wald: Eine Zukunft mit Wild

Nahezu täglich finden wir im TV und in den Zeitungen beunruhigende Meldungen zur Zukunft unserer Wälder. Bei über elf Millionen Hektar macht die bewaldete Fläche rund ein Drittel unseres Landes aus. Was kann man machen?


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Foto: LN_Photoart

Den Wald, wie wir ihn kennen, wird es Experten zufolge bald nicht mehr geben. Viele erinnern sich an unsere Wälder aus Kindheitszeiten. Gesund, ertragreich, vielfältig, aber auch mit überwiegend Fichten- und Buchenbeständen. Beim Blick von oben prägte in den Mittelgebirgen saftiges Grün die Bilder der Regionen. Sie sind in dieser Zeit und nach den aktuellen Waldzustandsberichten in den Ländern im Vergleich zu früheren Jahrzehnten heute nicht mehr wiederzuerkennen. 


Große Brände, Stürme wie Kyrill, Vivian, Wiebke oder Lothar zogen Bänder der Verwüstung durch verschiedene Landstriche. Sie sind heute noch sichtbar in Waldregionen wie dem Harz, dem Sauerland oder dem Schwarzwald. Viele Baumarten konnten den Orkanen nicht standhalten. Der „Saure Regen“ war in aller Munde, als in der Politik und in der Öffentlichkeit der Begriff „Waldsterben“ in unser festes Vokabular rückte. Dann kamen Trockenjahre und Schädlinge – allem voran der Borkenkäfer. An ihm geht bei Fahrten durch unsere Mittelgebirge inzwischen kein Auge vorbei.

 

Und die Experten sind sicher, dass unsere Klimaentwicklung mit einer Reihe beklagenswerter Entwicklungsprozesse ziviler Verbrauchsgesellschaften in Zusammenhang zu bringen ist. CO₂ in aller Munde. Und welcher Rolle spielt unser Wald?

 

Grundlegende Herausforderungen für ein Generationenthema


Waldbauern und Förster stehen vor grundlegenden Herausforderungen, unter diesen Bedingungen Reviere umzubauen, aktuell und für kommende Generationen zukunftsfest zu machen. Der Wald ist von je her ein Generationenthema. Dessen Funktionen und aktuelle gesellschaftliche Ansprüche wachsen dramatisch mit den unterschiedlichen Bestrebungen zwischen wirtschaftlich verpflichtetem Eigentum und öffentlichem Wohl. 

 

Bundesforsten, Landesforsten und private Waldbesitzer befassen sich aktuell mit hoher Intensität mit dem biologischen, aber auch gesellschaftsgerechten Umbau unserer Wälder. Kulturlandschaft, wie der Mensch sie kennt und liebt, braucht nicht nur den dichten Wald, sondern auch freie Flächen. Der gesunde Mischwald der Zukunft mit geplanten Veränderungen in den Baumarten soll mit Hitze, Trockenheit und großen Naturereignissen besser klarkommen, als das in der Vergangenheit der Fall war. Auf der einen Seite geht es um das Holz als nachwachsendem Rohstoff aus wirtschaftlich erfolgreich betriebenen Wäldern. Eine andere Theorie befürwortet den aus politischen Gründen und oft mit öffentlichen Geldern geförderten Wald, der der Ansicht folgt, dass die Natur die Dinge selbst am besten regelt. Das wäre der Wald als Allgemeingut – befreit von kommerzieller Nutzung. Dass Natur der Artenvielfalt oft eher entgegenwirkt statt ihr zu nützen, haben Waldbesitzer schon vor Jahrzehnten nachgewiesen. Wird ein Wald sich selbst überlassen, setzen sich die stärksten Arten durch. Zu den zentralen Streitfragen hinter den akuten Debatten gehört nicht nur die populäre Naturwald-Theorie. Mindestens genauso spannend ist der Streit um immer intensivere Freizeit-Nutzung.

 

Zum Wald gehört von je her die Jagd als fester Bestandteil in der Naturnutzung. Die Jagd hat den Kompetenzanspruch, im Einklang mit wirtschaftlichen Eigentumsinteressen ihren Beitrag zu leisten. Unterschiedliche Forstwirtschaftsformen geben dem Wild angemessen Raum oder verfolgen das Konzept Wirtschaftswald mit bis auf null zu reduzierenden Wildbeständen – insbesondere Rot- und Rehwild.

 

Die Stiftung natur+mensch wendet sich aktuell dem Thema zu. Sie hat sich entschieden, sich an dieser gesellschaftlichen, politischen und fachlichen Diskussion zu beteiligen. Nach ihrer Satzung verfolgt sie diese Grundprinzipien:

  • Schutz der Naturlandschaften,

  • Pflege der Artenvielfalt,

  • Erhalt artenreicher Kulturlandschaften.

 

natur+mensch bringt sich mit eigenen Positionen ein


Ihren Zweck sieht sie in der Förderung „von Umweltschutz, Naturschutz, Tierschutz und Landschaftspflege durch Förderung der Entwicklung, der Erhaltung und des Schutzes einer artenreichen und gesunden Tierwelt und der Sicherung ihrer Lebensgrundlage“. Hierzu zählen Maßnahmen und Projekte im Rahmen des Umwelt-, Natur- und Tierschutzes und der Landschaftspflege (z. B. Erhaltung, Gestaltung und Vernetzung von Biotopen, Renaturierungsmaßnahmen, Artenschutzprogramme für bestimmte Tierarten).

 

Daraus leitet die Stiftung in der aktuellen Debatte den Auftrag ab, sich mit eigenen Positionen einzubringen, die der Jagd in Wäldern der Zukunft ausgewogen einen angemessenen Platz sichert. Dazu widmet sie sich konkreten Beispielen der Waldentwicklung, die beides zulässt: Wirtschaftswald und Jagdbetrieb. Konkret befasst sie sich mit der Reaktivierung historischer Waldnutzungsformen. Ziel ist es, den Nachweis einer möglichst ausgeglichen ökologischen und ökonomischen Bewirtschaftung zu führen. Sie will einen konkreten Beitrag zu den gesellschaftlichen Diskussionen über Nachhaltigkeit, CO₂-Speicherung, Klima- und damit Zukunftsstabilität von Wäldern leisten. Dazu gehören die Aspekte der Energieversorgung, Biodiversität, Gesundheits- und Erholungsfunktionen – sowie „Wald mit Wild“ statt „Wald vor Wild“ als Praxisbeispiel.


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