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AutorenbildChristoph Boll

Trophäenjagd nutzt Mensch und Wild

Unbelehrbar hält Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) bislang an ihrer Absicht eines nationalen Importverbotes für Jagdtrophäen einiger Arten fest, sie versteht dies als Beitrag zum Artenschutz. Kräftig Beifall erhält sie von ihrer Klientel und den einschlägigen Verbänden


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BMUV/Klaus Mellenthin
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Foto: BMUV/Klaus Mellenthin)

Nun spricht ein jüngst veröffentlichtes Gutachten der renommierten Wirtschaftskanzlei GvW Graf von Westphalen nationalen Regierungen das Recht zu Importverboten ab. Das falle in die EU-Zuständigkeit. Denn es „handelt sich dabei primär um eine spezifische handelspolitische Maßnahme, die den Außenhandel regeln soll und sich direkt und sofort darauf auswirkt“, heißt es in der vom Deutschen Jagdverband (DJV) und dem Internationalen Jagdrat (CIC) in Auftrag gegebenen juristischen Expertise. Im gleichen Sinne auch ein Memorandum der Sellheim Environmental, dass Trophäenimportverbote nicht mit EU-Recht vereinbar sind und weitere, international bindende Handelsabkommen verletzen.


Das GvW-Papier beleuchtet über die rechtlichen Aspekte hinaus die Bedeutung der touristischen Trophäenjagd für die Gastländer. Es kommt zu dem Schluss, ein Ausbleiben der Jäger berge die Gefahr von „weniger nachhaltigen und tierwohlschonenden Jagdmethoden“, denn der Überpopulation einiger Wildtiere müsse weiterhin entgegengewirkt werden. Mit einem Importverbot würde also sogar das Gegenteil des beabsichtigten Schutzgedankens erreicht werden. Außerdem verletze ein generelles Einfuhrverbot von Jagdtrophäen, die in einem anderen Land rechtmäßig erworben wurden, das Eigentumsrecht der Betroffenen.


Reaktionen der Ministerin gibt es darauf bislang nicht. Wahrscheinlich ficht die Rechtsexpertise der renommierten Wirtschaftskanzlei GvW Graf von Westphalen sie ebenso wenig an wie die Haltung der Betroffenen. Dabei ist der Unmut der Jägerschaft noch eine verhaltene Reaktion im Vergleich zur Empörung und Wut in den afrikanischen Staaten, vorrangig Namibia und Botswana. Arroganz, Neokolonialismus, Rassismus und Verachtung lauteten die Vorwürfe gegen Lemke.


Politische Fronten verhärtet


Beim Besuch des botswanischen Umweltministers Dumizweni Mthimkhulu in Berlin zeigte sich, wie verhärtet die Fronten sind. Er sollte zunächst mit der Staatssekretärin abgespeist werden. Als es dann doch noch zu einem Gespräch auf Ministerebene kam und ein diplomatischer Eklat zumindest vermieden wurde, hieß es anschließend, die deutsche Amtskollegin sei „äußerst schmallippig und sichtbar verärgert“ gewesen. Der Gast nämlich hatte plädiert, auf weitere Verschärfungen zu verzichten.


Er stieß aber wohl nur auf eine Verweigerungshaltung, in deren Folge Lemke auch die Einladung Botswanas ausschlug, sich vor Ort ein Bild zu machen. Botswanas Minister kommentierte das vor der Presse mit „grüner Fundamentalismus“. Er ergänzte: „Wir kommen so lange wieder, bis sie uns zuhören.“ Kurz darauf bot der Präsident seines Landes, Mokgweetsi Masisi an, 20.000 Elefanten, die seit 2019 offiziell wieder gejagt werden dürfen, nach Deutschland zu schicken. Denn in Botswana herrscht mit rund 130.000 Dickhäutern eine derartige Überpopulation, dass sie nicht nur die Felder kahl fressen und zertrampeln, ganze Dörfer verwüsten, sondern auch Menschen bedrohen und sogar „tottrampeln“. Vor einigen Tagen teilte der Präsident angesichts der Dürre im Land und des Hungers der Bevölkerung mit, das Land plane den Abschuss von 20.000 Elefanten.


Ähnlich sieht es in Namibia aus, wo laut Vereinten Nationen (UNO) 1,4 Millionen Menschen unter Hunger leiden und die Regierung deshalb angekündigt hat, Hunderte Antilopen, Nilpferde, Büffel und Elefanten zusätzlich erlegen zu lassen. Das Land verfolgt seit Jahrzehnten eine Artenschutzstrategie mit nachhaltiger, kontrollierter Jagd. Die Wildbestände sind auf hohem Niveau stabil oder wachsen an. Neben der Bekämpfung der Hungersnot wird Wild bejagt, um Mensch-Tier-Konflikte einzudämmen, die Landwirtschaft, die Vegetation und die knappen Wasservorräte zu schützen.


Heftig unter Beschuss geriet 2012 Spaniens König Juan Carlos, als seine Elefantenjagd in Botswana öffentlich bekannt wurde. Dabei steht die Diskussion um die Dickhäuter beispielhaft für etliche Wildarten Afrikas und in Deutschland Lemke exemplarisch für eine bei den Grünen weit verbreitete Jagdfeindlichkeit. So beendete ihr Parteifreund und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir im Dezember 2022 nach 35 Jahren die Mitgliedschaft Deutschlands im Internationalen Jagdrat, der in mehr als 80 Ländern aktiv ist. Das geschah ohne Absprache mit den Koalitionspartnern FDP und SPD und mit der inhaltlich dünnen Begründung, nachhaltige, regulierte Bejagung von „geschützten Arten“ widerspreche „der grundsätzlichen politischen Ausrichtung der Bundesregierung“.


Jagd sichert Biotope


Lemke und Özdemir wollen offenbar nicht wahrhaben, dass ordnungsgemäße Jagd noch nie eine Wildart ausgelöscht hat. Im Gegenteil. Oft und gerade in Afrika erhalten die Tiere erst durch die kontrollierte Jagd einen wirklichen Wert für die Bevölkerung, der sie vor Wilderei schützt und die Populationen bewahrt oder sogar wachsen lässt. So sichert in Afrika nachhaltige, regulierte Jagd 30 bis 50 Prozent mehr Biotope für Wildtiere als alle Nationalparks zusammen.


Dem ist unter anderem zu verdanken, dass sich laut Bundesamt für den Naturschutz (BfN) die Bestände des namibischen Hartmanns-Bergzebras seit den 1980er Jahren verdreißigfacht haben. Die entscheidende Rolle für diese Entwicklung hatte die Bejagung durch zahlende Gastjäger. Deshalb sind gut geregelte und überwachte Jagdsysteme unersetzlich im internationalen Artenschutz. Sie sichern mit Fleisch und Einkommen außerdem die Existenz von Millionen Menschen in ländlichen Regionen. Verkannt wird zudem, wie gering der Anteil der Jagd auf geschützte Arten ist. Nach BfN-Angaben erfolgten in den Jahren von 2019 bis 2023 insgesamt nur 2702 Einfuhren von Anhang A- und B-Arten nach Deutschland.


Unbestreitbar gibt es Fälle von unzureichend ausgeführter und schlecht regulierter Jagd, für die der Tod des Löwen Cecil 2015 in Simbabwe eines der populärsten und umstrittensten Beispiele ist. Doch von solchen Ausnahmen abgesehen schreibt auch die Weltnaturschutzunion IUCN der Trophäenjagd „eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Vorteilen sowohl für den Wildtierschutz als auch für den Lebensunterhalt und das Wohl der mit Wildtieren lebenden indigenen und lokalen Bevölkerungsgruppen“ zu. Sie schaffe „dringend benötigte Anreize und Einnahmen zur Erhaltung der Tierwelt als Form der Landnutzung und Wiederbelebung von Erhaltungsmaßnahmen (einschließlich Maßnahmen gegen Wilderei) für staatliche, private und kommunale Grundbesitzer“. Dies zu behindern, sei deshalb „ein kurzsichtiges Instrument, das die Gefahr birgt, den Nutzen sowohl für den Naturschutz als auch für die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung zu untergraben, wodurch die eigentliche, große Bedrohung durch Lebensraumverlust und Wilderei verschärft und gar nicht erst angegangen wird“.

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