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Ohne Rücksicht und Vorsicht geht es nicht

  • Autorenbild: Wolfgang Kleideiter
    Wolfgang Kleideiter
  • 24. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Gerade in der Erntezeit kommen sich Landwirte, Radfahrer und Spaziergänger oft bedenklich nah. Mit einer nachahmenswerten Kampagne werben Landwirte, Verkehrswacht und Provinzial Versicherung für mehr gegenseitige Rücksichtnahme


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Foto: Thorsten Neuhaus
Foto: Thorsten Neuhaus

In NRW fiebern Radsportler dem „Sparkassen Münsterland Giro“ entgegen. Im August werden Tausende Freizeitpedaleure und ambitionierte Sprinter auf die Strecken gehen. Trainiert wird schon jetzt. Auf Wegen, die durchs weite Münsterland führen, wo parallel die Ernte mit schweren Maschinen auf Hochtouren läuft. Dass gefährliche Begegnungen an der Tagesordnung sind, erzählen viele Landwirte. „Rennradfahrer sind besonders schnell unterwegs“, weiß auch Susanne Schulze Bockeloh.


Auf dem Hof der Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Münster und Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes fiel jetzt der Startschuss für die Kampagne „Rücksicht macht Wege breit“. Wer sich mit offenen Augen durch die Bauerschaften bewegt, wird das Kampagnenmotiv, das einen Radfahrer und einen Treckerfahrer zeigt, die Abstand halten und sich grüßen, auf vielen Wegen finden. 450 Schablonen und ausreichend Kreide werden den Landwirtinnen und Landwirten in diesem Jahr zur Verfügung gestellt. In vielen Orts- und Kreisverbänden wurde das große Piktogramm bereits auf den Asphalt gesprüht und wirbt dort bei jedermann für Rücksicht und erhöhte Vorsicht.


Trecker sind bekanntlich groß. Schlepper mit Doppelbereifung kommen auf eine Breite von bis zu drei Metern und erreichen mit Anhängern eine Gesamtlänge von mehr als 18 Metern. Ein Feld- und Wirtschaftsweg ist meist nur drei Meter breit, ist er für Gegenverkehr ausgelegt, maximal fünf Meter.


Zahlen, die schon viel über Konflikte aussagen, die entstehen können, wenn Landwirt und Radfahrer sich dort begegnen. Ein 1,5 Meter großer Seitenabstand zum Fahrradfahrer, der in der Straßenverkehrsordnung seit 2020 vorgeschrieben ist, kann auf den Wirtschaftswegen nicht einmal theoretisch erreicht werden. Landwirte und Pedalritter kommen sich näher. Da hilft nur ein Rezept: gegenseitige Rücksichtnahme und erhöhte Vorsicht. Die auf die Wege gesprühten Hinweise erinnern Landwirte, Spaziergänger, Jogger und Radfahrer gleichermaßen daran, dass sie nicht allein auf weiter Flur unterwegs sind, sondern sich partnerschaftlich verhalten sollten.


Geringer Aufwand – großer Effekt


„Der Aufwand ist gering, der Effekt groß: Durch die aufgesprühten Symbolbilder kommen Verkehrsbeteiligte ins Gespräch, jeder wird für gegenseitige Rücksicht sensibilisiert – das ist insbesondere zur Erntezeit der große Gewinn dieser Aktion“, ist Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, überzeugt. „Die Schablonen bleiben im Besitz der Landwirte und Verkehrswachten. Es kann also dieses Jahr wie auch die kommenden Jahre überall nach Bedarf nachgesprüht werden“, erklärte Maria Brendel-Sperling, Vizepräsidentin der Landesverkehrswacht NRW, in Münster.


Die Provinzial Versicherung unterstützt die Aktion und hat zudem spezielle Aufkleber entwickelt, die gut sichtbar an landwirtschaftlichen Fahrzeugen angebracht werden können. Aufkleber sowie Flyer mit weiterführenden Informationen sind in ganz Westfalen-Lippe in den Geschäftsstellen der Versicherung erhältlich.


Radelnde Stadtbewohner haben oft wenig Bezug zur Landwirtschaft


Mit der Kennzeichnung der Wirtschaftswege zur Erntezeit wurde schon vor einigen Jahren begonnen. Doch da die Zahl der Fahrradstrecken wächst, gibt es immer wieder Nachholbedarf. Vor allem dort, wo viele Stadtbewohner, die oft wenig Bezug zur Landwirtschaft haben, in ihrer Freizeit aufs Rad steigen. Sie vergessen im Sattel allzu schnell, dass ihr Ausflug ins Grüne durch eine bewirtschaftete Region führt. „Einerseits begrüßen wir es, wenn die Menschen sich im Sommer nach draußen begeben und auch sehen, was die Landwirtschaft hier leistet. Andererseits müssen wir hier arbeiten können“, sagt Susanne Schulze Bockeloh.


Noch ein wichtiger Hinweis: Ein Trecker mit vollbeladenem Anhänger kann nicht auf die Seitenstreifen eines Wirtschaftsweges ausweichen. Das Gespann würde sich dort festfahren oder umkippen. Zum guten Miteinander gehört, dem Traktor den Vortritt zu lassen und als Radfahrer oder Ausflügler kurz anzuhalten und Platz zu machen.

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