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„Wir brauchen Regen, viel Regen“

  • Autorenbild: Frank Polke
    Frank Polke
  • 3. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

In den letzten Tagen hat es örtlich – auch mit Unwetterereignissen – geregnet. Insgesamt aber viel zu wenig. Und dabei hat der Sommer noch gar nicht richtig begonnen. Die nächsten Wochen verheißen ebenfalls nichts Gutes


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Foto: Verena N. / pixelio.de
Foto: Verena N. / pixelio.de

Eigentlich braucht niemand die Statistik oder die offiziellen Berechnungen – ein Blick aus dem Fenster oder ein Spaziergang durch den Wald genügt. In Deutschland hat es in den vergangenen drei Monaten viel zu wenig geregnet. Bundesweit trocknen Felder und Äcker aus, sind die Pegelstände der Flüsse fast allerorten so niedrig, dass die Schifffahrt eingeschränkt wird. Und natürlich leiden die Wälder und Forstregionen erneut unter einer Trockenheit, die neben Schäden an Bäumen, Pflanzen und Tieren auch ein erhebliches wirtschaftliches Problem für die heimische Forstwirtschaft darstellt. Hatte sich die Branche doch gerade von den Dürrejahren 2018 und 2023 ein wenig erholt. Doch – wir schreiben Anfang Juni – schon wieder droht erneut ein fast beispielloser Sommer mit viel zu wenig Niederschlag.


Historisch wenig Niederschlag


Der Deutsche Wetterdienst meldete vor einer Woche, dass es seit dem Jahre 1881 in Deutschland nur zweimal zwischen Anfang März und Ende Mai weniger regnete als 2025: in den Jahren 1893 und 2011. Im derzeit zu Ende gehenden Frühjahr fielen bundesweit nur rund 96 Liter Regen pro Quadratmeter. Der DWD ordnet dies als extreme Trockenheit ein. Im Jahr 1893 waren demnach 85,3 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden, 2011 waren es 89,5 Liter. Dabei gibt es – naturgemäß – erhebliche Unterschiede. Das bayerische Alpenvorland sowie die Region im südlichen Baden-Württemberg verzeichneten örtlich Regenmengen von knapp 300 Litern, bezogen auf den Quadratmeter. Das genügt dort der Land- und der Forstwirtschaft. Ein ganz anderes Bild dagegen in Teilen Nordrhein-Westfalens und vor allem im Nordosten Deutschlands. „Besonders markant fiel das Niederschlagsdefizit im Nordosten aus, wo vielerorts nur um 40 Liter pro Quadratmeter registriert wurden“, teilt der DWD in seiner Bilanz nüchtern mit.

 

In den Regionen Mecklenburg-Vorpommerns, Brandenburgs und Teilen Sachsens hatten bereits die letzten Dürresommer für erhebliche Probleme gesorgt. Trockene Böden setzen den Bäumen zu, Mais und Zuckerrüben wachsen fast gar nicht mehr, Waldbrände entstehen. Auch andere landwirtschaftliche Betriebe wie Obst- oder Weinbauern leiden darunter, dass die Böden schon Ende Mai ausgetrocknet sind. Die Erträge sinken, viele Betriebe müssen aufgeben. Auch die Waldbrandgefahr ist in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg schon sehr hoch. Und genau dort lauert noch eine weitere Gefahr in den ausgedürrten Wäldern, Äckern oder Feldern: Auch 80 Jahre nach Kriegsende befinden sich Hunderte Bomben und Munition im Boden – Erbe der schweren Kämpfe zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee in dieser Gegend. Auch die NVA und die abgezogenen russischen Truppen haben die Region zwischen Oder und Berlin gern als Truppenübungsplatz genutzt. Entsorgt wurde kaum. Die zurückgelassene Munition erweist sich jetzt vielerorts als tickende Zeitbombe im wahren Sinne des Wortes.


Kein Wasser aus der Ems

Niedrige Flusspegel und eine gefährliche Wasserknappheit gibt es auch in anderen Regionen. So erließ die Bezirksregierung Münster für zwei Kreise ein Verbot der Wasserentnahme aus der Ems. Begründung: Im mehrjährigen Mittel liegt der Pegel der Ems bei 180 Zentimetern – Mitte der Woche habe er aber nur etwa 118 Zentimeter betragen, davor zum Teil sogar nur 77. „Die Niederschläge der vergangenen Tage können nur für ein kurzfristiges Ansteigen der Pegel sorgen. Wir können aber absehen, dass das nicht ausreichen wird“, so die Sprecherin der Bezirksregierung gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Betroffen sind die Kreise Steinfurt und Warendorf – zwei traditionell ländlich geprägte Regionen. Die von der Bezirksregierung Münster erlassene Verfügung betrifft dort jegliche Entnahme von Wasser mittels mechanischer oder elektrischer Pump- und Saugvorrichtungen oder fahrbarer Behältnisse.


So will die Behörde Tiere und Pflanzen vor allem in der Vegetationsphase schützen. Ob bald andere Kreise und Städte nicht nur in Nordrhein-Westfalen ähnliche Verbote verhängen müssen, dürfte auch vom Wetter abhängen.


Auch die Schmetterlinge leiden


Die extreme Trockenheit in diesem Frühjahr macht auch den Schmetterlingen zu schaffen. Sie bräuchten gerade jetzt Feuchtigkeit zum Schlüpfen, sonst dehydrierten sie, erklärte ein Sprecher des hessischen Umweltministeriums. Schon in den vergangenen Jahren seien die Bestände erheblich zurückgegangen. „Dieses Jahr ist es aber besonders schlimm. Wir brauchen Regen, viel Regen.“

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