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  • Myxomatose bedroht Meister Lampe

    Die Niederwildjäger kennen leidvolle Jahre. Nun droht eine neue Tierseuche ihre Hegebemühungen zunichtezumachen Die Krankheit ist bei unseren heimischen Wildkaninchen seit langem bekannt: Myxomatose. Mit Mortalitätsraten bis zu 90 Prozent mancherorts ließ sie die Vorkommen nahezu komplett erlöschen. Bei Feldhasen wurde sie vereinzelt in einigen Ländern Europas festgestellt. Erstmals grassiert diese verheerende Krankheit auch bei uns. Seit einigen Wochen bedroht die Myxomatose in NRW Meister Lampe – und das in seuchenhaftem Umfang. Sie droht ihm den Todesstoß zu versetzen. Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUÄ) haben eingesandte verendete Tiere analysiert. Ihre Diagnose ist eindeutig. Gesichertes Bild- und Probenmaterial dokumentiert die Fälle. Es dürfte sich um die ersten Nachweise der Erkrankung bei Feldhasen in Deutschland handeln. Ausgangspunkt der Entwicklung war der Kreis Wesel. Dort bemerkten aufmerksame Jäger die Erkrankung der Langohren. Schnell waren ausgehend vom Niederrhein auch die Kreise Borken, Kleve, Krefeld und Bottrop betroffen. Innerhalb von Tagen folgten Coesfeld, Viersen, Recklinghausen und Steinfurt. Der Seuchenzug macht sehr wahrscheinlich, dass er bald den Osten des Bundeslandes und Niedersachsen erreichen wird. Erste Ausbrüche bei Hauskaninchen vor über 100 Jahren in Uruguay Auslöser der Myxomatose ist ein Virus aus der Familie der Pockenviren. Erste Ausbrüche der Krankheit wurden 1896 in Uruguay bei Hauskaninchen dokumentiert. Das brasilianische Waldkaninchen, auch Tapeti oder Baumwollschwanzkaninchen genannt, gilt als der natürliche Wirt des Virus. Es zeigt nach einer Infektion kaum Krankheitsanzeichen, nämlich ausschließlich reaktionslose Pockenknoten unter der Haut. 1952 wurde das Myxomavirus vorsätzlich nach Frankreich und Australien gebracht, um die dortigen Wildkaninchenpopulationen zu reduzieren. Das war im Nachgang betrachtet eine ebenso erfolgreiche wie dumme Idee. Das Virus breitete sich rasch in ganz Europa aus, wo fast jedes infizierte Wildkaninchen an der Infektion verendete und die Gesamtpopulation um etwa 99 Prozent zurückging. In den folgenden Jahrzehnten erholten sich die Besätze durch Anpassungsprozesse zwischen Virus und Wirt. Es kam zu einer genetischen Resistenzentwicklung. Einzelne Populationen bauten eine Immunität auf und die kursierenden Virusstämme schwächten sich generell ab. Beim Feldhasen gab es bisher nur sehr selten Myxomatose-Nachweise, etwa in Frankreich und Irland in den 1950er Jahren und 2014 in Großbritannien. Die infizierten Mümmelmänner wiesen aber keine oder nur schwache Krankheitsverläufe auf. Ganz anders zwischen Juli und September 2018 beim Iberischen Feldhasen in Spanien, wo die Krankheit schnell in die angrenzenden Gebiete übergriff und mehr als die Hälfte der infizierten Tiere verendete. Die Merkmale der Infektion unterschieden sich deutlich von jenen bei erkrankten Kaninchen: knotige Veränderungen um Maul, Nase, Genital und After, jedoch nicht um Augen und Ohren wie bei Kaninchen. Weiterhin kam es zu Ödemen und Blutungen in inneren Organen, besonders der Lunge. In umfangreichen Forschungen wurde eine neue Variante des Myxomavirus als Auslöser ermittelt. Herbstliche Treibjagden in Niederwildrevieren werden bereits abgesagt In einer Kooperation der landeseigenen Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung (FJW), der CVUÄ und des Friedrich-Loeffler-Instituts wird nun in NRW ebenfalls fieberhaft daran gearbeitet, festzustellen, ob es sich auch dort um einen neuen Virustyp handelt. Derweil sagen bereits zahlreiche Jagdrevierinhaber die herbstlichen Treibjagden ab. Sie folgen damit Hinweisen der FJW-Leiterin Dr. Luisa Fischer und einem Aufruf von Nicole Heitzig, der Präsidentin des Landesjagdverbandes. Denn in der modernen Agrarlandschaft haben bereits Junghasen nur geringe Überlebenschancen. Eine Seuche allerdings, die vor allem erwachsene Hasen befällt und dezimiert, kann schnell Besatz bedrohend werden, so Fischer. Jeder möchte vermeiden, dass wie in Spanien in den Jahren nach dem Seuchenausbruch die Jagdstrecken des Hasen um bis zu 60 Prozent zurückgehen. Übertragen wird das Virus durch Stechinsekten sowie Körperflüssigkeiten. Da im Jahresverlauf die Populationsdichte des Wildes im Spätsommer am höchsten ist und dann auch – klimatisch bedingt – die Hauptsaison der Stechinsekten ist, häufen sich die Myxomatose-Ausbrüche in unseren Breiten in den Monaten August und September. Auch wenn die Mückensaison mit einer länger anhaltenden Kälteperiode ein sehr baldiges Ende finden sollte, wird die Bejagung des Hasen in den betroffenen Gebieten allenfalls nach genauer Ermittlung der aktuellen Bestandssituation erfolgen können. Hoffnung auf die Bildung von Antikörpern Der eindringliche Aufruf des LJV jedenfalls ist mehr als deutlich: In Regionen, in denen die Myxomatose nachgewiesen wurde, sollte auf eine Bejagung verzichtet werden, um der verbliebenen Feldhasenpopulation zu ermöglichen, sich entsprechend zu erholen. Feldhasen in betroffenen Revieren, die es geschafft haben, eine Infektion zu überstehen, verfügen damit sehr wahrscheinlich über entsprechende Antikörper gegen das kursierende Virus. Dies ermöglicht ihnen, auf einen erneuten Myxomatose-Ausbruch mit einer gezielten Immunreaktion zu reagieren und somit nicht zu erkranken. Da das Virus über den Winter in den Überträgern und der Umwelt überdauern kann, ist jeder Feldhase mit einem „geschulten“ Immunsystem wichtig, um die Population für die kommenden Jahre zu sichern! Nur wenn die Feldhasen genug Zeit haben, sich mit dem Virus auseinanderzusetzen, können wir auf eine Resistenzentwicklung ähnlich zu der der Wildkaninchen hoffen. In Revieren, in denen die Myxomatose kursiert, sollte ebenfalls auf die Hundearbeit verzichtet werden, um die Feldhasen nicht unnötig zu beunruhigen (Stress wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus). Auch sollte kein Wild aus Gebieten mit Feldhasen-Myxomatose in andere Reviere gebracht werden, da das Virus sonst in bisher nicht betroffene Bereiche eingeschleppt werden kann. Wichtig ist zudem, möglichst alle toten Hasen einzusammeln und keinesfalls in der Natur zu belassen oder zu vergraben. Das Virus ist nämlich sehr widerstandsfähig, besonders gegenüber Kälte, und kann sieben Monate in der Umwelt aktiv bleiben. Deshalb gehen die Empfehlungen so weit, bei der Entsorgung der Kadaver auf Hygiene zu achten sowie Schuhe gründlich zu reinigen und zu desinfizieren.

  • Wird die Bundeswaldinventur instrumentalisiert?

    Schlechte Nachrichten für den Klimaschutz: Der Wald wird zur Kohlenstoffquelle, wie die jüngste Bundeswaldinventur ergeben hat. Die Erhebung hat den Streit um das Bundeswaldgesetz neu entfacht Die vierte Bundeswaldinventur ist ein Großprojekt. Alle zehn Jahre findet sie statt und erstreckt sich über mehrere Jahre: Sie begann am 1. April 2021, und bis Anfang 2023 wurden alle Informationen zusammengetragen und geprüft. Rund 100 Inventurtrupps haben Daten an rund 80.000 Stichprobenpunkten erfasst und mehr als 520.000 Bäume vermessen. Die Länder lieferten diese Daten, das Thünen-Institut für Waldökosysteme analysierte sie wissenschaftlich. Vor wenigen Tagen präsentierte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Ergebnisse, die unter www.bundeswaldinventur.de nachzulesen sind. Vor allem die alarmierenden Negativ-Ergebnisse sorgten für Schlagzeilen: Die deutschen Wälder, geschädigt durch Borkenkäfer, Dürre, Brände und Stürme, tragen nicht mehr durch Speicherung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bei und gefährden die Klimaziele. Stattdessen erhöhen sie sogar den CO2-Gehalt und werden zu Klimasündern. Zwei Millionen Hektar Wald sind durch sogenannte Kalamitäten, also Naturgewalten, geschädigt. Die Waldfläche ist geringfügig gewachsen Mehr Bäume sterben, als nachwachsen. Der Vorrat an Kohlenstoff im Wald schrumpfte seit 2017 um 41,5 Millionen Tonnen. Manche Wälder könnten heute „für einen Endzeitfilm als Kulisse dienen“, sagte Özdemir und verwies auf den Harz. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Waldfläche wuchs trotz der heftigen Konkurrenz um die Flächennutzung im Industrieland Deutschland geringfügig um 15.000 Hektar (0,1 Prozent), der Anteil an Mischwald stieg leicht auf 79 Prozent. Der bayerische Waldbesitzerverband bemängelt, dass die Inventur den Produktspeicher Holz, also Holz in Häuser und Möbeln, nicht berücksichtigt. Der darin gebundene Kohlenstoff bleibt teils mehr als 100 Jahre der Atmosphäre entzogen, argumentiert Verbandspräsident Bernhard Breitsameter. Wohlleben fordert Bremse beim Holzeinschlag Auch sonst sind die Schlussfolgerungen zur Bundeswaldinventur unterschiedlich. Einig sind sich die Experten nur, dass der Umbau des Waldes zügig weitergehen muss, mit mehr Laubbäumen statt der anfälligen Fichte. Der umstrittene Förster und Buchautor Peter Wohlleben fordert, dringend den Holzeinschlag zu bremsen, während viele Forstleute und die rund zwei Millionen privaten Waldbesitzer andere Prioritäten setzen. Ihnen gehören etwa 48 Prozent der deutschen Wälder. Zu Recht warnen Waldbesitzer und Forstleute vor praxisferner Bürokratie und starren Vorgaben, die eine Verschärfung des Bundeswaldgesetzes bringen könnte. Die Bundeswaldinventur rückt dieses Vorhaben des Landwirtschaftsministers wieder in den Blick. Schon 2023 legte der Grünen-Politiker einen ersten Entwurf für eine Novelle des Bundeswaldgesetzes von 1975 vor. Nach massiver Kritik schwächte Özdemir die ursprüngliche Fassung ab. Kahlschlag bleibt demnach eine Ordnungswidrigkeit und wird nicht zum Straftatbestand. CDU-Agrarexperte: Özdemir will neues Waldgesetz mit der Brechstange Seit dem Sommer liegt ein zweiter Entwurf zum Bundeswaldgesetz vor, über den die Bundesressorts sich noch verständigen müssen. Der niedersächsische Agrarexperte Albert Stegemann (CDU) wirft Özdemir vor, er wolle das Gesetz „mit der Brechstange“ novellieren. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer hält die bestehenden Landeswaldgesetze hingegen für ausreichend. Ein Streitpunkt ist, welche Baumarten angepflanzt werden dürfen – nur heimische Arten oder auch solche, die möglicherweise besser mit dem veränderten Klima klarkommen? Auch Wissenschaftler diskutieren darüber kontrovers. Ob der Entwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums noch in dieser Wahlperiode verabschiedet wird, ist unklar. Die FDP verweigert die Zustimmung, da der Entwurf nach ihrer Meinung zu viele zusätzliche Regulierungen für die Waldbesitzer enthält. Diese wären nicht unglücklich, wenn es zu keiner Gesetzesänderung käme.

  • Ampel hat aus ihren Fehlern nicht gelernt

    Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und zurück auf diese Woche Liebe Leserinnen und Leser, in unserem Wochenkommentar befassen wir uns mit der Lage der Berliner Ampelkoalition nach dem überraschenden Rücktritt von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und den Konsequenzen auch für den ländlichen Raum. Im Mittelpunkt steht dabei die Rolle von Robert Habeck vor dem Hintergrund der aktuell schlechten Wirtschaftslage und der Diskussion um eine 1000-Euro-Prämie für Langzeitarbeitslose, die wieder einen Job aufnehmen. Weitere Themen sind die Ausbreitung einer neuen Seuche bei Feldhasen, die Kür von Königinnen und Königen bei vielen Jagden sowie in anderen Bereichen im ländlichen Raum. Die Personalie der Woche kam überraschend aus Berlin. Der erst 35-jährige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert trat aus Gesundheitsgründen  zurück. Augenscheinlich sind seine Kräfte momentan erschöpft. Dies gilt es zu respektieren. Für seine Partei und für ihn selbst ist das eine bittere Entwicklung und Entscheidung. Zugleich wirkt der Vorgang wie ein Sinnbild für den Zustand der SPD und der Koalition insgesamt. Das Regierungsbündnis wirkt erschöpft. Es fehlen Kraft, Schwung und neue Ideen. Da rächen sich die Fehler und Versäumnisse der vergangenen Jahre. Bezeichnend hierfür ist die aktuelle Wachstumsschwäche der Wirtschaft, die der zuständige Minister Robert Habeck in dieser Woche regierungsamtlich bestätigen musste. Dieser ökonomische Rückschritt ist politisch in hohem Maße besorgniserregend. Denn natürlich sind florierende Unternehmen nicht alles, aber ohne florierende Unternehmen ist zumindest sozial- und gesellschaftspolitisch fast alles nichts. Das geht von Förderprogrammen jeglicher Art und Bildungsinvestitionen bis hin zu militärischer Sicherheit. All die dafür notwendigen Gelder müssen erwirtschaftet werden  – von Betrieben und den dort arbeitenden Menschen, die brav ihre Steuern zahlen und damit den Staat am Laufen halten. Dies scheint so mancher selbsternannter Weltverbesserer gelegentlich zu vergessen. Praxisferne Reformprojekte Der Grünen-Politiker Habeck selbst weiß um die Bedeutung einer wachsenden Wirtschaft. Aber wissen heißt in seinem Falle als Wirtschaftsminister nicht gleich können – sei aus fachlichem Unvermögen oder wegen koalitions- beziehungsweise parteiinternem Widerstand. Beides läuft letztlich auf dasselbe hinaus: zu viele staatliche Eingriffe in das Marktgeschehen, verbunden mit praxisfernen und zu teuren Reformprojekten vor allem im Energiebereich. Man denke nur an das Heizungsgesetz, bei dem sich Habeck politisch eine blutige Nase geholt hat. Doch haben Habeck und seine Koalitionspartner aus diesem Polit-Desaster tatsächlich gelernt? Man kann dies durchaus bezweifeln, wenn man an die Diskussion um eine 1000-Euro-Prämie für Langzeitarbeitslose denkt, die wieder einen Job aufnehmen. Denn rein theoretisch mag eine solche Zahlung zwar vertretbar sein, weil ein Arbeitsloser weniger zugleich mehr Geld in den Sozialkassen bedeutet. Völlig aus Acht gelassen wird bei dieser Rechnung aber  das Gerechtigkeitsgefühl von Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern , die ganz selbstverständlich ihrer oft beschwerlichen Tätigkeit nachgehen und kein Verständnis für Menschen haben, die zu Lasten der Allgemeinheit nicht arbeiten wollen. Anders gesagt: Wer für den eigenen Lebensunterhalt berufstätig sein kann, sollte dies auch müssen. Das ist eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit, die nicht extra honoriert werden muss. Arbeitnehmer und Selbstständige stark belastet Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele ganz normale Arbeitnehmer vom Staat finanziell und durch Verordnungen und Auflagen ohnehin stark belastet fühlen. Das gilt natürlich auch für viele Selbstständige und die Unternehmen. Denn ihrem ursprünglichen Ziel, Politik speziell für die sogenannte arbeitende Mitte der Bevölkerung zu machen, ist diese Koalition nur sehr bedingt gerecht geworden. Und der Eindruck, den die Debatte um die als „Hintern-Hoch-Prämie“ geschmähte Extrazahlung für Langzeitarbeitslose bei den Wählern hinterlässt, ist gewiss auch kein Rückenwind für die Koalition. Kurzum, immer offener wird die Frage gestellt, ob diese uneins wirkende Ampelkoalition tatsächlich noch bis zur Bundestagswahl im nächsten September durchhält. Die Opposition beginnt bereits mit den Planspielen zu einer vorgezogenen Bundestagswahl. CSU-Chef Söder will dazu übrigens schwarz-grün ausschließen. Der Kanzlerkandidat und CDU-Vorsitzende Merz hält sich dagegen mit dem Rückenwind von 15 Landesverbänden „gesprächsfähig“ mit den Grünen. Diesen Rückhalt hat das Redaktionsnetzwerk Deutschland durch eine Umfrage in den Ländern herausgefunden. Gleichwohl verkündete Söder vor Beginn seines Parteitags an diesem Wochenende in Augsburg: „Wir unterstützen Merz und wollen, dass er Kanzler wird“. Nur mit wem, sagt er nicht. Heute spricht der Kanzlerkandidat dort vor der CSU. Von alledem sind naturgemäß auch die Menschen im ländlichen Raum betroffen. Viele von ihnen beobachten die Zustände in Berlin mit einer  Mischung aus Befremden, Enttäuschung und Frustration.  Ihnen sind Themen wichtig, die in Großstädten und nicht zuletzt im politischen Berlin trotz vieler Lippenbekenntnisse de facto nur eine Nebenrolle spielen. Dies betrifft etwa den Ausbau der Infrastruktur und Digitalisierung auch in dünner besiedelten Regionen, die ökologisch und wirtschaftlich gleichermaßen vernünftige Naturnutzung sowie eine Energiewende, die auf die besonderen Lebensumstände im ländlichen Raum angemessen Rücksicht nimmt. Königliche Unterstützung für Wald & Wild   Zu den schönen Seiten des Lebens im ländlichen Raum gehört die Kür von Königinnen und Königen, die wir bei vielen Jagden erleben. Ein guter und schöner Brauch, um etwa nach erlebnisreichen Gesellschaftsjagden im Namen der Gäste an die Adresse der einladenden Beständer Danke zu sagen.  Jagdkönigin oder -könig lassen das an diesem Tag Erlebte Revue passieren, um dabei die aktiv Mitwirkenden wie Treiber, Hundeführer oder Bläser für ihren Einsatz zu loben. Es gibt überall im Lande saisonal Weinköniginnen, Spargelköniginnen, Heideköniginnen und weitere meist weibliche gekrönte Häupter vom jeweiligen Fach, die Betriebe und Produkte im Ländlichen repräsentieren und dafür werben. In Baden-Württemberg gibt es wohl mit Alleinstellungsmerkmal sogar eine Waldkönigin.  Sie wird für zwei Jahre vom Kuratorium Wald gekürt, das sich aus Vertretern des Vereins Waldarbeitsgemeinschaften, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dem Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft und der Forstkammer zusammensetzt. So wurde von diesem Gremium Leonie Betz dort im Südwesten der Republik zur Waldkönigin gekrönt. Sie ist nach einem Bericht im Mitteilungsblatt des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg aktuelle „Botschafterin des Waldes und der Forst und Holzwirtschaft“. Leonie Betz ist Forstwirtin und betreut einen Gemeindewald in der Ostalb. Sie sucht das Gespräch mit Freizeitnutzern und Hundehaltern,  die dort unterwegs sind, um Verständnis für Forst und Jagd zu wecken und in der Öffentlichkeit für diesen Zusammenhang zu werben. Auch das, was zu ihren Aufgaben im Beruf gehört, schildert sie: Holzeinschlag, Forstschutz, Jungbestandspflege, Wegebau und das Setzen junger Bäume. Rund 30 Auftritte im Jahr warten auf sie, um zu vermitteln, wie Wald und Wild geschützt und gepflegt werden. Auf der Homepage der Waldkönigin wird empfohlen: „Wenn Sie eine Aktion rund um den Wald oder zum Thema Nachhaltigkeit planen, laden Sie sich doch mal ‚königliche‘ Unterstützung ein.“   Auch unserer Stiftung geht es darum, Natur und Naturnutzung im Einklang zu betrachten. Das Thema Wald & Wild bildet dabei einen Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit. Niederwild unter enormem Druck Kommen wir zum Schluss zu einem wenig erfreulichen Thema. Trotz aller Hegebemühungen der Jäger steht das Niederwild in der modernen Agrarlandschaft unter enormem Druck. Nun lässt eine neue Seuche  die Feldhasen reihenweise verenden. Erstmals ist in Deutschland die Myxomatose vom Wildkaninchen auf Meister Lampe übergesprungen. Ausgehend vom Kreis Wesel am Niederrhein breitet sich die Krankheit mit rasanter Geschwindigkeit aus und dürfte bald den Osten Nordrhein-Westfalens und das dort angrenzende Niedersachsen erreichen. Noch bevor die Erntezeit der Grünröcke begonnen hat, werden in den betroffenen Gebieten deshalb bereits erste Treibjagden abgesagt . Die Jäger folgen damit einer Empfehlung des Landesjagdverbandes. Denn einerseits soll eine Beunruhigung von Meister Lampe vermieden und damit eine Ausbreitung der Seuche in weitere Bereiche verhindert werden. Andererseits verfügen Feldhasen, die eine Infektion überstanden haben, sehr wahrscheinlich über Antikörper gegen das kursierende Virus. Dies ermöglicht ihnen, auf einen erneuten Myxomatose-Ausbruch mit einer gezielten Immunreaktion zu reagieren und somit nicht zu erkranken. Damit sich die verbliebene Population erholen kann, wird also jeder überlebende Hase benötigt. In einem Blog-Beitrag wird unser Autor Christoph Boll am Dienstag die Seuchenentwicklung beleuchten. Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, wünsche ich eine gute, positive Woche und verbleibe mit den besten Grüßen Ihr Jürgen Wermser Redaktionsleitung/Koordination

  • Keine Sonderwege in der EU-Agrarpolitik

    Warum es keine gute Idee ist, wenn Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen das EU-Agrarbudget im gemeinsamen Haushalt auflösen und die dreistelligen Milliardenbeträge direkt an die Mitgliedstaaten auszahlen will Im EU-Haushalt sind die Posten für Landwirtschaft und zur Förderung strukturschwacher Regionen mit dem meisten Geld hinterlegt. Jeweils ein Drittel des EU-Budgets im auf sieben Jahre angelegten Mehrjährigen Finanzrahmen (MFF) gehen an die Bauern sowie in die Regionalförderung. In Zahlen für die Jahre 2021 bis 2027: 372 Milliarden Euro für die Regionen und 376 Milliarden für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Die Mittel sind hart umkämpft. Bislang war es so, dass die Kommission einen Vorschlag gemacht hat, wie das Geld ausgegeben wird, und das Europäische Parlament und das Gremium der Mitgliedstaaten auf dieser Basis einen Kompromiss erarbeitet haben. Nun soll alles anders werden. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will, dass im nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen, der ab 2028 gelten soll, die beiden größten Budgetposten, für Landwirtschaft und für Strukturförderung, wegfallen. Stattdessen soll das Geld als Zuschuss an die 27 Mitgliedstaaten der EU ausgezahlt werden. Wenn das so kommt, wäre es keine gute Lösung. Bislang ist der Prozess der Geldvergabe kompliziert, aber sehr transparent. Demokratisch gewählte Abgeordnete aus der ganzen EU entscheiden maßgeblich mit, wie das Geld der EU-Steuerzahler ausgegeben wird. Ein Beispiel aus der Landwirtschaft: Parlament und Rat haben lange darum gerungen, letztlich aber festgelegt, welche Agrarumweltmaßnahmen die Landwirte in der gesamten EU zu erfüllen haben. Parlament soll kaltgestellt werden Künftig soll das Europaparlament kaltgestellt werden. Die Kommission würde den Regierungen der Mitgliedstaaten nur noch sogenannte Meilensteine in der Landwirtschaft vorgeben. Daraufhin würde die Kommission mit den nationalen Regierungen bilaterale Verhandlungen über die Ausgestaltung der Meilensteine beginnen. Am Ende würde feststehen, was die Bauern des Landes zu erfüllen haben, damit die Agrarbeihilfen aus Brüssel fließen. Nicht nur das Europäische Parlament, auch die Bundesländer bangen um Einfluss auf die Agrarpolitik. Bislang waren sie aber immer eingebunden, wenn die Bundesregierung mit der Kommission über die Agrarumweltmaßnahmen verhandelt hat. Der EU-Agrarpolitiker Norbert Lins (CDU) warnt eindringlich davor, den EU-Haushalt so umzugestalten. Dadurch würden noch weniger als bisher die gleichen Spielregeln für die Landwirte in der gesamten EU gelten. Lins: „Wir haben keine guten Erfahrungen damit gemacht, wenn Regelungen für die Landwirtschaft zwischen der Kommission und den Mitgliedstaaten direkt ausgehandelt wurden.“ In der laufenden Förderperiode der GAP hat die Kommission dies etwa bei den Ökoregelungen bereits getan. Es geht um beträchtliche Summen: Dafür stehen im Jahr allein in Deutschland etwa 1,25 Milliarden Euro zur Verfügung. In Deutschland aber wurde im Zuge der Verhandlungen mit der Kommission die Latte für die Landwirte recht hochgelegt. In anderen EU-Ländern, etwa in Süd- und Osteuropa, müssen die Landwirte bereits heute deutlich weniger tun, um an das Geld aus den EU-Töpfen für die Ökoregelungen zu kommen. Das Beispiel zeigt: Bilaterale Verhandlungen zwischen der Kommission und den Mitgliedstaaten über die Bedingungen in der GAP führen in die Irre. Dadurch werden die Wettbewerbsbedingungen verzerrt. Das Gegenteil muss der Fall sein: EU-weit sollten für die Landwirte die gleichen Bedingungen gelten. Das ist der Anspruch, den der Binnenmarkt auch künftig gewährleisten muss.

  • Nord-Grüne weichen vom Bundes-Kurs ab

    Wackelt in Schleswig-Holstein die schwarz-grüne Koalition? Insider wissen es seit Wochen: In der Kieler schwarz-grünen Koalition rumort es. Weil die schleswig-holsteinischen Grünen den auf Bundesebene eingeschlagenen Kurs in der Asylpolitik nicht mehr mitgehen wollen, brodelt es in der Koalition. Der Grund: Integrationsministerin Aminata Touré bringt am Wochenende auf dem Landesparteitag einen Antrag ein, in dem die Landes-Grünen jede Verschärfung des Asylrechts ablehnen. Damit geht der grüne Landesverband auf Distanz zur schwarz-grünen Landesregierung. Noch vor knapp zwei Wochen hat Touré zusammen mit der CDU und zwei weiteren schwarz-grün regierten Ländern (Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg) einen Vorstoß zu mehreren Verschärfungen des Asylrechts in den Bundesrat eingebracht. Plötzlich wollen Touré und Co. davon nichts mehr wissen. Auch Fraktionschef Lasse Petersdotter und die beiden Landesvorsitzenden Anke Erdmann und Gazi Freitag unterstützen diesen neuen Kurs, der in der Kieler CDU-Fraktion schieres Entsetzen auslöst.  Gibt es doch bei den Christdemokraten eine Reihe von Abgeordneten, die einer Zusammenarbeit mit den Grünen von Beginn an kritisch gegenüberstehen.  So wie Wirtschafts- und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen und Landwirtschaftsminister Werner Schwarz, die aus ihrer Abneigung grüner Ideen – auch bei öffentlichen Auftritten – keinen Hehl machen. Dazu verstärkt sich an der Basis – vor allem in ländlichen Regionen – die Meinung, dass eine Koalition mit der FDP die bessere Wahl gewesen wäre. Ministerpräsident Daniel Günther hatte sich nach seinem Wahlsieg im Jahr 2022 jedoch für ein Zweierbündnis mit den Grünen entschieden und wirbt seitdem bundesweit für Schwarz-Grün. Dies führt im nördlichsten Bundesland an der Parteibasis zu erheblicher Kritik. Erst auf dem Landesbauerntag im September war es zu kritischen Bemerkungen an die Adresse vom grünen Umweltminister Tobias Goldschmidt gekommen. Die schleswig-holsteinische Landwirtschaft fühlt sich seit der Zeit von Robert Habeck in diesem Amt „schlecht behandelt“, wie es in einer Hauptausschuss-Sitzung des Bauernverbandes formuliert wurde.  „Weitere Verschärfungen dürfen nicht folgen“ In dem Antrag von Touré heißt es, man sei der Überzeugung, dass in der Vergangenheit weitreichende Gesetze zu Rückführungen auf Bundes- und EU-Ebene beschlossen worden seien, „die zu harten Verschärfungen führen werden. Diese Entwicklung war und ist für unsere Partei sehr schmerzhaft. Weitere Verschärfungen dürfen nicht folgen“, heißt es im Antrag der Nord-Grünen.  Doch eben solche verschärften Maßnahmen fordert Schleswig-Holstein im Bundesrat mit der Absenkung der Ausweisungsschwelle und dem Automatismus bei den sicheren Herkunftsländern. Auslöser dieses grünen Umschwungs sind offenbar entsprechende Forderungen der Nachwuchsorganisation Grüne Jugend Schleswig-Holstein. Hier hatte es zahlreiche Austritts-Drohungen gegeben.

  • Gnadenfrist für die Waldeigentümer

    Den Schutz des Waldes möchten alle verbessern. Doch die EU wollte offenbar wieder über das Ziel hinausschießen. Jetzt wurde das Vorhaben im letzten Moment zeitlich gestreckt Die Erleichterung war weit über Brüssel oder Berlin hinaus zu spüren. Die Europäische Kommission hat sich Anfang Oktober dafür entschieden, die Umsetzung der umstrittenen EU-Entwaldungsvorschrift (EUDR) um zwölf Monate zu verschieben. Damit ist die Entscheidung zwar noch nicht rechtsgültig, da unter anderem die Zustimmung des Europäischen Parlaments für einen solchen Schritt notwendig ist. Doch gilt ein positives Votum der Mehrheit der Abgeordneten als wahrscheinlich bis sicher – genau wie die Zustimmung der EU-Mitgliedsstaaten für eine Verschiebung. Hintergrund: Mit der umstrittenen Neuregelung der Entwaldungsvorschrift will die EU die Entwaldung und Waldschädigung reduzieren, um „Treibhausgasemissionen zu verringern und biologische Vielfalt zu fördern“. Produkte, die anteilig aus recyceltem Material bestehen, fallen im Hinblick auf den nicht-recycelten Anteil nun ebenfalls unter die EUDR. Die Vorschrift löst die EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) ab und gilt jetzt für sechs weitere Rohstoffe (Soja, Kautschuk, Kaffee, Kakao, Palmöl sowie Rind). Ziel ist es, den Verbrauch von Produkten und Rohstoffen zu minimieren, die aus Lieferketten stammen, die mit Entwaldung und Waldschädigung im Zusammenhang stehen. Die Verordnung trifft Unternehmen, aber auch Landwirte, Waldbesitzer und Händler in der Europäischen Union, die Erzeugnisse in der EU zum ersten Mal verkaufen, bereitstellen oder exportieren. Sie müssen sicherstellen und dokumentieren, dass Wälder weder abgeholzt noch geschädigt wurden. An der Lieferkette sind zahlreiche Akteure unterschiedlicher Natur beteiligt: Forstbetriebe, Zwischenhändler, Sägewerke, Zellstoffwerke, Papierfabriken, Druckereien.   „Untragbare bürokratische Belastungen“   Die Umsetzung bedeutet nach Ansicht von Waldbesitzern, Unternehmen und Verbänden „untragbare bürokratische Belastungen und habe unkalkulierbare Auswirkungen auf die Wertschöpfungsketten, auch weil noch unklar ist, wie die Unternehmen das leisten sollen, was die Verordnung fordert“. Viele Branchen wären von Rohstoffen abgeschnitten, weil sie nicht belegen könnten, dass für die Herstellung kein Wald gerodet wurde. Auch redlichen, nachhaltigen Produzenten in Drittstaaten könnte die Lebensgrundlage entzogen werden, wenn sie an den technischen Anforderungen scheitern. Viele der Unternehmen und Verbände aus der Branche hatten zuletzt um eine Klarstellung der Ausnahmetatbestände sowie eine Verlängerung von Übergangsfristen gekämpft – offenbar mit Erfolg. Auch der Freistaat Bayern hatte in Brüssel gegen die sofortige Umsetzung und Verschärfung der Entwaldungsvorschrift gekämpft. Deutscher Forstwirtschaftsrat lobt Verschiebung   Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) zeigt sich zufrieden mit der nun gefundenen zeitlichen Verschiebung. „Der gemeinsame Einsatz der Forstbranche, darunter die Unterstützung durch das gesamte Cluster Forst und Holz sowie die Zusammenarbeit mit zahlreichen europäischen Partnern, trägt Früchte. Die Sachargumente haben politische Wirkung entfalten. Die Verschiebung gibt nun die notwendige Zeit für eine grundlegende und fachbasierte Überarbeitung der Verordnung“, erklärte DFWR-Präsident Georg Schirmbeck. Damit werde dem gesamten Forst- und Holzsektor in Europa ein großer Dienst erwiesen. Hinter den Kulissen hatte sich vor allem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für eine Entschärfung und Verschiebung der Richtlinie eingesetzt. Der Deutsche Forstwirtschaftsrat ist die Stimme für rund zwei Millionen private und öffentliche Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, die die Fläche von etwa 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland nachhaltig pflegen und bewirtschaften. Die Mitgliedsorganisationen des DFWR vertreten den Privat-, Staats- und Körperschaftswald, die Forstwissenschaft, die mit der Forstwirtschaft verbundenen berufsständischen Verbände und weitere mit der Erhaltung und Förderung des Waldes und der Forstwirtschaft befasste Organisationen.

  • Trophäenjagd nutzt Mensch und Wild

    Unbelehrbar hält Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) bislang an ihrer Absicht eines nationalen Importverbotes für Jagdtrophäen einiger Arten fest, sie versteht dies als Beitrag zum Artenschutz. Kräftig Beifall erhält sie von ihrer Klientel und den einschlägigen Verbänden Nun spricht ein jüngst veröffentlichtes Gutachten der renommierten Wirtschaftskanzlei GvW Graf von Westphalen nationalen Regierungen das Recht zu Importverboten ab. Das falle in die EU-Zuständigkeit. Denn es „handelt sich dabei primär um eine spezifische handelspolitische Maßnahme, die den Außenhandel regeln soll und sich direkt und sofort darauf auswirkt“, heißt es in der vom Deutschen Jagdverband (DJV) und dem Internationalen Jagdrat (CIC) in Auftrag gegebenen juristischen Expertise. Im gleichen Sinne auch ein Memorandum der Sellheim Environmental, dass Trophäenimportverbote nicht mit EU-Recht vereinbar sind und weitere, international bindende Handelsabkommen verletzen. Das GvW-Papier beleuchtet über die rechtlichen Aspekte hinaus die Bedeutung der touristischen Trophäenjagd für die Gastländer. Es kommt zu dem Schluss, ein Ausbleiben der Jäger berge die Gefahr von „weniger nachhaltigen und tierwohlschonenden Jagdmethoden“, denn der Überpopulation einiger Wildtiere müsse weiterhin entgegengewirkt werden. Mit einem Importverbot würde also sogar das Gegenteil des beabsichtigten Schutzgedankens erreicht werden. Außerdem verletze ein generelles Einfuhrverbot von Jagdtrophäen, die in einem anderen Land rechtmäßig erworben wurden, das Eigentumsrecht der Betroffenen. Reaktionen der Ministerin gibt es darauf bislang nicht. Wahrscheinlich ficht die Rechtsexpertise der renommierten Wirtschaftskanzlei GvW Graf von Westphalen sie ebenso wenig an wie die Haltung der Betroffenen. Dabei ist der Unmut der Jägerschaft noch eine verhaltene Reaktion im Vergleich zur Empörung und Wut in den afrikanischen Staaten, vorrangig Namibia und Botswana. Arroganz, Neokolonialismus, Rassismus und Verachtung lauteten die Vorwürfe gegen Lemke. Politische Fronten verhärtet Beim Besuch des botswanischen Umweltministers Dumizweni Mthimkhulu in Berlin zeigte sich, wie verhärtet die Fronten sind. Er sollte zunächst mit der Staatssekretärin abgespeist werden. Als es dann doch noch zu einem Gespräch auf Ministerebene kam und ein diplomatischer Eklat zumindest vermieden wurde, hieß es anschließend, die deutsche Amtskollegin sei „äußerst schmallippig und sichtbar verärgert“ gewesen. Der Gast nämlich hatte plädiert, auf weitere Verschärfungen zu verzichten. Er stieß aber wohl nur auf eine Verweigerungshaltung, in deren Folge Lemke auch die Einladung Botswanas ausschlug, sich vor Ort ein Bild zu machen. Botswanas Minister kommentierte das vor der Presse mit „grüner Fundamentalismus“. Er ergänzte: „Wir kommen so lange wieder, bis sie uns zuhören.“ Kurz darauf bot der Präsident seines Landes, Mokgweetsi Masisi an, 20.000 Elefanten, die seit 2019 offiziell wieder gejagt werden dürfen, nach Deutschland zu schicken. Denn in Botswana herrscht mit rund 130.000 Dickhäutern eine derartige Überpopulation, dass sie nicht nur die Felder kahl fressen und zertrampeln, ganze Dörfer verwüsten, sondern auch Menschen bedrohen und sogar „tottrampeln“. Vor einigen Tagen teilte der Präsident angesichts der Dürre im Land und des Hungers der Bevölkerung mit, das Land plane den Abschuss von 20.000 Elefanten. Ähnlich sieht es in Namibia aus, wo laut Vereinten Nationen (UNO) 1,4 Millionen Menschen unter Hunger leiden und die Regierung deshalb angekündigt hat, Hunderte Antilopen, Nilpferde, Büffel und Elefanten zusätzlich erlegen zu lassen. Das Land verfolgt seit Jahrzehnten eine Artenschutzstrategie mit nachhaltiger, kontrollierter Jagd. Die Wildbestände sind auf hohem Niveau stabil oder wachsen an. Neben der Bekämpfung der Hungersnot wird Wild bejagt, um Mensch-Tier-Konflikte einzudämmen, die Landwirtschaft, die Vegetation und die knappen Wasservorräte zu schützen. Heftig unter Beschuss geriet 2012 Spaniens König Juan Carlos, als seine Elefantenjagd in Botswana öffentlich bekannt wurde. Dabei steht die Diskussion um die Dickhäuter beispielhaft für etliche Wildarten Afrikas und in Deutschland Lemke exemplarisch für eine bei den Grünen weit verbreitete Jagdfeindlichkeit. So beendete ihr Parteifreund und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir im Dezember 2022 nach 35 Jahren die Mitgliedschaft Deutschlands im Internationalen Jagdrat, der in mehr als 80 Ländern aktiv ist. Das geschah ohne Absprache mit den Koalitionspartnern FDP und SPD und mit der inhaltlich dünnen Begründung, nachhaltige, regulierte Bejagung von „geschützten Arten“ widerspreche „der grundsätzlichen politischen Ausrichtung der Bundesregierung“. Jagd sichert Biotope Lemke und Özdemir wollen offenbar nicht wahrhaben, dass ordnungsgemäße Jagd noch nie eine Wildart ausgelöscht hat. Im Gegenteil. Oft und gerade in Afrika erhalten die Tiere erst durch die kontrollierte Jagd einen wirklichen Wert für die Bevölkerung, der sie vor Wilderei schützt und die Populationen bewahrt oder sogar wachsen lässt. So sichert in Afrika nachhaltige, regulierte Jagd 30 bis 50 Prozent mehr Biotope für Wildtiere als alle Nationalparks zusammen. Dem ist unter anderem zu verdanken, dass sich laut Bundesamt für den Naturschutz (BfN) die Bestände des namibischen Hartmanns-Bergzebras seit den 1980er Jahren verdreißigfacht haben. Die entscheidende Rolle für diese Entwicklung hatte die Bejagung durch zahlende Gastjäger. Deshalb sind gut geregelte und überwachte Jagdsysteme unersetzlich im internationalen Artenschutz. Sie sichern mit Fleisch und Einkommen außerdem die Existenz von Millionen Menschen in ländlichen Regionen. Verkannt wird zudem, wie gering der Anteil der Jagd auf geschützte Arten ist. Nach BfN-Angaben erfolgten in den Jahren von 2019 bis 2023 insgesamt nur 2702 Einfuhren von Anhang A- und B-Arten nach Deutschland. Unbestreitbar gibt es Fälle von unzureichend ausgeführter und schlecht regulierter Jagd, für die der Tod des Löwen Cecil 2015 in Simbabwe eines der populärsten und umstrittensten Beispiele ist. Doch von solchen Ausnahmen abgesehen schreibt auch die Weltnaturschutzunion IUCN der Trophäenjagd „eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Vorteilen sowohl für den Wildtierschutz als auch für den Lebensunterhalt und das Wohl der mit Wildtieren lebenden indigenen und lokalen Bevölkerungsgruppen“ zu. Sie schaffe „dringend benötigte Anreize und Einnahmen zur Erhaltung der Tierwelt als Form der Landnutzung und Wiederbelebung von Erhaltungsmaßnahmen (einschließlich Maßnahmen gegen Wilderei) für staatliche, private und kommunale Grundbesitzer“. Dies zu behindern, sei deshalb „ein kurzsichtiges Instrument, das die Gefahr birgt, den Nutzen sowohl für den Naturschutz als auch für die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung zu untergraben, wodurch die eigentliche, große Bedrohung durch Lebensraumverlust und Wilderei verschärft und gar nicht erst angegangen wird“.

  • Abschied von der Postfiliale?

    Die Post hat gerade auf dem Land Probleme, ein dichtes Filialnetz anzubieten. Das neue Postgesetz erleichtert auch deshalb das Umschwenken auf digitale Poststationen. Eine Lösung? Die Deutsche Post AG kann nicht machen, was sie will. Politik und Bundesnetzagentur schauen genau darauf, dass das Unternehmen seinen gesetzlichen Pflichten nachkommt. Dazu gehört beispielsweise, bundesweit mindestens 12.000 Filialen zu betreiben. Jeder Ort mit mehr als 2000 Einwohnern muss strenggenommen eine Anlaufstelle der Post haben. Doch die Realität sieht etwas anders aus. Zwar übertrifft der Konzern mit derzeit rund 12.800 Postfilialen in der Summe das Soll. Doch im Juli – so eine jüngste Erhebung – waren laut Bundesnetzagentur 141 sogenannte Pflichtstandorte unbesetzt. Sprich: Dort mussten die Bewohner längere Wege zurücklegen, um Briefmarken zu kaufen oder Pakete aufzugeben. Schaut man sich die Liste der betroffenen Orte an, stößt man vielfach auf ländliche Regionen, in denen es manchmal länger kein nahes Postangebot gibt. Die Post arbeitet gerade in kleineren Orten seit vielen Jahre mit Partnern zusammen und eröffnet in Märkten oder beim Bäcker kleinere Agenturfilialen. Schließen die Partnerbetriebe, endet meist auch die Postdienstleistung. Die Suche nach einem neuen Standort im Dorf beginnt von vorn. Helfen könnten der Post jetzt bei der flächendeckenden Versorgung die angepassten Regeln im neuen Postgesetz. Die Gesetzesnovelle trat am 19. Juli in Kraft und löst inhaltlich an vielen Stellen die seit 1997 geltenden Vorschriften ab. Ab Januar 2025 kann die Deutsche Post anstelle von Filialen künftig auch Selbstbedienungs-Automaten betreiben, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Diese Automaten muss die Post allerdings in so einem Fall durch die Bundesnetzagentur zulassen. Und auch die örtlichen Kommunen können per Gesetz mitreden. Die Postautomaten sind schon heute an vielen Stellen im Land zu finden. Bislang wurden sie aber als Ergänzung des Filialnetzes angesehen. Da man hier rund um die Uhr Dienstleistungen der Post in Anspruch nehmen kann, kommen sie gerade bei der jüngeren Generation gut an. An einem Terminal kann man Briefmarken kaufen, Sendungen verschicken, Pakete aufgeben und sich im Fall des Falles per Video beraten lassen. Dies alles funktioniert digital. Bezahlt wird bargeldlos. Öffnungszeiten gibt es nicht. Interpretiert man die Äußerungen aus der Bundesnetzagentur richtig, so kann man fest davon ausgehen, dass die Aufsichtsbehörde sich nicht querstellen wird, wenn die Deutsche Post gerade im ländlichen Raum vermehrt zu den digitalen Poststationen tendieren wird. Der Konzern erfüllt künftig auf diesem Wege seine gesetzliche Verpflichtung, ohne mühsam nach Partnern vor Ort Ausschau zu halten und auf Geschäftsschließungen zu reagieren. Mit dem Trend zum Postautomaten verlieren allerdings auch Einzelhändler ihre Einnahmen aus dem Agenturgeschäft. Warnung aus der Politik Und was sagt die Politik? In Kreisen der Union blickt man skeptisch auf diesen Aspekt des novellierten Postgesetzes. In einem Interview warnte Volker Ullrich, Fachsprecher für Verbraucherschutz in der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, vor einem Missbrauch: „Wenn Pflichtstandorte künftig mit Zustimmung der Bundesnetzagentur vermehrt durch Automaten bestückt werden, wird die Politik genau hinschauen. Denn die Selbstbedienungs-Poststationen bieten längst nicht alle Dienstleistungen einer normalen Filiale an.“ Die Stationen seien als Ergänzung gedacht, dürften also nicht die regulären Filialen im großen Stil ersetzen. Die Deutsche Post AG selbst verspricht auch für die Zukunft eine „flächendeckende Filialversorgung“. Sie verweist aber deutlich darauf, dass es vor allem im ländlichen Raum immer schwieriger werde, Ladenlokale oder Einzelhändler zum Betrieb von Filialen zu finden. Dies hieße aber nicht, dass die Deutsche Post künftig Filialen konsequent mit Automaten ersetzen werde.

  • Der Tag der Deutschen Einheit in Zeiten von Umbrüchen in unserer politischen Landschaft

    Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und zurück auf diese Woche Liebe Leserin, lieber Leser, unser Blick auf die zurückliegende Woche fällt diesmal weniger auf die speziellen Themen, die wir für „natur+mensch“ regelmäßig herauspicken. Bis auf die Reform des Bürgergeldes und härtere Strafen für Täter, die Geldautomaten sprengen, gab es in den letzten Tagen wenig über sachpolitische Entscheidungen zu lesen oder zu hören. Der Tag der Deutschen Einheit fand in angespannten Zeiten statt, in denen Wählerstimmungen kaum zum Motto des Festes in Schwerin passen. Brandmauern scheinen gerade in ländlichen Regionen löchrig zu werden. Zeitgemäß wenden wir uns auch dem zu, was die Menschen auf den Geschmack des Herbstes bringen kann. Überall beginnen Wildwochen. Wir verweisen dazu auf gute Adressen im Netz. Mit dem Monat nach den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg hat das Jahr vor der Bundestagswahl begonnen. Die Innenpolitik ist in diesen Tagen weniger von Inhalten getrieben als dem Drang zur inneren Selbstreflektion in nahezu allen Parteien. Dazu trägt dann auch der irritierende gemeinsame Gastbeitrag der beiden noch amtierenden Ministerpräsidenten Woidke (SPD) , Kretschmer (CDU) sowie des CDU-Kandidaten für dieses Amt in Erfurt, Voigt, entscheidend bei. Da scheint eine Morgengabe an die Wagenknecht-Partei für weitere Gespräche eine Rolle zu spielen. Wie zu hören ist, sollen beide Parteiführungen bzw. auch der Kanzler von dieser Aktion überrascht worden sein. Damit die Brandmauer zur AfD hält, werden andere Grundsätze regional aufgeweicht, um dort die Rechtsextremen von den Regierungsetagen fernzuhalten. Nicht erst seit dieser überraschenden parteiübergreifenden Aktion ist klar: Die politische Landschaft befindet sich im Umbruch. Dieses Bewusstsein verfestigt sich ausgerechnet um den Feiertag der Deutschen Einheit , der diesmal in Schwerin mit inzwischen traditionellem Volksfest und Festakt begangen wurde. Die Reden des Bundeskanzlers und der gastgebenden Ministerpräsidentin waren unterschwellig auch von Zweifeln geprägt. „Vereint Segel setzen“ hieß das offizielle Motto in der Hauptstadt des nordöstlichen Küstenlandes. Irgendwie sind aber – politisch übertragen – stürmische Winde prägend. Wenn dann in den Nachrichtensendungen der großen Fernsehanstalten Filme darüber eingespielt werden, wie sich inzwischen das Leben in abgelegenen östlichen Dörfern mehr als 34 Jahre nach der Aufbruchstimmung des Mauerfalls abspielt, so sind Bilder und Zitate dort enttäuschend. Der Kanzler hat in Schwerin zwar gesagt: „Wir haben gemeinsam viel geschafft – unendlich viel sogar.“ Irgendwie fehlt da aber was. Jedenfalls, wenn es um politische Lösungen zum Verfassungsauftrag der „gleichwertigen Lebensverhältnisse“ in deutschen Landen geht. Das wird mit Blick auf die Bundestagswahl im nächsten September und auf die Entwicklung der angeblichen Heilsbringer am rechten und linken Rand ein zentrales Thema bleiben. Das Bundeskabinett mit Korrekturarbeiten am Bürgergeld In Berlin fand im politischen Betrieb derweil außer der jeweils auf Mittwoch terminierten Kabinettssitzung nicht viel Bewegendes statt. Auffällig waren da allenfalls die Korrekturen zum Bürgergeld, zu denen sich der zuständige Sozialminister Hubertus Heil wohl unter starkem Druck recht zähflüssig durchgerungen haben muss. Immerhin ist es keine zwei Jahre her, dass sich die Ampel unter seiner Regie für die Ablösung des Hartz-IV-Systems durch das Bürgergeld hat feiern lassen. Es ist schon erstaunlich, mit welchem Brustton der Überzeugung der Sozialminister die Beseitigung eigener Fehler der staunenden Öffentlichkeit präsentiert. Ein ähnliches Schicksal droht ihm, wenn jetzt noch das sogenannte Rentenpaket II durchgepeitscht wird. Es liegt wohl nicht allein am Finanzminister, dass dieses „ Fundament der Ampel “ (Originalton Scholz) wegen der offenbar gewordenen Kalkulationsrisiken irgendwie stecken bleibt. Die absehbaren Belastungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber und unseren Bundeshaushalt werden immer sichtbarer. Das wirft auch ein Licht auf die handwerkliche Zuverlässigkeit im derzeitigen Regierungsgeschäft . Sie wurde im Handelsblatt ausgerechnet vom deutschen Handwerkspräsidenten Jörg Dittrich so beschrieben: Viele Gesetze der Vergangenheit gingen „zu oft an der Lebensrealität von Betrieben und Unternehmern vorbei“ . Die Wirtschaftskrise treffe nicht nur namhafte Großkonzerne wie VW oder die Exportbranche, sondern die gesamte Wirtschaft. Er ruft dazu auf, Standortchancen mehr zu nutzen. Für ihn ist die deutsche Wirtschaft demnach noch zu retten. Er verweist auf unser weltweit einzigartiges berufliches Bildungssystem und die Leistungen der Universitäten. Derweil müsse zum Beispiel das Handwerk mit Kostenschocks durch Lohnzusatzkosten leben. Der ZDH-Präsident bemerkt, ob politische Forderungen nach höheren Beiträgen für Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung wirklich als „sozial verkauft“ werden könnten. Er stellt die Frage, ob es eben noch sozial sei, wenn sich damit gleichzeitig lohnintensive Leistungen dadurch so verteuern, dass sich Geschäftsmodelle nicht mehr tragen. Er verweist auf die Folgen verlorener Jobs und geschlossener Geschäfte. Was Dittrich zum Handwerk feststellt, gilt sicher auch für andere Bereiche unserer mittelständischen Wirtschaft. Überall im Lande machen Wildwochen jetzt Appetit Unser Landwirtschafts- und Ernährungsminister hat schon im September die Ergebnisse einer jährlichen Untersuchung darüber präsentiert, was den Deutschen beim Essen wichtig ist und worauf sie beim Einkaufen und Kochen achten. Das Fachmagazin Falstaff hat das Ergebnis so auf den Punkt gebracht: „Das EU-Biosiegel und der Nutri-Score, der den Nährwert von Produkten kennzeichnet, gewinnen an Bedeutung – doch der Geschmack bleibt König .“ Für 99 Prozent der Befragten ist nach wie vor der gute Geschmack das wichtigste Kriterium bei der Auswahl von Lebensmitteln. Dazu gehört mein persönlicher Eindruck, dass sich alle Beteiligten in der Produktionskette von Nahrungsmitteln zunehmend darauf einstellen, was aktuell gefragt ist. Beim Ruf nach mehr Bio, fallen mir nicht nur die bekannten Trends ein, sondern insbesondere das gesunde und schmackhafte Fleisch von unserem Wild, das zunehmend auf die Tische kommt. Da gilt schon lange das Motto „Mehr Bio geht nicht“ . Viele Jagdverbände bzw. ortsnahe Kreisjägerschaften und Hegeringe starten in diesen Tagen Wildwochen und besondere Aktionen dazu. Hier einige Tipps und Beispiele in folgenden Links: https://www.nrw-wildwochen.de/ https://www.oldenburger-muensterland.de/artikel/aktivitaeten/om-wildwoche.php https://landratsamt-roth.de/wildwochen https://www.naturpark-weserbergland.de/schaumburger-wildwochen https://www.suedpfalz-tourismus.de/de/suedpfalz-geniessen/genussevents-suedpfalz/wildwochen-in-der-suedpfalz https://usedom.de/wildwochen https://www.bodenseewest.eu/de/erleben/kulinarik/genusswochen/wildewochen In diesem Sinne wünsche ich unseren Jägerinnen und Jägern gerade in der kommenden Zeit viel Waidmannsheil. Und allen unseren Leserinnen und Lesern besonders guten Appetit, wenn ein Stück vom Wild auf dem Speiseplan steht. Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination

  • Biber – niedlich, aber mitunter Problemtiere

    Biber sind putzige Tiere, doch sie richten auch Schäden in der Land- und Forstwirtschaft an. Und sie können bei Hochwasser die Stabilität der Deiche gefährden Biber sind sympathische, niedliche Tiere. Erstaunlich, wie sich Deutschlands größte Nagetiere ans Wasser anpassen und ihre Bauten und Dämme errichten. Früher jagte man Biber wegen ihres Fleisches und ihrer Felle, sodass sie im 19. Jahrhundert fast ausgerottet wurden. Um sie wieder anzusiedeln, setzten Wissenschaftler zum Beispiel vor 30 Jahren acht Exemplare aus Sachsen-Anhalt und Brandenburg im Emsland aus. Sie vermehrten sich und leben heute an der Ems, dem Nebenfluss Hase und in den Nachbarkreisen Cloppenburg, Vechta und Osnabrück. In ganz Niedersachsen schwimmen laut Landwirtschaftsministerium etwa 500 Biber in 230 Revieren. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie schützt die Biber. Es sind fleißige Baumeister der Auenlandschaft, wie der NABU sagt. Doch das Wirken der „Landschaftsarchitekten“ führt mancherorts zu Konflikten mit dem Hochwasserschutz. In Westniedersachsen, am Weser-Nebenfluss Hunte bei Oldenburg, senkte der Niedersächsische Landesbetrieb für Küstenschutz (NLWKN) daher kürzlich den Wasserspiegel. Die Behördenmitarbeiter wollten Biber- und Nutriabauten im Deich finden und mit Erde oder Sand auffüllen. Diese unterirdischen Bauten gefährden bei Hochwasser die Deichstabilität. Und der Schutz am Fluss lebender Menschen muss hier Vorrang vor dem Naturschutz haben. 25 Tiere am Oderdeich getötet Ein zu romantisches Bild der Biber verharmlost die Lage. Die Deutsche Wildtierstiftung schreibt auf ihrer Homepage : „Die vom Biber gestalteten Flüsse bieten den besten Hochwasserschutz.“ Doch das ist zu pauschal. Überflutete Biberburgen treiben die Tiere auf Deiche, wo sie Löcher graben. Vereinzelt legen sie auch Röhren im Deich an. Im brandenburgischen Märkisch-Oderland tötete man deshalb 25 Biber am Oderdeich, um die Stabilität zu sichern. Eine Sonderregelung angesichts der dramatischen Hochwasserlage erlaubte den Abschuss der geschützten Tiere. Biber tragen einerseits zum Arten- und Klimaschutz bei, bereiten Landwirten aber Probleme, wenn sie Dämme bauen und Äcker und Wiesen unter Wasser setzen. Das ist die Schattenseite der Rückkehr der Population, die lange Zeit fast verschwunden war. Das niedersächsische Landvolk warnt daher: „ Biberschutz darf nicht auf Kosten der Landwirtschaft gehen. “ Landvolk: Bauern nicht im Regen stehen lassen Die rot-grüne Landesregierung in Hannover hat ein Bibermanagement-Konzept vorgelegt, wie es Bayern und Baden-Württemberg schon lange haben. Der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sprach darüber im Sommer mit Jägern im Raum Hameln. Vertreter der Wasserwirtschaft, der Umweltverbände, der Landesjägerschaft und der Unteren Naturschutzbehörden kamen im Umweltministerium zusammen und entwickelten das Konzept. Doch der Landesbauernverband sieht die Überlegungen kritisch. Niedersachsens Landvolk-Vizepräsident Hubertus Berges fragt, wer den Aufwand für die Wasser-Unterhaltungsverbände und den Ausgleich von Schäden für die Bauern bezahlen soll, die ihre Flächen nicht mehr bewirtschaften können. Das Landvolk appelliert deshalb, die Landwirte nicht im Regen stehen zu lassen.

  • Artenschutz beim Wolf kann gelockert werden

    Die grüne Umweltministerin Steffi Lemke hat ihre Blockade in Brüssel aufgegeben. Nun kann die Kommission den nächsten Schritt gehen, um den Schutzstatus des Beutegreifers von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abzusenken Nun also doch: Die grüne Umweltministerin Steffi Lemke ist nach der für ihre Parteifreunde desaströs ausgegangenen Wahl im „Wolfsland“ Brandenburg umgekippt. Sie blockiert in Brüssel nicht mehr den Vorstoß von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, den Schutzstatus des Wolfes zu senken. Deutschland wird damit auch im Ministerrat zustimmen. So dürfte es auf der Ebene der EU-Mitgliedstaaten die notwendigen Stimmen für die richtige Initiative geben.   Die Kommission hat damit grünes Licht: Sie kann am 4. Dezember im Kreis der Vertragsparteien des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere vorschlagen, den Status der Art Europäischer Wolf von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen. Es wird nicht damit gerechnet, dass es im Kreis der Vertragsparteien Widerstand gibt. Die Änderung der Berner Konvention ist nur der erste Schritt. Die Kommission würde dann im zweiten Schritt vorschlagen, die FFH-Richtlinie zu ändern. Dieses EU-Gesetz bestimmt in seinem Anhang IV die „streng geschützten“ Arten. Erst wenn eine Art aus dieser Liste gestrichen und herabgestuft wird auf „geschützt“, kann das Management der Bestände des großen Beutegreifers geändert werden. Bereits heute sind Abschüsse von auffällig gewordenen „Problemwölfen“ möglich, allerdings nur durch die Behörden. Wenn der Schutzstatus herabgesenkt wird, würde der Wolf jagdbar. Bis es so weit ist, dauert es aber: Frühestens 2026, eher 2027 ist mit einer neuen Rechtslage in der EU zu rechnen. Mit dem Einlenken der grünen Umweltministerin endet eine lange Blockade. Steffi Lemke hat die rechtlichen Möglichkeiten nicht genutzt, den Wolf bei Wahrung des strengen Artenschutzrechts in seine Schranken zu weisen. Sie hat sich auch an dem Wolfsmonitoring, um das die Kommission gebeten hatte, nur sehr hinhaltend beteiligt. Ob sie eingesehen hat, dass der Wolf eine Bedrohung für die Weidehalter ist, und sie nun Verständnis für das Bedrohungsgefühl der Menschen im ländlichen Raum hat? Das ist eher unwahrscheinlich. Es spricht mehr dafür, dass das für die Grünen desaströse Wahlergebnis in Brandenburg, wo die Rudel zuerst heimisch geworden sind und seit 20 Jahren über Maßnahmen diskutiert wird, eine Rolle gespielt hat. Sind Lemke die Sorgen von Bewohnern ländlicher Regionen egal? Aus ihrem Haus heißt es, die Ministerin habe nur unter einer Voraussetzung zugestimmt. Die Kommission, so hört man, habe dem Bundesumweltministerium zugesichert, im nächsten Mandat keinen Vorstoß zu unternehmen, weitere Arten von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen. Auch dieses Vorgehen deutet darauf hin, dass der Grünen die Interessen und Sorgen von Bewohnern ländlicher Regionen eher egal sind. Es gibt weitere Arten, die vor Jahrzehnten vom Aussterben bedroht waren, und sich mittlerweile zu Plagegeistern entwickelt haben. Biber, Kormoran und einige Gänsearten etwa haben keine natürlichen Feinde und haben sich im Bestand sehr gut erholt. Auch bei ihnen fordern EU-Agrarpolitiker wie etwa Norbert Lins (CDU), dass die EU dem Rechnung trägt und Eingriffe in die Bestände möglich macht.

  • Etwas Aufwind für das Auerwild

    Der Thüringer Landesforst hat ein großes Ziel: das vom Aussterben bedrohte Auerhuhn wieder in Thüringens Wäldern heimisch zu machen. Mit der Auswilderung von 33 Jungvögeln wurde dieses Jahr ein weiterer Schritt getan Der thüringische Landesforst hat seine diesjährige Auerhuhn-Auswilderung abgeschlossen. 33 Jungvögel wurden zuletzt in die Natur des ostthüringischen Schiefergebirges entlassen. Sie sollen dazu beitragen, die Auslöschung der Population im Freistaat zu verhindern. Es dürfte das bundesweit größte Projekt zum Schutz und Erhalt von Raufußhühnern in Deutschland sein (siehe unseren Blogbeitrag vom 20. Mai 2024 ). Dieser Artenschutz bringt mit viel Aufwand einen leichten Aufwind für das Auerhuhn. Es steht in Deutschland als vom Aussterben bedrohte Tierart auf der Roten Liste. Dabei war unsere größte Waldvogelart um 1950 in Thüringen noch zahlreich vertreten. In den 1970er Jahren aber sank der Bestand von ehemals rund 300 Tieren dramatisch auf etwa ein halbes Dutzend Hühner. Mancher meinte gar, der imposante Balzgesang der Hähne, die bis zu sechs Kilogramm schwer werden und eine Flügelspannweite von über einem Meter haben, werde für immer verstummen. Ursache war ein enormer Verlust an Lebensraum, den das Auerwild in halblichten Kiefer- und Fichtenwäldern findet. Zur Bestandsstützung waren bereits in den 90er Jahren Tiere aus Russland und Polen nach Thüringen gebracht worden. Das blieb jedoch erfolglos. Ein Symposium im September 2010 darf deshalb als Startschuss für das Rettungsprojekt gelten. Seit 2012 wurden in den fünf Forstämtern Gehren, Neuhaus, Sonneberg, Saalfeld-Rudolstadt und Frauenwald rund 45.000 Hektar Fläche in der forstlichen Bewirtschaftung auf das äußerst scheue Waldhuhn abgestimmt. Es folgte die Auswilderung von bis zu gut 70 Tieren jährlich. Sie stammen überwiegend aus der forsteigenen und bundesweit einzigen Aufzuchtstation in Langenschade bei Saalfeld. Dort werden Auerhuhn-Küken ausgebrütet und aufgezogen. Im Alter von acht bis zehn Wochen kommen sie bis zur Freilassung in spezielle, im Wald gelegenen Auswilderungsvolieren, wo sie sich langsam an ein Leben in freier Wildbahn gewöhnen. Mehr als 400 Vögel gelangten bislang so in die Freiheit. Nachzuchten nicht sehr robust Trotz aller Vorbereitung und Einstimmung auf die Auswilderung gelten Nachzuchten als nicht sehr robust. Hinzu kamen deshalb zur Bestandsstabilisierung und Verbreiterung des Genpools vitale Wildfänge aus Bayern, Hessen, Niedersachsen, Polen und vorrangig Schweden, wo es mit rund 300.000 Brutpaaren die größte Population in der EU gibt. Möglich gemacht haben die Umsiedlung eine Kooperation mit Experten der schwedischen Staatsforsten, des polnischen Auerhuhnschutzprojekts Ruszów, dem Naturpark Niederlausitz, die Genehmigung der schwedischen Naturschutzbehörden sowie Fördermittel der Europäischen Union (ELER Programm). Ihren Beitrag leistet auch die gute Zusammenarbeit von ThüringenForst mit der Naturschutzverwaltung sowie -verbänden, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dem Landesjagdverband sowie mit den privaten und kommunalen Waldbesitzern. Sie alle müssen ihren Beitrag leisten, wenn mit den Auswilderungen dieser faszinierenden Wildart nicht nur deren Fressfeinde gefüttert werden sollen. Es gilt, den Prädatoren nachhaltig zu Leibe zu rücken. Mit intensiver Bejagung wurden deshalb im Projektgebiet von 2013 bis 2019 mehr als 600 Füchse, 19 Dachse, 55 Steinmarder und 32 Waschbären erlegt. Besonders die zunehmende Verbreitung der nicht heimischen Waschbären in Thüringens Wäldern macht dem Auerhuhn zu schaffen. Die possierlichen Räuber plündern mit Vorliebe die Gelege von Auerhühnern. Aber auch Wildschweinen schmecken die Eier. Fachleute gehen davon aus, dass Jungvögel eines Geleges in freier Wildbahn eine Überlebenschance von 15 bis 20 Prozent haben. Für Naturschützer gilt Auerwild auch deshalb als eine sehr schwierige Art für Maßnahmen der Bestandssicherung. Gleichwohl gilt es als Naturschutz-Leitart lichter, alter Wälder. Wo das Auerhuhn gute Lebensbedingungen hat, finden sich bald weitere schützenswerte Arten wie der Ziegenmelker, die Kreuzotter oder Sperlings- bzw. Raufußkauz ein. Das macht das größte heimische Waldhuhn für Förster und Waldökologen noch interessanter. Denn die forstlichen Maßnahmen zur Biotopgestaltung, die insbesondere die Herstellung lichterer Waldstrukturen oder die Förderung alter starkastiger Kiefern und Lärchen beinhalten, schaffen ein ausgesprochen vielfältig nutzbares Biotop mit vielen ökologischen Nischen. Zur Habitatpflege gehört zudem die zumindest zeitweise Senkung der Wildbestände. Rot- und Rehwild fressen nämlich auch Heidelbeeren, die ein wichtiger Nahrungsbestandteil des Auerhuhns sind. Es nutzt quasi alles dieser Pflanze, von den Beeren bis zu den Blättern, von den feinen Ästen bis zu den Wurzeln. Hoher finanzieller Aufwand Das Land Thüringen habe für die Anhebung des Auerwildvorkommens von fünf auf 25 Vögel in den Jahren 2014 bis 2019 rund 3,25 Millionen gezahlt, bezifferte der Landesjagdverband 2021 die Kosten der Maßnahmen. Das belegt den enormen finanziellen Aufwand zum Schutz des Auerwildes im Freistaat. Die vielfältigen Bemühungen zeigen aber auch Erfolge. Der Abwärtstrend wurde gestoppt und der Bestand zunächst stabilisiert. Doch musste man erkennen, dass das ursprüngliche Ziel von 100 Tieren im Jahr 2022 nicht erreichbar war. Doch in jenem Jahr sprachen ThüringenForst-Vorstand Volker Gebhard und Landesforstministerin Susanna Karawanskij   von der „Trendwende“. Nachdem 2015 erstmals Nachwuchs aus freier Wildbahn registriert wurde und bereits im Winter zuvor regelmäßig mehr als zehn Tiere beobachtet worden waren, kamen damals in den Kernlebensräumen des Schiefergebirges erstmals seit 2010 wieder drei unterschiedliche, alte balzende Hähne in Anblick. Das aufwendige Artenschutzprogramm zeigt inzwischen weitere Erfolge. Nachweise für ein Balzgeschehen und Hinweise auf in freier Natur erfolgter Reproduktionen lassen die Experten hoffen und die Landesforstanstalt im vergangenen Jahr bilanzieren, die Population von inzwischen rund 40 Tieren „wächst nachhaltig“. Bis zu einer sich selbst tragenden Population von etwa 100 Exemplaren braucht es aber noch einen langen Atem auf einem steinigen Weg. So wirken die klimawandelbedingten Borkenkäferschäden einerseits negativ auf die Habitate des Auerhuhns ein, andererseits geben sie zugleich Hoffnung für die Zukunft. Denn die neue Waldgeneration wird baumarten- und strukturreicher sein und auch die Heidelbeere profitiert von dem dann größeren Lichtangebot.

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