Die Angst ist auch auf der Grünen Woche allgegenwärtig: Schwindende Nachfrage made in Germany sowie Handelskriege sorgen dafür, dass hier viele Hersteller von Agrarmaschinen Kurzarbeit anmelden oder sogar Arbeitsplätze streichen

Ein schwacher Trost bei der schwindenden Nachfrage nach Traktoren, Mähdreschern und anderer Agrarmaschinen: Es trifft nicht nur Deutschland mit seinem traditionell sehr starken Maschinenbau, sondern jetzt im stärkeren Maße auch die USA und Kanada. Zuletzt hatte der Riesen-Konzern John Deere eine sehr schwache Nachfrage nach seinen Traktoren melden müssen. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 brach der Nettogewinn beim Konzern um fast 42 Prozent auf 1,734 Milliarden Dollar ein. Der Konzern hatte im Juni unter anderem Stellenstreichungen in der Produktion angekündigt, diese aber nicht näher beziffert. Gerade die jetzt in der Krise steckenden Farmer und die in Angst lebenden Arbeiter in der Agrarindustrie waren Garanten für den Wahlsieg des Donald Trump gegen seine Großstadt-fixierte Gegnerin Kamala Harris. Diese dürften von Trump jetzt Schutz verlangen.
Doch auch in Deutschland läuten angesichts der Probleme im Raum zwischen Emsland und Mecklenburg-Vorpommern, zwischen dem Bodensee und Hessen die industrie- und agrarpolitischen Alarmglocken: So schickte der westfälische Landtechnikhersteller Claas unlängst erneut Mitarbeiter in Kurzarbeit. Betroffen sind rund 1.000 Beschäftigte in der Produktion von Mähdreschern, Feldhäckslern und Groß-Traktoren im Stammwerk in Harsewinkel. „Die schwierige konjunkturelle Lage belastet seit einiger Zeit den gesamten Agrarsektor. Diesem negativen Trend können wir uns nicht entziehen“, teilte die Konzernführung mit. Bereits im September hatte das Unternehmen etwa 600 Mitarbeiter in Harsewinkel für drei Wochen in Kurzarbeit geschickt. Damals war nur die Mähdrescher-Produktion betroffen gewesen. Das 1913 gegründete Unternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei selbstfahrenden Feldhäckslern und europäischer Marktführer bei Mähdreschern. Jetzt hofft man, dass die Krise nur temporär ist. Eine Gewissheit hat man dafür nicht.
Handelskriege belasten das Geschäft
Auch andere Landmaschinenhersteller wie Krone aus dem Emsland melden Probleme beim Absatz ihrer Maschinen. Eine immer stärker werdende Konkurrenz aus Fernost, der Klimawandel, der die Landwirtschaft vor allem in Afrika und Asien schon heute vor ganz neue Herausforderungen stellt, und natürlich die internationalen Spannungen machen der Branche zu schaffen. „Wir haben schon jetzt einen gestörten Welthandel im Bereich des Maschinenbaus in unserem Bereich“, erklärt ein Vertreter des Fachverbandes.
Mähdrescher nach Russland?
Genau deswegen setzt man bei Claas und Co. trotz aller politischer Spannungen weiter partiell auch auf das Russland-Geschäft, das früher ein großer Bestandteil des Geschäfts war. „Wir können und wollen uns nicht aus einer der weltweit wichtigsten Landwirtschaftsregionen zurückziehen“, sagte Claas-Chef Jan-Hendrik Mohr in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Und ergänzte: „Millionen Menschen in der Welt hungern. Grundsätzlich leisten wir mit unseren Maschinen einen Beitrag zur weltweiten Nahrungsmittelversorgung.“
Erntemaschinen wie Mähdrescher sind von den Sanktionen ausgenommen – anders als Traktoren, die als Hilfsfahrzeuge im Krieg eingesetzt werden können. Sie gelten als sogenannte Dual-Use-Produkte. Sollten in Russland keine Mähdrescher mehr einsatzbereit sein – und die Gefahr besteht angesichts des veralteten Maschinenparks und der Umstellung auf Kriegswirtschaft in Putins Reich –, trifft das weniger die Verbraucher in Russland oder in Westeuropa. Wird weniger Weizen zum Beispiel nach Afrika exportiert, drohen Hungersnöte. Nicht nur wegen fehlender Absatzmärkte für die eigenen Maschinen schaut die kriselnde Landmaschinen-Branche mit großer Sorge auf das ohnehin sehr fragile Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine bzw. dem Westen.
Comments