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  • AutorenbildJost Springensguth

Schulterschluss im ländlichen Raum

Aktualisiert: 1. Mai

In den grünen Bereich im ursprünglichen Sinn kommt Bewegung – politisch und gesellschaftlich

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Grüne Woche in Berlin
Foto: © Messe Berlin GmbH

Enger Schulterschluss war das immer wieder beschworene Stichwort bei den Präsentationen und Gesprächen auf der gerade zu Ende gegangenen Grünen Woche in Berlin. Dort waren natürlich alle Interessenverbände des ländlichen Raumes nicht nur vertreten, sondern in den Spitzen sichtbar und betont gesprächsoffen. 

 

Bestes Beispiel war der Parlamentarische Abend des Deutschen Jagdverbandes (DJV) mit dem Deutschen Schützenbund (DSB) und dem Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR). Was verbindet da? Es geht um gesellschaftliche Akzeptanz und den Umgang mit dem gesetzlichen Veränderungsdrang, dem sich aktuell die Betroffenen dieser Bereiche ausgesetzt sehen. Die Waffengesetzgebung ist ein ständiges Thema. Die Jagdgesetzgebung entfernt sich bundesweit – auch durch verschiedene Landesregierungen betrieben – immer weiter von Prinzipien der Waidgerechtigkeit, wie sie unsere Jagd über Generationen mit einem großen Anteil an Eigenverantwortung für die Natur geprägt hat. Und ein Entwurf für ein neues Waldgesetz mit angedachten staatlichen Neuordnungen auch für den privat betriebenen Forst mit weitgehenden Auflagen und Sanktionsüberlegungen kursiert in den Ampel-Ministerien Umwelt und Landwirtschaft. 

 

Fakten als Diskussionsgrundlagen: Es muss mehr erklärt werden

 

Immer wieder war in den Gesprächen oder bei Statements auf Veranstaltungen zu hören, dass der ländliche Raum nicht mehr, sondern weniger bürokratische Auflagen oder gesetzliche Regelungen braucht. Was stimmt, ist die wachsende Notwendigkeit, der Politik und der Gesellschaft mehr zu erklären, Fakten als Diskussionsgrundlagen zu betonen und überhaupt bei widerstreitenden Interessen ins Gespräch zu kommen. So bezeichnete die Messe in Berlin selbst die Grüne Woche als „Dialogplattform Nummer eins für Politik und Branche“. Das scheint in diesem Jahr trotz aller politischer und medialer Auseinandersetzungen besser funktioniert zu haben als in früheren Jahren. 

 

In erster Linie standen gerade nach der Aktionswoche der Bauern natürlich die Land- und Ernährungswirtschaft besonders im Mittelpunkt. Gleichzeitig geht es um geradezu natürliche Zusammenhänge damit und das, was alle Landnutzer und alle Menschen auf dem Lande mit ihren Zukunftssorgen bewegt. Wo immer man auch die Grenze des „Städtischen“ oder „Ländlichen“ in Bevölkerungszahlen zieht: Weit mehr als die Hälfte unserer Bevölkerung ist dem ländlichen Raum zuzuordnen. 

 

Und die Themen, die in diesem Zusammenhang aktuell gesetzt wurden, werden fortgeschrieben. Die Bauern lassen nicht locker und setzen ihre Proteste in Einzelaktionen fort. Solange die Bundesregierung nicht einlenkt, rollen offensichtlich die Demotrecker, wie auch nach der offiziellen Aktionswoche des Bauernverbandes in Berlin zu erleben war. Gestern fuhren in Hamburg über 500 landwirtschaftliche Fahrzeuge aus verschiedenen Richtungen über fünf Hauptrouten in die Innenstadt. Ihr Demonstrationsmotto auf einer Kundgebung am Bahnhof Dammtor: „Gegen Steuer und Bürokratiewahn“. 

 

Unruhe im ländlichen Raum auch in Frankreich

 

In unserem Blog haben wir schon thematisiert, dass die Unruhe im ländlichen Raum offensichtlich auch in anderen Länder Europas zunehmend zum Thema wird. Wir hatten unlängst auf Frankreich als geistige Heimat der Bauernproteste hingewiesen, indem wir auf „natur+mensch“ dazu die „Countryside Alliance“ in Großbritannien zitiert haben. Gestern war die Meldung zu lesen, dass 15.000 Polizisten die „Belagerung“ von Paris durch Bauern verhindern sollen. Sie sollen sicherstellen, dass die französische Hauptstadt, die Flughäfen und der Großmarkt Rungis erreichbar bleiben. Auch dort geht es nach der Rücknahme von Agrardiesel-Kürzungen weiter gegen „zu viel Bürokratie, sinkende Einnahmen und komplexe europäische Umweltauflagen“. Auslöser war dasselbe Thema wie in Berlin: der subventionierte Sprit zum Ackern.

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