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  • Michael Lehner

Fleisch ist kein Klimakiller

Nicht nur in der Wald-Debatte haben Halbwahrheiten Konjunktur. Noch mehr ist die Landwirtschaft davon betroffen. Nun sorgt ein Fleisch-Konzern für Fakten


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Fleisch auf einem Grill
Foto: Min An

Vorab aktuelle News zum Stil der Auseinandersetzung. PETA beruft sich in der neuesten Kampagne gegen Milchbauern zwar auf den Talkshow-Unsinn durch Behauptungen eines prominenten Schauspielers Ende 2022, dass für Milch und Käse massenhaft Kälber sterben müssen. Nun geht es um die „Vergewaltigung“ der Mutterkühe, Grammatik-Fehler inklusive: „Weiblichen Kälber werden ihren Müttern kurz nach der Geburt entrissen und sobald sie etwas über ein Jahr alt sind, zum ersten Mal auf gewaltsame Weise künstlich befruchtet. Dieser Vorgang wiederholt sich meist jährlich, um den Milchfluss konstant hoch zu halten. Entscheidet euch für pflanzliche Milchalternativen!“

 

In Österreich erinnern Tierrechtler derweil daran, dass die Nation in diesem Jahr bereits am 7. April die jährlich empfohlene Fleischmenge konsumiert hat – das sei alarmierend. Dass solche Kampfansagen die Bauern aufschrecken, von denen dieselbe Szene wie selbstverständlich horrende Investitionen in Tierwohl-Stallungen und für Renaturierung erwartet, zeigt den Widersinn und erklärt neben anderen Faktoren, warum die Suche nach Hof-Nachfolgern so schwer geworden ist.

 

Neuerdings gibt es jedoch gut organisierte Gegenwehr: Fleischmarktführer Tönnies hat eine digitale Plattform eingerichtet, die Viehhaltern den Nachweis ihres Öko-Fußabdrucks ermöglicht und zugleich verlässliche Daten zum Anteil der Branche an der Umweltbelastung liefern wird. Unbestritten ist jetzt schon, dass die Viehhaltung seit 1990 mehr als 20 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart und zugleich die Produktion erhöht hat. Nun soll die Daten-Basis noch breiter werden. Und konkrete Hilfestellung für weitere Verbesserungen damit einhergehen.

 

„Fleisch ist kein Klimakiller“ lautet die Kampfansage aus Westfalen 

 

„Die Klimaplattform Fleisch bietet Landwirten die Möglichkeit, eigene Betriebsdaten zu erfassen und anhand von einfachen Fragen den individuellen CO₂-Fußabdruck pro Kilogramm Schlachtgewicht beziehungsweise je Tier auswerten zu lassen. Anhand der Ergebnisse und Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Betriebsdaten können Stellschrauben zur Minderung der Treibhausgasemissionen identifiziert werden.“

 

Auch die beliebte Methode, die positiven Leistungen von Land- und Forstwirtschaft in Klima-Bilanzen zu ignorieren, will das Unternehmen auf den Boden der Tatsachen holen: „Klimaplattform Fleisch ist der erste Schritt zu einer Branchenlösung, mit der zukünftig eine flächendeckende und repräsentative Treibhausgasbilanz auf den fleischerzeugenden Betrieben erstellt werden kann. Ziel ist es, die Klimaleistung der deutschen Landwirte valide zu berechnen und transparent zu machen.“

 

Unverdächtige Studien dazu gibt zwar schon genug. Wie jene der schwedischen Landwirtschaftsuniversität, dass Forstwirtschaft auch fürs Klima besser ist als im Wald verrottendes Totholz. Oder die eindeutigen Ergebnisse zur Artenvielfalt auf Viehweiden, die auch reichlich Kohlendioxid binden. Aber es ist sicher kein Schaden, wenn es bald auch eine Bilanz auf breiter Datenbasis geben wird. Zunächst sind alle Rindermastbetriebe und schweinehaltenden Betriebe – von der Ferkelerzeugung bis zur Schweinemast – zur Teilnahme eingeladen.

 

Die Landwirte sehen dort nach Eingabe der Daten ihren individuellen CO₂-Fußabdruck und den Referenzwert der anderen teilnehmenden Betriebe. Tönnies: „Die Vergleichszahlen dienen als Hilfestellung zur Einordnung des individuellen CO₂-Fußabdrucks. Zugleich zeigt das System übersichtlich all jene Hebel auf, die Einflüsse auf die Emissionen des Betriebs haben. Die wesentlichen Einflussfaktoren wie Futter oder Dunganfall werden nach ihrer Bedeutung grafisch dargestellt.“

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