„Zitterpartie“ auf den Feldern: Im Durchschnitt und regional unterschiedlich
- natur+mensch
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Die letzten Erntemaschinen für das Getreide sind noch unterwegs, schon wird eine erste Bilanz vorgelegt. Der Deutsche Bauernverband (DBV): Danach haben die Bauern mit 43,5 Millionen Tonnen Getreide ein durchschnittliches Jahr zu erwarten

Gehen wir einmal nicht nur von den permanent laufenden Klimadebatten aus, fällt dieses Jahr durchwachsen aus. Dem ungewöhnlich warmen und trockenen Frühjahr – besonders in Teilen Ostdeutschlands – folgten gefühlt viel zu frühe und bereits heiße Sommerwochen. Die Durchschnittstemperatur bis Juni lag nach Feststellung des Deutschen Wetterdienstes bis dahin bei 18,5 Grad und damit 3,1 über den erfassten Vergleichsmittelwerten. Dazu kamen in vielen Regionen dürrende Winde. Kurz vor der Ernte haben wir dann einen niederschlagsreichen Juli erlebt. Mit 14 itern Regen pro Quadratmeter war er der erste Monat in diesem Jahr, in dem bundesweit mehr Niederschlag fiel als im jeweiligen Monatsmittel vorher. Mancherorts war der Juli so regenreich, dass es wegen der aktuellen Nässe Sorgen gab, ob die Mähdrescher pünktlich auf die Felder kommen und die Getreidebauern es schaffen, gute Qualitäten in die Silos zu bringen. Weitgehend genau zur richtigen Zeit gab es dann sonnige, warme und trockene Phasen, die sie nun einmal brauchen. Und das sind die arbeitsreichen Tage auf den Feldern, die im Getreideanbau am Ende darüber entscheiden, ob das Jahr in jedem einzelnen Fall gut oder schlecht wird.
Über den schlechten Ergebnissen der letzten Jahre
Und nun diese Bilanz: Die erwartete Gesamterntemenge liegt über den schlechten Ergebnissen der letzten zwei Jahre (2024: 39 Mio. Tonnen). Gleichzeitig gibt es nach Angaben des DBV je nach Region und Standort bei den meisten Kulturen sehr große Ertragsspannen. In vielen Regionen hätten die Qualitäten zum Teil erheblich unter den wochenlangen, teils sehr intensiven Niederschlägen gelitten. Die Erntemenge der wichtigsten Kultur, des Winterweizens, falle nach den aktuellen Zahlen mit 21,7 Mio. Tonnen deutlich über der des Vorjahres aus (2024: 17,8 Mio. Tonnen). Dies liege sowohl an besseren Erträgen pro Hektar als auch an der deutlichen Ausweitung der Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere beim Winterweizen seien jedoch die Qualitäten teilweise ungenügend.
Insgesamt bezeichnet der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, die diesjährige Getreideernte jedoch erneut als Zitterpartie: „Der anhaltende Niederschlag während der eigentlichen Erntezeit hat auch in diesem Jahr die Arbeit von uns Landwirten erheblich behindert.“
Herausforderung: Einschränkungen beim Pflanzenschutz
Auch die zunehmenden Einschränkungen beim Pflanzenschutz verschärfen nach seiner Einschätzung die ohnehin bestehenden Herausforderungen im Ackerbau weiter. Der starke Schädlings- und Infektionsdruck in diesem Jahr zeige deutlich, wie wichtig es sei, Pflanzen ausreichend schützen zu können, betont Rukwied. „Effektiver Pflanzenschutz ist eine zwingende Voraussetzung für sichere und gesunde Lebensmittel“, so der Bauernverbandspräsident weiter.
Das gelte auch für andere Kulturen: Vor allem im Apfel- und Salatanbau treten derzeit massive Probleme mit Krankheiten und Schädlingen auf. Auch die Schilf-Glasflügelzikade breitet sich immer weiter im Bundesgebiet aus und sorgt damit für massive Herausforderungen, da die Handlungsmöglichkeiten der Landwirte nach wie vor sehr eingeschränkt sind.
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