Wälder im Osten: Mit einem blauen Auge davongekommen
- Frank Polke
- 10. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
In diesem Jahr sind die Waldbesitzer im Osten mit einem blauen Auge davongekommen. Der Regen hat dafür gesorgt, dass es weniger Brände gab

Eigentlich hatten Waldbauern, private Forstbesitzer und auch die staatliche Forstverwaltung wieder mit Schlimmeren gerechnet. Langanhaltende Trockenheit, viel Sonne und auch das sorglose Verhalten vieler „Großstädter“ hatten in fast allen Jahren dafür gesorgt, dass gerade in Brandenburg, Sachsen und dem südlichen Mecklenburg-Vorpommern viele Feuer ausbrachen. So rückte zum Beispiel in den Jahren 2019 und 2023 das Feuer in Brandenburgs Wäldern – eine der größten zusammenhängenden Forstregionen Deutschlands – sogar bis in den Westen der Großstadt Berlin heran. Und mischte sich dort mit Weltkriegsmunition, die auch 90 Jahre nach Kriegsende noch eine Gefahr ausmacht und als explosive Nachlassenschaft der Roten Armee und der Volksarmee eine extreme Gefahr bedeutet.
Weniger Einsätze in diesem Jahr
Doch so weit kam es trotz vereinzelnder Trockenheit in den ersten Monaten des Jahres in Brandenburg in diesem Jahr nicht. „Die Waldbrandsaison, die von März bis Ende September angegeben wird, ist bei uns durchschnittlich verlaufen“, erklärte der Waldschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. In Brandenburg gilt die Waldbrandgefährdung allgemein wegen ausgedehnter Kiefernwälder, geringem Niederschlag und leichter Sandböden bundesweit als besonders hoch.
Die vorläufige Bilanz des Experten des Landesbetriebs Forst für dieses Jahr: Seine Behörde habe bisher fast 300 Waldbrände in Brandenburg lodern sehen, etwas weniger waren es in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Der Hauptgrund: Gerade ab Juni habe es deutschlandweit einige ergiebige „Regenfronten“ gegeben, die das Waldbrandrisiko auch im Osten Deutschlands etwas gemindert hätten. Noch einmal Raimund Engel: „Dank des wechselhaften Wetters im zweiten Halbjahr sind wir überhaupt so gut weggekommen.“
Ehemaliger Truppenübungsplatz wieder betroffen
Wie bereits in den Vorjahren loderte auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog im Kreis Teltow-Fläming der größte Waldbrand des Landes – nach Engels Angaben auf rund 140 Hektar. Zum Vergleich: Im Juni 2023 loderten zwei Wochen lang Flammen bei Jüterbog. Betroffen war eine Fläche von 700 Hektar – das sind immerhin 950 Fußballfelder. Vor allem die Saison 2022 war mit 521 Waldbränden und einer geschädigten Waldfläche von fast 1.430 Hektar ein extremes Jahr. „Das war eine andere Dimension“, erklärte Engel.
Borkenkäfer auf dem Rückzug?
Unklar ist, ob der ausreichende Regen auch die Population der Borkenkäfer in den Wäldern des Ostens zurückgehen lässt. Die Schadholzmengen aus 2023 und 2024 zeigten nach Expertenbeobachtungen in den Wäldern Sachsen, Sachsen-Anhalts und Thüringens zwar eine enorme Borkenkäferpopulation an, die 2024 immer noch genügend Brutraum vorfindet. Positiv dagegen: Die aktuell gute Wasserversorgung der Waldböden scheint die Abwehrkräfte wenigstens der Fichte aber zu stärken. Allerdings stellte der Vegetationsstart in den beiden vergangenen Monaten eine enorme „Wasserpumpe“ dar, das Bodenwasser wurde für den Blatt- und Nadelaustrieb benötigt. Dennoch verzeichnen die Landesforstanstalten aber einen weiteren Rückgang der Schadholzmenge.
Bereits 2024 lagen die offiziell registrierten Festmeter aber deutlich unter dem Wert des Vorjahres, teilte die Landesforstanstalt mit Sitz in Erfurt gerade mit. Zufall? Oder doch ein Zeichen, dass das Schlimmste überstanden ist? Borkenkäfer sind weltweit verbreitet und kommen an vielen verschiedenen Baumarten vor. Die meisten Arten besiedeln vor allem Bäume, die bereits geschädigt oder abgestorben sind. Arten, die auch gesunde Bäume befallen und die sich unter günstigen Bedingungen massenhaft vermehren, können Wälder flächig zum Totalschaden bringen.
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