Schweinehaltung unter Druck
- natur+mensch
- vor 21 Stunden
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Beim Veredelungstag des Deutschen Bauernverbandes wird klar: Ohne Förderung und Reformen droht das Ende vieler Familienbetriebe

Die deutsche Schweinehaltung steht an einem Wendepunkt. Das wurde jetzt auf dem diesjährigen Veredelungstag des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im nordrhein-westfälischen Coesfeld deutlich. Die Stimmung unter den rund 250 Teilnehmenden war ernst: Der Wegfall des Bundesprogramms zum Umbau der Tierhaltung trifft die Branche hart – gerade jetzt, da viele Betriebe ohnehin unter massiven wirtschaftlichen und bürokratischen Belastungen leiden.
„Schweinehaltung braucht Zukunft“, sagte der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes WLV, Hubertus Beringmeier. Er ist gleichzeitig im Deutschen Bauernverband Vorsitzender des Fachausschusses Schweinefleisch. Sein Appell: Ohne verlässliche und langfristige Finanzierung drohe eine Entwicklung, die viele Tierhalterinnen und Tierhalter zum Aufgeben zwinge. Investitionen in moderne Ställe und höhere Haltungsstandards seien politisch gewollt, würden aber durch komplizierte Genehmigungsverfahren und fehlende Förderinstrumente ausgebremst.
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Kaum ein Bereich der Landwirtschaft steht derzeit stärker unter Druck als die Schweinehaltung. Nationale Sonderwege bei Haltungsanforderungen, die Afrikanische Schweinepest und ein intensiver innereuropäischer Wettbewerb setzen die deutschen Betriebe unter Zugzwang. Während Verbraucher und Politik mehr Tierwohl fordern, fehlt es an der Unterstützung, um diese Forderungen auch umzusetzen.
Fehlende Planungssicherheit gefährdet Tierwohl und Regionen
Der DBV warnt vor einem Strukturbruch, der weitreichende Folgen hätte – nicht nur für die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern für ganze Regionen. Mit dem Rückgang der Tierhaltung droht der Verlust regionaler Wertschöpfung. Schlachthöfe, Futtermittelbetriebe und handwerkliche Verarbeiter geraten unter Druck. Gleichzeitig verlagert sich die Produktion zunehmend ins Ausland – in Länder mit niedrigeren Standards und weniger Umweltauflagen. Dabei sind es gerade die heimischen Betriebe, die mit hohen Tierschutz- und Umweltauflagen für glaubwürdige Qualität und regionale Sicherheit in der Lebensmittelproduktion stehen.
Politik gefordert
Die Streichung des Bundesprogramms zum Umbau der Tierhaltung bezeichnet der DBV als „herben Schlag“. Eine Förderung über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) könne das weggefallene Programm nicht ersetzen. Gefordert werden daher neue, klare Weichenstellungen: ein eigenständiges Bundesförderprogramm, praxistaugliche Genehmigungsverfahren und ein transparentes Tierhaltungskennzeichnungsgesetz.
Nur wenn Politik und Gesellschaft bereit sind, diese Rahmenbedingungen zu schaffen, lässt sich die Schweinehaltung in Deutschland auf eine zukunftsfähige Basis stellen – im Sinne der Tiere, der Betriebe und der ländlichen Regionen.
Tierhaltung nimmt zentrale Rolle in der Agrarwirtschaft ein
Die Tierhaltung ist ein integraler Bestandteil der deutschen Landwirtschaft und hat einen signifikanten Anteil am Produktionswert der Branche. Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ist in der Nutztierhaltung tätig, was sich in der wirtschaftlichen Gesamtleistung widerspiegelt. Deutschland nimmt mit hohen Beständen an Rindern und Schweinen eine führende Position innerhalb der Europäischen Union ein, wodurch die zentrale Rolle der Nutztierhaltung in der nationalen Agrarwirtschaft verdeutlicht wird.
Quellen: DBV, WLV






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