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Was Starkes starten

  • Wolfgang Molitor
  • 2. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Startschuss für den Wahlkampf 2026 in Baden-Württemberg: Der 36-jährige Manuel Hagel will als Spitzenkandidat der baden-württembergischen CDU gegen den grünen Kretschmann-Ersatz Cem Özdemir antreten


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Manuel Hagel
Manuel Hagel (Foto: cdufraktion-bw.de)

Es hat niemanden mehr überrascht. Manuel Hagel wird 2026 antreten, um der CDU den von Winfried Kretschmann seit dann 15 Jahren abspenstig gemachten Einzug in die Villa Reitzenstein zu garantieren. Dort sitzt die Staatskanzlei, vor Kretschmanns grüner Regierungszeit viele Jahrzehnte lang das schwarze Zentrum Baden-Württembergs.


Aus eigener Anschauung wird sich Hagel an die Zeiten dieser christdemokratischen Selbstverständlichkeit nicht mehr erinnern. Der junge Mann ist gerade mal 36 Jahre alt und war zarte drei Jahre alt, als Erwin Teufel, der letzte Unumstrittene der Südwest-CDU, Ministerpräsident wurde. Teufels Vorgänger Hans Filbinger und Lothar Späth kennt Hagel nur aus dem Buch der Landesgeschichte. Danach folgten Günther Oettinger und Stefan Mappus, dann war Schluss mit Regieren.


Jetzt setzt Hagel hörbar auf jene Tugenden, die Teufel wie Späth zu populären und – unbestritten – erfolgreichen Landesvätern gemacht hatten. Auf Bodenständigkeit und Tradition, auf den Fleiß seiner Landsleute und eine Bewahrung der Natur, die Hagel gerne Heimatschutz nennt. Gegen Grüne, die sich unter Kretschmann tief ans konservative Wählerrepertoire rangewanzt haben, gegen Rechtsextreme, die im Ländle seit jeher nicht ohne Achtungserfolge im Trüben zu fischen wissen.


Die geschundene CDU hat sich Hagel nicht erst seit gestern untertan gemacht. Die Aussicht, mit ihm an der Spitze die lang vermisste Macht im Land zurückzuerobern, ohne sich weiter als gesichtsloser Strobl-Junior an der Kretschmann-Seite bis in die Bedeutungslosigkeit liebkosen lassen zu müssen, ist so verlockend wie seit langem nicht mehr – und einend. Hagel, verheirateter Vater von drei kleinen Söhnen und beruflich von Hause aus Diplombankwirt im ländlichen Raum, hat obendrein genug getan, um jetzt die Spitzenkandidatur einzufordern. Mehr als Anspruch als Bewerbung.


Vom lernfähigen Landtagsabgeordneten zum CDU-Chef


Mit 28 war Hagel ein lernfähiger Landtagsabgeordneter, mit 33 Chef einer maroden Landtagsfraktion, mit 35 Vorsitzender einer mutlosen wie streitenden Partei. Nächstes Jahr wird der zielstrebige wie machtbewusste Hagel 38 und wäre damit zwei Jahre jünger als der legendäre Lothar Späth, der bisher mit 40 der jüngste Regierungschef im Südwesten war. Und im März 2026 dann satte 25 Jahre jünger als Winfried Kretschmann, der erst mit 63 seinen Amtseid abgelegt hatte.


Es läuft also rund, könnte man zum Voreiligen neigend sagen. Seit einem Jahr hält die CDU die Grünen in Umfragen auf einem Abstand von mindestens zehn Prozent, nicht zuletzt, weil sie sich wieder auf ihre verloren gegangene Stärke im ländlichen Bereich verlassen kann. Auch, weil sich die AfD dort schwertut und keinen halbwegs bekannten Spitzenmann ins Rennen zu schicken weiß. Frauen haben in der AfD ohnehin nichts zu melden. Alles hätte also im Schatten einer taumelnden Berliner Ampel und ohne den abtretenden grünen Endsiebziger Kretschmann für Hagel glatt laufen können – vielleicht sogar mit einer knurrend nach Regierungsbeteiligung hungernden FDP; wenn, ja wenn sich demnächst in der Bundeshauptstadt nicht eine Schuldenwende-Koalition auf den Weg machen muss.

 

Und so wird Hagel seinen eigenen Stil finden müssen, um sich gegen seinen grünen Herausforderer Cem Özdemir durchzusetzen. Einen öko-konservativen 59-Jährigen, der als Europaabgeordneter, Parteichef und Bundesminister unbestritten mehr Lebens- und Regierungserfahrung auf dem Buckel hat. Noch hat Hagel reichlich Zeit, sich im Land bekannter zu machen. Bei der Popularität liegen er und Özdemir hinter dem unerreichbaren Kretschmann ziemlich gleichauf. Alles in allem kein schlechter Ausgangspunkt, um was Starkes zu starten.

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