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AutorenbildChristoph Boll

Hubertus ist mahnendes Vorbild

Gestern war Hubertustag. In ganz Deutschland und weiten Teilen Europas gedenken Jäger am 3. November ihres Schutzheiligen als Begründer einer nachhaltigen waidgerechten Jagd


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Foto: Cydonia

In festlich geschmückten Kirchen feiern Jäger am Hubertustag – oft konfessionsübergreifend – Messen, meistens mitgestaltet von Jagdhornbläsern. Hubertus von Lüttich ist zwar nicht im evangelischen Namenskalender gelistet. Doch wegen der hohen traditionellen Bedeutung des Hubertustages gibt es auch evangelische oder ökumenische Gottesdienste.


Was den Grünröcken die Ehrung ihres Schutzpatrons ist, interpretieren Jagdgegner und Tierrechtler als Verstoß gegen die vermeintlich wahren christlichen Werte. Die Organisation Peta etwa sieht in Hubertusmessen „lediglich eine Art Propagandaveranstaltung, um der blutigen Jagd ein harmloses und vermeintlich von Gott legitimiertes Image zu verleihen“. Das sei eine mittelalterliche Denkweise.


Mal abgesehen von einem sehr einseitigen Verständnis des Christentums und entsprechenden Vorwürfen an Kirchenvertreter ist in diesem Zusammenhang oft die Rede vom „Mord an unschuldigen Tieren“. Solche Formulierungen offenbaren eine Übertragung menschlicher Werte aus Rechtsprechung, Ethik und Moral auf das Mitgeschöpf. Tiere aber werden getötet, nicht gemordet. Sie sind auch weder schuldig noch unschuldig. Sie folgen einfach ihren, meistens trieb- und instinktgesteuerten, natürlichen Verhaltensweisen.


Hubertus aber ist der Inbegriff einer werteorientierten Jagd, die eben das Gegenteil sinnlosen Tötens ist, als das Peta sie in Misskredit bringen will. Der Legende nach wird er als Sohn des Herzogs Bertrand von Toulouse um das Jahr 655 geboren. Als junger Edelmann ist er ein zügelloser Jäger, der die Erlegung von Wild als Selbstzweck sieht. Weder christliche Feiertage noch ethische Grundsätze hindern den Jäger, seiner Leidenschaft hemmungslos nachzugehen.


Nach dem Tod seiner Frau geht er als Einsiedler in die Wälder der Ardennen, um dort seinen Schmerz zu überwinden, und ernährt sich ausschließlich von Wild. Eines Tages begegnet er einem Hirsch. Bevor er ihn erlegen kann, sieht er ein leuchtendes Kreuz zwischen dessen Geweihstangen und hört eine mahnende Stimme: „Hubertus, warum jagst du nur deinem Vergnügen nach und vertust die wertvollste Zeit deines Lebens?“ Er erkennt, dass er ein völlig falsches Verständnis von der Jagd hat und diese im Kern ein Dienst an der Natur mit weitreichender Verantwortung ist. Tief berührt beschließt er, sein Leben zu ändern. Er legt all seine Ämter ab, verteilt seine Reichtümer an die Armen, lässt sich zum Priester weihen und pilgert nach Rom. Später wird er um das Jahr 700 zum Bischof von Maastricht geweiht und stirbt im Jahre 727.


Die Reliquien des heiligen Hubertus wurden 16 Jahre später am 3. November, dem heutigen Hubertustag, erhoben, später in die damalige Abteikirche nach Andagium, dem heutigen Saint-Hubert, gebracht. Seit der Französischen Revolution sind sie unauffindbar. Hubertus gehört heute zu den sogenannten „Vier Marschällen Gottes“ und wird mancherorts auch zu den Vierzehn Nothelfern gezählt. Ihm zu Ehren und als Zeichen besonderer Ehrfurcht vor der Schöpfung wurden zahlreiche Hubertus-Denkmäler errichtet, vom einfachen Bildbaum bis zur Hubertuskapelle. Sie finden sich meistens an heimeligen und stillen Orten und dienen Naturliebhabern zur erholsamen Rast. Nach Hubertus benannt sind zudem etliche Studentenverbindungen. Der Schutzheilige der Jäger gilt heute außerdem als Patron der Schützen, Kürschner, Metzger, Metallbearbeiter, Büchsenmacher, Optiker, Mathematiker sowie der Hunde und als Helfer gegen Tollwut.


Es gibt verschiedene Versionen der Hirsch-Legende, von der gelegentlich behauptet wird, sie stamme eigentlich aus dem Leben des heiligen Eustachius und sei erst nachträglich auf St. Hubertus übertragen worden. Die Ursprünge des Motivs finden sich in der buddhistischen Legende um den Mönch Mahinda, der den Buddhismus in Sri Lanka begründete. Von Hubertus heißt es mal, er habe nach seiner Läuterung komplett der Jagd entsagt, weshalb ihn Jagdgegner quasi zu ihrem Vorläufer uminterpretieren. In einer anderen Variante hat Hubertus sich nach der Erscheinung zum christlich-gemäßigten Jäger gewandelt.


Die historischen Ereignisse aber sind nebensächlich. Entscheidend ist der weiße Hirsch mit dem Kreuz als Symbol für die Schutzbedürftigkeit allen Lebens, das der Mensch allzu oft für seine Ziele ausbeutet. Dagegen steht der Respekt vor dem Geschöpf oder auch die „Ehrung des Schöpfers im Geschöpfe“. Sie mahnt zur Mäßigung und ist das Zentrum der Waidgerechtigkeit, die oberstes Gebot aller Jäger ist und sämtliche Verhaltensgrundsätze der Jägerschaft dominiert. In diesem Sinn ist Hubertus mahnendes Vorbild. Hege und Pflege, Tier-, Umwelt- und Naturschutz, zu dem die Jäger auch gesetzlich verpflichtet sind, bilden eine untrennbare Einheit. Hinzu kommt die Wahrung eines wertvollen, historischen Brauchtums. Wer dagegen verstößt, hat nicht nur den Sinn der Jagd nicht verstanden. Er muss auch mit strengen Strafen rechnen, bis hin zum Entzug des Jagdscheins.

1 Kommentar

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Guest
Nov 09

Schaut man in viele Videos der Sozial-Medien: Massenabschüsse von Wild und die Trophäen stehen im Vordergrund !!!

Da muss man fragen:

Nachhaltige Jagd auf Grund von wildbiologischen Erkenntnissen u ökölogischen Zusammenhängen scheinen nicht vorhanden zu sein.


Da kann man sich nur wünschen: Hubertus hilf !!!

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