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900.000 Hektar Wald verloren oder 1,5 Mio. dazugekommen?

  • natur+mensch
  • vor 23 Minuten
  • 2 Min. Lesezeit

„Nachgewiesen falsch“ – so ist das Urteil des Forstwissenschaftlers Andreas Schulte über die im September von verschiedenen Medien weit verbreitete Meldung „900.000 Hektar Wald verloren“


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Prof. Dr. Andreas Schulte (Screenshot: YouTube)
Prof. Dr. Andreas Schulte (Screenshot: YouTube)

„900.000 ha Wald verloren – Satellitendaten zeigen schrumpfenden Baumbestand in Deutschland“. So meldete es beispielsweise der Tagesspiegel. In einem bemerkenswert aufklärenden Video erläutert der Forstwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Schulte im YouTube-Kanal „CumTempore“ faktenbasierende Hintergründe zur Entwicklung unserer Wälder.


So führt er in das Thema ein: „Haben Sie das auch gelesen, gesehen, gehört …? In Deutschland sollen – Zitat – ‚mehr als 900.000 Hektar Wald verloren gegangen sein‘, so der ÖRR über die Tagesschau, den Bayerischen Rundfunk, den Deutschlandfunk etc. Auch der diesbezügliche Artikel der Deutschen Presseagentur sorgte zeitgleich für ein gigantisches Echo über unsere sogenannten Leitmedien wie die FAZ, die Süddeutsche, den Stern bis hin zu fast allen Regionalzeitungen, die den Artikel der dpa 1:1 abdruckten.“ Die so verbreiteten Aussagen gehen offensichtlich auf eine Veröffentlichung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zurück. Diese Mitteilung hatte die Überschrift: „Neuer Webdienst EO visualisiert Kronendachverluste – Satellitendaten für deutsche Wälder in Not“. Korrekt heißt es dort, dass es sich um interaktive Karten „zum Verlust der Kronendachbedeckung für ganz Deutschland“ handele.



Prof. Schulte greift in seinem Erklärvideo die verbreitete Schlagzeile „900.000 ha Wald verloren“ auf und fragt zu dieser Aussage: „Wann ist uns das passiert, wer hat da nicht aufgepasst, wo sind die Wälder, das ganze Holz jetzt hin, hat einer beim Fundamt mal nachgefragt …? Falls Sie jetzt auch Angst um unseren verlorenen Wald haben, sind Sie Fake Facts aufgesessen – denn: Seit 1949 hat die Waldfläche in Deutschland bis heute um etwa 1,5 Mio. Hektar zugenommen. Und: Anstatt die großen Mengen an bestem, durch Borkenkäfer dem Markt zugeführtem Fichtenholz in Deutschland für eine Holzbauoffensive zu nutzen, haben wir es unter Begasung mit einem Klimakiller billigst vor allem nach China exportiert. Oder lassen es als Totholz z.B. im Nationalpark Harz einfach liegen und ungenutzt durch natürliche Zersetzung Millionen Tonnen CO₂ emittieren.“

Interesse am Thema: Dann schauen Sie das Video von Andreas Schulte mit daten- und faktenbasierten Hintergründen zum Sterben einiger Fichtenwälder der letzten Jahre, die Sie in den Medien so nicht gelesen oder gesehen haben.


Quelle: Prof. Dr. Andreas Schulte


Zum Autor: Der Forstwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Schulte war Inhaber des Lehrstuhls für Waldökologie, Forst- und Holzwirtschaft im Institut für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er ist Verfasser und Herausgeber mehrerer Bücher zu waldökologischen, forst- und holzwirtschaftlichen Themen. Neben seinen bodenkundlichen und waldökologischen Untersuchungen, die in den 1980er und 1990er Jahren noch ganz im Zeichen der Debatte um das „Waldsterben“ standen, beschäftigte sich Andreas Schulte auch früh mit Fragen der Weltforstwirtschaft und ihrer künftigen Entwicklung angesichts des Klimawandels.


Seit Mitte 2024 ist Schulte Herausgeber und Autor des YouTube-Kanals „CumTempore“. In Videos gefasste Bemerkungen zum Themenrahmen Wald – Klima – Mensch stellt der Forstwissenschaftler der „zunehmend alarmistischen und ideologisierten Berichterstattung möglichst gut ausgeleuchtet Daten, Fakten, Wissen kritisch gegenüber“. Mit den Videos werden in ca. 15 Minuten Fragen, Probleme, Interessantes aufgegriffen, insbesondere aus den Bereichen Waldökologie und Forstwirtschaft, dem Umwelt-, Natur- und Klimaschutz wissensbasiert und verständlich in einen gesellschaftspolitischen Kontext gestellt.

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