Wald und Wild im Hitze-Stress
- Christoph Boll

- 6. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Die erste Hitze-Periode dieses Sommers liegt hinter uns, weitere werden folgen. Im Osten brennen Wälder. Nicht nur uns setzen über 30 Grad zu. Für Wald und Wild kann Hitze bei anhaltender Dauer existenzgefährdend werden

Seit 2017 mehren sich die trockenen Jahre. Das stresst die Wälder, die das kaum noch ausgleichen können. An den Blätterdächern wird es enorm heiß und der Wasservorrat in den Waldböden sehr gering. Hält der Zustand an, sinkt der Druck, mit dem Wasser durch die Leitbahnen in die Baumkronen transportiert wird, und es bilden sich Gasblasen. Dadurch reißen die Wasserfäden, was den Wassertransport zusätzlich hemmt. Kritisch wird es für die Bäume, wenn die Wasserleitfähigkeit unter 40 Prozent sinkt. Denn dann stirbt der Baum, wie Wissenschaftler des Max-Planck-Institutes in Jena bei Untersuchungen an Fichten und Kiefern herausfanden.
Ergiebige Niederschläge wie im Winter 2023/2024 bringen zwar kurzfristig Entspannung. Aber schon ein trockenes Frühjahr wie das aktuelle wird zur Herausforderung für junge Bäume, Neuanpflanzungen und vorgeschädigte Pflanzen, so das renommierte Thünen-Institut. Die unabhängige Bundesforschungseinrichtung befasst sich wissenschaftlich mit Fragen des ländlichen Raums.
Ein paar Tage Regen reichen nicht aus
Das Waldökosystem kann sich durch die Bildung von Ersatzkronen und Ersatzzweigen zwar selbst erholen. Aber das dauert seine Zeit und braucht vor allem ausgiebigen Niederschlag. Zwei, drei Tage Regen reichen da bei weitem nicht. So haben Experten festgestellt, dass die Folgen der trockenen Jahre 2017 bis 2019 noch immer spürbar sind.
Wenn Bäche zu Sand- und Kiesrinnen verkümmern und nur noch Trockenrisse im Boden von Quellen und Feuchtstellen zeugen, lechzt auch unser Wild nach Wasser. Es fehlt der Tau, den es mit der Äsung aufnehmen kann. Oft sind Zuckerrüben mit ihren halbwegs grünen Blättern die einzige Ackerkultur, die noch etwas Feuchtigkeit bietet. Rehe und Hasen fressen diese dann vermehrt. Da diese Nahrung aber einseitig und rohfaserarm ist, kann so manches Stück infolge an Durchfall leiden.
Besonders Niederwildheger werden sich angesichts der durch den Klimawandel bedingten vermehrten heißen trockenen Sommer Gedanken machen müssen, wie sie von Mai bis September kontinuierlich Wasser in den Revieren bereitstellen. In Teilen Österreichs, so Werner Kuhn, gehören Tränken schon seit Jahren zu den absolut notwendigen Hegemaßnahmen. Der Lebensraumexperte verweist auf verschiedene Methoden: Kunststoffwannen, einfache Kanistertränken, durch Solarzellen angetriebene Kleinbrunnen bis hin zur fest eingebauten Wasserleitung. Je nach Revierstruktur drei bis vier Tränken je 100 Hektar haben bei den südlichen Nachbarn denselben Stellenwert wie Raubwildjagd, Lebensraumgestaltung und Fütterung.
Bei Wassergaben fürs Wild wird meistens an Suhlen und Schöpfstellen für das Schalenwild gedacht. Jeder Jäger weiß, dass Wildschweine schnell abwandern, wenn sie kein Wasser mehr finden. Doch im schattigen Wald findet sich auch während langer Trockenphasen etwa in Rückegassen meistens noch eher Feuchtigkeit als im freien Feld, wo die Sonne unbarmherzig jeden Tropfen verdunsten lässt. Voraussetzung ist eine Bodenverdichtung, die man auch selbst herbeiführen kann, um mit Zustimmung des Grundeigentümers sogenannte Himmelsteiche anzulegen. Sie haben keinen regelmäßigen Zulauf, sondern speisen sich nur durch Niederschläge. Dazu wird zunächst der Oberboden abgeschoben und die Wassermulde ausgeformt, die dann, gegebenenfalls mehrfach, verdichtet werden muss.
Wo der Untergrund nicht ausreichend ton- oder lehmhaltig ist, muss entweder entsprechender Boden aufgetragen werden. Auch Beton oder Folien sind Alternativen. Letztere allerdings nur dort, wo wenig Schwarzwild vorkommt, das sonst in aller Regel die Folie zerstört. Beide Varianten müssen jedoch rückgebaut werden, wenn sie ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen.
Auch Niederwild braucht Wassergaben
Besonders wichtig sind Wassergaben auch für die Arten der offenen Feldflur wie Rebhuhn, Fasan und Feldhase. Dazu lassen sich Tränken aus der Weidetierhaltung nutzen oder selbst herstellen. Von aufgeschnittenen Autoreifen oder Wannen ist eher abzuraten. Sie müssen in kurzen Abständen gereinigt und nachgefüllt werden. Diesen Aufwand kann und will nicht jeder Revierinhaber auf sich nehmen.
Praktisch und preiswert sind hingegen Kanister- oder Rohrtränken, die nach dem Vakuumprinzip funktionieren. Die innen stehende Wassersäule gibt nur so viel Flüssigkeit frei, wie am Auslauf entnommen wird. Bauanleitungen finden sich im Internet. Wichtig ist, lichtdichte Behälter zu nutzen. Nur so lässt sich Algenbildung vermeiden. Außerdem sollten Tränken immer in Deckungsflächen eingebaut werden, um Beutegreifern wenig Chancen zum Töten des Niederwildes zu geben. Für jeden verantwortungsvollen Jäger dürfte auch selbstverständlich sein, seine Tränken regelmäßig zu reinigen. Und wer bei der Einsaat von Wildäckern bereits an die Trockenphasen denkt, der achtet darauf, dass Wasser sammelnde Pflanzen wie die Wilde Karde enthalten sind.






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