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Im Bereich Oder und Elbe noch einmal davongekommen

Autorenbild: Frank PolkeFrank Polke

Das befürchtete nächste Jahrhunderthochwasser blieb im Osten Deutschlands aus. Dennoch herrscht Angst, dass es beim nächsten Mal nicht so glimpflich ausgeht. Woanders sind die ersten Schäden jetzt amtlich


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Hochwasser
Foto: Fotobox / pixelio.de

An der Oder in Brandenburg, an der Elbe in Sachsen und Sachsen-Anhalt heißt es: Aufräumen statt Alarm. Die Hochwasserlage entspannt sich weiter. Vor zwei Wochen hatten Behörden, Anwohner und Katastrophenschützer noch große Sorge, dass das schlimme Hochwasser aus Polen und Tschechien die Regionen im Osten Deutschlands erneut heimsuchen würde. In den Nachbarländern – Österreich hatte es beim nächsten Jahrhunderthochwasser besonders hart getroffen – richteten die Wassermassen Schäden in Milliardenhöhe an, über 25 Menschen starben, ganz Landstriche versanken im Wasser.


Doch die Menschen entlang der Flüsse Oder und Elbe hatten dieses Mal offenbar Glück. Am Dienstag hob die Stadt Frankfurt an der Oder die Alarmstufe 3 auf – damit gilt in Brandenburg entlang des Flusses Oder an keinem Abschnitt mehr die höchste Alarmstufe.


In Frankfurt an der Oder gehen die Aufräumarbeiten nun los. Mehr als 40.000 Sandsäcke, die zum Schutz genutzt wurden, werden nach Angaben der Stadt aktuell weiterverwendet oder entsorgt. Auch im Landkreis Oder-Spree ist man glimpflicher als gedacht durch die „Hochwasserlage“ gekommen. „Die Deiche haben gehalten“, sagte der Leiter des Katastrophenschutzstabes, Michael Buhrke. Der Kreis nimmt nun die Schadstellen am Deich etwa durch Biberbauten unter die Lupe und prüft, ob der Einsatz von Deichläufern oder die Versorgung der Einsatzkräfte den gewünschten Erfolg hatte. Die nächste Flut, sie kann schon bald kommen.


Hochwasserexperten, Klimaforscher und örtlich für den Hochwasserschutz Verantwortliche versuchen nun, die richtigen Lehren aus den vergangenen Wochen zu ziehen. „Es geht darum, genau hinzusehen, wo der Hochwasserschutz zum Beispiel noch verbessert werden kann oder wo er schon reicht“, sagt ein Experte in Dresden. „Man muss versuchen, so viel Wasser wie möglich und so lange wie möglich auf der Fläche zu halten.“ Vielerorts werden Rückhaltebecken geplant und errichtet. Der Nachteil: Diese Becken sind teuer und greifen extrem in den Wasserhaushalt der jeweils betroffenen Gebiete ein. Deswegen versucht man, lokale Überflutungsräume zu schaffen. Im besten Fall stehen für die Eigentümer der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen, denen die Nutzung ihrer Flächen untersagt wird, Gelder zur Verfügung, die eventuell entstehende wirtschaftliche Nachteile für die Grundstücksbewirtschafter ausgleichen zu können. Auch das Baurecht und das Bauplanungsrecht dürften noch einmal genau darauf untersucht werden, ob gerade in den von Hochwasser besonders gefährdeten Gebieten noch mehr getan werden muss. Dagegen stehen natürlich die Interessen der Flächeneigentümer an der Nutzung ihrer Flächen.


Milliardenschäden in Bayern durch Juni-Hochwasser


Während man im Osten Deutschlands offenbar glimpflicher als gedacht davongekommen ist, zieht man in Süddeutschland Bilanz. Das Ergebnis: Die verheerende Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland im Juni hat Schäden von mehr als 4,1 Milliarden Euro verursacht. „Fast 1,8 Milliarden der nicht versicherten Schäden entfallen allein auf Bayern“, sagte Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München. Nach vorläufigen Schätzungen aus der Versicherungswirtschaft waren etwa zwei Milliarden Euro der Schäden versichert. Die restlichen rund 300 Millionen Euro entfallen demnach auf Schäden im Nachbarland. Vom 30. Mai bis zum 11. Juni hatte es in Bayern und in Baden-Württemberg vielerorts massives Hochwasser infolge von Starkregenereignissen gegeben. Da die geschätzten 4,1 Milliarden Euro den Stand der erfassten Schäden bis Mitte August abbilden, dürfte die endgültige Summe sogar noch deutlich höher sein.


Überflutete Ufer, überschwemmte Natur und Städte – all das schreckt Hochwasser-Touristen und Schaulustige offenbar nicht ab. Ganz im Gegenteil: Sowohl beim Hochwasser im Juni in Süddeutschland als auch jetzt wieder entlang der Oder oder Elbe waren Hunderte zu den gefährdeten Stellen gekommen. Gern auch mit Kindern. „Wir hatten wieder ein Problem mit diesen Hochwasser-Touristen, die offenbar jedes Bewusstsein für die Natur und die Gefahren verloren haben“, sagt ein Sprecher der Stadt Eisenhüttenstadt. Konsequenz: Viele Gemeinden haben die Bußgelder drastisch hochgesetzt. Die Hochwassertouristen müssen mit Bußgeldern von 100 Euro bis zu 50.000 Euro rechnen.

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