Eine achtlos weggeworfene Zigarette, ein ausglimmender Kohlegrill, die Trockenheit der vergangenen Jahre – all diese Risikofaktoren lassen aktuell die Waldbrandgefahr wieder steigen. Besonders in Brandenburg sind die Behörden im Alarmmodus
Die Waldschützer und Forstleute, die privaten Waldeigentümer und die Mitarbeiter der Feuerwehren sind in Alarmbereitschaft. Seit einiger Zeit steigt die Waldbrandgefahr im forstreichen Brandenburg wieder deutlich an. In vielen Landkreisen steht die Warnstufe auf der Stufe drei des fünfstufigen Waldbrandgefahrenindexes, in einigen Landkreisen wurde diese sogar auf Stufe vier hochgesetzt. Auch in anderen Bundesländern im Osten wie Sachsen-Anhalt und dem südlichen Mecklenburg-Vorpommern zeigt der Zeiger auf der Skala Gefahrenstufe vier. In ganz Mecklenburg inklusive der Insel Rügen hat die Forstverwaltung große Angst, dass es bald wieder mit Bränden losgeht.
Dabei ist in Brandenburg das Risiko besonders hoch. In dem Bundesland fällt besonders wenig Niederschlag. Das Land ist geprägt von ausgedehnten Kiefernwäldern und leichten Sandböden. Zudem locken die ausgedehnten Flächen, wunderschönen Seen und Wälder Großstädter aus der Hauptstadt zu einem Ausflug in die Natur – inklusive weggeworfener Zigaretten oder dem Kohlegrill, der noch ausglimmt, aber gern mal im Wald liegen gelassen wird. Auch im Großraum Berlin gibt es Gefahrenpotenzial: An vielen Stellen findet sich auch mehr als 70 Jahre nach Ende des Krieges Munition. Oder der gefährliche und nie entsorgte scharfe Nachlass der Roten Armee.
Hoffen auf genügend Feuchtigkeit
„Wir rechnen schon damit, dass in den nächsten Tagen und Wochen wieder etwas passieren kann“, erklärte der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die zuständigen Stellen seien aber gut vorbereitet. „Wir haben alle Waldbrandschutzzentralen in Brandenburg besetzt.“ Engel hofft zudem, dass die Böden in seinem Land nach den letzten relativ regenreichen Wochen noch immer genug Feuchtigkeit aufweisen.
Seit Jahresbeginn gab es in Brandenburg insgesamt 96 Waldbrände. In den Jahren 2023 und 2022 war die Anzahl der Waldbrände im gleichen Zeitraum dagegen mit 176 und 313 deutlich höher. „Bisher sind wir diesen Sommer gut gefahren“, zieht der Waldschutzbeauftragte eine erste vorsichtig positive Zwischenbilanz. Auch in anderen Bundesländern verlief die „Waldbrandsaison 2024“ bisher recht glimpflich. Doch noch stehen zwei Sommermonate aus, die die Bilanz ganz schnell drehen können.
Dennoch: Die Tiere und das Ökosystem Wald dürften sich über den positiven Zwischenbericht aus Potsdam freuen. Auch wenn vor allem größere Tiere das Feuer wittern und dann flüchten können – Insekten und Spinnentiere verbrennen zu Tausenden, Mikroorganismen zu Millionen allein auf einem Quadratmeter. Zudem ist der Lebensraum der Tiere nach einem Feuer auf Jahre hinaus zerstört. Vom wirtschaftlichen Schaden für die Waldeigentümer oder den staatlichen Forst ganz zu schweigen.
Der Mensch als Risiko
Dabei kann der Mensch viel dazu beitragen, durch ein vernünftiges Verhalten gerade im Wald und im Forst das Risiko für den Ausbruch von Feuer möglichst kleinzuhalten. So ist es zum Beispiel in fast allen Bundesländern das ganze Jahr über verboten, im Wald und im Abstand von weniger als 50 Metern vom Waldrand entfernt ein Feuer anzuzünden oder zu rauchen. Genau dies wird oft ignoriert – vorsätzlich oder fahrlässig: 50 Prozent aller Waldbrände gehen auf das Fehlverhalten oder den Leichtsinn des Menschen zurück, wie Experten berichten. Die Ursachen reichen von der sorglos weggeworfenen Zigarettenkippe über das Abstellen von Fahrzeugen mit heißen Katalysatoren über brennbarem Untergrund und die Selbstentzündung von zum Beispiel alter Munition bis hin zur Fahrlässigkeit im Umgang mit offenem Feuer und Brandstiftung. „Wie oft haben wir schon beobachten müssen, dass Fahrlässigkeit diese Waldbrände entstehen lassen hat“, sagt ein Feuerwehrsprecher aus Rathenow. Wohl wissend, dass es morgen wieder so weit sein kann. Und dann helfen auch die Feuchtigkeit und der Mut der Feuerwehrmänner nicht mehr viel.
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