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  • Christian Urlage

Der Mangel an Landärzten – ein Dauerproblem

Aktualisiert: 2. Mai

Das Problem des Ärztemangels ist nicht neu, doch nachhaltig wirkende Rezepte zur Heilung fehlen weiterhin


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Arzt
Foto: Karolina Grabowska

Versorgung – immer wieder Versorgung. Es bleibt ein Dauerbrenner in der Gesundheitspolitik und betrifft gerade die ländlichen Regionen. Wenn Mediziner aller Fachrichtungen vom 7. bis zum 10. Mai zum 128. Deutschen Ärztetag in Mainz zusammenkommen, wird es ebenfalls um die Versorgung gehen – und zwar um das geplante Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, kurz GVSG. Das Zehn-Silben-Wort ist derzeit bei den Fachleuten in aller Munde, bei Vertretern von Ärzteschaft und Krankenkassen ebenso wie bei Gesundheitsexperten in der Bundespolitik. Der vierte Entwurf des GVSG liegt mittlerweile vor, und hier zeigen sich, wie auch sonst in der Ampel, inhaltliche Differenzen zwischen der SPD und der FDP – unter anderem bei den umstrittenen Gesundheitskiosken und Primärversorgungszentren, die beide aus dem neuesten Gesetzesentwurf geflogen sind.

 

In einem Grußwort, veröffentlicht im (online zugänglichen) Programmheft des Deutschen Ärztetages, schreibt Ärztepräsident Klaus Reimann, dass mit dem GVSG endlich die Entbudgetierung und ergänzende Pauschalen für die hausärztliche Versorgung kommen sollen. Für Reimann sind das Schritte in die richtige Richtung, vorausgesetzt, das Gesetz wird praxistauglich ausgestaltet. Der Verband der Ersatzkassen (vdek) sieht das anders: „Statt hier Versichertengelder mit der Gießkanne auszuschütten, brauchen wir insbesondere für ländliche Regionen zielgenaue, vernetzte Lösungen“, forderte die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. Da gehen im ständigen Verteilungskampf um die Gelder wieder die Meinungen der Interessengruppen in der Gesundheitspolitik auseinander.

 

In Dörfern und Kleinstädten besonders deutlich spürbar

 

Die Versorgung beschäftigte bereits auf dem Ärztetag 2023 die Mediziner und war in früheren Zeiten ebenfalls akut. Wer dazu im Internet recherchiert, stellt fest: Schon vor zehn, zwölf Jahren wurde das Thema klar benannt. „Der Ärztemangel auf dem Land wird immer drängender“, schrieb zum Beispiel Andreas Mihm am 24. Juni 2014 in der „Frankfurter Allgemeinen“. Und bereits am 11. Juni 2015, Bundesgesundheitsminister war damals noch Hermann Gröhe (CDU), verabschiedete der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung, abgekürzt GKV-VSG. Ein zentrales Ziel war es seinerzeit, die flächendeckende ambulante medizinische Versorgung zu sichern. Nachhaltig gewirkt hat es offenbar nicht.

 

Der Mangel bleibt ein Langzeitproblem, mit dem sich die Politik nach wie vor beschäftigt. Warten, bis (k)ein Arzt kommt – dieses Problem ist längst nicht mehr ein theoretisches Szenario in ferner Zukunft. Vielmehr spüren Millionen Patientinnen und Patienten den Mangel bereits heute, wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kürzlich feststellte. Die Ursachen sind vielfältig: Immer mehr Ärztinnen und Ärzte arbeiten in Teilzeit, der Anteil angestellter Ärzte nimmt zu und zahlreiche Mediziner der geburtenstarken Jahrgänge treten jetzt und in den kommenden Jahren in den Ruhestand. In Dörfern und Kleinstädten wirkt sich das besonders deutlich aus.

 

Patentrezepte gegen den Mangel hat bisher noch niemand gefunden. Zwar ist die Forderung völlig unstrittig, wonach die Gesundheitsversorgung nicht vom Wohnort abhängen darf. Aber in der Praxis ist eine Lösung nicht so einfach. Immerhin haben die meisten Bundesländer eine Landarztquote eingeführt, sodass nicht allein die Absolventinnen und Absolventen mit Einser-Abitur Medizin studieren können.

 

Bayern und Rheinland-Pfalz führen die Landarzt-Quote auch für Kinderärzte ein

 

Baden-Württemberg, das mit dem schrägen Begriff „The Ländarzt“ wirbt, meldet immerhin 390 Bewerbungen für einen von 75 Medizin-Studienplätzen. In Sachsen sind es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 130 Bewerbungen für 40 Studienplätze. In Bayern waren es für die 188 Studienplätze bisher etwa viermal so viele Bewerber – in Niedersachsen lag die Nachfrage für das Wintersemester 2024/25 und das Sommersemester 2025 mit 278 Bewerberinnen und Bewerbern unter den Erwartungen. 

 

Große Hoffnungen, doch eine nicht so große Nachfrage – das könnte an der Verpflichtung für immerhin zehn Jahre liegen und an der drohenden Vertragsstrafe von immerhin bis zu 250.000 Euro. Und auch daran, dass die Auswahl der Fachrichtungen für die angehenden Landärzte eingeschränkt ist. Daher ist es ein passender Schritt, wenn Rheinland-Pfalz eine Landkinderarzt-Quote einführen will und auch Bayern die Landarzt-Quote auf die Kinder- und Jugendmedizin ausweitet.

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