Mehr Hilfe für Hospitäler auf dem Land
- Wolfgang Kleideiter

- 28. Juli
- 2 Min. Lesezeit
129 Krankenhäuser im ländlichen Raum können inmitten der Reformphase durch eine Finanzspritze etwas durchatmen und regional wichtige Fachabteilungen erst mal weiterführen. Bei den Milliardenlücken nur ein Tropfen auf dem heißen Stein

Die Defizit-Uhr auf der Homepage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) steht nicht still. Pro Stunde wächst der Verlust aller deutschen Krankenhäuser um rund 300.000 Euro. In Summe sind es nach Berechnungen der DKG aktuell schon über 14 Milliarden Euro. Da löst die Nachricht über einen Extra-Zuschlag in Höhe von 79 Millionen Euro keinen Jubelsturm aus. Doch dieser Betrag hilft 129 Hospitälern in ländlicher Lage dabei, ein oder zwei notwendige Fachabteilungen auch im Jahr 2026 durchzubringen. Der sogenannte Sicherstellungszuschlag wird seit Jahren ausgezahlt. 2025 profitieren 121 Krankenhäuser davon. Im kommenden Jahr werden es 129 Hospitäler sein, die zwischen 500.000 und einer Million Euro erhalten.
Dass sich die Spitzenverbände der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung mit der DKG auf die gestaffelten Extra-Zahlungen geeinigt haben, ist zunächst einmal positiv. „Die Sicherstellungszuschläge sind ein wichtiger Schritt zur Stützung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum“, betont auch Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG. Es handle sich aber nicht um „zusätzliches Geld der Krankenkassen“, sondern die Mittel stammten aus dem Gesamtvolumen der Fallpauschalen-Finanzierung. Gaß: „Klar ist aber auch: Diese Zuschüsse reichen bei weitem nicht aus, um die tatsächlichen Kosten der Kliniken zu decken. Ohne solche Unterstützungsmaßnahmen könnten viele dieser Häuser angesichts unzureichender Fallpauschalen längst nicht mehr bestehen.“
Die Liste der Krankenhausschließungen in Deutschland ist lang. Bis zum Juni haben allein in diesem Jahr schon neun Häuser ihre Pforten für immer geschlossen. Dabei soll die im Oktober 2024 verabschiedete Krankenhausreform helfen, die wirtschaftliche Stabilität der Kliniken zu sichern. Die Krankenhäuser müssen sich aber landauf, landab auf bestimmte Fachgebiete konzentrieren und so eine höhere Behandlungsqualität gewährleisten.
Mehr Gestaltungsspielraum für die neuen Bundesländer
Doch durch die geänderten Finanzierungssysteme geraten immer mehr Häuser in eine schwierige wirtschaftliche Lage. Im von Nina Warken (CDU) geführten Bundesministerium für Gesundheit wird auch deshalb mit Hochdruck daran gearbeitet, die Krankenhausreform anzupassen. Ein Ansatz soll vor allem den Häusern im ländlichen Raum zugutekommen. Für sie sollen die Ausnahmen und Kooperationsmöglichkeiten erweitert werden. Den Bundesländern soll mehr Gestaltungsspielraum eingeräumt werden, wenn sie die Notwendigkeit von Ausnahmen beurteilen.
Bis dahin müssen Extras wie die Sicherstellungszuschläge helfen. Damit werden Krankenhäuser unterstützt, die für die „regionale Basisversorgung der Bevölkerung“ notwendig sind, die aber – aufgrund geringer Fallzahlen – die relevanten Fachabteilungen nicht kostendeckend finanzieren können. Das Defizit ist also nicht selbstverschuldet, sondern strukturbedingt. Und betroffen sind nicht nur die 129 Häuser, sondern viele darüber hinaus. Für die Deutsche Krankenhausgesellschaft ist es höchste Zeit, die Regelungen weiterzuentwickeln. Gerald Gaß: „Aufgrund der bisher sehr restriktiv festgelegten Voraussetzung der Bevölkerungsdichte kommen viele Krankenhäuser allein aufgrund dieses Kriteriums nicht infrage, obwohl sie die Versorgung der Region sicherstellen.“
Zurzeit wird die Gefahr für eine flächendeckende Versorgung maßgeblich von der Erreichbarkeit bestimmt. Diese besteht zum Beispiel dann, wenn durch die Schließung des Krankenhauses zusätzlich mindestens 5000 Einwohner mehr als 30 Minuten mit dem Pkw fahren müssen, um zum nächstgelegenen geeigneten Krankenhaus zu gelangen. Die Erreichbarkeitsschwelle für die Fachabteilung Geburtshilfe oder Gynäkologie und Geburtshilfe beträgt 40 Pkw-Fahrzeitminuten.
Auf dem Land leben viele Bewohner mit dieser Situation. Auch sie schauen darauf, wie die Krankenhausreform jetzt noch einmal angepasst wird. Versprochen wird im Ministerium eine bessere „Alltagstauglichkeit“. An den Grundsätzen der Reform soll sich allerdings nichts ändern.






Kommentare