Von Christian Urlage
Beim Stichwort Kultur denken viele Menschen vor allem an die Metropolen mit hochsubventionierten Theatern und Opernhäusern, Museen, Bibliotheken und Volkshochschulen. Die vielfältige Kultur im ländlichen Raum droht da leicht aus dem Blick zu geraten, doch auch sie ist förderungswürdig – zumal die Länder verantwortlich sind für gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt und in der Fläche.
Erst Mitte Juni hat Niedersachsens Kulturminister Björn Thümler (CDU) daher das Sonderprogramm „Niedersachsen dreht auf“ bis Ende 2022 verlängert und vier Millionen Euro für die Neuauflage des Programms bereitgestellt. Zugute kommen die Fördermittel den Künstlerinnen und Künstlern, die als Soloselbständige corona-bedingt finanzielle Einbußen hinnehmen mussten – weil Veranstaltungen abgesagt wurden oder weil eine reduzierte Besucherzahl zu geringeren Honoraren führte.
Wenige Hauptamtliche – viele Ehrenamtliche
Diese Gelder für die Kultur im ländlichen Raum fließen in Niedersachsen über die Landschaften und Landschaftsverbände; sie sind die Träger der Kulturförderung in den Regionen und sorgen für Qualität, zum Beispiel durch Vernetzung. Meistens geht es um kleine Projekte mit wenigen Hauptamtlichen und vielen engagierten Ehrenamtlichen – zum Beispiel in Chören und Blaskapellen, Amateurtheatern, kleinen Museen und Tanzgruppen. Es handelt sich oft um Basis- und nicht Hochkultur. Doch auch sie hat Förderung verdient, etwa durch Vernetzung. Darauf herabzublicken, sie als rückständig oder provinziell zu diffamieren, wäre völlig verfehlt und arrogant.
Auch von Unternehmen geschätzt
Ansprechende Freizeit- und Kulturangebote wie Konzerte, Ausstellungen, Lesungen oder Theaterinszenierungen stiften ebenso wie ein reges Vereinsleben Gemeinschaft. Und sie tragen dazu bei, dass junge Fachkräfte, die nach dem Studium aufs Land ziehen, das Leben auf dem Dorf oder in der Kleinstadt für attraktiv halten. Kultur verhindert Abwanderung und Überalterung, und gerade kleinere oder mittlere Wirtschaftsbetriebe auf dem Land wissen die Bedeutung dieser weichen Standortfaktoren zu schätzen.