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  • Michael Lehner

Neue Töne im TV-Märchenwald

Zur besten Sendezeit im Ersten: „Zurück zur Natur“ ist kein Patentrezept im Klimawandel


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Symbolbild: Jost Springensguth

Naturfilm mal anders: Keine Märchen vom Wolf, der angeblich die Jagd ersetzen könnte. Keine längst widerlegten Thesen von der Artenvielfalt in sich selbst überlassenen Wäldern. Dafür klare Bekenntnisse zum Nutzen der Weidewirtschaft und zur Existenzberechtigung pflanzenfressender Wildtiere bis hin zum Bison und den Auerochsen. Diesen Montag zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr im Ersten zeigt der Münchner Tierfilmer Jan Haft den zweiten Teil seines Plädoyers zur Versöhnung mit einer von Menschen geprägten Natur (die erste Folge gibt es hier in der Mediathek).


Da lacht nicht nur das Jäger-Herz: Mit bemerkenswerter Sensibilität für die kleinen Wunder der Schöpfung spannt der studierte Biologe Haft den Bogen vom Glühwürmchen über den ausgerotteten Auerochsen bis zur Almwirtschaft. Kulturlandschaft, wie der Mensch sie kennt und liebt, braucht nicht nur den dichten Wald, sondern auch die freien Flächen. Und die entstehen nur, wenn wir Hirsch und Reh leben lassen und das liebe Vieh nicht in den Stall verbannen.


Logisch, private Waldbesitzer wie die Fürsten zu Oettingen-Spielberg bieten schon seit Jahrzehnten Wetten an, die an der Artenvielfalt im verantwortungsbewusst gepflegten Wirtschaftswald kaum Zweifel lassen. Einzelne Fachleute wie der Bundesförster Ulrich Maushake führen vor, dass Wald und Schalenwild miteinander gedeihen, wenn wir den Wiederkäuern Ruhe und Freiflächen gönnen. Und in Bayern freunden sich sogar Teile der Grünen mit dem Gedanken an, eine ausufernde Wolfspopulation als Bedrohung für Weidewirtschaft und Artenvielfalt zu begreifen.


Symbolbild: Jost Springensguth

Öko-Theorien im Medienrummel


Nur bis in die Massenmedien dringen solche Wahrheiten nur selten vor. Zumal Talkshows geraten nach wie vor zu Märchenstunde. Zum Beispiel mit längst widerlegten Erzählungen, wie ausgewilderte Wölfe den Wald im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark gerettet hätten. Während schwedische Naturschützer massiven Artenschwund in den Wolfsregionen beklagen, seit dort die Weidetierhalter aufgeben.


Öko-Theorien, die den Menschen (und die Landwirtschaft) nicht von vorneherein verdammen, tun sich schwer im Medienrummel. Zumal Großstadt-Menschen Natur-Gesetze wie das vom Fressen und Gefressenwerden nur höchst ungern akzeptieren. Und Wahrheiten wie jene gerne ignorieren, dass auch Ackerbau und Wirtschaftswald die Kohlendioxid-Bilanz eindeutig verbessern.


Jan Haft lässt auch Rechnungen zu Wort kommen, die den Mainstream hinterfragen: Etwa die Faustregel, dass 1000 Kilo Wiederkäuer-Dung 100 Kilo Insekten schaffen und damit bedrohte Arten ernähren – von den Fröschen bis zu den Störchen, die von Fröschen leben. Und der Natur ist es dabei offensichtlich egal, ob der Mist von Milchkühen, Rothirschen oder wilden Büffeln stammt.


Wie nebenbei erfährt der geneigte Zuschauer (und die Zuschauerin), dass auch der hochgelobte Laubwald in Reinkultur seine Schattenseiten hat. Im Sinn des Wortes, weil die dichten Sommerkronen dem Unterholz und seinen Lebensgemeinschaften das Licht zum Wachsen wegnehmen. So ein Plädoyer fürs gesunde Mittelmaß war überfällig in Zeiten aufgeregter Debatten um die Zukunft von Wald und Forstwirtschaft.


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