top of page
AutorenbildJürgen Wermser

Ministerin drängt auf schärferes Waffenrecht – Meinungsumfrage zum Wolf – Ländlicher Raum auf Abstellgleis

Aktualisiert: 9. Mai

Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und zurück auf diese Woche


Beitrag anhören (MP3-Audio)

Liebe Leserinnen und Leser,


viele von uns haben das schöne, frühlingshafte Wetter und den Brückentag 1. Mai für einen Ausflug oder gar einen Kurzurlaub genutzt. Wer dafür das Deutschlandticket benutzte, mag es nicht immer bequem, aber in jedem Falle günstig gehabt haben. Ziemlich genau vor einem Jahr, am 1. Mai 2023, waren die subventionierten Fahrscheine für viel Geld und mit großen politischen Lobgesängen von Bund und Ländern eingeführt worden. Anlass genug, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.

 

Doch lassen Sie mich zuvor auf ein anderes Ereignis dieser Woche zu sprechen kommen, in dessen Folge wieder einmal Vorurteile gegen Jäger und Sportschützen zutage traten. In Stuttgart hat der erste von drei geplanten Großprozessen gegen eine rechtsgerichtete Organisation begonnen, die unsere politische Ordnung gewaltsam umstürzen wollte. Der Gruppe um Heinrich Prinz Reuß wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und die „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ vorgeworfen. Einer der Angeklagten steht zudem wegen versuchten Mordes vor Gericht. Keine Frage, hier haben sich Abgründe aufgetan. Der Rechtsstaat muss sich als wehrhaft erweisen und seine Feinde mit aller Härte zur Rechenschaft ziehen. Die zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser scheint dies ähnlich zu sehen: Es müsse noch mehr getan werden, um Staatsfeindlichkeit und Rechtsextremismus auch in Zukunft effektiv zu bekämpfen, sagte die SPD-Politikerin im Deutschlandfunk.


So weit, so gut und richtig. Es ist Faesers Amtspflicht als Bundesinnenministerin, hierbei ein Stück weit voranzugehen. Doch „vor allem“ eine Verschärfung des Waffenrechts, wie sie jetzt im Deutschlandfunk forderte, dürfte wohl kaum die Lösung sein. Denn nicht die Millionen Besitzer von legalen Jagd- und Sportwaffen sind das Problem. Im Zentrum der Überlegungen müssen die vielen illegalen und auf kriminellen Wegen beschafften Waffen stehen. Sie bilden die eigentliche Gefahr. Insofern bedient Faesers Vorstoß ideologische Vorurteile, statt uns in der Sache voranzubringen. Denn klar ist: Jäger und Sportschützen dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt werden.


Erneute Debatte um den Wolf Stichwort Jagd. Nachdem der Kanonendonner der politischen Auseinandersetzung um den Wolf einer sachgerechten Debatte um sinnvolles Management der Raubtiere zu weichen schien, wollten wir uns und unseren Lesern eigentlich eine wolfsfreie Zeit gönnen. Nun macht uns der NABU einen Strich durch diese Rechnung. Der Umweltverband hat keine Kosten gescheut und eine groß angelegte Meinungsumfrage zur Akzeptanz des großen Spendenbringers beauftragt. Das Ergebnis überrascht nicht: 73 Prozent der Befragten finden es erfreulich, dass in Deutschland wieder Wölfe leben.


Wir freuen uns natürlich auch, bedauern aber, dass der NABU nicht die Gretchenfrage stellen ließ, ob die Menschen glauben, dass es noch nicht genug Wölfe sind. Wo es doch längst amtlich ist, dass die Tiere nicht mehr zu den bedrohten und damit streng geschützten Arten zählen. Und wo sogar Bayerns Grüne zugeben, dass die alpine Weidewirtschaft und der Wolf nicht zusammenpassen. Was unvermeidlich in absehbarer Zeit zur Lockerung der EU-Schutzregeln führen wird – wenn das Bundesumweltministerium endlich offizielle Bestandszahlen nach Brüssel liefert.


NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger kommentiert den Sachstand so: „Leider wird immer noch versucht, gezielt Angst mit dem Wolf zu schüren“, das werde „der tatsächlichen Situation der Wölfe in Deutschland und der Wahrnehmung der Menschen nicht gerecht“, findet Krüger: „Anstelle aufgeregter Stimmungsmache müssen wir mehr entlang der tatsächlichen Probleme und Lösungen diskutieren.“ Wir sehen das auch so und sind gespannt, wie ein gewisser Sinneswandel bei den Fans der Wölfe ankommt: „In den Ausnahmefällen, in denen ein Wolf den empfohlenen Herdenschutz überwunden hat, akzeptiert auch der NABU als letztes Mittel einen Abschuss.“


Bushaltestelle auf dem Land
Foto: Aleks Magnusson

Häufig schlechter öffentlicher Nahverkehr


Doch zurück zur eingangs erwähnten Ein-Jahres-Bilanz des Deutschlandtickets. Aus Sicht des ländlichen Raumes fällt sie negativ aus, wie unter Autor Michael Lehner in seinem gestrigen Beitrag in unserem Blog kritisiert und in Zusammenhang mit anderen Subventionen zum Schaden des ländlichen Raums stellt. Und in der Tat, das Grundproblem ist, dass Dörfer und Kleinstädte häufig schlecht oder gar nicht an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen sind. Profiteure der teuren Ticketsubventionen sind die Bürger in Großstädten und in deren näherer Umgebung, den sogenannten Speckgürteln. 

 

Diese Unwucht spiegelt sich auch in den Ergebnissen des jüngsten Allensbacher Mobilitätsmonitors wider. Danach halten die Bewohner von Dörfern den Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr lediglich zu vier Prozent für sehr gut und zu 28 Prozent für gut, während die Vergleichszahlen in Großstädten 29 Prozent (sehr gut) und 55 Prozent (gut) betragen. Und eine Besserung zugunsten des ländlichen Raums ist nicht in Sicht.


Ursache ist wieder mal das Geld. Viele öffentliche Nahverkehrsunternehmen klagen über sinkende Einnahmen, weil ihre Kunden vormals häufig deutlich mehr für die jeweiligen Tickets bezahlt haben. Es sind Inhaber der früheren Wochen- und Monatskarten, die jetzt auf die billigere Alternative Deutschlandticket umgestiegen sind. Die fehlenden Einnahmen können Bund und Länder nicht vollständig kompensieren. Ergebnis: „Wir waren im ÖPNV nie weiter weg von den im Zuge der Verkehrswende politisch vereinbarten Ausbauzielen als aktuell“, sagt der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Ingo Wortmann. 


Nicht nur finanziell, auch klimapolitisch ist die Bilanz düster. 11,2 Millionen Menschen sind im vergangenen Jahr für 49 Euro mit Bus und Bahn durch Deutschland gefahren, 16 Prozent von ihnen gaben in Umfragen an, das Auto jetzt häufiger stehen zu lassen. Knapp 90 Prozent aller Fahrten mit dem Deutschlandticket wären jedoch so oder so mit Bahn oder Bus zurückgelegt worden, berichtete VDV-Präsident Wortmann weiter. Es gibt lediglich acht Prozent echte Neukunden. Wortmanns Stellvertreter Knut Ringat ergänzt: „Wenn ich wirklich etwas fürs Klima erreichen will, dann brauche ich mehr als 30 Prozent Neukunden.“


Doch hohe Wachstumsraten verzeichnet das 49-Euro-Ticket nicht mehr. Die Allensbacher Meinungsforscherin Renate Köcher, die den Mobilitätsmonitor 2024 in der vergangenen Woche vorgestellt hat, berichtete, die Bevölkerung auf dem Land habe das Gefühl, wenig Optionen zu haben und auf das Auto angewiesen zu sein. Tatsächlich lebt die überwältigende Mehrheit der Deutschlandticket-Kunden in Städten, nur 21 Prozent kommen vom Land. 


Die Deutsche Bahn hat derweil angekündigt, in diesem Jahr ihr Schienennetz zu erneuern und rund 1.000 Bahnhöfe zu modernisieren. Insgesamt sollten mehr als 2.000 Kilometer Gleise, 2.000 Weichen und 150 Brücken erweitert, modernisiert und erneuert werden. Laut dem Vorstandsvorsitzenden der zuständigen Bahn-Tochter „DB InfraGO“, Philipp Nagl, wird es damit erstmals seit vielen Jahren gelingen, die Überalterung der Eisenbahninfrastruktur zu stoppen. Dieser Optimismus in allen Ehren, aber für eine grundlegend bessere Anbindung des ländlichen Raums an den Schienenverkehr wären viel größere Anstrengungen erforderlich.


Hilfe bei Suche nach Hunden


Mitte März hatten wir in unserer Kommunikation, so auch in dieser Wochenkolumne und über unsere Social-Media-Auftritte (u.a. Facebook, X), dazu aufgerufen, sich an der Suche nach zwei offensichtlich gestohlenen bzw. entführten Jagdhunden zu beteiligen. Es ging um die Deutsch Drahthaar-Hunde „Ben“ und „Lissy“. Beide vierbeinige Jagdbegleiter sind am 19. Februar dieses Jahres in Heiligenhaus bei Düsseldorf spurlos verschwunden. Wir bedanken uns zusammen mit der Hundebesitzer-Familie für die Unterstützung und für eine Reihe von Reaktionen und Hinweisen. Der Erfolgsfall ist leider ausgeblieben. Unsere Stiftung nimmt das zum Anlass, weiter die Problematik des illegalen Handels mit Hunden, die im Zusammenhang mit Hundediebstahl oder Entführungen stehen, zu thematisieren. Wir wollen mit Veröffentlichungen und Finderlöhnen verstärkend bei der Suche über unsere Netzwerke helfen.


Ich wünsche Ihnen eine gute, positive Woche und verbleibe mit den besten Grüßen 

Ihr Jürgen Wermser

Redaktionsleitung/Koordination

ความคิดเห็น


bottom of page