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  • Jürgen Muhl

Ein weiterer Schlag gegen den ländlichen Raum

Aktualisiert: 1. Mai

Jetzt sind die Fischer an der Reihe – Bund plant drastische Kürzungen

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Foto: Detmold

Nach den teilweisen Rückziehern gegenüber der Landwirtschaft nimmt die Bundesregierung nun die Fischereibetriebe ins Visier. Die Mittel sollen um rund 84 Prozent gekürzt werden. Die Küstenfischer sind außer sich. Die Branche stehe vor dem Ruin, heißt es.

Ihnen fehlt die Lobby der Landwirte. Deutschlands Fischer kämpfen seit Jahren ums Überleben. Das machen sie ziemlich allein. Ihre Proteste haben nicht den Wumms der Bauernschaft, sie bleiben zumeist ungehört. Es ist ja auch leichter, mit dem Trecker gen Berlin zu fahren als auf einem alten Kahn die Bundeshauptstadt auf dem Wasserweg zu erreichen. Und doch verstärkten Hunderte von Fischer die Landwirte kürzlich bei ihrer Abschluss-Demo in Berlin. Die Kutter- und Küstenfischer hatten sich mit den Bauern und Spediteuren solidarisch erklärt. 

 

Haben sie doch allen Grund zum Protest. Die Bundesregierung will Fischereien die Ausgleichszahlungen für zukünftig wegfallende Fanggebiete angesichts von Windkraftflächen in Nord- und Ostsee kürzen. Statt 670 Millionen Euro soll die notleidende Fischerei-Branche nur noch 134 Millionen Euro erhalten.

 

Nach der Ankündigung der Bundesregierung, einen Teil der bäuerlichen Subventionskürzungen im Agrarbereich zurückzunehmen, vermuten die Fischer einen Zusammenhang. „Die Haushaltslücke soll mit den Mitteln geschlossen werden, die für uns vorgesehen waren“, kritisiert der Fischerei-Verbandsvorsitzende Dirk Sander.

 

Mit veralteten Kähnen 

 

Mit der Ausgleichszahlung für die Offshore-Flächen sollten eigentlich die Flotten modernisiert werden. Was auch dringend notwendig ist, schippern die Fischer zumeist mit veralteten Kähnen über Nord- und Ostsee. Jetzt aber ist dies nicht mehr möglich. Die Fischerei liegt am Boden der Meere.

 

In Schleswig-Holstein wird die Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei von 758 Fischern im Haupt- und Nebenerwerb mit 486 Fischkuttern und offenen Booten ausgeübt. Bei den jüngsten Protesten im Hafen von Büsum klagten Fischerinnen und Fischer ihr Leid. Es werde befürchtet, dass die 670 Millionen Euro Ausgleichszahlungen an die Landwirtschaft gehen sollen, um die Bäuerinnen und Bauern zu beruhigen – und so Fischerei und Landwirtschaft gegeneinander ausgespielt werden soll. „Bei uns macht sich Untergangsstimmung breit“, heißt es in den Nordsee-Häfen von Friedrichskoog, Büsum, Husum und auch an der Ostsee in Eckernförde, Kappeln, auf Fehmarn oder an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern. 

 

In jedem Jahr gehen 15 Fischer in den Ruhestand und nur zwei bis drei Jungfischer kommen nach. Viele von ihnen sind auf 60 bis 70 Jahre alten Kuttern unterwegs. Eine Umrüstung auf Elektromotoren, wie von den Grünen gefordert, ist für die alten Schiffe nicht sinnvoll. „Im Schnitt fehlen den Betrieben rund 150.000 Euro im Jahresumsatz, um weitermachen zu können“, sagt Lorenz Marckwardt vom Landesfischereiverband Schleswig-Holstein.

 

Es muss in Ausbildung investiert werden

 

Die Branche benötigt Modernisierung, es muss in die Ausbildung investiert werden. Nur mit neuen Schiffen und mit einer Wiederbelebung der Fangquote gibt es für die Fischerei eine Zukunft. Andernfalls – so die Befürchtung – stirbt der Beruf an deutschen Küsten aus. Schon heute liegt die Zahl der importierten Fische aus Skandinavien und den Niederlanden über den Fängen in deutschen Gewässern. Was auch zu höheren Preisen führt.

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