Fisch ist nicht nur lecker, sondern eines der gesündesten Lebensmittel. Nur: Unter den Küstenfischern geht gleichwohl die Zukunftsangst um. Es gibt weniger Fänge – und die Preise bleiben trotzdem auf niedrigem Niveau
Bei den Fischern an Nord- und Ostsee geht die Angst um. Zukunfts- und Existenzsorgen nehmen dramatische Ausmaße an. Die Stimmung mit den großen Sorgen vor dem Niedergang kennzeichnet die Branche mit Kuttern und Netzen. Alte Schiffe, zurückgehende Bestände. Die Preise müssten angesichts der Knappheit steigen. Das Gegenteil jedoch der Fall. Bei Dorsch und Heringen fallen sie. Lediglich die Krabbenpreise machen da eine Ausnahme.
Vor gut einem Jahr nahmen die Fischer aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen Kurs auf den Nordseehafen Büsum. Sie riefen zur Demo auf und brachten ihre Sorgen an die richtige Adresse. In dem kleinen Hafen an der Dithmarscher Küste tagten die angereisten Landwirtschaftsminister der Länder und des Bundes. Die lauten Rufe blieben offensichtlich ungehört. Getan hat sich in der Politik zu diesem Thema seitdem nichts. Ergebnis: Die Krise hat sich mittlerweile verschärft.
Wurden im Jahr 2010 noch rund 750 Kutter in den Häfen von Nord- und Ostsee gezählt, sind es heute gerade einmal gut 400. Besonders die Fischer an der Ostseeküste klagen über die geringen Bestände von Dorsch und Hering. Da es der Ostsee „schlecht“ geht, wurde die Fangmenge stark quotiert. 2021 wurden noch an die 16 Tonnen Hering aus der Ostsee gezogen, ein Jahr später war es nur noch die Hälfte.
Bei den Preisen sind die Regeln der Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt
„Zu wenig zum Sterben, zu wenig zum Leben“, heißt es im Lager der Betroffenen.
Und doch scheinen die Regeln der Marktwirtschaft in diesem Fall nahezu außer Kraft gesetzt, wonach knappe Ware zu kräftigen Preisanstiegen führen müsste. So stieg der Erlös für das Kilogramm Hering gerade einmal von 2,25 auf 2,45 Euro. Beim stark nachgefragten Dorsch sind die Zahlen noch dramatischer. Wurden im Jahr 2021 noch rund 100 Tonnen Dorsch gefangen, waren es ein Jahr später nur noch rund 13 Tonnen.
Das Angebot an den Fischbuden in den Urlaubsorten ist jedoch weiterhin sehr groß. Das liegt an den Importen aus den skandinavischen Ländern, besonders aus Dänemark. Auch die Holländer liefern große Mengen frei Haus. Der Großteil des Fisches wird nicht mehr vor der deutschen Haustür gefangen.
Gestiegen sind die dagegen die Krabbenpreise auf zwischen 10 und 13 Euro je Kilogramm. Von Mai bis Juli verkriecht sich das Schalentier. Dazu stoßen die hohen Auflagen, wie ein vor der EU geplantes Verbot von Grundschleppnetzen in der Nordsee auf Unverständnis. Die Krabben leben nun einmal auf dem Meeresgrund und sind damit nur dort zu fangen.
Ein grundsätzliches Verbot der herkömmlichen Fischerei sei einem Berufsverbot gleichzusetzen. So fassen es die betroffenen Fischer auf. Noch ist es aber nicht so weit. Die EU wartet noch ab. „Bis nach den Wahlen“, wie ein Büsumer an seinem Krabbenkutter vermutet.
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