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  • AutorenbildJürgen Wermser

Behörde warnt Wanderer – Wolf greift Kinder bei Utrecht an

Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und zurück auf diese Woche


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Liebe Leserinnen und Leser,


in der Bundespolitik geht es momentan vergleichsweise ruhig zu. Die parlamentarische Sommerpause zeigt Wirkung. Viele Politiker machen Urlaub, genauso wie zahlreiche Bürger. Auch in meiner Heimatregion, der Lüneburger Heide, sind überall Erholungssuchende anzutreffen. Aber anders als in den großen Zentren des Massentourismus im Süden Europas und in Übersee gibt es in der Natur der Lüneburger Heide reichlich Platz, um die schöne Natur zu genießen und Kraft zu tanken. Hinzu kommt: Die immer wieder spektakuläre Heideblüte beginnt in diesem Jahr rund zwei Wochen früher als üblich.


Doch zunächst ein Blick zu unseren niederländischen Nachbarn und einem Thema, das uns in unserem Blog immer wieder bewegt hat: die zunehmende Ausbreitung von Wölfen und die damit verbundenen Gefahren. Nach mehreren mutmaßlichen Wolfsangriffen auf Kinder haben niederländische Behörden jetzt vor dem Besuch eines beliebten Wander- und Waldgebiets nahe der Stadt Utrecht gewarnt. Die Provinz Utrecht rufe „alle Besucher dazu auf, beim Besuch des Utrecht-Ridge-Hills-Gebietes äußerst vorsichtig zu sein“, hieß es in einer Erklärung. Es werde dringend davon abgeraten, diese Wälder mit kleinen Kindern zu besuchen.


Am Mittwochmorgen hatte nach diesen Angaben ein „großes Tier“, bei dem es sich vermutlich um einen Wolf handelte, ein Kind in der Nähe des kleinen Dorfes Austerlitz, etwa 16 Kilometer östlich von Utrecht, umgestoßen. Das Kind blieb demnach unverletzt. Vor zehn Tagen sei allerdings in der gleichen Gegend ein junges Mädchen auf einem Schulausflug gebissen worden. Ein DNA-Test hatte ergeben, dass es sich bei dem Tier um einen Wolf handelte. Anfang Juli hatte zudem eine Frau berichtet, dass ihr Pudel von einem Wolf getötet worden sei. 2015 waren in den Niederlanden erstmals nach 150 Jahren wieder Wölfe aufgetaucht. Seitdem wurden Dutzende gesichtet.


Millionen Besucher in blühender Heide


Zurück in die Lüneburger Heide. Dort stehen erste Flächen bereits in voller Blüte. Über die aktuelle Entwicklung informiert die Lüneburger Heide GmbH in ihrem Heideblüten-Barometer. In diesem Jahr gab es bei mir in der Heide genug Regen und Sonnenschein, sodass man allgemein von einer guten Blüte ausgeht. Während dieser Zeit in den Monaten August und September erwartet die Tourismus-Organisation in der Region 15 Millionen Tagesbesucher und mehr als zwei Millionen Übernachtungsgäste. Diese Zahlen können sich sehen lassen. Sie zeigen, wie attraktiv die Natur im ländlichen Raum insbesondere für Städter sein kann.


Weniger erfreulicher sieht es momentan in Niedersachsen in den Höhenlagen des Harzes aus. Denn auch dort greift der Borkenkäfer mittlerweile die Nadelbäume an. Bisher habe man gedacht, dass es dem Borkenkäfer in den Höhenlagen über 650 Metern nicht so gut gefalle, heißt es beim Institut für Waldschutz am Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg im Harz. Es habe dort zwar immer mal Borkenkäfer gegeben, aber keine Massenvermehrung. Doch Hitze und Dürren hätten immer wieder zu Trockenstress geführt, und durch Sturm umgeworfene und geschwächte Bäume würden leichte Angriffsflächen bilden. Aus Sicht der Niedersächsischen Landesforsten hat die gerade im Harz so verbreitete Fichte nur in Mischwäldern eine Zukunft. Aber der Waldumbau dauere lange. Deshalb lasse man erst einmal jede Fichte stehen, der es gut gehe. „Jeder lebende Fichtenbaum wirft noch Schatten, wir sind dankbar für jeden alten Baum, der noch ein paar Jahre durchhält.“


Doch nicht nur Wetter und Klima setzen den Wald unter Stress. Auch Freizeitsportler wie Mountainbiker oder Radler können vielfach das Leben im Wald stören. So berichtete jüngst die Wermelskirchener Forstgesellschaft, dass Mountainbiker in einem Waldstück über 350 frisch gepflanzte Bäume rausgerissen hätten, um ihren Trail anzulegen. Nicht selten würden Sportlerradler auch mit Baggern in den Wald fahren, um spezielle Wege mit Sprungschanzen und künstlichen Hügeln anzulegen. Hier wird offenbar kein Gedanke an den Schutz von Natur und Wildtieren verwendet. Und dass man sich an fremdem Eigentum vergreift, scheint manchem Übereifrigen auch nicht klar zu sein. Da fehlen einem fast die Worte.


Auch Hundebesitzer und Spaziergänger können im Wald zum Problem werden, wenn sie die ausgewiesenen Wege verlassen und Wild aufscheuchen. Manchmal geschieht so etwas ohne bösen Willen. Die Betreffenden wissen schlicht und einfach nicht, was sie wo dürfen. Hier will seit März 2020 der neu gegründete gemeinnützige Verein „Digitze the Planet e.V.“ Abhilfe schaffen. Sein Ziel ist die digitale Besucherlenkung für die Sport- und Freizeitnutzung der Natur. Er will so die Zusammenarbeit von Akteuren aus den Bereichen Naturschutz, Outdoor, Sport und Tourismus unterstützen. Dafür sammelt der gemeinnützige Verein auf internationaler Ebene Informationen zu Regeln und Gesetzen für die Nutzung in der Natur, strukturiert und digitalisiert sie. Ziel ist, auf Basis von Informationen verantwortungsvolles Handeln zu möglichen und Outdoor-Aktive bereits bei der Routenplanung auf die richtigen Wege und Gebiete zu lenken.


Gefahren durch Waldbrände steigen


Unseren Wäldern und den dort lebenden Wildtieren droht zunehmend noch eine andere Gefahr. Gemeint sind Waldbrände. Momentan im Sommer steigt das Risiko, durch Leichtsinn und Unachtsamkeit wie weggeworfene Zigarettenkippen oder auch durch Feuer im Freien große Brände auszulösen. Hinzu kommt eine klimatisch bedingte Erhöhung der Waldbrandgefahr – Stichwort lange Hitzeperioden und Trockenphasen. Forscher berichten jetzt in dem Fachmagazin „Nature Ecology & Evolution“, dass sich zwischen 2003 und 2023 die Häufigkeit und Intensität extremer Waldbrände auf der Erde etwa verdoppelt habe.


Für den ansteigenden Trend sind der Modellrechnung zufolge hauptsächlich die Wälder auf der Nordhalbkugel verantwortlich. So sei die Anzahl extremer Brände in Nadelwäldern in den gemäßigten Breiten um etwa das Elffache auf 67 im Jahr 2023 gestiegen. Die Forscher führen diese Entwicklung auf die vermehrten Trockenperioden infolge des Klimawandels zurück. Die Schäden gingen in die Milliarden, so die Wissenschaftler. Außerdem seien zahlreiche Opfer und Menschen in der Tier- und Pflanzenwelt zu beklagen. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler gehen einher mit den praktischen Erfahrungen, die jeder von uns in der heißen Sommerzeit machen kann. Viele Flächen, insbesondere Wälder, sind extrem trocken. Da genügt ein Funken, um unter Umständen verheerende Folgen anzurichten. Man kann nur hoffen, dass sich alle Naturliebhaber dessen gerade in den Hitzeperioden bewusst bleiben.


Zum Schluss ein inhaltlicher Ausblick auf die kommende Woche. Konkret geht es um Jagd und Jäger, Wild und Wald im Spiegel der Literatur im jeweiligen Zeitgeist und der Wirklichkeit. Von der Antike bis zur Urbanisierung, von der höfischen Gesellschaft bis hin zu aktuellen gesellschaftlichen Konflikten. In der nächsten Woche beginnen wir mit einer Serie in unserem Blog „natur+mensch“. Unser Autor Christoph Boll beschreibt „Jägerbilder“ in der Literatur im Spannungsbogen zwischen jeweiligem Zeitgeist und der jeweils entsprechenden gesellschaftlichen Wirklichkeit. Die Jagd ist so alt wie die Menschheit und hat ihren Niederschlag gefunden in allen künstlerischen Ausdrucksformen. Sie beschäftigt kreative Menschen seit der Höhlenmalerei in allen Facetten. Jagd und Jäger, Wild und Wald sind bedeutsam für das Leben der Menschen und mannigfach Motiv in Musik, fiktionaler Literatur, Film und bildender Kunst. Der Bogen wird von der Antike bis zur Urbanisierung mit aktuellen gesellschaftlichen Konflikten gespannt und wie sie sich in der Literatur spiegeln. „Jägerbilder I bis IV“ wird auch für Sie spannend zu lesen sein – so hoffen und erwarten wir es wenigstens.


Ich wünsche Ihnen eine gute, positive Woche und verbleibe mit den besten Grüßen

Ihr Jürgen Wermser

Redaktionsleitung/Koordination

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