In wenigen Wochen beginnt die Zeit der Gesellschaftsjagden. Nicht nur für die Jäger sind Herbst und Winter mit den Treibjagden auf Hase und Fasan sowie die Drückjagden auf Sau und Hirsch die Hochzeiten im Jahr
Auch die überwiegende Zahl ihrer vierläufigen Helfer haben in dieser Jahreszeit ihre meisten Einsätze. „Jagd ohne Hund ist Schund“, weiß ein geflügeltes Jägerwort. Das meint nicht nur, dass es einfacher ist, mit Bello und Bella, Waldi und Wutz der Beute nachzustellen. Für manche Jagdarten ist der Hundeeinsatz schlicht vorgeschrieben. Eine Nachsuche auf ein krank geschossenes oder verunfalltes Tier ist ohne den feinnasigen Helfer gar nicht möglich wäre. Und für einen Revierinhaber gilt ganz selbstverständlich, dass er einen qualifizierten Jagdhund zur Verfügung haben muss.
Die Partnerschaft von Mensch und Hund ist Jahrtausende alt. Schon etwa 10.000 v. Chr. hat der Mensch begonnen, Hunde bei der Jagd einzusetzen. Bereits damals gab es den domestizierten Wolf als Haushund. Schon früh sollte seine feine Nase dem Jäger das Beutemachen erleichtern. Mit ihr nimmt der Hund Witterung bis zu 100.000 Mal besser wahr als der Mensch. Er verwendet 40 Prozent seiner Gehirnleistung für die Verarbeitung von Gerüchen, der Mensch etwa drei bis fünf Prozent. Selbst aller technische Fortschritt vom Drohneneinsatz bis zum Gebrauch von Wärmebildgeräten ändert nichts daran, dass auch die heutige Jagd ohne Hund nicht denkbar ist. Ob man es Waidgerechtigkeit oder Tierschutz nennt, die Vierläufer sind unverzichtbar.
Der Urahn aller unserer heutigen hängeohrigen Jagdhunde ist der sogenannte Segusier, die Keltenbracke. Im Hubertushund (Bloodhound) und dem Juralaufhund finden wir ihn heute noch in reinster Form. Auf den Adelsjagden zu Pferd vor allem im 17. bis 19. Jahrhundert wurden große Hundemeuten eingesetzt. Die Einteilung und Zucht nach Rassen war im Mittelalter unbekannt. Auch wenn erste Jagdhundevereine in Deutschland bereits vor der Revolution des Jahres 1848 gegründet wurden, gibt es eine Reinzucht für klar definierte Verwendungsbereiche erst seit gut 100 Jahren. Ausgangspunkt war die 1879 gegründete Delegierten-Commission (DC). Sie formulierte Rassekennzeichen und organisierte das erste deutsche Hundestammbuch.
Klar definierte Standards
Als sie sich aber immer mehr dem Hundesport widmete, kam es zur Trennung und Gründung des „Verbandes der Vereine für Prüfung von Gebrauchshunden zur Jagd“ im Jahr 1899, dem heutigen Jagdgebrauchshundverband (JGHV). Er ist die Dachorganisation aller Jagdhund-Zucht- und -Prüfungsvereine. Ihr gemeinsames Ziel ist, die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der von ihnen betreuten Rassen sicherzustellen. Im Zentrum steht dabei die Wahrung und Optimierung der rassespezifischen jagdlichen Anlagen. Mancher Zuchtverein wie etwa der Deutsche Teckelklub und die Irish Setter vereint dabei neben den sogenannten Arbeitslinien auch die vorrangig am äußeren Erscheinungsbild orientierte Schönheitszucht in ihren Reihen. Stets werden Hunde, die klar definierten und dokumentierten Standards genügen, miteinander verpaart. Die Selektionskriterien sichern die Zuchttauglichkeit und sollen erbbedingte Krankheiten, genetische Defekte und körperliche Beeinträchtigungen ausschließen.
Für die recht verschiedenen Einsatz- und Aufgabenbereiche der Jagd haben sich im Laufe der Zeit jeweils Rassen entwickelt. Sie werden in verschiedenen Gruppen zusammengefasst. Da sind die Schweißhunde als Spezialisten auf der Krank-/Wundfährte des Wildes. Die Stöber- oder jagenden Hunde, die auch weit entfernt von ihrem Führer zuverlässig arbeiten, sind auf großflächigen Drückjagden ebenso unentbehrlich wie die Erdhunde, wenn es gilt, den Fuchs aus seinem Bau zu holen. Apportierhunde bringen sicher erlegtes Niederwild, auch wenn es außer Sicht verendet ist. Sie sind auf den herbst- und winterlichen Treibjagden ebenso oft zu sehen wie die Vorstehhunde, die oft als Vollgebrauchshunde bezeichnet werden. Das suggeriert ein wenig, es handele sich um Alleskönner. Was natürlich Quatsch ist. Aber firme Draht-, Kurz- und Stichelhaar, Münsterländer und Weimaraner zeigen sicher das sich drückende Wild an, bringen es nach dem Schuss und lassen sich auch auf der Schweißfährte einarbeiten.
Überhaupt haben die drastischen Veränderungen der jagdlichen Verhältnisse die bis heute gültige Einteilung massiv beeinflusst. Viele Bracken arbeiten nicht mehr im klassischen rassetypischen Sinne, sondern arbeiten als Nachsuchenhunde. Mancher Erdhund sieht nie im Leben einen Fuchsbau, sondern stöbert. Ähnliches gilt für Vorstehhunde, die im niederwildarm gewordenen Feld deutlich weniger Arbeit finden als noch vor einigen Jahrzehnten.
Einsetzbar aber ist der vierläufige Helfer nur, wenn er zuvor seine Brauchbarkeit nachgewiesen hat. Dies geschieht in einer Prüfung nach den Richtlinien des jeweiligen Bundeslandes oder nach den Ordnungen des JGHV oder der Zuchtvereine. Wer mit einem nicht als „brauchbar“ anerkannten Jagdhund krankes Wild nachsucht, begeht ebenso eine Ordnungswidrigkeit wie derjenige, der ohne anerkannt brauchbaren Vierbeiner auf Wasserwild jagt. Letztlich gilt: Ohne firmen Hund würde die Jagd vor die Hunde gehen.
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