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Wie sich Öko-Regelungen für Bauern verbessern lassen

Christian Urlage

Für Öko-Regelungen steht in Deutschland pro Jahr eine Milliarde Euro für Landwirte zur Verfügung. Aber nicht alle Gelder werden abgerufen. Wissenschaftler des Thünen-Instituts haben die Gründe analysiert


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Blühstreifen
Foto: Jan Freese / pixelio.de

Wenn Landwirte Grasstreifen nicht mähen oder beweiden, ihren Acker brach liegen lassen und wenn sie neben dem Acker Platz für Blühstreifen lassen, tragen sie damit zum Umwelt- und Klimaschutz bei. Für diese und andere Maßnahmen erhalten sie zu Recht eine Vergütung. Das sehen die Öko-Regelungen in der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union vor. Aber diese Regelungen müssen klar und planbar, unkompliziert und unbürokratisch, kurz: praxistauglich sein. Zu hohe Auflagen für zu wenig Geld schrecken die Bauern ab.


Seit 2023 stehen für die Öko-Regelungen in Deutschland immerhin rund eine Milliarde Euro im Jahr bereit. Bisher haben die Höfe diese Mittel jedoch weniger genutzt als geplant, wie das Thünen-Institut feststellt. Bauern beantragten deutlich weniger Mittel für Flächen als erwartet, mit einer Ausnahme: der Förderung von artenreichem Dauergrünland, die mehr als 40 Prozent aller Auszahlungen für Öko-Regelungen ausmachte. In einem Forschungsprojekt, beauftragt vom Bundesagrarministerium, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gründe für die geringe Akzeptanz.


2023 nahm ein Drittel aller Betriebe an einer Öko-Regelung teil


Sie werteten dafür die Daten aus Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen (mit Hamburg und Bremen) und Rheinland-Pfalz aus – was 46 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland entspricht. 2023 nahm nur ein Drittel aller Betriebe an einer Öko-Regelung teil. Im Folgejahr stieg die Teilnahme auf immerhin 56 Prozent. Im ersten Jahr waren laut Thünen-Institut die Startbedingungen erschwert: Die Öko-Regelungen wurden mitten im Anbaujahr eingeführt, was zu spät war. Zudem akzeptieren Bauern neue Förderinstrumente generell zunächst zurückhaltend – ihre Einführung braucht Zeit.


Ein politisches Ereignis, der Ukraine-Krieg, beeinflusste auch den Agrarbereich. Er führte dazu, dass zwar die Erlöse in der Landwirtschaft stiegen, aber zugleich die Planungssicherheit abnahm. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten auch fest, dass große Betriebe öfter die Öko-Regelungen in Anspruch nehmen als kleine. Und dass rinder- und schafhaltende Betriebe (ohne Milchviehbetriebe) die Öko-Regelungen vergleichsweise stark in Anspruch nehmen. Das gilt wenig überraschend auch für ökologisch wirtschaftende Betriebe, die sich stärker beteiligten als konventionelle.


Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Öko-Regelungen


In seiner Studie listet das Thünen-Institut eine Reihe von Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Öko-Regelungen auf. Es rät, Änderungen an bestehenden Öko-Regelungen auf technische Fehler und markante Hemmnisse zu beschränken. Vorteilhaft für die Umwelt sei es, Öko-Regelungen über mehrere Jahre am selben Standort umzusetzen. Dies könne durch eine mehrjährige Verpflichtung oder eine besondere Honorierung geschehen.


Vor allem in der Startphase neuer Maßnahmen sollten die Kosten für das Management, die Transformation und das Risiko in die Höhe der Prämien einfließen, raten die Wissenschaftler des Thünen-Instituts. Maßnahmen, die pro Betrieb nur wenig gefördert werden, werden auch nur wenig in Anspruch genommen. Daher empfehlen die Experten eine Mindestförderhöhe je Betrieb. Eine Software für den Agrarantrag, die Landwirte und Landwirtinnen unterstützt, halten sie ebenfalls für hilfreich.

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